ZWANZIG
Giselle Vanderburg hatte sich in dem Hochhaus eine Wohnung eingerichtet, in der sie sich mit Kunden traf, die nicht in ihrem Maklerbüro gesehen werden wollten. Aus diesem Grund glich das vordere Zimmer einem Zwitter aus Wohnzimmer und Büro. Auf der einen Seite standen ein dunkelbrauner Schreibtisch mit zwei bequemen Drehsesseln sowie ein antiker Schrank, auf der anderen eine weiße Ledercouch und ein Couchtisch aus Glas, dessen Fuß aus einem nackten, auf dem Rücken liegenden jungen Mann aus Bronze bestand, der die Platte mit den Händen und einem Knie hielt. Das andere Knie war nur leicht angewinkelt und gab den Blick auf das frei, was ein männliches Wesen von einer Frau unterschied.
Während Sedersen sich umsah, trat Giselle Vanderburg an den Schrank, in dem ein Fernsehgerät und eine kleine Bar untergebracht waren, nahm zwei Gläser aus einem Fach und füllte eines mit Cognac und das andere mit Likör.
»Auf Ihr Wohl, Herr Sedersen!«
»Auf das Ihre, Giselle!« Er trank, stellte das Glas ab und zog die Frau mit einem raschen Griff an sich.
Für so stürmisch hatte sie diesen Verehrer nicht gehalten und setzte daher jene strenge Miene auf, mit der sie schon den einen oder anderen zudringlichen Mann in seine Schranken verwiesen hatte.
»Wenn Sie mir das Kleid zerreißen, dann …«
»… bekommen Sie ein neues!« Sedersens Erregung war zu groß, um sich noch beherrschen zu können. Er packte ihr Kleid am Dekolleté und riss es mit einem heftigen Ruck auf. Darunter trug Giselle einen fleischfarbigen BH, der nun ebenfalls unter seinen Händen entzweiging. Als Sedersen ihr auch noch die Reste des Kleides und das Höschen vom Leib fetzte, fragte Giselle sich, ob sie seinen Charakter falsch eingeschätzt hatte. Bis jetzt hatte sie ihn für einen Kavalier gehalten, doch was er jetzt mit ihr machte, kam einer halben Vergewaltigung gleich.
»Wenn Sie sich nicht benehmen können, wird aus uns nichts werden«, fauchte sie empört.
Sie brachte Sedersen damit so weit zur Vernunft, dass er nicht auf der Stelle über sie herfiel. Dafür sah er sie fragend an. »Ich dachte, Sie wollten es?«
»Natürlich will ich mit Ihnen ins Bett – oder sagen wir besser: mit dir! Nahe genug kennen wir uns ja bereits, um du zueinander sagen zu können.«
Sedersen betrachtete die nackte Frau und grinste. »Ich glaube, das kann man so sagen.« Ruhiger geworden streckte er die rechte Hand aus und berührte ihre Brüste. Diese waren nicht übermäßig groß, aber fest, und als er über die rosa angehauchten Spitzen strich, federten diese nach.
»So ist es besser«, lobte sie ihn und wies dann auf eine Tür am Ende des Raumes.
»Jetzt sollten wir wirklich ins Bett gehen.« Sie fasste nach seiner Hand und zog ihn mit sich. Das andere Zimmer glich einem Traum. Der Schrank, die Anrichte und das Bett waren mit Blattgold überzogen, und die Bettvorleger und die Bettwäsche waren ebenfalls goldfarben.
Diesen Anblick hatte Giselle Vanderburg bisher nur wenigen Männern gegönnt. Doch zumindest eines ihrer besten Geschäfte hatte sie hier zu einem guten Ende bringen können. Das Geschäft aber, auf das sie jetzt zusteuerte, würde alles andere in den Schatten stellen. Mit einem Gefühl innerlichen Triumphes wandte sie sich Sedersen zu und begann, sein Jackett aufzuknöpfen.
»Wenn wir es so machen, wie ich es will, wird es länger und viel schöner sein«, sagte sie schmeichelnd und hoffte, sich diesen Mann genauso unterwerfen zu können wie die anderen vor ihm.
Sedersen keuchte bei der Berührung und krampfte gleichzeitig die Finger seiner Rechten um das Handy. Am liebsten hätte er den Knopf jetzt gedrückt, um sich voll und ganz seiner Partnerin widmen zu können. Doch dann kam ihm ein Gedanke, der ihn stärker elektrisierte als alles vorher.
»Mach weiter!«, forderte er die Frau auf.
Giselle streifte ihm das Jackett ab und ging dann zum Hemd über. Während sie Knopf für Knopf öffnete, küsste sie seinen durchtrainierten Körper und kam dabei immer tiefer. Kurz darauf segelte das Hemd zu Boden, und ihre Hände öffneten den Reißverschluss seiner Hose. Sein Penis war hart wie Stein und zuckte, als ihre Finger darüberstrichen. Sie glaubte schon an eine vorzeitige Ejakulation und befürchtete, er werde einige Zeit brauchen, bis er wieder in der Lage wäre, sie zu befriedigen. Dabei brannte sie selbst so lichterloh, dass sie ihn am liebsten auf das Bett gezogen hätte. Doch wenn sie Macht über ihn gewinnen wollte, musste sie behutsam vorgehen und vor allem dafür sorgen, dass er diese Stunde niemals vergaß.
Als sie seine Unterhose nach unten zog und sein Glied freilegte, ragte es kampfbereit nach vorne und schien nur darauf zu warten, in sie einzudringen. Erleichtert glitt sie nieder und hinterließ mit ihrer Zunge eine feuchte Spur auf seinem Bauch. Dann schnappte ihr Mund zu, und sie hörte, wie er vor Lust aufschrie. Auf diese Weise hatte sie letztens einen Mann befriedigt, den sie nicht noch näher an sich hatte herankommen lassen wollen. Sedersen hingegen wollte sie nur noch einmal aufheizen, bevor es richtig zur Sache ging. Daher hörte sie schnell wieder auf und zog ihn in Richtung Bett. Dabei sah sie, dass er ein kleines schwarzes Mobiltelefon in der rechten Hand hielt.
»Das brauchst du doch jetzt nicht«, sagte sie und versuchte es ihm abzunehmen. Er stieß sie jedoch unerwartet heftig zurück.
Bis jetzt hatte Sedersen sich ihrer Führung überlassen, doch nun ergriff er selbst die Initiative. Er drückte sie auf die weiche Matratze und schob sich zwischen ihre Beine.
Ihre Augen funkelten, als er in sie eindrang, und sie fühlte ihren ersten Orgasmus bereits kommen, kaum dass er sein Becken ein paarmal hin und her bewegt hatte.
Sedersen hörte seine Partnerin stöhnen und fühlte, wie sie ihm die Finger wie Krallen in den Rücken schlug. Der Schmerz verstärkte nur seine Lust, und seine Bewegungen wurden schneller und härter. Seine Anspannung war jedoch so groß, dass es eine schier endlose Zeit dauerte, bis ein Ziehen in seinen Lenden ankündigte, dass er gleich kommen würde.
Im dem Augenblick, in dem er sich in die Frau ergoss, drückte er mit dem Daumen der Rechten den Zündknopf des Handys und steigerte damit seinen Orgasmus in einer Weise, dass er es kaum mehr zu ertragen glaubte.