ZEHN
Beim ersten Alarmruf hatte Sedersen sich voller Panik in seine Zimmerflucht zurückgezogen und hinter sich zugesperrt. Erst nach einer Weile fiel ihm sein Wundergewehr ein, und er starb beinahe bei dem Gedanken, diese Kommandoaktion könnte der Beschaffung dieser Waffe dienen. Daher war er überaus erleichtert, als er hörte, dass die Eindringlinge gefasst worden waren. Mit festen Schritten, um nicht zu zeigen, wie sehr er eben noch gezittert hatte, verließ er sein Zimmer und stieg nach unten. Immer noch überlief es ihn heiß und kalt bei der Vorstellung, was alles hätte passieren können. Obwohl zehn Mann aus Eegendonks Truppe eingeteilt worden waren, das Gelände und die Gebäude unter Kontrolle zu halten, und die technische Sicherheitsausrüstung Hunderttausende gekostet hatte, war es zwei Personen gelungen, unbemerkt einzudringen. Kochend vor Wut betrat er den Keller und blieb vor den Gefangenen stehen.
Rechmann trat an seine Seite. Sein Gesicht glänzte wie das eines zufriedenen Kleinkindes, doch seine Stimme verriet die Anspannung. »Das sind die zwei, die schon in Breda Ärger gemacht haben. Wie es aussieht, sind sie Eegendonks Leuten gefolgt. Wir können von Glück sagen, dass wir sie erwischt haben.«
»Das ist schon der zweite Fehler, den Eegendonk und seine Kerle gemacht haben. Ich frage mich, was in dieser angeblichen Militärakademie in Breda überhaupt gelehrt worden ist!« Sedersens Stimme klang schneidend.
Da Eegendonk in den Niederlanden weilte, antwortete Maart an dessen Stelle. »Ich weiß nicht, wie das geschehen konnte. Wir haben bestimmt keinen Fehler gemacht! Dennoch muss uns irgendjemand auf die Spur gekommen sein.
Sedersen winkte verächtlich ab. »Nichts als Geschwätz! Ihr solltet euch besser am Riemen reißen. Ich kann keine holländischen Touristen auf Ausflugsfahrt brauchen.«
»Müssen wir uns das gefallen lassen?«, rief einer der Niederländer empört.
Maart kaute auf den Lippen herum, traute sich aber nicht, etwas zu erwidern. Ihm war klar, dass sein Anführer vorerst mehr auf Sedersen angewiesen war als dieser auf ihn. Daher schluckte er die Beleidigung und trat einen Schritt zurück. »Wenn Sie erlauben, schaue ich nach oben und kontrollierte alle Wachhabenden, um herauszufinden, wie die Eindringlinge ins Haus gekommen sind.«
»Tun Sie das«, antwortete Sedersen. »Verdoppeln und verdreifachen Sie die Posten. Hier darf keine Maus mehr raus oder rein ohne meine Erlaubnis.«
»Jawohl!« Maart salutierte vor Sedersen wie vor einem Offizier und entfernte sich im Laufschritt. Ein Trupp seiner Männer folgte ihm. In Gedanken drehten die Niederländer dem arroganten Deutschen jedoch den Hals um. Es machte sie wütend, von diesem aufgeblasenen Wicht abhängig zu sein, der nicht einmal einer der Ihren war. Doch wenn er sie fortschickte, mussten sie mit eingezogenen Schwänzen nach Hause fahren und wieder als Mechaniker oder Hilfsarbeiter anfangen, und dazu hatte keiner von ihnen Lust.
»Die zwei wollen nicht reden«, erklärte Rechmann unterdessen seinem Chef.
»Dann bringe sie dazu! Ich muss wissen, wer sie geschickt hat.«
»Wir sperren sie in den hinteren Keller. Der hat nicht einmal ein Schachtfenster, aber ebenfalls eine Feuerschutztür.«
Als Sedersen nickte, wies Rechmann seine Männer an, Henriette und Torsten die Hände auf den Rücken zu fesseln und sie in den anderen Keller zu schaffen. Er steckte sich Torstens Schweizer Pistole in den Hosenbund und folgte ihnen scheinbar ruhig und selbstzufrieden.