EINUNDZWANZIG

Als Henriette aus dem Keller kam, riss sie Torsten aus seinem Grübeln. Sie hatte sich gewaschen und das einzig vorhandene Handtuch um die Hüfte gebunden, damit sie nicht ganz nackt herumlaufen musste. Trotzdem zeigte sie noch genug blanke Haut, so dass Torsten die Abschürfungen und Blutergüsse sehen konnte, die sie sich im Churchillbecken zugezogen hatte.

Durch die Zähne pfeifend trat er auf sie zu. »Da werden wir was tun müssen! Das Wasser im Hafen ist eine Giftbrühe, und wir müssen verhindern, dass sich Ihre Verletzungen entzünden. Warten Sie, ich wasche mich nur rasch, und dann sehe ich, was im Erste-Hilfe-Schrank zu finden ist.«

»Ich werfe Ihnen unser Handtuch hinunter, sobald Sie unten sind!«

»Das Vier Jahreszeiten ist dieser Unterschlupf nicht gerade. Ich hätte Wagner darauf ansprechen sollen, dass wir ein besseres Quartier brauchen.«

Henriette winkte ab. »So schlimm ist es auch nicht. Wir müssen uns nur ein paar Sachen besorgen. Oder wollen Sie mit blanker Haut in Ihre Jeans steigen?«

Torsten lachte auf und ging zur Falltür. »Vorher sollten wir noch ein paar Stunden schlafen. Warten Sie, bis ich Sie verarztet habe. Sonst wachen Sie sehr abrupt auf, wenn ich Ihnen Jod auf Ihre Verletzungen pinsele.«

Mit den Worten stieg er hinab, und Henriette hörte, wie er Wasser in das Becken einließ. Sie löste das Handtuch und warf es erst einmal auf die Couch. Dann schlüpfte sie in einen frischen Slip und streifte ein Hemdchen über. Kurz überlegte sie, ob sie schon den einzigen Schlafanzug anziehen sollte, den sie gerettet hatte, verwarf den Gedanken jedoch wieder, denn sie wollte warten, bis Renk sie verpflastert hatte.

Obwohl Torsten sich beeilte, war Henriette bereits im Sitzen weggedämmert. Als er sie am Arm berührte, schreckte sie aus einem Alptraum hoch, in dem sie gerade von einem riesigen Schiff gegen die Hafenmauer gedrückt und zerquetscht wurde.

»Schon fertig?«, murmelte sie schlaftrunken und sah jetzt, dass er sich ebenfalls das Handtuch um die Hüften gewickelt hatte. Auch hatte er bereits den Verbandskasten aus dem Schrank geholt und zeigte ihr nun zwei Tuben.

»Flüssiges Jod haben wir hier nicht, dafür aber Jodsalbe und ein anderes Zeug, das gegen Blutergüsse und Ähnliches helfen soll. Legen Sie sich hin und zeigen Sie mir, wo es Ihnen wehtut.«

»Vor allem da hinten«, sagte Henriette und zeigte dabei mit der rechten Hand auf ihre linke Schulter.

»Dann fangen wir dort an!« Er presste Salbe auf ein steriles Tuch und trug diese vorsichtig auf. Trotzdem stöhnte Henriette auf.

»Tut mir leid«, entschuldigte er sich.

»Sicher nicht so leid wie mir selbst.« Henriette versuchte zu lächeln, aber es wurde nur eine Grimasse daraus. »Es ärgert mich, dass ich Ihnen solche Umstände mache. Ich hätte klüger sein und wegschwimmen sollen, als das Schiff auf mich zugekommen ist.«

»Dafür hätten Sie das Kommunikationskabel abkoppeln müssen, und dann hätte ich Sie in der aufgewühlten Schlammbrühe nicht wiedergefunden. Sie haben Ihre Sache ausgezeichnet gemacht, Leutnant. Wenn jemand Schuld an diesem Desaster hat, dann bin ich es, weil ich Sie in diese gefährliche Situation gebracht habe.«

Während sie sich scherzhaft stritten, wer mehr Schuld an der Situation trug, arbeitete Torsten weiter und versorgte alle Verletzungen, die er sehen konnte. »Tut sonst noch was weh?«, fragte er, als er damit fertig war.

Henriette wollte schon den Kopf schütteln, sagte sich dann aber, dass übertriebene Schamhaftigkeit fehl am Platz war, wenn sie so bald wie möglich wieder einsatzfähig sein sollte.

»Hier oben am Bein ist noch etwas und noch höher ebenfalls. « Mit diesen Worten zog sie ihren Slip nach unten, so dass Torsten zwei gut geformte Pobacken vor sich sah. Eine davon wurde allerdings durch einen hässlichen Bluterguss entstellt.

»In den nächsten Tagen sollte keiner auf den Gedanken kommen, Ihnen auf den Hintern zu klopfen. Ich glaube, dem fahren Sie mit sämtlichen Krallen ins Gesicht.« Torsten lachte ein wenig gezwungen, denn seine Begleiterin war wirklich eine schöne Frau. In dem Augenblick war er froh um das Handtuch, das er umgelegt hatte, denn sein Körper reagierte auf sie. Wäre sie nicht seine Kollegin und hätte er sie an anderer Stelle kennengelernt, wäre er in Versuchung gekommen.

Er schalt sich einen Idioten. Für Leutnant von Tarow war er nicht mehr als ein vorgesetzter Offizier. Auch hatte sie ihr Höschen nicht hinuntergezogen, um ihn sexuell zu reizen, sondern weil sie sich dort einen argen Pferdekuss zugezogen hatte, der dringend behandelt werden musste.

Die geheime Waffe
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