DREIZEHN

Sedersen ließ sich von Jef van der Bovenkant einen doppelten Cognac servieren, bevor er sich seinen engsten Vertrauten zuwandte. Dabei bemerkte er, dass er noch immer die verkohlten Reste der Pläne des SG21 in der Hand hielt. Angewidert ließ er sie fallen und forderte Jef auf, ihm ein sauberes Tuch zu bringen.

»Wie konnte das nur passieren? Wir haben doch alle Spuren gut verwischt!«, fragte er Rechmann sichtlich niedergeschlagen, während er sich die Rußspuren von den Händen rieb.

»Jetzt nur keine Panik, Chef«, erklärte sein Stellvertreter mit mühsam erkämpfter Gelassenheit. »Hätten die deutschen Behörden gewusst, dass wir hinter dem Ganzen stecken, hätten sie nicht bloß die beiden Schnüffler geschickt. Die vermuten zwar was, halten aber nicht den Fetzen eines Beweises in der Hand.«

»Und wie sollen wir weiter vorgehen?«

»Ich sagte es schon: weitermachen und die Schlagzahl erhöhen! Übermorgen wird Gaston van Houdebrinck beerdigt. Wie es hieß, wird die gesamte königliche Familie dort anwesend sein. Eine bessere Gelegenheit, diese Sippschaft auf einen Schlag zu erledigen, werden wir so schnell nicht mehr bekommen.«

Während Sedersen wieder Hoffnung schöpfte, zuckte Jef van der Bovenkant zusammen. In seinen aktiven Tagen bei der Flämischen Faust hatten er und seine Kameraden wüste Parolen gegen den Staat Belgien, gegen die Wallonen und gegen alle Ausländer gebrüllt, den König aber stets ausgenommen. Seinetwegen hätte Albert II. sogar König von Flandern bleiben können. Er erinnerte sich daran, dass er als Kind in der Schule gelobt worden war, weil er einen schönen Aufsatz über den Sinn der Monarchie in Belgien geschrieben hatte. Als Belohnung hatte er sogar Schloss Laeken, den Wohnsitz der Königsfamilie, besuchen dürfen.

Als er nun Sedersen und dessen deutschen Handlanger über König Albert, seine Frau und deren Nachkommen reden hörte, als wären sie Ungeziefer, das es zu vernichten galt, bäumte sich alles in ihm auf. Das waren keine Menschen mehr, sondern Monster! Wieder tauchten die Toten des Überfalls auf die Bahnlinie und die ermordeten Kinder in Lauw vor seinem inneren Auge auf, und er fragte sich, wieso er sich mit solchen Leuten eingelassen hatte. Natürlich war er immer noch für ein freies Flandern, aber er wollte das Land nicht diesen Ungeheuern ausgeliefert sehen. Alles in ihm drängte danach, Sedersen und Rechmann zur Rede zu stellen. Er begriff jedoch, dass er sich nichts anmerken lassen durfte, wenn er nicht als Verräter liquidiert werden wollte. Nur wenn er weiter den Trottel für die Kerle spielte, hatte er eine Chance, Albert II. zu warnen. Dafür brauchte er nur ein Telefon und ein paar Minuten Zeit.

Noch während er sich in Gedanken die Worte zurechtlegte, fiel ihm ein, dass er den König nicht einfach anrufen konnte. Weder kannte er die Nummer, unter der Schloss Laeken zu erreichen war, noch eine Person, die er informieren konnte. Wenn er aber die ihm bekannten flämischen Behörden anrief, lief er Gefahr, auf einen Anhänger Zwengels zu treffen, der seine Warnung sofort an Sedersen weitergab.

Trotzdem wollte er einen Weg suchen, dieses Verbrechen zu verhindern. Wenn der König und der Kronprinz starben, gab es niemanden mehr, der mäßigend auf die Menschen in seinem Heimatland einwirken konnte. In dem Chaos, das dann zwangsläufig entstand, würden Männer wie Sedersen, Zwengel und Eegendonk ihre Ziele erst recht mit brutaler Gewalt verfolgen und dem flämischen Volk eine Regierung aufzwingen, die es wahrlich nicht verdient hatte.

Während Jef van der Bovenkant verzweifelt überlegte, wie er den König retten konnte, berieten die Männer, die er bedienen musste, wie der Anschlag durchzuführen sei, ohne auf den jungen Flamen zu achten. Der war für sie nicht mehr als ein Möbelstück, das man benutzte und sofort wieder vergaß. Bisher hatte Jef sich deswegen geärgert, nun aber war er froh darüber.

Als Alarm gegeben worden war, hatte man ihn mit einem lächerlichen Auftrag in die Küche geschickt, neben der sich seine Kammer befand, und daher hatte er nicht mitbekommen, was die Ursache für den ganzen Lärm gewesen war. Aber als sich Sedersen und Rechmann nun über ihre beiden Gefangenen unterhielten, machte er sich seine eigenen Gedanken.

Die geheime Waffe
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