ELF
Bei Henriettes Warnruf rissen Torsten und Pissenlit ihre MPs hoch und feuerten, bevor sie wussten, was überhaupt los war. Eegendonk spürte, wie er getroffen wurde, und zog seinerseits den Abzugbügel durch.
»Ich muss den König erwischen«, durchzuckte es ihn. Wenn ihm das gelang, wäre ihm der ersehnte Eintrag in die Geschichtsbücher sicher.
Dies war sein letzter Gedanke, denn mittlerweile schossen die restlichen Soldaten aus allen Rohren auf ihn. Die Maschinenpistole wurde Eegendonk zu schwer. Er ließ sie fallen und sah, wie die Treppenstufen immer näher kamen. Dann war es vorbei.
Pissenlit hörte erst auf zu schießen, als sein Magazin leer war. Mit wachsbleicher Miene sah er auf den König, dem Henriette und Königin Paola, die eben aus dem Keller gekommen war, gerade auf die Beine halfen, und blies dann die Luft aus den Lungen. »Das war verdammt knapp! Eure Majestät, ich glaube, es ist das Beste, wenn wir Sie mit einem Panzer evakuieren, bevor noch so ein Idiot auf den Gedanken kommt, Sie erschießen zu wollen. Und ihr da durchsucht verdammt noch mal den ganzen Palast. Schaut dabei in jede Ecke und in jeden Kamin. Wehe, es entkommt euch einer von dieser Mörderbande!«
Der letzte Befehl galt den Soldaten, die erschrocken herbeigeeilt waren. Danach reichte Pissenlit dem König den Arm und führte ihn hinaus, während vier seiner Männer Albert II. mit ihren Körpern deckten und gleichzeitig die Waffen im Anschlag hielten.
Das Gleiche machten andere Sicherheitsbeamte mit Königin Paola und den restlichen Mitgliedern der königlichen Familie.
Während die belgischen Soldaten begannen, den Palast mit sämtlichen Nebengebäuden und den gesamten Park zu durchsuchen, blieben Torsten und Henriette für einen Moment allein in der Eingangshalle zurück.
»Ich freue mich, dass Sie mit halbwegs heiler Haut davongekommen sind, Leutnant. Ich habe mir große Sorgen um Sie gemacht.«
»Und ich mir um Sie! Kommen Sie zu dem Verbandskasten da drüben. Ich versorge Sie erst einmal.«
Torsten wollte schon abwehren, ließ sich dann aber zu der Nische ziehen und sah stumm zu, wie Henriette ihm mehrere sterile Mullkompressen auf die Schulter und den Rücken klebte und auch seine Hand frisch verpflasterte.
Als er sein schon arg beschädigtes Oberteil wieder überzog, huschte ein schmerzerfüllter Ausdruck über sein Gesicht. Henriette wollte schon sagen, dass er besser bei einem Arzt aufgehoben sei, verkniff es sich aber. Stattdessen lächelte sie. »Was machen wir jetzt? Hier sind wir überflüssig.«
»Ich habe ehrlich gesagt Hunger. Wollen wir sehen, ob wir in der Gegend ein offenes Lokal finden? In der Avenue de la Reine gab es weiter unten einen türkischen Imbiss, den ich bei meinem letzten Besuch in Brüssel gar nicht mal so schlecht fand.«
»Eine gute Idee«, fand Henriette und hakte sich auf seiner gesunden Seite ein.