NEUN

Die Polizisten sperrten Torsten Renk in eine Arrestzelle und ließen ihn dort schmoren. Zuerst versuchte er noch, mit ihnen zu reden, gab es dann aber auf, weil Sven ihm einen Knebel androhte, wenn er nicht den Mund hielt.

Torsten verfiel in Schweigen und haderte mit sich selbst. Den Auftrag hatte er wahrlich verbockt. Wagner würde ihm den Kopf rasieren, und Petras Reaktion mochte er sich nicht einmal vorstellen. Sie hatte präzise eruiert, wer als Nächster auf der Todesliste gestanden hatte, und anstatt den Mord zu verhindern oder wenigstens den Täter dingfest zu machen, saß er hier in diesem kahlen Raum, in dem es nur ein schmales Bett und eine Toilette ohne jeden Sichtschutz gab.

Irgendwann war Torsten zu müde, um weiter nachdenken zu können. Er legte sich auf die Pritsche, zog die dünne Wolldecke über sich und schlief sofort ein. Daher bekam er nicht mit, wie in der Polizeiwache Alarm gegeben wurde. Sven und sein Kollege stürmten zur Tür hinaus und rasten mit dem Streifenwagen davon. Dabei fuhren sie kaum weniger schnell durch die Ortschaften als Torsten, doch diesmal warnten Blaulicht und Sirene die anderen Verkehrsteilnehmer, ihnen in die Quere zu kommen.

Einige Zeit später kehrten die Polizisten zurück. Die Blicke, mit denen sie die Tür bedachten, hinter der Torsten eingesperrt war, sprachen Bände. Trotzdem ließen sie ihn in Ruhe, denn das war eine Sache, die weit über ihre Kompetenzen hinausging. Sie warteten auf die Kriminalpolizisten aus Lingen, die den Mord an dem Müllkönig übernehmen würden, und freuten sich, ihren Kollegen auch gleich einen Verdächtigen präsentieren zu können.

Der zornige Sven gab am Telefon Torstens Daten nach Lingen durch und legte auch dessen Ausweis auf den Fotokopierer, um die Kopie als Fax an seine vorgesetzte Stelle zu schicken.

»Ein gefährlicher Bursche«, sprach er aufgeregt ins Telefon. »Er hatte eine Spezialpistole bei sich und hätte sich wahrscheinlich den Weg freigeschossen und eines der unversehrten Autos gekapert, wenn wir nicht rechtzeitig eingeschritten wären. Wir können von Glück sagen, dass nicht mehr passiert ist. Meine Nichte, die in dem gerammten Auto gesessen ist, hat Gott sei Dank nur ein paar Prellungen und eine Platzwunde davongetragen, und ihr Bräutigam ist auch in Ordnung. Es ist schon eine Sauerei, ausgerechnet bei der eigenen Hochzeit auf so einen Schweinehund zu treffen. Wenn ich nur an die Angst denke, die das arme Mädchen ausgestanden hat.«

Sein Kollege verdrehte ein wenig die Augen. Auch der Mann am anderen Hörer schien Svens Bericht nicht ganz ernst zu nehmen, denn er unterbrach dessen Redeschwall: »Wir werden uns um den Fall kümmern.« Ohne ein weiteres Wort legte er auf.

»Arrogantes Arschloch!«, knurrte Sven und drehte sich zu seinem Kollegen um. »Wir werden uns darum kümmern! Als hätten wir nicht schon die ganze Drecksarbeit erledigt. Ein Mord ist geschehen, und wir haben den Mörder. Punkt!«

»Wenn du das sagst, wird es schon stimmen.« Sein Kollege kannte ihn gut genug, um zu wissen, wann es sinnlos war, ihm zu widersprechen. Er war sich nicht so sicher, dass Renk der Mörder des Müllkönigs war. In dem Fall hätte dieser sich gewiss nicht von den Hochzeitsgästen aufhalten lassen, sondern die Leute mit seiner Pistole bedroht und sich den schnellsten Wagen und mindestens eine Geisel geschnappt.

Die geheime Waffe
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