EINUNDZWANZIG

Rechmann trat einen Schritt zurück und betrachtete den Kleinbus kritisch, konnte jedoch keinen Makel entdecken. Mit einem zufriedenen Lächeln drehte er sich zu Sedersen um. »Diesmal haben Eegendonks Käseköpfe ordentliche Arbeit geleistet. Aber es war auch nicht gerade schwierig, einen Transporter mit zwei Mann aufzuhalten und zu kapern. Der Kasten hier ist sogar die gleiche Marke wie der, den ich präpariert habe, die Aufschrift stimmt, und die Kennzeichen sind original. Da fällt auch dem misstrauischsten Bullen nichts auf. So, jetzt können die Jungs die Kränze verstauen. Seid aber vorsichtig! «

Das Letzte galt mehreren Männern aus Dunkers Trupp, die gerade begannen, die erbeuteten Trauerkränze in den hellgrün gestrichenen Kleinbus umzuladen.

»Wie willst du die Königsfamilie ins Jenseits befördern?« Obwohl Sedersen sich im Allgemeinen nicht um die Einzelheiten von Rechmanns Plänen kümmerte, wollte er diesmal nicht im Unklaren gelassen werden.

Sein Leibwächter zeigte sein berüchtigtes Babygrinsen. »In dem Kasten ist genug Sprengstoff, um einen Wolkenkratzer in die Luft zu jagen, und zwischen den einzelnen Sprengstoffpaketen haben wir Beutel mit Nägeln verstaut. Bevor das Zeug hochgeht, werden die Seitenwände des Transporters durch kleinere Ladungen abgesprengt. Dann sausen die Nägel wie Schrotkugeln durch die Luft. Die Bombe wirkt in einem Radius von gut dreißig Metern absolut tödlich und wird noch im Umkreis von mehr als einhundert Metern Leute verletzen oder sogar töten.

Ich habe die Pläne des Friedhofs von Berendrecht genau studiert. Wenn ich den Wagen mit der Bombe auf dem Parkplatz neben dem Eingang abstellen kann, wird die ganze königliche Familie mit einer Menge weiterer Trauergäste hopsgehen. Damit sind wir auf einen Schlag auch die flämischen Politiker und Wirtschaftsbosse los, die uns jetzt noch im Weg stehen.«

Rechmann klang so selbstgefällig, dass Sedersen die Faust in der Tasche ballte. Sein früherer Leibwächter, den er zu seiner rechten Hand gemacht hatte, tat auf einmal so, als wäre er der Kopf ihrer Vereinigung. Gleichzeitig aber musste er Rechmanns Planungen Anerkennung zollen. Dieses Attentat würde Belgien zerreißen und Flandern in eine Krise stürzen, die er aufgrund seiner Vorbereitungen ausnützen konnte, um an die Macht zu gelangen.

Daher zwang Sedersen sich, eine freundliche Miene aufzusetzen, und klopfte Rechmann auf die Schulter. »Ihre Idee ist bestechend! Ich habe nur die Sorge, dass Sie mit dem Wagen nicht durchkommen. Die Gegend um den Friedhof herum wird besonders scharf überwacht.«

»Mir wird schon etwas einfallen, Chef!« Rechmann klang amüsiert. Wie es aussah, beging auch Sedersen den Fehler, ihn zu unterschätzen. Dabei waren Pläne, die einfach aussahen, zwar nicht leichter auszuführen als komplizierte, aber meist sehr viel wirkungsvoller. Er sah auf die Uhr und nickte. »Ich muss jetzt los, Chef. Mein Plan verlangt, dass ich als einer der Ersten dort ankomme.«

»Wollen Sie wirklich selbst fahren? Mit Ihrer Größe und … äh, sind Sie doch recht auffällig.« Sedersen verschluckte im letzten Moment die Anspielung auf Rechmanns Babygesicht. Darauf reagierte der Mann recht eigenartig, und Sedersen hatte mit einem Mal Angst vor ihm. In dem Augenblick begriff er, dass er, wenn er in Zukunft gut schlafen wollte, auch für Rechmann eine Patrone des SG21 reservieren musste.

»Ich glaube kaum, dass sich hinterher noch jemand an mich erinnert. Außerdem übernimmt einer von Eegendonks Männern das Reden für mich. Mein Niederländisch ist nicht so gut, als dass man mich für einen Einheimischen halten könnte.«

Rechmann lachte wie über einen guten Witz, doch seine Worte erinnerten Sedersen daran, dass auch sein Akzent die deutsche Herkunft verriet. Das Handicap, kein Flame zu sein, konnte er jedoch durch eine Heirat mit Giselle Vanderburg wettmachen, die bereits in wenigen Wochen die erste Ministerpräsidentin der Republik Flandern sein würde.

Zufrieden damit, dass seine Pläne bereits so weit gediehen waren, trat Sedersen beiseite und sah zu, wie Rechmann und der Niederländer Maart den Kleinbus bestiegen. Beide trugen hellgrüne Schürzen mit der gleichen dunkelgrünen Aufschrift wie der Wagen. Dazu hatten sie grüne Baseballmützen aufgesetzt, die ebenfalls den Namen der Gärtnerei auf der Stirnseite trugen.

Sedersen winkte den beiden kurz zu und senkte dann die Hand mit einer schnellen Bewegung, als wolle er ihnen das Startsignal geben.

Die geheime Waffe
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