FÜNF
Nicht nur das Mädchen im Zug, auch der Wachtposten am Eingang des Feldafinger Ausbildungszentrums der Bundeswehr hatte Schwierigkeiten, Henriette richtig einzuordnen. Als die junge Frau auf ihn zutrat, salutierte er und sprach sie auf Englisch an.
Henriette antwortete automatisch in dieser Sprache und kniff dann irritiert die Augen zusammen, als er sie fragte, aus welchem Land sie stamme. In dem Augenblick wechselte sie ins Deutsche über und reichte ihm ihre Papiere.
Dem Mann gingen die Augen über, als er die Formulare und Stempel der Bundeswehr erkannte. Er blickte noch einmal Henriette an, die mit ihrem asiatischen Gesichtsschnitt und den schwarzen Haaren nicht gerade so aussah, wie er sich eine deutsche Soldatin vorstellte, und sah noch verblüffter drein, als er begriff, dass sie von Adel war.
»Leutnant von Tarow? Entschuldigung, ich … Sie müssen zu dem dritten Gebäude in jener Reihe da drüben, Eingang zwei. Dort ist Ihre Dienststelle untergebracht. Melden Sie sich beim Empfang.«
»Danke!« Henriette nickte dem jungen Mann kurz zu, schwang sich den Seesack über die Schulter und klemmte sich die Tasche unter die Achsel. Dann ging sie mit raschen Schritten weiter und ließ den verdatterten Wachtposten hinter sich zurück.