EINUNDDREISSIG
Der Friedhof versank im Chaos. Zwar war es den Polizisten gelungen, einen Teil der Trauergäste in Sicherheit zu bringen, doch die Eisennägel, die mit der Wucht von Gewehrkugeln durch die Gegend flogen, richteten zusammen mit der Explosion ein Blutbad an.
Als sich die ersten Überlebenden noch halb betäubt von dem furchtbaren Knall wieder auf die Beine kämpften, war von dem hellgrünen Transporter nichts mehr zu sehen. An der Stelle, an der er gestanden hatte, war ein drei Meter tiefer Krater. Ein Teil der Friedhofsmauer war weggeblasen worden, und der Turm der Kirche stand auf einmal so schief, als wolle er seinem berühmten Vorbild in Pisa nacheifern.
Den Polizisten in der vorderen Reihe hatten ihre Helme, Schutzwesten und Plastikschilde nicht genug Schutz geboten, und die wenigen überlebenden Beamten versuchten, dem Schrecken und dem Chaos Herr zu werden. Doch es gab einfach zu viele Tote und Verletzte. So blieb es für mehr als eine Stunde dem Schicksal überlassen, wer von den blutenden, schreienden Menschen Hilfe bekam und wer nicht. Doch selbst als die Ambulanzen aller umliegenden Gemeinden und Städte im Einsatz waren, dauerte es noch den halben Tag, bis die letzten Überlebenden geborgen waren. Den Ordnungskräften, die mittlerweile durch Beamte aus anderen Provinzen unterstützt wurden, blieb die traurige Aufgabe, die Toten zu zählen und zu bergen.
Der Schock aber, den dieser Anschlag auslöste, lief wie eine Welle durch das ganze Land, und zum ersten Mal seit Jahren fühlten sich auch hartgesottene Flamen wieder als Belgier. Doch die Nachrichten, die dann aus der königlichen Domäne in Laeken kamen, übertrafen selbst diese Katastrophe.