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Admiral Sergej Gower saß in seiner Kajüte, aß sein zweites Stück Toast mit Butter zum Frühstück und nahm einen letzten Schluck Tee, während er die letzte Morgenmeldung der Flotte las. Der gegenwärtige Zustand der Flotte war gut; nach Ansicht ihres Kommandeurs zu gut.

Unter zwei Seiten Heißluftgeschwätz, das sich auf den gemeinsamen Nenner »wir sind zu hundert Prozent bereit für alles« bringen ließ, folgte eine Liste aller Schiffe der Flotte. Neben ihren Namen stand der des jeweiligen Kapitäns und seine Einschätzung der Einsatzbereitschaft. Die Meldung garantierte langweilige Lektüre: »TSNS Atalan ... 100 Prozent; RSNS Arabesque ... 100 Prozent; ASNS Beauregard ... 100 Prozent. «

Als er die Kolonne der grünen Leuchtziffern überflog, stieß er gelegentlich auf ein Schiff in den hohen Neunzigern, aber das waren Ausnahmen von der Regel. Praktisch jedes Schiff und jede Orbitalfestung unter seinem Kommando meldete sich in erstklassigem Zustand und voller Einsatzbereitschaft, mit keiner einzigen Computerpanne oder Fehlfunktion der Waffensysteme, die ihre hundert Prozent schmälern könnten. Selbst die routinemäßigen Instandhaltungs- und Wartungsarbeiten fanden nur an Unterstützungssystemen statt, weil die Primärsysteme in voller Einsatzbereitschaft, von einem Augenblick zum anderen gefechtsklar sein mussten.

Nach Sergej Gowers Meinung konnte man nie voll gefechtsklar sein.

Das Problem war, dass mehr als zwei Wochen vergangen waren, seit die Queen Julia auf dieser törichten Friedensmission durch den Faltpunkt verschwunden war, und dass der Faltpunkt Spica/Darthan seither still wie ein Grab geblieben war. Das war mehr, als er von einigen der anderen Faltpunkte sagen konnte. Vor einer Woche hatte eine Ryall-Kampfgruppe mittlerer Größe versucht, aus dem Faltpunkt Spica/Haeselyn durchzubrechen. Die Blockade hatte gehalten, aber der Kommandeur des Sperrverbandes hatte sofort nach dem Ende des Gefechts nach Verstärkungen zum Ersatz seiner Verluste geschrien. Gower hatte daraufhin einen anstrengenden Vormittag damit verbracht, seine Flottenliste zu durchkämmen und ein Dutzend Ersatzschiffe freizumachen. Alle waren von anderen Faltpunkten oder von Reserven gekommen, die recht spärlich aus dem eigenen Herrschaftsbereich im System eintrafen.

Was immer die Ryall planten, ihr Hauptstoß würde wahrscheinlich von Darthan kommen. Jedenfalls setzte er darauf. Deshalb hatte die absolute Ruhe im Faltpunkt Spica/Darthan während der letzten zwei Wochen angefangen, an seinen Nerven zu zehren. Er war wie ein Pokerspieler, der die Hypothek auf sein Haus überschrieben hatte, um seinen Einsatz zu decken, und nun Blut schwitzte, ob er womöglich alles verlieren würde.

Missmutig zeichnete er die Morgenmeldung ab und überlegte, was er tun könnte, um seine Kampfgruppe zu 110 Prozent einsatzbereit zu machen. Er kam zu keinem Ergebnis, weil überall an Bord seines Flaggschiffes die Alarmsirenen einsetzten.

»Was gibt es, Rossforth?«, fuhr er den diensthabenden Wachoffizier an, sobald dessen Züge auf seinem Bildschirm erschienen.

»Ein einzelnes Schiff ist im Faltpunkt erschienen, Admiral. Wir versuchen gerade eine Identifikation zu bekommen.«

Nach einer sekundenlangen Pause fuhr Commander Rossforth aufgeregt fort: »Es ist die Queen Julia, Admiral. Ist von Darthan zurückgekehrt.«

»Probleme?«

»Eine Mine scheint sie geortet zu haben und peilt sie für den Angriff an.«

»Na, halten Sie das verdammte Ding auf!«

»Geschieht gerade, Sir. Alle Minen in diesem Abschnitt sind deaktiviert.«

»Sehen Sie zu, dass Queen Julia den schnellstmöglichen Kurs aus dem Faltpunkt nimmt. Wir können nicht riskieren, dass unsere einfältigen rechnergesteuerten Automaten sie erwischen.«

»Ja, Sir. Der Befehl geht jetzt hinaus. Der Kronprinz hat das Kommando und berichtet, dass alle an Bord wohlauf und sicher sind.«

Gower blickte mit einem wortlosen Dankgebet zur Decke auf.

»Sir, Admiral Drake ersucht um ein persönliches Gespräch. Er sagt, es sei dringend.«

»Weisen Sie die Queen Julia an, einen Kurs um die Flotte zu nehmen und dann hierher zum Flaggschiff zu kommen. Und sagen Sie Drake, dass ich mich auf seinen Bericht freue.«

»Jawohl, Sir.«

Richard Drake ging als Erster an Bord der Royal Avenger, gefolgt von Bethany und Phillip. Als die drei die Luftschleuse am Ende der Einschiffungsröhre verließen, nahm eine volle Kompanie sandarischer Marinesoldaten Haltung an, und eine Kapelle spielte die sandarische Nationalhymne. Die drei Ankömmlinge warteten, bis sie verklungen war, dann schritten sie die Front ab und auf den Platz zu, wo Sergej Gower wartete. Ein Lächeln erhellte die zerfurchten Züge des bärbeißigen alten Admirals.

»Willkommen daheim, Admiral Drake«, sagte Gower und erwies ihm die Ehrenbezeigung.

Drake erwiderte sie. »Wir freuen uns, Sergej.«

Gower begrüßte Bethany mit einer Verbeugung. »Meine Dame, es freut mich, Sie gesund wiederzusehen. Sie vermissen Ihre sechsbeinigen Freunde?«

»Freut mich, Sie zu sehen, Admiral. Ja, Varlan und Periskay blieben auf Darthan zurück.«

Richard und Bethany traten beiseite, um für die Ankunft dessen Platz zu machen, den zu sehen Gower wirklich froh war.

»Königliche Hoheit, willkommen zurück!«

»Danke, Sir. Ja, es ist gut wieder da zu sein«, sagte Phillip. Er hatte dem alten Admiral zuerst die Ehrenbezeigung erwiesen, doch Gowers Erwiderung ließ keinen Augenblick auf sich warten.

Nach den Formalitäten der Begrüßung sagte Gower: »Ich kann mir denken, dass sie in Eile sind, aber zuvor würde ich gern Ihren Bericht hören, Sir. Wollen wir uns in meinen Konferenzraum begeben?«

»Sehr gern, Sergej. Wir haben ihnen viel zu erzählen.«

Fünf Minuten später durchschritten sie einen der axialen Korridore des großen Schlachtschiffes, und Gower führte sie durch eine luftdichte und von zwei sandarischen Marinesoldaten flankierte Tür in den Konferenzraum. Sie nahmen Platz um einen großen, vor einem Fenster verankerten Tisch. Draußen drehte sich das Universum mit majestätischer Ruhe einmal in der Minute um die Schiffsachse. Gower schaltete das in den Tisch eingebaute Aufzeichnungsgerät ein und verkündete mit klarer Stimme Datum und Uhrzeit, worauf er sich an Drake wandte. »Bitte, Sir, Sie können mit Ihrem Bericht beginnen.«

Richard begann mit ihrer Ankunft im System Darthan und ihrem Zusammentreffen mit dem Ryall-Schlachtschiff, dann schilderte er ihren Aufenthalt auf Darthan selbst. Von Zeit zu Zeit ließ er Phillip und Bethany zu Wort kommen, die von ihren Erfahrungen berichteten, und dann sprach er von ihrem Zusammentreffen mit Denen Die Herrschen, von der eiligen Abreise mitten in der Nacht und dem schnellen Flug zurück zum Faltpunkt, während überall in einem weiten Umkreis die Leuchtspuren der Reaktionsgase aus den Triebwerken von Ryall-Schiffen den Raum erfüllten und sie zu jagen schienen. Das Ganze dauerte länger als eine Stunde. Gower meldete sich nicht zu Wort und zog es vor, aufmerksam zuzuhören und die Schilderungen der drei Rückkehrer nicht zu unterbrechen. Erst am Ende, als Drake die Ryall-Schiffe erwähnte, stellte er eine Frage.

»Wie viele Schiffe zählten Sie insgesamt, Sir?«

»Phillip, was war die Gesamtsumme, die von Ihrer Aufklärungsabteilung festgestellt wurde?«

»Wir zählten 312, die über die gesamte Ekliptik verbreitet waren.

Nach unseren Messungen und Geschwindigkeitsberechnungen schienen sie alle den Faltpunkt anzusteuern.«

»Was schließen Sie aus dem Umstand, dass man Sie das sehen ließ, Admiral?«, fragte Gower.

Richard rieb sich die drei Tage alten Bartstoppeln und sagte:

»Entweder ist das Ganze eine List, um die Tatsache zu verschleiern, dass sie anderswo Streitkräfte zusammenziehen, oder wir haben sie wirklich aufgebracht, und dies ist ihre Art, uns zu verstehen zu geben, was wir mit unserem Ultimatum tun können. Ich denke, wir sollten lieber sichergehen und annehmen, dass sie uns hier mit allem, was sie haben, angreifen werden.«

»Wann?«

»Die Schiffe, die wir beobachteten, werden weitere zwei bis drei Tage brauchen, um den Faltpunkt zu erreichen«, meinte Drake.

Nach einigem Nachdenken sagte er: »Ich würde sagen, eine Woche im Höchstfall. Sind wir bereit, einen solchen Angriff zurückzuschlagen?«

»Besser als vor Ihrer Abreise, Admiral. In den letzten zwei Wochen sind zwei Orbitalfestungen nachgekommen, beide von den Faltpunktverteidigungen der Erde.«

Drake zog die Brauen hoch. Er erinnerte sich der gewaltigen Festungen, denen sie vor dem Eintritt in das Sonnensystem begegnet waren.

»Und wenn es nur eine List war?«, überlegte Phillip. »Wenn all diese Fackeln von Reaktionsgasen von Frachtern statt von Kriegsschiffen stammten, und ihre Flotte sich auf einen der anderen Faltpunkte konzentriert?«

»Dann könnten wir ein Problem bekommen, Hoheit. Ich bin in meinen Vorkehrungen von der Annahme ausgegangen, dass der Schlag hier fallen wird.«

»Und wenn er anderswo fällt?«

Gower zuckte die Achseln. »Wir haben sechs andere Möglichkeiten. Soll ich meine Würfel herausholen? Wir können nicht überall stark sein.«

»Nun, es gibt eine Möglichkeit, festzustellen, ob sie uns täuschen wollten«, sagte Drake.

»Welche ist das?«

»Wenn eine Woche verstreicht und es erfolgt hier kein Angriff, werden wir uns auf anderweitige Einsätze einstellen müssen. Gibt es Hinweise auf die Stärke der feindlichen Streitkräfte gegenüber den anderen Faltpunkten?«

»Nur negative Daten«, antwortete Gower. »Wie geschickt wir auch versuchen, einen Blick auf die andere Seite zu werfen, unsere unbemannten Sonden kommen nie zu uns zurück. Sie werden zerstört, sobald sie auf der anderen Seite der Faltlinie erscheinen.«

»Also können wir nicht mehr tun, als uns darauf vorbereiten, sie überall zurückzuschlagen. Aber das geht schon über unseren eigentlichen Bericht hinaus. Geben Sie den an Großadmiral Belton weiter, und wir werden zusehen, dass wir so rasch wie möglich eine vollständige Lagemeldung abgeben können. Einstweilen haben wir immerhin eine Menge Aufzeichnungen vom feindlichen Hinterland.«

»Ausgezeichnet, Sir. Wann soll die Zeremonie der Rückübertragung des Flottenkommandos an Sie stattfinden?«

Drake schüttelte den Kopf. »Die Situation ist zu kritisch, um gerade jetzt die Kommandostruktur zu ändern. Ich werde unter Ihnen dienen, bis wir hinter uns haben, was die Ryall uns vermutlich zugedacht haben.«

»Ja, Sir. Wo würden Sie gern dienen?«

»Ich nehme an, die Conqueror II ist nach Corlis zurückgeschickt worden, um dort zusammengeflickt zu werden?«

»Nein, Sir. Wir haben sie hier repariert. Das Flickwerk ist nicht schön, und es fehlen die Lafetten einiger Waffensysteme, aber das Schiff ist noch kampffähig und hat seinen Platz im Sektor sechs der Blockade.«

»Gut, dann werde ich an Bord meines alten Schiffes gehen. Ich hoffe, Captain Carter wird es nichts ausmachen, mich wieder im Nacken zu haben. Ich werde Bethany beim Abfassen des Berichtes helfen und mich so rasch wie möglich mit den gegenwärtigen Flottenoperationen vertraut machen. Wenn die Ryall bis in zwei Wochen nicht aktiv geworden sind, werden wir die zeremonielle Übergabe des Flottenkommandos veranstalten.«

»Sehr gut, Sir.«

»Was soll mit meinem Schiff geschehen, Sir?«, fragte Phillip.

» Queen Julia?. Ohne Offensivwaffen wird sie allenfalls für Kurierdienste geeignet sein, Hoheit.«

»Wir können die Offensivbewaffnung schneller wieder einbauen, als Sie glauben.«

»Das wird schwierig sein. Nahezu alles, was Sie ausgebaut haben, ist bereits für die Reparatur anderer Schiffe der Flotte verwendet worden. Ein guter Teil Ihrer Ausrüstung wurde verwendet, um die Conqueror II wieder in Gefechtsbereitschaft zu versetzen. Ich fürchte, es ist sehr wenig übrig, was Sie wieder einbauen können.«

»Kurierdienst, Sir?«

»Sind Sie dafür nicht zu haben, Hoheit?«

»Nicht, wenn wir mit einem Großangriff rechnen müssen.«

Gower runzelte die Brauen. »Ich nehme an, ich könnte an Bord der Royal Avenger etwas für Sie finden. Es würde bedeuten, dass Sie zeitweilig das Kommando ihres Schiffes aufgeben müssten.«

»Solange es zeitweilig ist, Sir ...«

»Sie haben Ihre Sache gut genug gemacht, dass wir Ihnen vielleicht ein größeres Schiff besorgen können.«

»Das wäre mir recht, Sir.«

»Sehr gut. Admiral Drake, Sie brauchen einen Transporter für sich und Ihre Frau zur Conqueror II

»Ja, danke, Sergej.«

Gower schaltete das Aufzeichnungsgerät aus und öffnete einen kleinen schwarzen Kasten, um die Speicherkarte herauszunehmen. Er gab sie Drake. »Hier ist Ihre Kopie, Sir. Das Original werde ich so schnell wie möglich an die Strategieabteilung des Hauptquartiers weiterleiten.«

Sie erhoben sich von ihren Stühlen. Gower strahlte. »Es ist wirklich gut, Sie alle wiederzusehen. Eine große Erleichterung. Als Sie durch den Faltpunkt verschwanden, dachte ich offen gesagt nicht, dass ich Sie wiedersehen würde ...«

»Wir hatten zeitweilig auch unsere Zweifel, Admiral«, erwiderte Bethany.

Gower nickte. »So glücklich ich bin, dass alles gut gegangen ist, würde ich doch noch glücklicher sein, wenn ich verstünde, warum man Sie gehen ließ. Es ergibt einfach keinen Sinn.«

Wie Sergej Gower gesagt hatte, war die Conqueror II zusammengeflickt und in die Kampfgruppe Spica/Darthan eingereiht worden. Sie hatte ihren Vorrang als Flaggschiff der Vereinigten Flotte zwar eingebüßt, doch auch hier eine achtbare Aufgabe gefunden. Nach fast einer Woche an Bord musste Richard Drake sich noch immer an die Kontraste gewöhnen.

Große Teile des Schiffes sahen so neu aus wie an dem Tag, als es aus Altas Orbitalschiffswerft Nummer zwei gekommen war. Doch war es möglich, durch eine druckdichte Tür im Schott zu treten und sich in einer rauchgeschwärzten Höhle zu sehen. Sein altes Quartier war ebenso ausgebrannt wie die Flotteneinsatzleitung. Captain Pelham stellte ihnen eine andere Kabine und einen kleinen Nebenraum zur Verfügung, wo sie den formellen Bericht über ihr Abenteuer auf Darthan vorbereiten konnten.

In den nächsten sieben Tagen verbrachte Bethany jede wache Stunde damit, ihre Eindrücke von der Reise in den Bericht für den Marinenachrichtendienst und die Psychologen zu Hause einzubringen. Schon jetzt war die Nachfrage so groß, dass mit drei bis vier Auflagen gerechnet wurde. Vielleicht würde der Bericht zu Hause in Homeport nicht auf die Bestsellerliste kommen, aber sie würde mit Recht beanspruchen können, die Autorin des meistgelesenen Buches im System Spica zu sein. Nachdem sie in ihren Teil des Berichts eingebracht hatte, was sie sagen wollte, begann sie die Aufzeichnungen, die sie gemacht hatten, zu katalogisieren. Besonders Richards verborgener Knopflochkamera waren einige spektakuläre Ansichten des Versammlungssaales und der herrschenden Ryall gelungen. Bethany fügte noch einen eigenen Vortrag über die Rechte und Pflichten des Sippensystems der Ryall hinzu.

»Das ist eine Menge Text für die Eindrücke einer Dreitages-Tour, meinst du nicht?«, fragte Richard eines Abends, als er sie bei der Textbearbeitung an dem Schreibtisch in ihrem Abteil beobachtete.

Sie wandte den Kopf und lächelte. »Ihr Militärs versteht eben nicht, was dem wissenschaftlichen Denken wichtig ist.«

Richard Drake trug zu dem endgültigen Bericht bei, so viel er konnte, darunter einen langen Abschnitt über die Bedeutung der verwirrenden Ereignisse jener letzten Nacht auf Darthan. Seine Schlussfolgerung war, dass es selbst vom Standpunkt der Ryall gesehen keinen Sinn gehabt haben konnte, sie mitten in der Nacht hinauszuwerfen.

»... Hätten Sie uns in der Ratsversammlung mit Schmähungen überhäuft und in den tiefsten Kerker von Darthan geworfen, hätte es einen Sinn gehabt«, murmelte er, nachdem er seinen Text zum zehnten Mal gelesen hatte. Trotz seiner Bedenken übergab er den Bericht am nächsten Morgen der Nachrichtenabteilung zur Übermittlung.

Neben der Arbeit am Bericht verbrachte er viele Stunden mit den Vorbereitungen, wieder seine alte Stellung zu übernehmen. Dazu studierte er den gesamten Nachrichtenverkehr, Logbücher und die langweiligen Lagemeldungen der verschiedenen Kampfgruppen. Obwohl es keine Kämpfe gegeben hatte, war er überrascht, wie viel in einer Flotte wie der Angriffsgruppe Spica in der kurzen Zeit ihrer Abwesenheit geschehen konnte.

Einmal hatten die Ryall in der vergangenen Woche versucht, den Faltpunkt Spica/Haeselyn zu durchbrechen, aber der Angriff war mit geringen Verlusten unter den Verteidigern zurückgeschlagen worden.

Die anderen Faltpunkte waren ruhig geblieben, was Drake Anlass zu Überlegungen gab, worauf die Ryall warten mochten. Jeder Tag, der ohne Aktion blieb, hieß: Kräftigung der Blockadeflotte durch Nachschub und Verstärkungen. Dieser Umstand musste Denen Die Herrschen so offensichtlich sein wie ihm selbst, also warum hatten sie nicht angegriffen?

Seine Sorgen und Überlegungen, wann und wo die Ryall angreifen würden, wurden am siebten Tag nach ihrer Rückkehr beantwortet. Er und Bethany frühstückten in ihrer Kabine, als der Alarm »alles auf Gefechtsstationen« durch das Schiff hallte. Gleichzeitig begann ihr Anschluss der Gegensprechanlage zu summen.

»Was gibt es?«, fragte er den jungen Offizier am anderen Ende der Leitung, dessen Konterfei auf der kleinen Mattscheibe erschien.

»Sir, Sie sollten besser heraufkommen. Der Faltpunkt explodiert!«