11
Frühere Aufzeichnungen von interstellaren Reisen erwähnten nichts von körperlichen Empfindungen, die den Übergang von einem Faltpunkt zum anderen begleiteten. Darum war Richard Drake überrascht, als das Haar auf seinen Armen zu prickeln begann und in seinen Ohren ein Summen aufkam. Dann, nach einem momentanen Gefühl ähnlich dem inneren Druckanstieg, der das Einsetzen der Schwerelosigkeit begleitet, normalisierte sich alles wieder. Er streckte die Hand aus, um die Bordsprechanlage einzuschalten, öffnete den Mund zum Sprechen und merkte, dass er den Atem angehalten hatte. Nachdem er zweimal tief Luft geholt hatte, sagte er: »Alle Abteilungen, Zustandsmeldung!«
Der Appell verlief mit erfreulicher Gleichmäßigkeit. Drake hörte die Erleichterung in den Stimmen seiner Bereichsleiter, als jeder von ihnen weder Schäden noch Unfälle meldete. Ungesagt, aber in jedermanns Bewusstsein blieb die Tatsache, dass die Springertriebwerke der Discovery seit 125 Jahren keine Erprobung unter wirklichkeitsnahen Bedingungen erlebt hatten. So schien der Chefingenieur besonders erleichtert.
»Spürten Sie im Augenblick des Übergangs etwas wie einen Stoß, Gavin?«, fragte Drake nach beendetem Appell.
»Ich würde sagen, dass ein Springertriebwerk nicht optimal eingestellt ist, Captain. Aber ich würde nicht raten, etwas daran zu ändern, solange es nicht schlimmer wird. Wenn einer meiner Leute einen Fehler machen würde, könnten wir unter Umständen nicht zurück.«
»Empfehlung angenommen.« Drake rief Lieutenant Cristobals Station. »Konnten Sie schon feststellen, wo wir sind, Mr. Cristobal?«
»Wir überprüfen gerade, Sir. Ein Teleskop ist auf den Zentralstern dieses Systems eingestellt. Ich werde gleich sein Spektrum haben.«
»Wir sind doch nicht etwa noch in unserem eigenen System, oder?«
»Keinesfalls, Captain. Dieser Stern hat für Valeria die falsche Farbe.«
»Bringen Sie ihn auf den Projektionsschirm.«
»Zu Befehl, Sir.«
Der Projektionsschirm wurde freigemacht, und gleich darauf erschien die gefleckte Scheibe eines Sterns. Valeria war ein Stern der Spektralklasse F8, ungefähr so groß wie die Sonne, aber etwas heißer als der Heimatstern der Menschheit. Napier gehörte zur Spektralklasse G8 und war deutlich größer als die Sonne oder Valeria.
»Es ist Napier, kein Zweifel, Captain«, sagte Cristobal nach einer Weile. »Das Spektrum hat die richtigen Linien, aber die Hintergrundsterne stimmen nicht.«
»Wieso?«
»Es sind nicht die richtigen Sterne, wenn dies der Napier-Valeria-Faltpunkt ist. Wenn die überlieferten Unterlagen nicht falsch sind, hätten wir volle neunzig Grad östlich von unserer gegenwärtigen Position herauskommen müssen.«
»Anscheinend ist der Faltraum so nahe bei der Nova erheblich verändert worden«, sagte Drake. »Schauen Sie, ob Sie Antares finden können, Lieutenant.«
»Ja, Sir.«
Napier verschwand aus dem Gesichtsfeld, als Cristobal das Außenteleskop für die Suche nach der Nova umprogrammierte. Sterne sausten mit Schwindel erregender Schnelligkeit durch die Projektion. Dann kam die Bewegung zur Ruhe, und in der Mitte des Projektionsschirms erschien die Antares-Supernova.
Sie war durch die Erschöpfung des Wasserstoffs im Kern des roten Überriesen ausgelöst worden. Ohne Brennstoff zu ihrer Aufrechterhaltung war die Kernfusion, die den Stern viele Millionen Jahre mit Energie versorgt hatte, plötzlich ausgegangen. Nachdem diese innere Energiequelle nicht mehr bestand, konnte Antares dem Gravitationsdruck seiner eigenen Masse keinen Strahlungsdruck mehr entgegensetzen und war in sich zusammengefallen. Aber ein Stern ist mehr als eine Kugel aus verschmelzenden Wasserstoffatomen. Er besitzt ungeheure Mengen potenzieller Energie, die in seinem Schwerefeld verschlossen sind. Sobald der Zusammenbruch begann, erschien die durch den Kollaps freigesetzte Energie als reine Hitze. Der Kern, wenige Augenblicke vorher ohne Energie, wurde nun mit mehr davon überschwemmt, als er unter normalen Bedingungen in einer Million Jahren verbrauchen konnte. Aber die Bedingungen innerhalb des Sterns waren nicht mehr normal. Seine Temperatur war auf ein Niveau angestiegen, wo Neutrinoproduktion zur beherrschenden Atomreaktion wurde.
Unter normalen Umständen dauert es Jahrtausende, bis die im Kern eines Sterns erzeugte Energie die Oberfläche erreicht und als Licht und Wärme abgestrahlt wird. Aber die Neutrinos waren imstande, das hochverdichtete Plasma in Sekundenschnelle zu durchdringen. Die Energieabgabe an den umgebenden Raum schoss in die Höhe, die Kerntemperatur nahm weiter zu und erzeugte immer größere Mengen von Neutrinos. Es war ein regenerativer Zyklus, der nicht lange aufrechterhalten werden konnte.
Mit dem steilen Ansteigen der Kerntemperatur wurden die mittleren Schichten der Sternatmosphäre über den Zündpunkt der Fusionsreaktion des Wasserstoffs aufgeheizt. Im Gegensatz zum Kern enthielt die Antares-Atmosphäre noch immer enorme Mengen Wasserstoff. Plötzlich brach eine heftige Fusionsreaktion aus, die in einer einzigen Sekunde mehr Energie erzeugte als Antares bisher in seiner ganzen Geschichte erzeugt hatte. Außerstande, diese neue Energie an den umgebenden Raum abzugeben, war dem Stern nur eine Möglichkeit offen geblieben. Antares war explodiert. Die Explosion hatte zwei fundamentale Wirkungen: Der Kern, der sich bereits in einem hochverdichteten Zustand befand, wurde durch den Druck der Explosion zusammengestaucht. Hatte er vor einem Augenblick noch einen Durchmesser von mehr als einer halben Million Kilometern gehabt, so war er nun ein schnell rotierender Ball aus Neutronen mit einem Durchmesser von weniger als fünfzig Kilometern.
Die zweite Wirkung war noch außergewöhnlicher. Die äußeren Schichten des Sterns, die von der Katastrophe tief in seinem Inneren relativ unbeeinträchtigt geblieben waren, wurden von der Explosion plötzlich in den Raum hinausgeschleudert. Eine Druckwelle aus sichtbarem Licht, Hitze, Röntgen- und Gammastrahlung und Neutrinos raste mit Lichtgeschwindigkeit in alle Richtungen davon. Dicht dahinter folgte eine zweite Druckwelle, die aus einzelnen Protonen, Neutronen und Elektronen bestand. Schließlich wurden 30 Prozent der ursprünglichen Masse des Sterns mit Geschwindigkeiten von mehr als 7.000 km/sec weggeschleudert.
Seit Antares den Himmel in der größten Explosion, die Menschen jemals beobachtet hatten, erhellt hatte, waren 125 Jahre vergangen. In dieser Zeit hatte sich die Kugel abkühlenden Plasmas weiter von dem Neutronenstern entfernt, der Antares geworden war. Um 2637 war die leuchtende Plasmakugel, deren Peripherie sich mit mehr als zwei Prozent der Lichtgeschwindigkeit aufblähte, zu einem Volumen angewachsen, das sechs Lichtjahre Durchmesser hatte.
Das Napier-System war nur fünfzehn Lichtjahre von Antares entfernt. Daher nahm die Gaswolke der Supernova auf dem Projektionsschirm der Discovery volle 23 Grad des Kreisbogens ein. Drake benötigte einige Sekunden, um die Größe des Objekts zu verstehen. Ihm stockte der Atem, als er die ungeheure Ausdehnung begriff. Auch mehreren anderen im Brückenraum hatte es den Atem verschlagen.
Antares war von einem Lichtpunkt zu einer gewaltigen vollkommen runden Kugel verwandelt worden, die den halben Himmel auszufüllen schien. Das Gas war am dichtesten am äußeren Umfang, wo es bläulich weiß glühte. Die scheinbar feste Peripherie schien jedoch ausgedünnt, wenn man radial einwärts zum Mittelpunkt blickte. Auch die Farbe veränderte sich. Dem bläulich weißen Ring am nächsten, war eine Schattierung von Blau zu Grün zu Orange und schließlich zu einem trüben Rot auszumachen. In der Mitte dieser Blase befand sich ein sternähnliches Objekt, das grelle Strahlung aussandte. Die Filter der Kameras machten es unmöglich, die wahre Helligkeit zu beurteilen, doch Drake vermutete, dass dieser zentrale Strahlungspunkt hell genug war, um ein ungeschütztes Auge zu schädigen. Er nahm sich vor, Sicherheitsmaßnahmen für Forschungsgruppen auszuarbeiten, bevor er jemandem erlaubte, das Schiff zu verlassen. Mehr als eine Minute verging, bevor jemand sprach. Endlich brach Bethany Lindquist den Bann mit den geflüsterten Worten: »Mein Gott, es ist das Unheimlichste, was ich je gesehen habe!«
Ärgerlich über sich selbst, dass er sich von der Supernova hatte ablenken lassen, obwohl er Wichtigeres zu tun hatte, räusperte sich Drake. »Mr. Marston«, knurrte er.
»Ah ja, Sir!«
»Die City of Alexandria sollte jeden Augenblick durchkommen. Ich möchte eine Meldung über ihre Position, sobald sie auftaucht.«
»Wird gemacht, Captain.«
Es folgte eine lange, nervenzermürbende Wartezeit. Obwohl die gesamte Einsatzgruppe den Übergang von der gleichen Position innerhalb des Faltpunktes im System Valeria vollzog, war das keine Garantie, dass sie in der gleichen Ordnung im Napier-System eintreffen würden. Der Austrittsort innerhalb eines Faltpunktes wurde nur von den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit bestimmt. Mehr als ein Dutzend Sekunden nach dem Augenblick, da das Passagierschiff von den Ortungsgeräten des Kreuzers hätte ausgemacht werden sollen, meldete Bela Marston:
»Wir haben einen Kontakt, Captain. Position 189/22, Distanz 600.000 Kilometer.« Im Verlauf der nächsten zwei Minuten meldete Marston zwei zusätzliche Kontakte. Alle waren über ein ähnliches Raumvolumen verteilt.
Drake befahl Slater, mit den anderen Schiffen Verbindung aufzunehmen. Als dies geschehen war, gab Drake den anderen Kapitänen Anweisung, zur Discovery aufzuschließen. Er schloss mit den Worten:
»Captain Fallan, Ihre Wissenschaftler können mit der Arbeit beginnen. In vier Stunden werde ich zum Austausch vorläufiger Ergebnisse eine Konferenzschaltung einrichten lassen. Drake Ende.«
Richard Drake, Bela Marston, Karl Slater, Gavin Arnam und Bethany Lindquist versammelten sich fünf Minuten vor der angegebenen Stunde in der Offiziersmesse auf dem Beta-Deck; wenn sie nicht für Mahlzeiten und als Aufenthaltsraum für Freiwachen diente, war die Offiziersmesse zugleich Konferenzraum. Die Teilnehmer der Discovery an der Konferenzschaltung saßen zu beiden Seiten des langen stählernen Esstisches, tranken Kaffee aus Porzellantassen und hatten Notizblöcke bereitgelegt. Der für die Übertragung vorgesehene Bildschirm an der Wand war nur wenig größer als die in den Stationen.
»Danke, dass Sie mich eingeladen haben«, sagte Bethany zu Drake, der ihr gegenüber am Tisch saß. »Ich hatte mich schon gefragt, ob Sie es tun würden. Schließlich bin ich die Vertreterin einer ausländischen Regierung.«
»Hoffentlich einer befreundeten ausländischen Regierung, Miss Lindquist.«
Bethany zeigte ein schwaches Lächeln. »Die Beziehungen waren freundlich, als wir das letzte Mal Verbindung hatten, Captain.«
»An Bord der Alexandria ist alles bereit, Sir.«
»Gut, Mr. Slater. Bringen Sie sie auf den Bildschirm.«
Sogleich wurde es auf dem Bildschirm an der Stirnwand der Offiziersmesse lebendig. Einer der Konferenzräume an Bord der City of Alexandria kam ins Bild. Captain Fallan, mehrere seiner Offiziere sowie Vertreter der wissenschaftlichen und der politischen Expeditionsteilnehmer drängten sich um einen Metalltisch, der dem vor Drake sehr ähnlich war.
»Wo bleiben die Kapitäne Lee und Trousma?«, fragte Drake.
»Sie sind in die Konferenzschaltung einbezogen, Sir«, sagte Slater. »Genügt Ihnen die Audioübertragung, oder wünschen Sie, dass ich sie auf den Bildschirm bringe?«
»Nicht nötig.« Drake wandte sich dem Schirm zu, blickte ins Objektiv der Aufnahmekamera und sagte: »Meine Damen und Herren, diese Konferenz wird für das Logbuch der Expedition aufgezeichnet. Bitte geben Sie deutlich Ihren Namen und Titel an, sobald Sie an der Reihe sind. Bitte machen Sie den Anfang, Captain Fallan.«
»Ja, Sir. Captain Lieutenant Kenil Fallan, Kommandierender Offizier der City of Alexandria ...« Das Aufrufen aller Namen nahm seinen Fortgang. Als alle an Bord des Passagierschiffes ihre Namen zu Protokoll gegeben hatten, forderte Drake die beiden Tanker-Kapitäne auf, das Gleiche zu tun, dann gab er Bela Marston das Zeichen, den Zählappell an Bord der Discovery zu beginnen. »Fleet Captain Richard Drake, Expeditionsleiter und Kommandierender Offizier der ANS
Discovery.« Es gelang ihm, seinen neuen Rang, der ihm mit dem Kommando über die Expedition verliehen worden war, ohne Versprecher anzugeben.
»Sind Ihre Leute bereit, über ihre Ergebnisse Meldung zu machen, Captain Fallan?«, fragte er.
»Sie sind bereit, Sir.«
»Dann beginnen Sie bitte.«
Fallan nickte einem Mann mittleren Alters mit dunklem Haar und Vollbart zu. Drake erkannte ihn als Dr. Nathaniel Gordon, den Astrophysiker, der die Vermessungsexpedition zur Kartierung des Faltpunktes im System Valeria geleitet hatte. »Dr. Gordon, bitte berichten sie über unsere vorläufigen Ergebnisse.«
»Gern«, sagte Gordon; er hatte einen Taschencomputer und einen Schreibblock mit seinen Notizen vor sich. »Vier Stunden sind nicht viel Zeit, um mehr als einen kurzen Überblick zu gewinnen. Dennoch ist es uns gelungen, eine ganze Menge Rohdaten zu sammeln.
Zunächst haben wir den Neutronenstern ausgemacht, der sich im Herzen der Antares-Gaswolke befindet. Das ist keine Überraschung. Unsere Orbitalsternwarten zu Hause haben den neugeborenen Antares-Pulsar seit drei Monaten beobachtet. Die einzige Diskrepanz zwischen ihren und unseren Ablesungen liegt in der Rotationsgeschwindigkeit des Neutronensterns. Zu Hause pulsierte er sechshundertzwanzigmal pro Sekunde. Hier im System Napier ist die Rate unter sechshundert Pulse pro Sekunde gesunken – fünfhundertachtundneunzig, um genau zu sein. Der Unterschied liegt darin, dass wir jetzt einen Stern sehen, der einhundertzehn Jahre älter ist als derjenige, den wir zu Hause beobachtet haben.
Unsere zweite Beobachtung betrifft die lokale Ebene der Hintergrundstrahlung. Wie Sie an Bord der Discovery zweifellos bereits gemessen haben, ist sie sehr hoch! Ich habe die für einen ungeschützten Menschen tödliche Dosis auf ungefähr zwölf Stunden berechnet.
Hinter unseren Abschirmungen sind wir sicher, aber ohne bleierne Unterwäsche würde ich mich nicht hinauswagen.«
»Was sagt dieser Strahlungspegel über das Schicksal der Bewohner dieses Systems aus?«, erkundigte sich Dr. Wharton, Leiter der sozial-wissenschaftlichen Gruppe an Bord der Alexandria.
»Er verheißt nichts Gutes, Sir«, antwortete Gordon. »Noch schlechter sieht das Bild aus, wenn man rückwärts zu den ersten Jahren nach Ausbruch der Supernova rechnet. Damals war der Strahlungspegel viel höher – hoch genug, um innerhalb von Minuten zu töten. Nein, wenn in diesem System jemand überlebt hat, verdanken die Betreffenden es entweder einer sehr wirkungsvollen Strahlungsabschirmung oder dem Umstand, dass sie vorausschauend genug waren, sich einzugraben. Was das Tier- und Pflanzenleben von New Providence betrifft, so ist der ganze Planet durch die Strahlung zweifellos sterilisiert worden.«
Gordon wandte seine Aufmerksamkeit wieder den Leuten von der Discovery zu. »Die letzte Beobachtung, die meine Arbeitsgruppe zu melden hat, betrifft die Gashülle der Supernova selbst. Ein absolut faszinierendes Phänomen! In bestimmten Wellenlängen betrachtet, ist in der Gaswolke eine deutliche Struktur zu erkennen. Ein großer Teil davon ist bedingt durch den Einfluss von Antares' Gefährten der Spektralklasse A3, der von der Supernova beinahe zerstört worden wäre. Durch das Studium der Wechselwirkungen zwischen der Gaswolke und den Überresten der beiden Sterne werden wir möglicherweise imstande sein, vieles über die Dynamik der Supernova zu lernen.«
»Professor Pianovich, meines Wissens leiteten Sie die Beobachtungen der lokalen Struktur des Faltraumes«, sagte Drake und blickte dabei direkt in den Bildschirm.
Der betagte Astronom erhob sich steif. Seine Miene und Haltung gaben deutlich zu erkennen, dass er Drake noch immer wegen der Behandlung grollte, die ihm während der letzten Versammlung an Bord der Alexandria zuteil geworden war. Trotzdem hatte sein Berufsethos die persönliche Missstimmung und seine Arbeit auseinandergehalten, und seine vorsichtige Klugheit verbarg Feindseligkeit und Trotz hinter einer Fassade kalter Sachlichkeit.
Wie Gordon, so konsultierte auch er seine Notizen, bevor er das Wort ergriff. »Die Tatsache, dass wir an diesem Punkt herausgekommen sind, ist ein wichtiger Hinweis. Es ist offensichtlich, dass die lokale Struktur des Faltraumes eine erhebliche Verzerrung erfahren hat, verglichen mit der in unserem System. Angesichts der Nähe Napiers zu Antares ist das allerdings kaum überraschend.
Vor der Supernova besaß Napier drei Faltpunkte – einen direkt zu Antares, einen zu Alta und einen dritten zu unserer Schwesterkolonie auf Sandarsons Welt. Diese Zahl kann infolge der Explosion zu- oder abgenommen haben. Wir werden erhebliche Kartierungsarbeiten der Gravitationskonstante leisten müssen, bevor eine sichere Aussage möglich ist. Das ist alles.«
Drake nickte seinem Ersten Offizier zu. »Commander Marston, Ihren Bericht bitte.«
»Ja, Sir. Zunächst für das Protokoll: Ich war beauftragt, das System nach Anzeichen von Leben zu beobachten. Ich fürchte, die Nachricht ist schlecht, soweit es sich aus der Entfernung beurteilen lässt. In mehr als zwei Stunden sorgfältiger Überprüfung aller Frequenzen des elektromagnetischen Spektrums gelang es uns nicht, künstliche Energiefreisetzungen irgendeiner Art auszumachen. Wir konzentrierten unsere Messungen auf New Providence selbst und drei der anderen Planeten, von denen wir wussten, dass sie vor Ausbruch der Supernova bewohnt waren. Die Radiofrequenzen sind überall tot. Keine Sendesignale, keine Geräusche elektrischer Energieerzeugung, keine statischen Entladungen von Fahrzeugen und dergleichen, nichts.«
»Würden wir imstande sein, solche Signale aufzufangen, wenn die Bewohner unter die Erde gegangen sind, um sich vor der Strahlung zu schützen?«, fragte Alicia Delevan.
»Ich würde sagen, dass es wohl irgendwelche Anhaltspunkte geben würde«, erwiderte Marston etwas vorsichtig.
Als sich sonst niemand meldete, fragte Drake: »Ist das der letzte der vorläufigen Berichte?« Die Frage führte zu einem allgemeinen Kopfnicken. »In diesem Fall bitte ich um Ihre Ansichten darüber, ob die Flotte das Risiko einer Reise nach New Providence auf sich nehmen sollte.«
Es folgte eine lange Diskussion des Für und Wider, genauere Beobachtungen von New Providence zu machen, doch es zeigte sich rasch, dass niemand entscheidende Einwände hatte. Die meisten waren sogar begierig, die Heimat ihrer Vorfahren wenigstens aus der Nähe zu sehen.
»Dann sind im Prinzip alle einverstanden«, sagte Drake nach zwanzig Minuten, um der einseitigen Debatte ein Ende zu machen. »Ich bin auch dafür, dass wir eine Umlaufbahn um New Providence ansteuern.«