34
Die Konferenz fand im einstigen Ballsaal der City of Alexandria statt. Er lag auf dem äußeren Deck und war groß genug, dass der Boden unter den Füßen eine merkliche Krümmung zeigte. Drei Seiten des rechteckigen Saals wurden von Tischen eingenommen, während die offene Seite eine niedrige Plattform, ein Vortragspult und einen holographischen Projektionsraum enthielt.
Bethany kam frühzeitig, um beim Aufbau zu helfen. Die ersten Konferenzteilnehmer erschienen fünfzehn Minuten vor der festgesetzten Zeit, und danach füllte sich der Saal rasch mit Leuten. Als Bethany endlich ihren Platz am Tisch einnahm, fand sie Stan Barrett und Calvan Cooper zu ihrer Rechten und Graf Husanic und Phillip Walkirk zu ihrer Linken.
»Ich begrüße Sie, Miss Lindquist«, sagte Husanic und beugte sich über ihre Hand. »Ich hörte, dass Sie viel mit dem zu tun haben, was wir heute hören werden.«
»Ich verrichtete bloß die langweilige Hilfsarbeit, damit die wichtigen Leute sich auf die Denkarbeit konzentrieren konnten.« Ein plötzliches Geräusch von scharrenden Füßen und Stühlen schnitt Bethany das Wort ab. Sie wandte den Kopf und sah Admiral Gower eintreten, gefolgt von Richard Drake. Eilig erhob sie sich mit den anderen. Alle Gespräche waren verstummt. Der Admiral und Drake schritten durch den Saal, erstiegen die Plattform und setzten sich in die Mitte des Tisches vor dem holographischen Projektionsraum. Sobald er sich gesetzt hatte, schweifte Drakes Blick durch den Saal, bis er Bethany fand. Sie beantwortete sein Augenzwinkern mit einem strahlenden Lächeln.
»Guten Tag, meine Damen und Herren«, sagte Admiral Gower, nachdem er ein paar Sekunden gewartet hatte, bis das Stühlerücken und Füßescharren zur Ruhe gekommen war.
»Die letzten sechs Wochen sind für uns alle eine arbeitsreiche Zeit gewesen. Ich dachte, es sei angebracht, dass wir Rückschau darauf halten, was wir gelernt haben, seit unsere Schiffe in den Ringnebel eingedrungen sind. Da dies in erster Linie eine wissenschaftliche Konferenz ist, übergebe ich die Leitung an Dr. Fel Grayson, Professor für Astrophysik.«
Grayson, ein langer, knochiger Sandarer, stand auf und trat hinter das Vortragspult. »Meine Damen und Herren, was Sie heute hören werden, sind vorläufige Ergebnisse. In dem Maße, wie wir mehr in Erfahrung bringen, werden wir unsere Ansichten zweifellos modifizieren. Darum möchte ich Ihnen empfehlen, die wöchentlichen Berichte zu lesen, die wir über die Datenbasis der Flotte jedem zugänglich machen. Besonders wichtig ist es für jene unter Ihnen, die in der Verantwortung stehen und Kommandos inne haben, sich über die letzten wissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem Laufenden zu halten, da Sie auf der Grundlage dieser Erkenntnisse Entscheidungen treffen werden. Nach diesen einführenden Bemerkungen bitte ich jetzt Dr. Sara Crofton ans Rednerpult. Dr. Crofton arbeitet an der astronomischen Fakultät der Universität Homeport und wird die Arbeitsergebnisse der Gruppe Stellarastronomie zusammenfassen.«
Sara Crofton erstieg die Plattform mit einem Bündel Notizen in einer Hand und einer Fernbedienung in der anderen. Sie nahm Dr. Graysons Platz am Rednerpult ein und legte sich ihre Notizen zurecht, bevor sie mit ihrem Vortrag begann.
»Meine Damen und Herren, werte Kollegen. Aufgabe der Gruppe Stellarastronomie war das Studium des Antares-Ringnebels. Darin hatten wir einen entschiedenen Vorteil gegenüber unseren Kollegen von der mehrdimensionalen Astrophysik. Der Gegenstand unseres Interesses ist, wenn wir aus dem Fenster blicken, deutlich vor aller Augen. Es war nicht erforderlich, dass wir in den Nebel selbst vordringen, um seine Struktur zu untersuchen.«
Die Lichter wurden gedämpft, und der Projektionsraum leuchtete auf und zeigte eine alte zweidimensionale Farbaufnahme. Auf dieser war ein Doppelsternsystem zu sehen, das von einer beide Sterne umschließenden Wolke schwach leuchtender Gase umgeben war. Der hellere der beiden Sterne glühte rotorange, während sein kleinerer Begleiter von grünlich weißer Farbe war.
»Dies ist eine Aufnahme vom Antaressystem, die im späten zwanzigsten Jahrhundert von der Sternwarte Mount Palomar auf der Erde gemacht wurde. Damals war Antares ein roter Überriese mit dem Sechzehnfachen der Sonnenmasse und einem vierhundertmal größeren Durchmesser. Der Stern war etwas variabel und wie alle Sterne der M-Klasse reich an Schwermetallen, besonders an Titan. Der andere Stern in der Aufnahme ist Antares' viel kleinerer A3-Begleiter.«
Sie betätigte die Fernbedienung, und das Bild änderte sich. Den Mittelpunkt der Projektion beherrschte jetzt ein einziger Punkt bläulich weißen Lichts, so hell, dass jeder andere Stern im Bild überstrahlt wurde. »Dies ist Antares, wie er in den ersten Minuten des Novaausbruchs aussah. Die Aufnahme wurde von einem der letzten Schiffe gemacht, die das Napiersystem verließen, und wurde uns dankenswerterweise vom Königlich Sandarischen Archiv zur Verfügung gestellt.«
Wieder wechselte das Bild. Der explodierende Stern war wie eine große, blasenartige Glutwolke, deren Helligkeit womöglich noch zugenommen hatte. Ein weiterer Wechsel zeigte das Bild der Supernova, die in der Explosion ihre äußere Hülle hinausgeschleudert hatte. Diese bildete jetzt einen leuchtenden Ringnebel in der Ekliptik. In ihrem Mittelpunkt brannte ein einzelnes sternartiges Objekt mit dem Licht eines elektrischen Funkens. »Dies ist, wie Sie sehen, Antares in seinem heutigen Zustand.
Einhundertsiebenundzwanzig Jahre nach der ersten Explosion hat der Ringnebel einen Durchmesser von sechs Lichtjahren erreicht, ist entsprechend abgekühlt und verdünnt. Trotzdem sind die Verhältnisse im Innern für Raumschiffe noch immer sehr gefährlich.«
Ein weiterer Bildwechsel zeigte eine Nahaufnahme des Zentralgestirns. »Was Sie jetzt sehen, ist der Überrest in der Mitte des Ringnebels. Als Antares zur Supernova wurde, sprengte die Explosion die gesamte äußere Hülle, die so genannte Sternatmosphäre in den Raum hinaus und ließ den Kern zurück. Der Explosionsdruck führte zum Zusammenbruch der inneren Schichten. Das Ergebnis ist ein Neutronenstern im Innern der Postnova. Da die Drehbewegung während des Zusammenbruchs beibehalten wurde, rotiert der Neutronenstern mit einer Geschwindigkeit von sechshundert Umdrehungen pro Sekunde. Diese Rotation setzt enorme Energien frei und stellt zusammen mit der harten Strahlung die größte Gefahr für unsere Schiffe dar.
Als Antares' Kern zusammenbrach und den hochverdichteten Neutronenstern bildete, fiel sein Magnetfeld mit ihm zusammen. Das Feld ist jetzt mehrere Milliarden Male so konzentriert wie vor der Explosion. Es rotiert synchron mit dem Neutronenstern. Auf diese Weise verwandelt das rotierende Magnetfeld Antares in einen gigantischen Teilchenbeschleuniger. Die Rotation des Feldes setzt das elektrisch geladene Plasma in Bewegung und beschleunigt es, bis einzelne Ionen annähernd Lichtgeschwindigkeit erreichen. Dieses weiß glühende Plasma gibt ein höllisch starkes Spektrum von Emissionen ab, von Synchrotronstrahlung über harte und weiche Röntgenstrahlung und Gammastrahlen bis zu hochbeschleunigten aufgeladenen Partikeln. Damit nicht genug, treffen diese energiereichen Strahlungen beim Durchdringen des Ringnebels auf Gaspartikel und erzeugen alle Arten von sekundären Strahlungsphänomenen.«
Sara Crofton betätigte erneut die Fernbedienung, und ein schematisches Diagramm erschien in der Projektion; dieses Diagramm teilte den Ringnebel in eine Serie konzentrischer Schichten. Jede Schicht war mit einem Risikofaktor etikettiert.
»Sie werden dieses Diagramm in unserem Bericht wiederfinden. Es führt Ihnen das Ausmaß der Risiken vor Augen, mit dem wir es an jedem Punkt innerhalb des Nebels zu tun haben. Es liegt auf der Hand, dass die Bedingungen sich verschlechtern, je näher man dem Zentralgestirn kommt, auch wenn der Ringnebel bereits hinter einem liegt. Wie aus dem Diagramm zu ersehen ist, wird jedes Schiff, das sich dem Neutronenstern auf weniger als vierhundert Millionen Kilometer nähert, wahrscheinlich eine Überlastung der strahlungsabweisenden Felder davontragen. Das Risiko ist zwischen vierhundert und achthundert Millionen Kilometern kurzzeitig zu vertreten. Jenseits von achthundert Millionen Kilometern sollten die strahlungsabweisenden Felder in der Lage sein, dem Beschuss unbegrenzt standzuhalten. Unser nächster Sprecher, Loren St. Cyr, wird auf diese Gefahrenzonen und die Faltpunktpositionen innerhalb des Nebels eingehen.«
Loren St. Cyr war ein Astrophysiker und Spezialist für mehrdimensionale Astronomie, der die Kartierungsarbeiten des Faltraums geleitet hatte. St. Cyr war ein dicklicher Mann Ende vierzig, den sein tief gefurchtes Gesicht und die frühzeitig weiß gewordenen Haare älter erscheinen ließen. Er trat ans Rednerpult, blickte von der Projektion zu seinem Taschencomputer/Notizbuch und begann mit dem Nachdruck und der Gestik eines Mannes zu sprechen, der sich irrtümlich für einen begnadeten Redner hält.
»Faltpunktverbindungen!«, rief er in den Saal. »Praktisch alles hängt ab von Faltpunktverbindungen. Aber wie viele Leute verstehen wirklich, was eine Faltlinie ist oder wie so etwas von der Antares-Supernova beeinflusst werden konnte?
Da vieles von dem, was ich zu sagen habe, von einem solchen Verständnis abhängt, werde ich mit einer Abschweifung beginnen.«
Das Diagramm des Antaresnebels verschwand aus der Projektion, und an seiner Stelle erschien eine abstrakte Gestalt, bestehend aus Tausenden von verschiedenen Liniensegmenten, die zu einer Doppelspirale angeordnet waren. »Astronomen wissen seit langem, dass ein massives Schwarzes Loch den Mittelpunkt unserer Galaxis einnimmt, und dass Milliarden und Abermilliarden Faltlinien von dort ausgehen. Diese Faltlinien ziehen sich in einem komplexen, verflochtenen Muster entlang den Spiralarmen der Galaxis nach außen. Wann immer eine Faltlinie auf einen Stern trifft, wird sie von dessen Masse etwa so gebündelt wie ein Lichtstrahl von einer optischen Linse. Ist der Brennpunkt scharf genug, entwickelt sich im Gewebe des Raumzeitkontinuums eine schwache Stelle, die wir Faltpunkt nennen.
Es ist seit langem bekannt, dass ein großer, massereicher Stern eher eine Faltlinie anziehen und dadurch einen Faltpunkt bilden wird, als dies bei einem kleineren Stern der Fall ist. Da Antares vor dem Novaausbruch einer der größten Sterne im Raum der Menschheitshegemonie war, kam es für die frühen Erforscher nicht überraschend, als sie entdeckten, dass dieses Doppelsternsystem sechs Faltpunkte besaß, die größte Zahl, die bisher in einem einzelnen System angetroffen wurde.«
Die Doppelspirale verschwand, und die Fernbedienung brachte die stilisierte Ansicht des Antaressystems vor dem Jahr 2512 ins Bild. Den Mittelpunkt der Projektion bildete der rote Überriese Antares und sein grünlicher Zwergbegleiter. Außer den beiden waren Antares' zwölf Planeten und die goldgelben Symbole zu sehen, die alle sechs Faltpunkte des Systems darstellten.
»Die Größe und Masse eines Sterns sind also in erster Linie bestimmende Faktoren für die Zahl und Verteilung von Faltpunkten innerhalb eines Systems. Wie Dr. Crofton bereits erwähnte, entsprach Antares' ursprüngliche Masse sechzehn Sonnenmassen. Der Durchmesser aber betrug das Vierhundertfache der Sonne und sorgte für eine sehr geringe Dichte des Sterns. Tatsächlich besaß Antares vor dem Novaausbruch innerhalb der Grenzen seiner Photosphäre zwei bestimmte Regionen. Das Innere war beherrscht von einem stark verdichteten Kernbereich, während die äußere Region eine relativ diffuse Sternatmosphäre war. Diese unterschiedliche Dichte führte zu zwei verschiedenen Arten von Faltpunkten, die im Antaressystem vor dem Ausbruch gebildet wurden.
Sie sehen, dass vier Faltpunkte vom Zentralgestirn des Systems relativ weit entfernt sind. Diese vier, die zu Napier, Grundle, Faraway und Saracen führen, liegen acht bis zwölf Milliarden Kilometer entfernt von Antares. Diese Faltpunkte von ›langer Brennweite‹ sind das Ergebnis einer Bündelung durch die Sternatmosphäre. Zwei weitere Faltpunkte, die zu den Systemen Goddard und Braxton führen, sind solche von ›kurzer Brennweite‹ und das Ergebnis der Bündelung durch den Kern des Sterns. Diese beiden waren 900 Millionen bzw. 1,8 Milliarden Kilometer entfernt.«
Professor St. Cyr handhabte die Fernbedienung, um das schematische Diagramm durch ein anderes zu ersetzten, das dem ähnelte, welches Sara Crofton verwendet hatte. »Es ist offensichtlich, dass Antares' physikalische Eigenschaften drastischen Veränderungen unterworfen wurden, als der Supernovaausbruch erfolgte. Was einmal die Sternatmosphäre war, ist jetzt eine Gaswolke von sechs Lichtjahren Durchmesser. Obwohl die Masse noch vorhanden ist, hat die Dichte so abgenommen, dass sie viel zu gering ist, um Faltlinien zu fokussieren. Das bedeutet, dass diese vier äußeren Faltpunkte schlechterdings nicht dort sein können, wo sie vor dem Novaausbruch waren. In ähnlicher Weise hat der Einsturz des Antareskerns zu einem Neutronenstern die Fokussierungskraft des Kerns verändert und damit auch die Lage der Faltpunkte kurzer Brennweite. Die Faltpunktverbindungen sind noch da, aber ihre Positionen haben sich in einer Art und Weise verändert, die wir noch nicht voraussagen können.
Mit Sicherheit wissen wir, dass einer der Faltpunkte langer Brennweite überlebt hat. Das ist der Antares-Napier-Faltpunkt, durch den unsere Schiffe in den Nebel eindringen können. Antares-Napier ist jetzt dreihundert Millionen Kilometer von seiner Pränovaposition entfernt. Vermutlich haben die anderen Faltpunkte vergleichbare Verlagerungen. Aufgrund dieser Annahmen machten wir uns daran, Vermessungen innerhalb des Nebels durchzuführen Es ist ein großes Sternsystem, dessen Bedingungen es schwierig machen, die Daten zu gewinnen, die wir zur Isolierung von Faltpunktpositionen benötigen. Tatsächlich könnten wir unser Leben damit verbringen, den Ringnebel in allen Richtungen zu durchkreuzen, ohne jemals einen weiteren Faltpunkt zu finden. Die Götter scheinen uns jedoch gnädig zu sein. Während der Vermessungsreise durch das System machte Dagger eine Zusammenballung von Isogravitationslinien aus, die einen zweiten Faltpunkt innerhalb des Nebels markiert.«
Professor St. Cyr zeigte auf das zweite der beiden Faltpunktsymbole in der Darstellung. »Der neue Faltpunkt ist ungefähr hier, etwa achthundert Millionen Kilometer von Antares und bloße zweihundert Millionen Kilometer vom Antares-Napier-Faltpunkt entfernt. Wir haben noch nicht genug Daten, um ihn genau zu bestimmen, aber wir wissen, dass er existiert, und in welchem Bereich. Vorläufig gibt es noch keine hinreichende Korrelation zwischen der Position dieses neuen Faltpunktes und dem eines anderen Pränova-Faltpunktes, aus der wir folgern könnten, wohin das Portal führt. Nichtsdestoweniger ist es ein Faltpunkt und verdient als solcher erforscht zu werden!«
Im Anschluss an St. Cyrs Vortrag entwickelte sich rasch eine allgemeine Diskussion, wie die Neuentdeckung am besten auszuwerten sei. Das Hin und Her der Argumente dauerte an, bis Admiral Gower die Sitzung beendete, um allen Teilnehmern Gelegenheit zu geben, über die gewonnenen Erkenntnisse nachzudenken und Vorschläge zu erarbeiten. Die Konferenz nahm am nächsten Morgen ohne die Anwesenheit des Admirals und seines Stellvertreters ihren Fortgang. Statt den endlosen Haarspaltereien zu lauschen, die das Wesen des wissenschaftlichen Diskurses ausmachen, kamen Drake und Gower zusammen und besprachen Flottenoperationen. Nach einer Besprechung der letzten Expeditionen in den Nebel wechselte der Admiral das Thema zum allgemeinen Bereitschaftszustand der Flotte.
»Seit unserer letzten allgemeinen Inspektion sind sechs Wochen vergangen, Drake. Zeit, dass wir feststellen, wer in seiner Bereitschaft nachgelassen hat, meinen Sie nicht?«
»Die Meldungen, die mich erreichen, deuten darauf hin, dass alles noch relativ auf der Höhe ist, Admiral.«
»Meldungen können trügen, Captain. Ich habe es früher im Orbitaldienst erlebt. Immer wenn die Haupttriebwerke nicht arbeiten, scheinen die Besatzungen zu glauben, Wachsamkeit sei unnötig. Nein, ich denke, wir sollten ein paar unangemeldete Überraschungsinspektionen vornehmen.«
»Ich werde den Befehl sofort allen kommandierenden Offizieren durchgeben.«
»Befehlen Sie nicht, Captain. Tun Sie es!«
»Wie bitte, Sir?«
»Ich möchte, dass Sie die Inspektionen persönlich durchführen. Die Kapitäne werden sich umso mehr bemühen, wenn der stellvertretende Flottenkommandeur Missstände oder Probleme findet, die sie selbst hätten wahrnehmen sollen. Auch werden Sie sehen wollen, wie Kapitäne und Besatzungen reagieren, wenn Sie und Ihre Begleiter unangemeldet erscheinen. Machen Sie keine Ankündigungen.«
»Ich werde mich sogleich darum kümmern.«
»Gut. Versuchen Sie, im Laufe der nächsten zweiundsiebzig Stunden mindestens vier Kampfschiffe zu inspizieren. Das sollte ausreichen, um zu beurteilen, wie die Besatzungen sich halten. Danach wird die Nachricht sowieso die ganze Flotte erreicht haben, und das Überraschungselement wird verloren sein.«
»Und wenn ich diese Inspektionen vorgenommen habe, Admiral?«
»Machen Sie mir an Bord des Flaggschiffes Meldung.«
»Wie vereinbaren Sie die Inspektionen mit den Empfehlungen der Konferenz im Hinblick auf diesen neuen Faltpunkt, Sir?«
»Nach meiner Einschätzung werden sie noch tagelang darüber diskutieren. Wir können nicht gut zulassen, dass unsere Streitmacht auseinanderfällt, während die Wissenschaftler sich die Köpfe heißreden, nicht wahr?«
»Nein, Sir.«
Wie befohlen, verbrachte Drake die nächsten drei Tage damit, dass er von Schiff zu Schiff zog und mit Hilfe von sechs vertrauenswürdigen Untergebenen überraschende Inspektionen durchführte. Am dritten Tag nahm er ein Landungsboot zur Royal Avenger, um dem Admiral die Ergebnisse zu melden.
»Willkommen«, sagte Gower. »Sie sehen abgespannt aus.«
»Mir fehlt nichts, was zwölf Stunden Schlaf nicht heilen würden, Sir.«
»Wie sieht es aus?«
»Im Großen und Ganzen sehr gut. Wir besuchten Dagger, Terra, Victory, Saskatoon und Mace. Wir fanden ein paar Dinge, die nicht ganz in Ordnung waren, aber keine größeren Mängel. Sie werden morgen früh meinen Bericht haben.«
»Welche Schiffe sind bereit für Operationen innerhalb des Nebels?«
»Alle, Sir.«
Gower nickte. »In Ordnung. Ich habe mich entschlossen, eine Expedition zur Erkundung dieses neuen Faltpunktes auszusenden. Hätten Sie Lust, sie zu führen?«
»Jawohl, Sir!«
»Dann sollen Sie den Auftrag haben. Der Stab hat das Problem untersucht und einige Empfehlungen im Hinblick auf die Zusammensetzung der Expedition.« Gower blickte auf einen Computerausdruck vor sich auf dem Schreibtisch. »Der Stab schlägt Discovery, Terra, die drei Zerstörer und Saskatoon vor.«
»Den Truppentransporter, Sir? Ich würde lieber City of Alexandria nehmen. Wir werden eher Wissenschaftler als Marineinfanteristen brauchen.«
»Sie werden Wissenschaftler an Bord der Discovery und Terra haben. Da wir nicht wissen, was auf der anderen Seite dieses Faltpunktes ist, wissen wir auch nicht, was Sie an Streitkräften benötigen werden. Betrachten Sie die Marinesoldaten als eine Versicherungspolice.«
»Was ist mit Tankern?«
»Sie werden drei in den Nebel mitnehmen. Dort werden diese dann bleiben. Nachdem Sie Ihre Schiffe aufgetankt haben, werden die Tanker als Relaisstationen für Kommunikation dienen. Noch weitere Fragen?«
»Nein, Sir.«
»Sehr gut. Sie können mit den Vorbereitungen beginnen. Viel Glück.«
»Danke, Sir.«