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» Queen Julia in Position und bereit zum Eintritt in den Faltpunkt«, sagte die Stimme über die Bordsprechanlage. Phillip Walkirk lag auf seinem Sitz in der Mitte der Zentrale des Kreuzers, nur von seinem Hüftgurt gehalten. Die minimale Schwere war buchstäblich eine Erleichterung nach Tagen, die sie unterwegs zum Faltpunkt Eulysta/Carratyl in doppelter Erdschwere verbracht hatten. In der Zentrale war gerade Wachwechsel gewesen, und er beobachtete, wie die Leute ihren Pflichten nachgingen. Es war ermutigend, wie gut sie nach so kurzer Reisezeit zusammenarbeiteten. In der Woche, seit sie die Orbitalwerft Delta Sieben verlassen hatten, hatten sie die unvermeidliche Eingewöhnungsphase, die jede Besatzung am Beginn einer Reise durchmachen muss, besser als erwartet hinter sich gebracht.

Natürlich hatten die meisten Besatzungen nicht den zweifelhaften Vorteil, drei Monate lang täglich zwölf bis sechzehn Stunden bei der Reparatur und Neueinrichtung des Schiffes zusammenzuarbeiten. Während dieser Zeit waren alle an Bord mit den Eigenheiten, Schwächen und Vorlieben ihrer Kameraden und Offiziere gründlich vertraut worden. Die Folge davon war, dass sie imstande waren, sich mit einem Minimum an Leerlauf zu verständigen, während sie ihren Pflichten nachgingen. Lange bevor Queen Julia sich dem Faltpunkt näherte, hatte die Mischung von niedergeschmetterten Überlebenden und zusammengewürfeltem Ersatz sich zu dem Gehirn und dem Zentralnervensystem eines interstellaren Kriegsschiffes verwandelt.

»Halten Sie sich zur Verfügung, Queen Julia«, antwortete der Faltpunktkontrolleur auf ihr Ersuchen auf Einlass in den Faltpunkt. »Wir haben vorrangigen Verkehr vor Ihnen.«

»In Bereitschaft«, antwortete der Nachrichtenoffizier. Er wandte sich von seiner Station um und sagte: »Sieht so aus, als würden es ein paar Minuten, Commander.«

»Richtig«, erwiderte Phillip und zeigte auf die holographische Lagedarstellung am vorderen Schott der Zentrale. »Sehen Sie sich das an.«

Die Darstellung zeigte die gewohnte Schwärze des Raumes, gesprenkelt von einzelnen Sternen. Zusätzlich zu den dimensionslosen Lichtpunkten gab es eine kleine, von Menschen gemachte Kugelgestalt, halb im Licht, halb im Schatten. Die winzige Größe war irreführend. Tatsächlich hatte das Objekt einen Durchmesser von 250 Metern, und mit Ausnahme der Wasserstofftanker, die für den Treibstoff der Flotte sorgten, war es eines der größten beweglichen Objekte, die jemals von Menschen konstruiert worden waren. Vor ihnen bereitete sich eine der Orbitalfestungen, die bis vor kurzem die Zugänge zur Erde bewacht hatten, zum Sprung von Eulysta nach Carratyl vor.

Der Nachrichtenoffizier nickte. »Es ist ausreichend Platz, aber verständlich, dass sie uns warten lassen. Ich möchte nach dem Transit nicht in der Nähe dieses Ungeheuers herauskommen. Schwer zu sagen, wie sehr es unser Faltraumübergangsfeld stören würde, wenn wir zu nahe herauskämen.«

»Ich möchte auch vor dem Sprung nicht mit diesem Brocken kollidieren.«

Lange Minuten beobachtete Phillip die Festung. Dann wurden die Ränder der Wiedergabe plötzlich undeutlich, als sähe man sie durch turbulentes Wasser, bevor die kleine Halbmondgestalt völlig verschwand.

»Sie sind klariert für den Faltpunkttransit, Queen Julia«, sagte die Stimme des weit entfernten Kontrolleurs.

»Verstanden«, antwortete der Nachrichtenoffizier Falcone, bevor er sich an seinen Kapitän wandte. »Wir sind frei zum Manövrieren, Sir.«

»Sehr gut. Rudergänger, bringen Sie uns hinein.«

Phillip hörte ein Räuspern hinter sich, blickte über die Schulter und sah Bethany Drake. Sie hielt sich aufrecht mit den Händen an den Haltegriffen der Decke, die Füße unter seinen Sitz gehakt; sie trug einen schmucklosen blauen Bordanzug der sandarischen Marine. An ihr sah er gut aus.

»Bethany, wann sind Sie hereingekommen?«

»Vor ein paar Minuten, Commander. Ich wollte Sie nicht stören. Ich bitte um Erlaubnis, die Zentrale betreten zu dürfen, wenn Sie nicht zu sehr mit den Vorbereitungen auf den Transit beschäftigt sind.«

»Der Kapitän ist niemals zu sehr beschäftigt, wenn er eine gut ausgebildete Mannschaft hat. Erlaubnis erteilt. Schnallen Sie sich auf dem Beobachterplatz an, dann können Sie den Übergang beobachten.«

Sie zog sich auf den bezeichneten Sitz neben seinem, schnallte sich an und machte es sich bequem. »Wie lange noch bis zum Übergang?«

»Noch etwa zehn Minuten. Sind Ihre Passagiere vorbereitet?«

Sie nickte. »Beide sind in ihren Flüssigkeitsbecken und angeschnallt.«

»Wie halten sie sich unter hohen Beschleunigungswerten?«

»Sie mögen sie nicht, sind aber unverletzt. Varlan beklagt sich über ständige Müdigkeit, und Periskay verbringt den ganzen Tag schlafend in seiner Flüssigkeit, den Hals ausgestreckt und die Beine unter den Rumpf gefaltet. Er sagt, das sei die einzige Möglichkeit für ihn, beschwerdefrei zu atmen.«

»Ich glaube ihm. Zwei g für uns sind für die Ryall beinahe zweieinhalb.«

Sie nickte. »Ich weiß, dass Varlan sich des Öfteren über die Schwereverhältnisse auf Alta beklagte. Sie sagte, sie könne nicht begreifen, wie wir aufrecht stehen können, ohne die Hilfe von sechs Füßen unter uns.«

»Das habe ich mich manchmal selbst gefragt, wenn ich zu Hause die Gestalten sah, die nach durchzechter Nacht heimwärts wankten«, sagte Phillip.

»Was war das für ein Schiff, das vor uns durch den Faltpunkt ging?«

»Das war kein Schiff, sondern die Orbitalfestung Sieben Zwei Neun, die Bunker Hill. Sie hat das gleiche Ziel wie wir, aber wir werden Wochen vor ihr dort sein.«

»Glauben Sie, dass die Orbitalfestungen einen großen Unterschied machen werden?«

»Einen riesigen Unterschied. Diese eine Festung hat mehr Feuerkraft als eine unserer großen planetarischen Verteidigungsstützpunkte auf Sandar.«

»Und die Festungen werden den Schiffen Rückendeckung geben, wenn sie in die Ryall-Hegemonie einfallen?«

»Vorerst nicht. Die Ryall haben Zeit gehabt, eigene Festungen auf ihrer Seite des Faltpunktes zu stationieren. Das bedeutet, wir können den Durchbruch hinein nicht leichter erzwingen, als sie ihn heraus erzwingen können. Es wird eine Pattsituation geben, bis ihre Wirtschaft zu zerfallen beginnt.«

»Das habe ich Varlan und Periskay erklärt.«

»Und was sagen sie?«

»Sie schauen bloß verdrießlich und lassen die Köpfe hängen.«

»Wie viel Erfolg hatten Sie mit dem Versuch, Periskay zu Ihrer Denkart zu bekehren?«

»Nicht sehr viel«, antwortete sie. »Er hört sich meine Argumente geduldig an, aber ich bin nicht sicher, wie viel davon durchdringt.«

»Warum haben Sie ihn dann mitgebracht?«

»Weil ich bestimmen muss, ob mein Erfolg mit Varlan nur ein glücklicher Zufall war. Wenn ich Periskay davon überzeugen kann, die Möglichkeit friedlicher Koexistenz in Erwägung zu ziehen, dann werde ich demonstriert haben, dass alle Ryall die Fähigkeit haben, ihre Intelligenz zur Überwindung ihrer Instinkte zu gebrauchen. Kann ich es nicht, werde ich wohl zugeben müssen, dass Varlans Befürchtungen richtig sind.«

»Welche Befürchtungen?«, fragte Phillip.

»Sie macht sich Sorgen, dass ihre lange Gefangenschaft den Verlust ihrer geistigen Verankerung bewirkt hat; mit anderen Worten, dass sie den Verstand verloren hat.«

»Glauben Sie es?«

»Ich glaube, sie ist jetzt vernünftiger als bei unserem ersten Zusammentreffen; aber das ist natürlich der menschliche Gesichtspunkt. Periskay ist meine Kontrollperson. Wenn er auf mich hört, werden sie es alle tun.«

»Solange wir sie gefangen halten und zwingen, uns zuzuhören. Haben Sie darüber nachgedacht, wie Sie ihre Anführer benachrichtigen werden, dass wir verhandeln möchten?«

Bethany zog die Stirn in Falten und zögerte. Schließlich sagte sie: »Das ist ein Problem. Jedes unserer Schiffe, das auf der anderen Seite des Faltpunktes erscheint, wird wahrscheinlich atomisiert, bevor die Besatzung zwei Worte senden kann. Ich fürchte, dass ich nicht weiß, wie wir ihren automatischen Angriffsreflex kurzschließen können.«

»Ich bezweifle, dass irgendjemand es weiß«, meinte Phillip.

»Es muss eine Möglichkeit geben, ihre Aufmerksamkeit lange genug zu fesseln, damit wir unsere Botschaft zu ihrem Oberkommando durchbringen ...«

»Commander«, sagte der Rudergänger von seiner Konsole.

»Entschuldigen Sie die Unterbrechung, aber wir sind sprungbereit.«

Phillip ließ seinen Blick über die Anzeigen der Instrumente gehen. Alles war so, wie es sein sollte. »In Ordnung, Ninkara. Leiten Sie den Transit ein.«

Gleich darauf hallte die Zwei-Minuten-Warnung durch das Schiff. Die üblichen Vorkehrungen waren rasch beendet, und in der Zentrale wurde es still, als die Generatoren aufgeladen wurden.

Dann, nach kurzer Startzählung, verschwand eine Sternkonstellation, und eine andere nahm ihren Platz ein. Sie waren ein Sternsystem näher beim Schauplatz des Kampfes, den sie vor Monaten schwer getroffen hatten räumen müssen.

Richard Drake saß in seiner Admiralskajüte und las die letzten Verlustmeldungen, eine Aufgabe, die er zu fürchten gelernt hatte. Als er daheim auf der Erde die ersten Invasionspläne ausgearbeitet hatte, hatte alles einfach und sauber ausgesehen. Sie würden überraschend ins System Spica durchstoßen, die inneren Versorgungs- und Kommunikationslinien des Feindes unterbrechen und dann die gewonnenen Faltpunkte mit aller Zähigkeit halten, bis die Wirtschaft der Ryall zusammenbrechen würde.

Es war das Halten, was sich als der schwierige Teil erwies. Ganz gleich, wie viele Ryall-Schiffe sie in den Faltpunkten zerstörten, immer schienen mehr in Reserve zu sein. Es war, als hätte der Feind unbegrenzte Streitkräfte zur Verfügung, um sie gegen die Verteidiger der Faltpunkte zu werfen. Wie in allen Dingen, war die Illusion grenzenloser militärischer Macht jedoch eine Illusion. Es gibt eine Grenze, wie viele Ressourcen eine beliebige Gesellschaft für Kriegsanstrengungen aufbieten kann, und nach 125 Jahren kriegerischer Auseinandersetzungen hatten beide Parteien diese Grenze erreicht. Dass ihr Ringen seit sechs Generationen unentschieden verlaufen war, bewies die Ausgeglichenheit der industriellen und wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Kontrahenten.

Nein, die Macht der Ryall hinter den Faltpunkten war gewaltig, aber nicht grenzenlos. Selbst eine Gesellschaft, deren Soldaten aus Eiern schlüpften, musste irgendwann ihren Vorrat erschöpfen, wenn sie allzu verschwenderisch geopfert wurden. Tatsächlich waren die wütenden Versuche zum Durchbrechen der Blockade im Interesse der Menschheit. So würden die Ryall ihre Schiffe und Krieger schneller verbrauchen als in einer vorsichtigeren militärischen Strategie. Dies würde den unausweichlichen Zusammenbruch beschleunigen.

Natürlich war das ein schwacher Trost für jene, die in der Abwehr dieser Angriffe umkamen, und dies galt erst recht für ihre Angehörigen. Wie erklärt man einer trauernden Mutter, dass ihr Sohn sein Leben gegeben hat, um »durchzuhalten«?

Was sagt man zu der Witwe eines Mannes, dessen Atome im interstellaren Raum mit denen seines Schiffes vermischt sind?

Können die Kinder eines Gefallenen Trost in der Tatsache finden, dass die Flotte dem Feind weit größere Verluste zugefügt hat, als sie selbst erleiden musste, besonders wenn ihr Vater einer der wenigen Unglücklichen ist?

Drake hatte sein Leben lang bei den Streitkräften gedient und war mit dem Tod vertraut. Dennoch fand er diesen langsamen, gleichmäßigen Trommelschlag der Verluste deprimierend. Es war nicht das Bewusstsein ständig neuer Trauerfälle, das auf seinem Gewissen lastete, vielmehr war es die Erkenntnis, dass Verluste zur Routine wurden, zu Selbstverständlichkeiten. Es bekümmerte ihn, dass die Gefallenen – gesunde, kräftige Menschen mit ihren Hoffnungen, Plänen und Gefühlen – allmählich und unausweichlich in trockene Statistiken verwandelt wurden, bloße Zahlen in einer Datenbank: TSNS Tanganjika verloren mit 724 Offizieren und Besatzungsmitgliedern; RSNS Excalibur beschädigt, 316 Tote und ein halbes Tausend Verletzte, die Hälfte davon lebensgefährlich; ASNS Sonnenjäger explodiert, keine Überlebenden ...

Es war die entmenschlichende Wirkung dieser ständig einlaufenden Zahlen, die das kollektive Bewusstsein zu betäuben drohte. Vielleicht handelte es sich bei dieser Abstumpfung um eine unvermeidliche Begleiterscheinung jedes längeren Krieges. Drake erinnerte sich an Darstellungen des ersten globalen Konflikts auf der Erde, als im Stellungskrieg in Frankreich an Tagen, wenn auf dem Schlachtfeld relative Ruhe herrschte und nichts Besonderes passierte, durchschnittlich tausend Mann verloren gingen. Keine Angriffe, keine Rückzüge, nur das Streufeuer der Artillerie auf Gräben und Unterstände. Die Generäle der Zeit wurden so unempfindlich gegen die Verluste, dass sie sich angewöhnt hatten, dieses nicht weiter bemerkenswerte Gemetzel als »Versickerung« zu bezeichnen.

Wer würde in diesem Zermürbungskrieg zuerst zerbrechen?

Die Ryall durch den Verlust ihrer Wirtschaftskraft oder die Menschen durch den Verlust ihrer Menschlichkeit?

Drake seufzte und setzte sich ein wenig aufrechter. Dies war nicht die geeignete Stimmung für einen Admiral auf Eroberungszug, dachte er. Besser, man konzentrierte sich auf die Gegenwart und überließ die Zukunft sich selbst.

Die Gegenwart brachte einige beunruhigende Anzeichen mit sich, dass der Feind klüger wurde. Noch immer warf er den Blockadestreitkräften immer neue Angriffswellen entgegen, aber die letzten Vorstöße waren besser koordiniert als die wilden Massenangriffe in den frühen Tagen der Blockade. In der vergangenen Woche waren kleinere Kampfgruppen der Ryall gleichzeitig in drei verschiedenen Faltpunkten erschienen. Glücklicherweise hatten die Gefechte nur so lange gedauert, dass sie die Umgebung des Durchbruchsraumes sondieren konnten, um dann den Rückzug anzutreten. Es waren nur bewaffnete Aufklärungsvorstöße gewesen, aber nicht ihre Stärke gab Grund zur Sorge, sondern die Gleichzeitigkeit, mit der sie vorgetragen wurden.

Die taktische Analyse der Eroberung des Systems Spica zeigte, dass die Ryall-Hegemonie auf die menschliche Invasionsflotte in ihrem Raum genauso reagiert hatte, wie die Menschheit es im umgekehrten Falle getan haben würde. Als Erstes hatte jede bedrohte Welt mit allen Streitkräften, die sie schnell zusammenziehen konnte, einen wütenden Gegenangriff durch ihren lokalen Faltpunkt geführt.

Ihr Ziel war das Durchstoßen eines der Faltpunkte gewesen, bevor die Invasoren geeignete Sicherungen aufbauen konnten. Da die Invasionsflotte jedoch ihre inneren Kommunikationslinien unterbrochen hatte, war die Fähigkeit der Ryall, kurzfristig koordinierte Gegenstrategien zwischen ihren Welten zu entwickeln, entscheidend beeinträchtigt. Die Folge davon war, dass die schnellen Gegenangriffe unkoordiniert und relativ unwirksam waren. In jedem Fall war die Abwehrkraft der Kampfgruppen in den Faltpunkten zu stark gewesen, um den Angreifern einen durchschlagenden Erfolg zu ermöglichen.

Dass die letzten Vorstöße gleichzeitig gegen drei verschiedenen Faltpunkte geführt waren, ließ darauf schließen, dass die Ryall neue Kommunikationslinien aufgebaut und koordinierte Aktionen zwischen abgeschnittenen Sternsystemen einleiten konnten. Es gab andere, wenn auch weitere Routen zwischen ihren Heimatsystemen als diejenigen, die über Spica führten. Sie waren mit bis zu neun Faltraumübergängen verbunden und brachten teils erhebliche Verzögerungen mit sich, aber sie erlaubten den Austausch von Botschaften, Material und Streitkräften zwischen den Welten in verschiedenen Inseln des Faltraumes.

Mit der Wiederherstellung ihrer Kommunikationslinien konnten sie eine zusammenhängende Ausbruchsstrategie entwickeln, die Aussicht auf Erfolg haben mochte.

Plötzlich wurde ihm bewusst, dass er minutenlang die Verlustliste auf dem Bildschirm angestarrt hatte, ohne sie zu sehen. Er holte tief Atem, löschte die statistischen Zahlen der Toten, Verwundeten und Vermissten und holte die Namensliste der Gefallenen auf den Bildschirm. Dann überflog er die lange Reihe der über den Bildschirm wandernden Reihen, ohne einen von ihnen wiederzuerkennen. Er war erleichtert, dann schämte er sich. Waren die Leben von Fremden weniger wertvoll als jene von Menschen, die er kannte?

Er streckte die Hand aus und drückte die Taste, die seine digitale Signatur hinzufügen und die Liste zur Verschlüsselung der wöchentlichen Nachrichtenübersicht für Admiral Belton auf Corlis hinzufügen würde. Fast gleichzeitig erklang der Signalton der Gegensprechanlage auf seinem Schreibtisch.

Er drückte die Annahmetaste und sagte: »Ja?«

»Sir, ich habe eine eben eingegangene Botschaft für Sie«, sagte Archon Carey, der diensthabende Nachrichtenoffizier.

»Sie ist von Commander Walkirk von der RSNS Queen Julia.«

»Phillip ist zurück?«, fragte er, und mit seinem Interesse hob sich auch seine Stimmung. »Lesen Sie vor.«

»Der Text lautet wie folgt: › Von: Commander Phillip Walkirk, Kommandant RSNS Queen Julia. An Admiral Richard Drake, Kommandeur Angriffsgruppe Spica. Botschaft folgt. Werde eintreffen Conqueror 16:22 Uhr. Wenn Sie nicht zu beschäftigt sind, erbitte ich, dass Sie uns an der Luftschleuse empfangen. Habe Prominenz an Bord und denke, es würde guten Eindruck machen. Walkirk Ende. ‹ Ende der Botschaft.«

»Prominente? Sagt er nicht, wer?«

»Nein, Sir. Das ist die ganze Botschaft.«

»Was für eine Botschaft soll das sein, um Himmels willen?«

»Soll ich ihn um Erläuterung bitten, Sir?«

»Nein, lassen Sie nur. Er muss seine Gründe haben, den Mund zu halten. Ich hoffe bloß, es bedeutet nicht, dass sein Vater an Bord ist.«

»Sein Vater, Sir?«

»Richtig, Carey. Sie kennen Commander Walkirk nicht, oder?«

»Nein, Sir.«

»Sein Vater ist König von Sandar. Lassen Sie auf alle Fälle die Ehrenwache antreten.«

»Sehr wohl, Sir.«