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Während Richard Drakes Expedition das Eulysta-System erkundete, hatten die Wissenschaftler an Bord der City of Alexandria rund um die Uhr gearbeitet, um ihr mathematisches Modell der Faltraumstruktur innerhalb des Antares-Ringnebels zu aktualisieren. Dies erwies sich als unerwartet schwierig. Da Faltpunktverbindungen von Schwerefeldern fokussiert wurden, war Quantität und Anordnung von Materie in einem System der wesentlichste Faktor zur Bildung eines Faltpunktes. In den meisten Sternsystemen befand sich die überwältigende Massekonzentration in den Sternen selbst. Dieser Umstand machte es relativ einfach, Faltpunktbildungen vorauszusagen, sobald die Verbindungslinie identifiziert war. Das System Antares war nach der Novaexplosion allerdings weitaus komplizierter als ein durchschnittliches Sternsystem. Das zentrale Element, das Faltlinien fokussierte, war der Neutronenstern im Herzen des Pulsars. Die hohe Rotationsgeschwindigkeit und enorme Masse bei winziger Größe führten zu Verzerrungen der Verbindungslinien, die durch das Massezentrum führten.

Andere Faltpunktverbindungen gerieten nicht oder nur bedingt unter den Einfluss des Neutronensterns. Ihn umgab eine mehrere tausend Kilometer dicke Schicht aufgeladenen Plasmas. Energie, die vom rapide rotierenden Magnetfeld des Sterns ausging, hielt das Plasma unter Aufladung und sorgte für gleichmäßige Dichte. Diese relativ homogene Plasmaschicht um den Neutronenstern hatte starken Einfluss auf die Faltlinien, welche innerhalb des verbliebenen Antares-Systems verliefen. Jenseits der zentralen Masse lag der durch die Explosion der Supernova hinaus geschleuderte Ringnebel. So diffus, dass er annähernd ein Vakuum darstellte, enthielt er gleichwohl volle dreißig Prozent der ursprünglichen Masse des Riesensterns. Faltpunktverbindungen, die diesen Ringnebel von sechs Lichtjahren Durchmesser kreuzten, blieben natürlich nicht unbeeinflusst. Und jenseits dieses Nebels aus Gas und Staub lag die Schockwelle der Explosion, inzwischen 127 Lichtjahre vom Neutronenstern entfernt. Diese Schockwelle hatte Altas lange Isolation verursacht, und ihr Durchgang jenseits des Systems Valeria hatte sie beendet. Infolgedessen konnte kein Modell, das die Faltpunktbildung innerhalb des Ringnebels zu berechnen suchte, die Auswirkungen dieser entfernten Diskontinuität im interstellaren Medium ignorieren.

Es war die Aufgabe der Astronomen an Bord der City of Alexandria, jeden dieser Faktoren gebührend zu berücksichtigen, in eine Serie von Simultangleichungen einzubeziehen und den Einfluss jedes fokussierenden Elements zu bestimmen, das an jedem Punkt innerhalb des Ringnebels wirksam wurde. Die Arbeit war mühsam und konnte einen zur Verzweiflung bringen, doch schließlich entwickelten die Wissenschaftler eine Karte des Faltraums, der die nach Eulysta und Napier führenden Faltpunkte darstellte. Und nachdem die bekannten Faltpunkte endlich am rechten Platz waren, konnte anhand dieses Modells gefolgert werden, wo sonst im System ähnliche interstellare Tore gefunden werden könnten. Die Computeranalyse prophezeite zusätzliche Faltpunkte in vier neuen Positionen und ordnete jeder dieser Berechnungen eine mehr oder minder hohe Wahrscheinlichkeit zu.

Während er auf die Rückkehr der Expedition wartete, ließ Admiral Gower die beiden wahrscheinlichsten Positionen neuer Faltpunkte untersuchen. Die erste Expedition zur Kartierung wurde vom sandarischen Kreuzer Victory durchgeführt und galt einer Position im Raum, die mehr als eine Milliarde Kilometer vom Eulysta-Faltpunkt entfernt war. Die zweite Expedition unternahm der altanische Kreuzer Dagger, der in eine zwei Milliarden Kilometer entfernte Zone gesandt wurde. Die Victory erreichte ihr Zielgebiet zuerst und durchkämmte es, ohne aber den vermuteten Faltpunkt zu finden. Dagegen gelang es der Expedition der Dagger schon nach kurzer Zeit, die charakteristische Zusammenballung von Isogravitationslinien festzustellen.

Daggers Meldung und die Navigationsdaten der Arrow hatten Gower veranlasst, die von Drake geleitete Expedition zur Rückkehr aufzufordern.

»Ehrenformation, Achtung!«

Die Doppelreihe der altanischen Marinesoldaten, in der vollen Pracht ihrer schwarzen und silbernen Uniformen, nahm auf Phillip Walkirks Befehl Haltung an. Ihre Stiefel steckten in Klampen, die auf dem Deck befestigt waren, um zu verhindern, dass sie in der Schwerelosigkeit des Hangars davonschwebten. Vor ihnen hatte ein Landungsboot des Schlachtschiffs Royal Avenger festgemacht. Die Luftschleuse öffnete sich, und eine einzelne Gestalt schwebte heraus.

»Ehrenformation, präsentiert das Gewehr!«

Zwölf Sturmgewehre wurden hochgerissen und im Präsentiergriff gehalten, als Admiral Gower sich die herangeschobene Treppe vom Ausstieg herabmanövrierte, wo Richard Drake und Phillip Walkirk ihn erwarteten. Wie die Marinesoldaten hatten auch sie ihre Stiefel in Klampen gesteckt, um beide Hände frei zu haben. Sie salutierten, als der Admiral den Fuß der Treppe erreichte. Gower, eine Hand an der Sicherungsleine, erwiderte die Ehrenbezeigung.

»Gut, Sie wieder bei uns zu haben, Fleet Captain«, sagte der Admiral.

»Ganz meinerseits, Sir.«

Gower wandte sich dem Kronprinzen zu. »Ich habe gerade den Bericht über Ihre Aktion gegen den Erzfrachter gelesen, Hoheit. Der König wird erfreut sein, wenn er davon hört.«

»Ich hatte eine gute Truppe bei mir, Sir. Die Ehrenformation besteht ganz aus Veteranen des Enterkommandos.«

Der Admiral wandte sich um und ließ seinen Blick über die angetretene Truppe wandern.

»Soldaten, ich danke Ihnen im Namen Seiner Majestät, John-Phillip Walkirk und des ganzen sandarischen Volkes für Ihren Einsatz. Und ich persönlich danke Ihnen, dass Sie unseren Prinzen geschützt haben.«

Ein Dutzend Stimmen rief wie aus einem Mund: »Keine Ursache, Sir!«

Gower wandte sich zu Drake. »Nun, Captain, wenn Sie mich zu Ihrer Kajüte führen, können wir uns über den Grund meines Besuches unterhalten.«

»Jawohl, Sir. Bitte folgen Sie mir.«

Drake übernahm die Führung, und als sie vor seiner Captainskajüte anlangten, erzeugte die wiedereingeleitete Rotation des Schiffes genug Schwerkraft, dass sie sich nicht mehr festhalten mussten.

»Darf ich Ihnen etwas anbieten, Admiral?«, fragte Drake, sobald Gower es sich auf dem Ledersofa gemütlich gemacht hatte.

»Danke, Captain. Ein Glas von diesem wunderbaren Branntwein, den Mr. Barrett mitbrachte, als er an Bord der Avenger kam, würde willkommen sein.«

»Ja, Sir.« Drake schob die hölzerne Wandverkleidung zurück, wo sie eine kleine, aber gut ausgestattete Hausbar verbarg, und nahm eine Flasche und Gläser heraus. Er schenkte ein und reichte ein Glas dem Admiral.

Gower nahm einen kleinen Schluck, dann schob er den Fuß des Glases in eine Halterung am Tisch. »Habe Ihren Bericht über die Corlis-Operation gelesen, Captain. Mein Kompliment.«

»Danke, Sir.«

»Allein die Navigationsdaten sind ein Dutzend Schlachtschiffe wert!«

»Haben Ihre Fachleute Fortschritte bei der Entzifferung der von der Arrow übermittelten Computerdaten gemacht?«, fragte Drake.

Gower schüttelte den Kopf. »Für Resultate ist es noch viel zu früh.«

»Wenigstens haben wir Professor Alvarez' Daten.«

»Ich wünschte nur, es wäre nicht so betrüblich, Drake.«

Gower hatte nicht lange gebraucht, um die Probleme zu erkennen, die mit der Bekämpfung eines Feindes verbunden waren, dessen Territorium in einem Faltraumhaufen mit kurzen Verbindungen lag. »Mein Stab schätzt die Multiplikatorwirkung der inneren Linien auf mindestens zwei, möglicherweise bis drei.«

»Ja, Sir. Das war auch meine Folgerung.«

»Kein Wunder, dass wir sie all diese Jahre kaum in Schach halten konnten. Gott sei uns gnädig, wenn sie erst lernen, den Ringnebel zu durchdringen. Was uns zu meiner nächsten Frage bringt. Welche Gewissheit haben Sie, dass Sie Eulysta unbemerkt verlassen haben?«

»Jede Gewissheit, Sir«, antwortete Drake. »Die Mace bewachte den zweiten Faltpunkt während der ganzen Dauer unseres Aufenthalts. Und selbst nachdem Captain Quaid seine Position räumte, um sich wieder der Flotte anzuschließen, hielten wir den Carratyl-Faltpunkt bis zu unserer Abreise unter Beobachtung. Nichts drang in das System ein oder verließ es, während wir den Faltpunkt unter Beobachtung hielten.«

»Und wie steht es mit Corlis?«

»Wir scheuten keine Mühe, um jede Spur menschlicher Aktivität auszulöschen, Sir. Sollten wir dennoch etwas übersehen haben, muss es von der Flutwelle ausgelöscht worden sein.«

»Wie beurteilen Sie die Möglichkeit, dass es unter den Ryall Überlebende gab, von denen Sie nichts wissen? Flüchtlinge, die sich in die Wälder retteten?«

»Unsere Vernehmungsspezialisten befragten die Gefangenen gerade in diesem Punkt sehr ausführlich, Sir. Wie es scheint, ist der Verbleib jedes Einzelnen geklärt.«

»Wo sind die Gefangenen jetzt?«

»Die Überlebenden des Erzfrachters und die Betriebsleiterin des Corlis-Bergwerks sind auf dem G-Deck untergebracht, Sir. Die anderen Überlebenden von Corlis sind an Bord der Terra.«

»Wie sind die Haftbedingungen in den Zellen?«

»Es ist sehr eng, Sir. Ich fürchte, wir konnten nicht viel Raum für die Unterbringung erübrigen.«

»An Bord der Avenger haben wir Raum und Einrichtungen. Ich werde dafür sorgen, dass die Gefangenen Ihnen abgenommen werden, sobald ich wieder an Bord meines Schiffes bin.«

»Mit Ihrer Erlaubnis, Sir, hätte ich die Betriebsleiterin des Corlis-Bergwerks gern hier behalten.«

»Warum, Captain?«

»Diese Gefangene wird gegenwärtig von Miss Lindquist beobachtet, Sir.«

»Was hofft sie daraus zu lernen, Drake?«

»Sie versucht die Unterschiede zwischen der Wirtschafts- und der Kriegerkaste in Bezug auf ihre Einstellung zu uns Menschen zu ermitteln.«

»Was bringt sie auf den Gedanken, dass es da Unterschiede gibt?«

»Sie weiß es nicht, Admiral. Das ist der Grund ihrer Untersuchung.«

Admiral Gower schürzte die Lippen, dann nickte er. »Nun, meinetwegen. Es ist wahr, dass wir im Laufe der Jahre kaum Angehörige der Wirtschaftskaste als Studienobjekte hatten. Aber sagen Sie Miss Lindquist, dass ich wöchentliche Meldungen über ihre Fortschritte sehen möchte.«

»Ja, Sir.«

Gower hob sein Glas und nahm mit offensichtlichem Genuss einen Schluck vom Branntwein. Sorgfältig steckte er das Glas wieder in die Halterung, dann hob er den Blick und musterte Drake mit aufmerksamer Intensität.

»Ihre Arbeit im Eulysta-System hat mir gefallen, Drake. Sie gingen hinein, gewannen wertvolle Information, verwischten Ihre Fährte und kamen heraus, ohne sich erwischen zu lassen.«

»Ich weiß Ihr Vertrauen zu schätzen, Admiral.«

»Sie haben es verdient. Nun, wie würde es Ihnen gefallen, die Expedition zur Erforschung des neuen Faltpunktes zu leiten?«

»Werde ich Ihre Erlaubnis haben, meine Schiffe selbst auszuwählen?«

»Was ist los? Gefiel Ihnen die Flotte nicht, die ich Ihnen für Eulysta zur Verfügung stellte?«

»Sie war mehr als ausreichend, Sir. Es gibt jedoch ein paar Änderungen, die ich gern vornehmen würde.«

»Meinetwegen. Wann können Sie startbereit sein?«

»Werden zweiundsiebzig Stunden frühzeitig genug sein?«

»Das wird vollkommen ausreichen, Captain.«

Bethany sorgte dafür, dass Varlan eine eigene Kabine erhielt, als die anderen Gefangenen zum Flaggschiff überführt wurden. Die Kabine wurde so hergerichtet, dass sie dem Wohnquartier ähnelte, das sie auf Corlis vorgefunden hatten. Sie war auch mit einem Bildschirmgerät zur Unterhaltung und einem reichlichen Vorrat von Filmen ausgestattet. Um Varlans innere Spannung weiter abzubauen und sie für Überredung empfänglicher zu machen, wurden die Sicherheitsvorkehrungen so diskret wie möglich gehandhabt. Sie bestanden aus einem Videoüberwachungssystem, einer Tür, die sich nur von außen öffnen ließ und einem bewaffneten Marinesoldaten draußen im Korridor.

»Was halten Sie von Ihrem Quartier?«, fragte Bethany die Ryall am Tag nach der Verlegung.

Varlan bog ihren langen Nacken in einer Nachahmung menschlichen Nickens. »Es entspricht meinem Rang sehr viel besser als das letzte. Ich muss allerdings bekennen, dass ich nicht verstehe, warum Sie dies getan haben.« Ihre Worte drangen aus dem tragbaren Übersetzungsgerät, das sie an einer Kette um den Hals trug.

»Meine Absicht ist dieselbe wie auf Corlis«, erwiderte Bethany. »Dass Ihre Spezies und die meine Konkurrenten sind, ist kein Grund, warum wir zwei Feindinnen sein müssen.«

Varlan dachte über Bethanys Bemerkung nach, bevor sie antwortete. »Wären Sie eine Ryall, würde ich denken, dies sei ein Versuch, mich zum Verrat an meiner Kaste und meiner Sippe zu verleiten.«

»Ich verlange nicht, dass Sie Ihre Art verraten, Varlan. Ich möchte nur, dass Sie versuchen, meine zu verstehen.«

»Zu welchem Zweck?«

»In der Hoffnung, dass wir eine für beide Seiten annehmbare Lösung zur Beendigung dieses Krieges finden können.«

»Diese eigenartige schwache Stelle in Ihrem Charakter ist mir schon vorher aufgefallen, Bethany von den Lindquists. Warum sind Sie unfähig, sich der Tatsache zu stellen, dass wir Konkurrenten sind und es bleiben müssen? Wie können Sie an der Täuschung festhalten, alle intelligenten Wesen seien Brutgefährten, wenn es offensichtlich nicht so ist? Ist dies eine Haltung, die Ihrer Art eigen ist, oder nur eine persönliche Besonderheit?«

»Ich überlasse das Ihrem Urteil, Varlan, wenn Sie uns besser kennen.«

»Gut«, antwortete Varlan. »Ich werde Sie studieren, während Sie mich studieren. Es kann nicht schaden und wird meine Gefangenschaft kurzweiliger machen.«

Nach Admiral Gowers Ankündigung, dass Richard Drake die Expedition zur Erforschung des neuen Faltpunktes leiten würde, war Letzterer ein gefragter Mann. Die Bekanntmachung war noch keine zwei Stunden alt, da hatte er schon mit den kommandierenden Offizieren jedes Zerstörers und Kreuzers der Flotte gesprochen. Dabei hatte er jedem Bittsteller versichert, dass taktische Überlegungen der einzige bestimmende Faktor bei der Auswahl der Schiffe sein würden, die an der neuen Expedition teilnehmen sollten. Ein besonders beharrlicher Offizier war Bela Marston, der Kommandant der Dagger, die gerade erst von ihrer Erkundungsreise zurückgekehrt war.

»Sie müssen einfach die Dagger mitnehmen, Richard«, sagte Marston. »Schließlich haben wir das verdammte Ding gefunden!«

Drake nickte. »Ich gebe zu, dass Sie einen besonderen Anspruch haben, Bela, aber zuerst muss ich sehen, was ich brauchen werde. Wenn Ihr Schiff in den Plan passt, sind Sie dabei. Wenn nicht, dann kann ich Sie nicht gebrauchen.«

»Verdammt, Richard. Meine Besatzung ist noch immer verschnupft, dass sie bei der Eulysta-Expedition nicht dabei sein durfte.«

»Wie ich sagte, Captain«, erwiderte Drake und betonte Marstons Titel, um ihm zu verstehen zu geben, dass er der Grenze zwischen Pflicht und Freundschaft zu nahe kam, »ich werde Ihnen Nachricht geben.«

Marstons Züge gefroren in einer ausdruckslosen Maske. »Ja, Sir. Ich bedanke mich, dass Sie uns in Betracht ziehen. Habe ich Ihre Erlaubnis, die Frequenz zu verlassen?«

Drake seufzte. »Gehen Sie nicht im Zorn. Verdammt noch mal, ich werde versuchen, Sie mit einzubauen, wenn es taktisch irgendeinen Sinn ergibt.«

»Danke, Sir!«

Drake machte sich sofort an die Planung des Unternehmens bewaffneter Aufklärung. Wie zuvor sollte der erste Eintritt durch zwei der sandarischen Zerstörer erfolgen, und aus dem gleichen Grund. Selbst wenn sie unmittelbar nach dem Ausbruch angegriffen wurden, bestanden gute Aussichten, dass beiden oder zumindest einem die Rückkehr gelingen würde, um Meldung zu machen. Wenn andererseits niemand auf der Lauer lag, um eindringende Schiffe aus dem Bereich des Faltpunktes zu vernichten, würde ein Zerstörer zur Bewachung im Faltpunkt zurückbleiben, während der andere zur Flotte zurückkehrte.

Drakes erste Entscheidung über die Zusammensetzung der Expedition war relativ einfach. Aufgrund der Überlegung, dass eine örtliche Überlegenheit der schiffsgestützten Waffen von größerem unmittelbarem Wert sein würde als eine Landstreitmacht, beschloss er die Saskatoon zurückzulassen. Bot sich ein Bodenziel, wie es auf Corlis der Fall gewesen war, würde noch genug Zeit sein, die Marinesoldaten herbeizurufen, sobald feindliche Raumstreitkräfte geschlagen wären.

Nach einer langen, vor dem Datenanschluss verbrachten Nacht wählte Drake seine Expedition aus. Die Aufklärungsgruppe blieb im Wesentlichen die gleiche, die das System Eulysta erforscht hatte, mit der einzigen Ausnahme, dass Dagger für Saskatoon einspringen würde. Mit dem Gefühl einer gewissen Befriedigung übermittelte Drake seine Auswahl dem Admiral.

Erbitte Zuweisung der Kreuzer Discovery, Terra, Dogger, der Zerstörer Arrow, Mace und Scimitar, sowie von drei Cryogentankern Ihrer Wahl, um Faltpunkt Nr. 3 zu erforschen.

Drake, Fleet Captain

Mit noch größerer Befriedigung erhielt er eine Stunde später die offizielle Antwort des Admirals:

Zuweisungen gebilligt. Die Tanker Phoenix, Tharsis und Sandarian Soldier sind Ihrer Kräftegruppe zugewiesen. Start nach Feststellung der Bereitschaft.

Gower, Admiral

Nach seiner Ankunft in der Nachbarschaft des neu entdeckten Faltpunktes ließ Drake alle Schiffe von den Cryogentankern mit Treibstoff versorgen, woraufhin er die Tanker in sichere Distanz zurückzog. Dann ließ er die drei Kreuzer und den Zerstörer Mace in Abwehrformation ausfächern und befahl Arrow und Scimitar alle Vorbereitungen für den Faltraumübergang zu treffen.

Wie beim Durchbruch nach Eulysta, so lauschte er auch jetzt den letzten Überprüfungen der Bordsysteme durch die Kapitäne, bevor die Startzählung begann; spürte dann, wie seine Spannung mit jeder Sekunde zunahm; und beobachtete schließlich zwei leuchtende, Strahlung abwehrende Felder bis zu ihrem Verschwinden vom Bildschirm der Discovery. Wie voriges Mal zog sich die Zeit endlos hin, während Drake auf das Wiedererscheinen eines der Zerstörer wartete.

»Wir haben einen Ausbruch, Captain!«, kam der willkommene Ausruf vom Nachrichtenoffizier der Feuerleitzentrale, als eine nervenzermürbende halbe Stunde vergangen war.

»Welches Schiff?«

» Arrow, Sir.«

»Geben Sie mir eine Verbindung mit Captain Rostock.«

»Ja, Sir.«

Es dauerte weitere dreißig Sekunden, bis Carter Rostocks gerötetes Gesicht auf Drakes Bildschirm erschien.

»Melden Sie, Mr. Rostock«, befahl er.

»Alles klar auf der anderen Seite, Captain.«

»Konnten Sie das System identifizieren?«

»Ja, Sir. Es ist Goddard!«

»Gibt es keinen Zweifel daran?«

»Keinerlei Zweifel, Sir.«

Ein Gefühl leichter Benommenheit überkam Drake. Goddard war eines der ersten von Menschen kolonisierten Systeme. Und jenseits von Goddard lag die Sonne!