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Die Feuerleitzentrale der Queen Julia sah aus wie das Schaufenster eines Juwelierladens nach einer der großen Unruhen, die in der Mitte des 21. Jahrhunderts die Großstädte der Erde heimgesucht hatten – so stellte Richard Drake es sich jedenfalls vor. Die großen Bildschirme waren noch da, desgleichen die Plätze für ein Dutzend Bedienungsmannschaften. Alles andere war fort; nur gähnende Löcher und gekappte Kabel markierten, wo die optischen Geräte zur Zielerfassung, die Radaranlage und die Rechner der Sensorenauswertung und vieles andere mehr gestanden hatten.

Vor einer Woche war Queen Julia in Begleitung der Fernsucher in die Nachbarschaft des Faltpunktes Spica/Darthan zurückgekehrt. Beide Schiffe blieben stationär im Raum, eine Million Kilometer vom blockierten Faltpunkt entfernt, und begannen mit der Umrüstung von Kriegsschiffen zu Instrumenten der Diplomatie – für Galatan und seine Besatzung ein völlig fremdartiges Konzept. Was diese Umrüstung in der Praxis bedeutete, schien vielen Besatzungsmitgliedern des sandarischen Kreuzers nichts anderes als Vandalismus zu sein. Auch für Drake nahm es sich wie Vandalismus aus, und er war derjenige, der den Befehl dazu erteilt hatte.

Alle Offensivwaffen und die Systeme, die sie steuerten, mussten ausgebaut werden. Glücklicherweise war die modulare Bauweise für den Ausbau der verschiedenen Raketenwerfer, Laser und Antimaterieprojektoren nicht allzu schwierig.

Fernsucher war eine andere Sache. Galatan weigerte sich beharrlich, Menschen an Bord seines Schiffes zu lassen. Er zögerte sogar, Periskay aufzunehmen, weil er fürchtete, dass die zweibeinigen Ungeheuer ihn mit einer Art Biowaffe infiziert haben könnten. Der Schiffmeister der Ryall gab erst nach, als der Philosoph in Quarantäne vom automatischen Diagnosegerät untersucht und für gesund befunden worden war.

Verhandlungen über die Frage, wie sichergestellt werden könne, dass Fernsucher tatsächlich entwaffnet war, blieben fast einen Tag lang ergebnislos, bis Galatan eine Lösung vorschlug. Ganz gleich, welche Waffen der Ryall-Kreuzer an Bord hatte, sie waren von geringem Wert ohne die Fähigkeit, Ziele zu verfolgen. Ohne die Sensoren zur Zielerkennung und - Verfolgung würde das Ryall-Schiff seiner Kampffähigkeit so gut wie beraubt sein.

Während Zweibeiner in Vakuumanzügen über den Rumpf der Queen Julia krochen und tödliche Geräte abmontierten, bewegten sich ähnlich ausgestattete Sechsfüßer mit überraschender Anmut über die glatte ebenholzschwarze Hülle ihres Schiffes, bauten verschiedene Antennen und andere Geräte aus, die Daten an die Feuerleitzentrale übermittelten. Ihre Einwände gegen das Ansinnen, Menschen in die Nähe ihres Schiffes zu lassen, wurden schließlich so weit gelockert, dass der Waffenoffizier der Queen Julia den Schiffsrumpf aus der Nähe inspizieren durfte. Er meldete nichts als nackte Außenfassungen, wo vorher empfindliche Instrumente den umgebenden Raum nach feindlichen Bewegungen durchforscht hatten.

Eine Woche harter Arbeit hatte beide Kriegsschiffe zu bloßen Beförderungsmitteln für Personal gemacht. Am Ende dieser Woche veranstalteten Drake, Phillip und Galatan eine Videokonferenz.

»Ist Ihr Schiff bereit, Schiffmeister?«, fragte Drake, und Varlan dolmetschte.

Nach einer kurzen Folge von Grunz- und Zischlauten, hohlen Pfiffen und knackenden Tönen meldete Varlan, dass der Ryall-Kapitän bereit sei.

»Commander Walkirk, bitte unterrichten Sie unseren Ryall-Gefährten über die bevorstehende Mission.«

»Ja, Admiral. Galatan, Sie haben Ihre Daten für freies Geleit erhalten?«

Der Ryallkopf auf dem Bildschirm legte sich in einer Geste von Zustimmung auf die Seite, als er seine Antwort gab, die Varlan sofort als »Fernsucher ist belehrt, welche Route zu schwimmen ist« übersetzte.

» Queen Julia wird Fernsucher durch die Blockade und in den Faltpunkt geleiten. Sobald wir den Übergangspunkt erreichen, wird es Ihnen frei stehen, die Generatoren aufzuladen. Sie können den Übergang vollziehen, wenn Sie dazu bereit sind. Das wird die Uhr in Gang setzen. Sie haben genau acht Stunden, um zurückzukehren, nicht mehr und nicht weniger. Wir werden die Faltpunktverteidigung genau acht Stunden, nachdem Sie uns verlassen, für eine Minute deaktivieren. Varlan, geben Sie Acht, dass er die richtige Umsetzung von menschlichen Zeiteinheiten in die der Ryall bekommt.«

»Er versteht«, erwiderte Varlan. »Bethany und ich übersetzten es, bevor die Daten gesendet wurden.«

»Galatan, verstehen Sie, dass die Faltpunktverteidigung, auch wenn sie deaktiviert wird, in einem Augenblick wiederhergestellt werden kann?«

»Ich verstehe.«

»Wenn auf dieser Seite des Faltpunktes mehr als ein Schiff erscheint, während die Abwehr deaktiviert ist, oder wenn dieses Schiff nicht die Fernsucher ist, werden wir das Feuer eröffnen. Ist das klar?«

»Ja«, kam die emotionslose Antwort.

»Ein letzter Punkt, Galatan. Sie verstehen, dass wir, wenn Sie nicht zurückkehren, um uns die Entscheidung von Denen Die Herrschen mitzuteilen, annehmen werden, dass die Antwort negativ ist.«

»Ich glaube, dass die Antwort in jedem Fall negativ sein wird, Admiral von den Drakes.«

»Sie sind dennoch durch Ihre Ehre gebunden, zurückzukommen und es uns zu sagen.«

»Ich habe deinen Gefangenen meinen Sippeneid geleistet, Mensch ...« Drake argwöhnte, dass er mit einem anderen Namen genannt wurde und Varlan es in der Übersetzung bereinigt hatte. »Ich werde zurückkehren, um dir die Entscheidung von Denen Die Herrschen mitzuteilen. Wie diese Entscheidung auch ausfallen mag, ich werde sofort nach Darthan zurückkehren und beginnen, mein Schiff klar zum Gefecht zu machen, so dass, wenn wir einander wieder begegnen, es in der Schlacht sein wird.«

»Und wenn die Antwort nicht negativ ist?«

»Dann werde ich euch zur Heimatwelt geleiten, wo ihr die Sorge jener sein werdet, die höher gestellt sind, und ich werde trotzdem mein Schiff gefechtsklar machen.«

Drake nickte. »Das ist alles, was Sie versprachen, und auch alles, was wir verlangen. Commander Walkirk, sie können die Maschinen startklar machen, wenn Sie so weit sind.«

»Jawohl, Sir.«

Die Passage durch die Blockadezone verlief ohne Zwischenfall. Zu keiner Zeit machte Queen Julia irgendwelche Emanationen vom Ryall-Kreuzer aus, die darauf hindeuten könnten, dass Galatan ein paar aktive Sensoren in Reserve gehalten haben mochte. Passive Sensoren waren natürlich eine andere Sache. Zweifellos hatte Galatan seine Besatzung angewiesen, den Raum nach Sichtungen der Blockadekampfgruppe zu durchforschen. Teleskope aber haben ihre Begrenzungen, und bis auf die Möglichkeit, dass eines der Blockadeschiffe vielleicht einen Stern verdunkelte, war es zweifelhaft, ob die Ryall überhaupt etwas ausmachen konnten.

Als sie den vorprogrammierten Punkt innerhalb des Faltpunktes erreichten, wo Fernsucher den Transit ausführen sollte, ließ Phillip die Queen Julia als Vorsichtsmaßnahme in sicherer Entfernung. Bisher hatte Galatan seinen Teil der Vereinbarung peinlich genau eingehalten, aber Phillip wollte ihn nicht in Versuchung führen, im Augenblick seines Verschwindens in den Faltraum eine Raketensalve abzufeuern. Selbststeuernd oder nicht, eine Salve aus naher Entfernung würde wahrscheinlich ihr Ziel finden.

Die Sicherheitsvorkehrung erwies sich als unnötig. Nach wenigen Sekunden scheinbarer Inaktivität verschwand der Ryall-Kreuzer und kehrte heim zu einem ungewissen Willkommen.

Die folgenden Stunden waren für alle an Bord der Queen Julia nervenzermürbend. Was Drake betraf, so fragte er sich, ob die Spannung der letzten Monate seinem Urteilsvermögen abträglich gewesen sein mochte. Wie anders war die Situation zu erklären? Hier saß er und zählte sorgenvoll die Minuten, bis sein entwaffnetes Schiff in das Herz des feindlichen Machtbereiches katapultiert würde.

Auch der Vorstellung, mit Denen Die Herrschen zu verhandeln, konnte er nichts abgewinnen. Wie die meisten Berufssoldaten verachtete er Politiker und Diplomaten, eine Empfindung, die bisweilen schwierig zu verbergen war: ein Vermächtnis seiner Dienstzeit als Verbindungsoffizier der Marine beim altanischen Parlament.

Diese improvisierte diplomatische Mission war notwendig, weil es in der Flotte keine Berufsdiplomaten gab. Niemand hatte daran gedacht, sie in das Führungspersonal der Flotte einzugliedern. Schließlich war der Auftrag der Invasionsflotte die Niederwerfung der Ryall, nicht irgendwelche Verhandlungen mit ihnen. Der Fehler in dieser Denkart war natürlich, dass es keine Möglichkeit gab, den Krieg zu beenden, ohne mit dem Feind zu sprechen, und sei es nur zur Entgegennahme seiner Kapitulation.

Deshalb gab es anstelle eines diplomatisch geschulten Botschafters nur einen kolonialen Marineoffizier, der die Menschheit in dieser außerordentlich wichtigen Mission vertrat. Glücklicherweise war die Botschaft, die er zu überbringen hatte, eine, die selbst das fremdartige Denken der Ryall verstehen würde. Sie würde kurz, brutal und eindeutig sein:

Ergebt euch oder stellt euch der Ausrottung eurer gesamten Spezies!

Er hoffte nur, dass die Ryall intelligent genug waren, die Alternative vernünftig abzuwägen. Mehr als einmal in der Menschheitsgeschichte hatten Mitglieder seiner eigenen Spezies, die vor diese harte Wahl gestellt worden waren, die Ausrottung gewählt.

Die Pieptöne der Bordsprechanlage unterbrachen seine trüben Gedanken. Drake schaltete das Gerät ein.

»Admiral Gower für Sie, Admiral«, sagte der Wachoffizier der Nachrichtenabteilung.

»Stellen Sie ihn durch und sichern Sie die Verbindung.«

»Jawohl, Sir.«

Auf dem Bildschirm erschienen die Züge des bärbeißigen alten sandarischen Admirals. Wie gewöhnlich machte Gower ein finsteres Gesicht.

»Ja, Admiral?«, fragte Drake, als das Bild sich stabilisiert hatte.

»Uns bleiben noch dreißig Minuten bis zum Ablauf der Frist, Sir«, erwiderte Gower. Obwohl er jetzt die Operationen leitete, wahrte er den Respekt gegenüber Drake als Flottenbefehlshaber.

»Ja, ich weiß«, erwiderte Drake, »und Sie können mich beim Vornamen nennen. Im Augenblick bin ich bloß eine überflüssige Person an Bord eines leichten Kreuzers unter Ihrem Kommando.«

»Also gut, Richard.«

»Sind wir für den Fall vorbereitet, dass die Echsenleute einen Überraschungsangriff starten, Sergej?«

Gower zeigte ein seltenes Lächeln. »Wenn etwas anderes als der Fernsucher aus dem Faltpunkt kommt, werden wir mit einem Feuerschlag antworten. Und in jedem Fall werden die Minen überall außer in der Nachbarschaft des Schiffes sofort scharf gemacht, wenn Fernsucher erscheint.«

»Lassen Sie uns nur sichergehen, dass wir dabei keinen Fehler machen«, erwiderte Drake.

»Wenn jemand diesen Fehler macht, wird er sich auf immerwährender Patrouille in der Korona des Doppelsterns wiederfinden.«

Drake lachte. »Das ist eine Methode, sie im Höllenfeuer zu braten«, Sergej. Nun, wie ich höre, sind Sie vorbereitet. Ich kann mir denken, dass Sie genauso glücklich sein werden, wenn sie nicht zurückkehren.«

Der sandarische Admiral sah ihn überrascht an. Auch das war bei Gower ein seltener Gesichtsausdruck, den schon einmal gesehen zu haben Richard sich nicht erinnern konnte.

»Warum sagen Sie das?«

»Ich weiß, dass es Ihnen lieber gewesen wäre, wenn wir ein anderes Schiff als Queen Julia für diese Mission eingesetzt hätten. Es wird hart sein, Seiner Majestät Phillips Verlust zu erklären, falls wir nicht zurückkommen.«

»Seine Majestät wird es verstehen. Prinz Phillip muss mit jedem anderen Angehörigen der Flotte das gleiche Risiko eingehen. Es ist meine Aufgabe, darauf zu achten, dass er sein Leben nicht unnötig riskiert. Wenn Ihre Mission diesen ewigen Krieg beendet, dann nenne ich es ein notwendiges Risiko. Schließlich riskieren auch Sie nicht nur Ihr eigenes Leben, Richard, sondern ebenfalls das Ihrer Frau.«

»Glauben Sie mir, wenn ich dächte, ich könnte mit Varlan zurechtkommen, hätte ich Bethany schon nach Hause geschickt.«

»Wenn ich mir einen einleuchtenden Vorwand ausdenken könnte, den Kronprinzen von dieser Mission abzuberufen, würde ich es auch tun. Aber der Thronerbe darf niemals wie ein Feigling aussehen.«

»Noblesse oblige, Sergej?«

»Praktische Hofpolitik. Wenn Ihnen dieses Vorhaben gelingt, wird Phillip eine lange und ruhige Regierungszeit haben. Wenn ich ihn von der Mission abziehe und auf einen ungefährdeten Posten versetzte, würde es immer Zweifel geben, und seine Militärzeit würde einen unerfreulichen Beigeschmack bekommen.«

»Und ich dachte, der Umgang mit einem Parlament sei schwierig.«

»Beide Systeme haben Vor- und Nachteile, Richard. Ich will Sie nicht länger aufhalten. Wollte Ihnen bloß Glück wünschen und Ihnen versichern, dass Sie, sollte es Verrat geben, gerächt werden.«

»Danke, Sergej. Ich weiß die Flotte in guten Händen.«

»Und ich weiß das Kompliment zu schätzen. Gower Ende.«

»Drake Ende.«

Der Bildschirm wurde schwarz, und Richard kehrte zurück zu seinen Gedanken und zu Bethany.

Als der Startzählungschronometer auf dem Bildschirm die 00:00 erreicht hatte, ertönten überall im Schiff die Alarmsirenen. Obwohl er damit gerechnet hatte, schrak Richard Drake auf und wäre in die Höhe geschwebt, wenn die Gurte ihn nicht zurückgehalten hätten. Bethany starrte auf den Bildschirm vor ihnen.

»Unbekanntes Schiff erscheint im Faltpunkt«, meldete eine Stimme aus der Aufklärungsabteilung. »Der Rechner sagt, dass das Schiff Fernsucher ist . Scheint allein zu sein.«

»Nachrichtenoffizier, stellen Sie eine Verbindung her«, befahl Drake. Er wandte den Kopf zu seiner Frau und sagte: »Bring Varlan herein.«

Es gab eine Pause von annähernd einer Minute Dauer, bevor der Bildschirm sich aufhellte, was Varlan die Gelegenheit gab, zur offenen Tür hereinzukommen und sich neben Richards Sitz anzuschnallen. Auf dem Bildschirm erschien ein Trio von Ryall vor einem Hintergrund, der die Zentrale der Fernsucher sein musste. Galatan war nicht in der Mitte der drei Gestalten, dem Ehrenplatz für Ryall wie für Menschen. Der Schiffmeister saß zur Linken eines älteren Ryall, den Drake nicht kannte. Sein Alter war an der stumpfen, ins Graue spielenden Farbe seiner Schuppenhaut und dem etwas milchigen Glanz seiner obsidianschwarzen Augen zu erkennen. Periskay saß zur Rechten dieses Würdenträgers und etwas hinter den beiden.

»Grüße, Galatan vom Fernsucher«, sagte Drake durch Varlan, sobald die drei auf dem Bildschirm erschienen.

»Grüße, Admiral von den Drakes«, dolmetschte Varlan die Antwort Galatans.

»Du bist so gut wie dein Wort.«

»Meine Verpflichtung diesem gegenüber ist erfüllt«, erwiderte Galatan mit einer Geste zu Periskay hinüber.

»So ist es«, sagte Drake. »Wer ist der, dem zu begegnen ich die Ehre habe?«

»Ich bringe mit mir Einen Der Herrscht. Er ist Tarsanau von den Inseln des Kleineren Meeres, einer, der ermächtigt ist, für die Herrschenden zu sprechen.«

Varlan dolmetschte die Einleitung, dann fuhr sie fort: »In menschlichen Begriffen würde man ihn den Ersten Berater der Herrscher der Hegemonie nennen.«

»Grüße, Tarsanau von den Inseln im Kleineren Meer«, antwortete Drake. »Ich bin erfreut, dass du unsere Einladung angenommen hast.«

»Es schien weise, das zu tun«, erwiderte der ältere Ryall. Irgendwie gelang es ihm, einen oberflächlichen, gleichmütigen Tonfall in die pfeifende Ryall-Sprache hineinzubringen. »Was willst du?«

»Wir möchten mit Denen Die Herrschen sprechen.«

»Wer spricht?«

»Ich bin Admiral Richard Drake. Ich befehlige die menschliche Flotte in diesem System.«

»Du bist der Zweibeiner, der an der Spitze dieses üblen Schwarmes schwimmt, der unsere Sterntore genommen hat?«

»Der bin ich.«

»Dann hast du einen ausreichend hohen Rang, um für deine Art zu sprechen?«

»Über den Verhandlungsgegenstand, ja. Es gibt Menschen höheren Ranges, als ich es bin, aber keinen in diesem Sternsystem.«

»Dann werde ich mit dir sprechen. Ich bin ermächtigt, in dieser Angelegenheit für Die Rasse zu sprechen. Worüber sollen wir sprechen?«

»Sicherlich hat Periskay erklärt, zu welchem Zweck wir diese Zusammenkunft anstreben.«

»Er hat deine Worte weitergegeben. Die Begriffe sind jedoch fremdartig. Es war keine Zeit, Jene Die Herrschen zu konsultieren, also kam ich mit Galatan, um deine Worte selbst zu hören.«

»Gut. Wir wünschen diesem endlosen Krieg ein Ende zu machen, bevor noch mehr Krieger unserer beiden Arten getötet werden.«

»In Der Rasse ist Krieg ein Wettkampf zwischen Sippen oder Bündnissen. Wenn es einen Streit gibt, dauert der Wettkampf an, bis die eine oder die andere Seite ihre Niederlage zugibt. Wenn dies geschieht, räumt die nachgebende Sippe die strittigen Fischgründe oder anerkennt das strittige Prinzip, oder schwört der überlegenen Sippe die Gefolgschaft«, erwiderte Tarsanau. »Aber keiner dieser Ausgänge ist möglich, wenn es sich um einen Streit zwischen konkurrierenden Arten handelt. Wir besitzen Land, das ihr eines Tages brauchen werdet, um eure Jungen aufzuziehen. Ebenso seid ihr im Besitz von Welten, die eines Tages unsere wachsende Bevölkerung von Schwimmern beherbergen werden. Wie können zwei solche Arten Frieden miteinander machen?«

»Wir wollen eure Welten nicht. Wir haben selbst mehr als genug.«

»Ihr müsst unausweichlich in unseren Bereich expandieren – oder wir in euren. Das ist die Art der Lebewesen.«

»Wir sind anderer Meinung. Der Raum ist groß und die Zahl geeigneter Welten beinahe unendlich. Wenn wir im Frieden leben, können wir alle Anstrengungen, die wir gegenwärtig für die Kriegführung aufbieten, neuen Entdeckungen und Forschungen zuwenden.«

»Die Bevölkerung muss unvermeidlich wachsen und den vorhandenen Lebensraum besetzen«, erwiderte Tarsanau.

»Das ist das Gesetz des Lebens.«

»Das ist das Gesetz für stumme Tiere. Es ist nicht das Gesetz für intelligente Wesen. Wir können unsere Intelligenz gebrauchen, um unser Wachstum zu begrenzen. Das könnt auch ihr, wenn ihr wollt.«

Darauf folgte ein langes Stillschweigen, als hätte Drake eine besonders schwierige und verwickelte Sprache gebraucht und der Ryall hätte Schwierigkeiten, die Worte zu sortieren. Schließlich sagte er: »Ein fremdartiges Konzept, und ein interessantes. Wie schlägst du vor, dass wir diesen Kampf beenden, in den wir so lange verstrickt gewesen sind?«

»Ich schlage vor, dass ihr euch uns ergebt.«

Diesmal kam die Antwort sofort nach Varlans Übersetzung.

»Ergeben? Du meinst, wir liefern uns auf Gedeih und Verderb Ungeheuern aus?«

»Ich meine genau das, Tarsanau. Wenn ihr euch ergebt, werden wir eure Art verschonen. Wenn nicht, werden wir eure Welten zerstören.«

»Hättet ihr diese Macht, so würdet ihr es bereits getan haben.«

»In der Vergangenheit unserer Entwicklung gab es die Schnellen Esser nicht. Daher betrachten wir den Krieg nicht auf diese Weise. Wir kämpfen nur um unser eigenes Überleben, nicht um euch zu vernichten. Sobald unser Überleben gesichert ist, haben wir kein Verlangen, eure Welten zu sterilisieren. Im Gegenteil, im Lauf der Zeit hoffen wir Güter und Ideen mit euch auszutauschen. Sicherlich habt ihr Einsichten in die Natur des Universums gefunden, die uns entgangen sind. Wir haben Philosophien, die ihr nützlich finden werdet. Es ist unsere Art, Güter und Ideen auszutauschen und dadurch zu erreichen, dass unsere beiden Arten voneinander abhängen.«

»Dann seid ihr wahnsinnig.«

Drake nickte. »Nach eurer Art der Weltbetrachtung magst du Recht haben. Aber stimmst du mir nicht zu, dass es eine schlechte Sache ist, wenn das Schicksal der Jungen in der Macht wahnsinniger Ungeheuer liegt?«

»So ist es«, erwiderte Tarsanau.

»Dann lass uns von diesem Unterschied in der Betrachtungsweise sprechen. Vielleicht können wir zu einer beiderseitigen Übereinkunft kommen, die das massive Bombardement eurer Heimatwelten verhindert.«

»Ihr werdet sie sowieso zerstören.«

»Vielleicht«, sagte Drake. »Aber ist es nicht wert, darüber zu sprechen, wenn auch aus keinem anderen Grund, als dass wir nicht bombardieren werden, solange wir sprechen?«

Der Ryall machte eine zustimmende Geste. »Es ist ein Vorteil für uns, den Augenblick aufzuschieben, wenn deine Schiffe durch die Sternportale kommen.«

Drake nickte. »Und für uns.«

»Wie schlägst du vor, diese unsinnige Übereinkunft zu erreichen?«

»Wir sind bereit, euch nach Darthan zu folgen; wo wir unsere Gedanken Denen Die Herrschen erklären werden. Wir versprechen, dass es keine Versuche geben wird, uns den Weg durch eure Verteidigung zu erkämpfen, solange wir verhandeln.«

»Was ist das Versprechen eines Tieres wert?«

»Vielleicht ist mein Wort nichts wert. Galatan hat jedoch gesehen, dass ich meine Versprechen einhalte. Außerdem, wie kann das Gespräch mit uns eure Situation schlimmer machen, als sie bereits ist?«

Wieder kam es zu einer langen Pause. Schließlich sagte Tarsanau: »Ich sehe nicht, wie das Gespräch mit dir die Große Jagd weder in ihrer Richtung noch in ihrer Erwünschtheit beeinflussen wird. Trotzdem werden wir mit dir sprechen.«

»Und ihr werdet einen Sippeneid leisten, um unsere Sicherheit zu garantieren? Ihr werdet uns freies Geleit zurück hierher auf unsere Seite des Sterntores geben, wenn wir unsere Gespräche beendet haben werden, ungeachtet ihres Ausganges?«

Darauf folgte ein langer Wortwechsel in der Sprache der Ryall, worauf Varlan sagte: » Er Der Herrscht hat mir seinen Sippeneid geleistet. Sie werden keinen Schaden erleiden.«

»Ist Tarsanau imstande, ein solches Versprechen zu machen?«

»Er spricht für Jene Die Herrschen. Sein Sippeneid ist für sie bindend.«

»Sehr gut. Sagen Sie ihm, dass Fernsucher uns durch das Sterntor führen kann.«

Tarsanau signalisierte sein Einverständnis, und Galatan sagte: »Wir werden eine menschliche Minute vor deiner Ankunft durch das Tor schwimmen, Admiral von den Drakes. Die Beschränkungen sind die gleichen, wie sie bei unserer Rückkehr für uns galten. Die Abwehr am Tor wird nur ein Schiff erwarten, nicht mehr.«

»Verstehe.«

»Sobald du in unserem Teich bist, werden wir Krieger schicken, die an Bord deines Schiffes gehen werden. Es wird ein Sachverständiger für Ungeheuertechnologie bei ihnen sein. Du wirst ihm alles zeigen und nichts verbergen.«

»Einverstanden.«

Tarsanau sagte: »Sobald wir wissen, dass dein Schiff nicht imstande ist, uns anzugreifen, wie Perisksay uns versichert hat, wirst du zu der Heimatwelt geleitet werden, wo du Denen Die Herrschen deine Häresien erklären wirst. Ist das vereinbart?«

»Es ist vereinbart.«

»Bereite dein Schiff darauf vor, tief in die große unsichtbare See zwischen den Sternen zu tauchen. Benachrichtige Galatan, wenn du bereit bist.«

»Wir sind jetzt bereit.«

»Gut. Folgt uns in einer eurer geringeren Zeitperioden«, übersetzte Varlan buchstäblich.

»Eine Minute.«

Einen Moment später war der Ryall-Kreuzer verschwunden. Richard Drake erteilte den Befehl zur Startzählung und gab das Kommando an Phillip Walkirk zurück.

»Ich habe die Verbindung, Sir«, sagte der sandarische Prinz über die Sprechanlage. Während der nächsten Minute strömten Befehle durch die elektronischen Stromkreise der Queen Julia. Endlich war es Zeit. »Alles in Bereitschaft zum Faltraumübergang«, verkündete Phillip. »Transit in fünfzehn Sekunden ...«

»Sind Sie fest angegurtet, Varlan?«

»Ja, Richard.«

»Was ist mir dir, Schatz?«

»So fest, dass ich fürchte, meinen Blutkreislauf zu unterbrechen.«

»Angst?«

»Mehr als irgendwann zuvor in meinem Leben«, erwiderte sie. »Ich liebe dich.«

»Ich liebe dich auch.«

»... drei ... zwei ... eins ... los!«