79

Galatan vom Fernsucher lag in einem Bett aus Binsen in seiner Kabine und dachte über den Schrecken nach, der vor kurzem seine Bildschirme angefüllt hatte. Zweimal in zwei Zwölferzyklen hatte er Schiffe Der Rasse gesehen, wie sie aus den Sterntoren geströmt waren und sich gegen die Blockadestreitkräfte geworfen hatten. Beide Male waren wütende Kämpfe ausgebrochen, und Hunderte von Schiffen und Besatzungen waren im atomaren Feuer untergegangen. Doch als die Strahlungen und Glutwolken der Schlacht sich aufgelöst hatten, waren die Ungeheuer nach wie vor Herren der lebenswichtigen Sterntore geblieben. Trotz der tollkühnen Tapferkeit und der verwegenen Taktik seiner Kriegerkameraden hatten die Ungeheuer abermals triumphiert.

Der erste Angriff hatte Galatan mit großen Hoffnungen erfüllt. Schiffe Der Rasse durchbrachen die Blockade und nahmen Kurs auf die Zwillingssterne. Von dort konnten sie einen Angriff auf eines der Sterntore vortragen und die Ungeheuer im Rücken packen. Seine Hoffnungen wurden getrübt, als er eine größere Flottenabteilung der Zweibeiner in Verfolgung ausgemacht hatte. Eine einzige Wache hatte seinen Taktikern genügt, um den Kurs der Ungeheuer als eine gegenläufige Umlaufbahn zu berechnen, die beide Flotten nahe den Zwillingssonnen ins Gefecht bringen würde.

Das Gefecht selbst war in der Strahlung der Zwillingssonnen verborgen. Galatan sah nur die Blitzentladungen aktinischen Lichtes, als Gefechtsköpfe tief in der doppelten Korona explodierten. Erst später war es möglich gewesen, den Ausgang zu bestimmen. Dies hatte er getan, indem er die Zahl der eigenen und der feindlichen Triebwerksfackeln gezählt hatte, die wieder erschienen, als die beiden Flotten ihre Umkreisungen der Zwillingssterne vollendet hatten und wieder in den Raum hinausstrebten. Beide Flotten waren erheblich kleiner, als sie zuvor gewesen waren, doch von den Schiffen Der Rasse zählte er nur acht.

Galatans Niedergeschlagenheit erfuhr eine kurze Unterbrechung, als seine Fernbeobachter eine neue Schlacht meldeten, die im Sterntor von Darthan tobte. Wieder warf sich eine ganze Flotte gegen die Verteidigung der Zweibeiner, und wieder wurden die Schiffe so schnell zerstört, wie sie im Durchbruchsraum erschienen. Die Katastrophe war so vollständig, dass es kaum noch Beachtung fand, als die Überlebenden des Gefechts bei den Zwillingssonnen in der Folge von einer kleinen Streitmacht der zweibeinigen Ungeheuer zerstört wurden.

Die Belastung, zusehen zu müssen, wie der Feind überall siegreich blieb, war für manche an Bord der Fernsucher zu viel gewesen. Am Morgen nach der zweiten Schlacht um die Sterntore meldeten seine Unterkommandanten drei tote Besatzungsmitglieder in ihren Ruhekojen, Opfer von Depressionen und in großen Mengen eingenommenen medizinischen Lösungen. Die Drei brachten die Zahl von Galatans Besatzungsmitgliedern, die ihren Mangel an Vertrauen in ihn ausgedrückt hatten, indem sie freiwillig ins Große Ei zurückgekehrt waren, auf insgesamt zwölf. Wenn er nicht bald etwas gegen die Zweibeiner unternahm, würden andere ihrem Beispiel folgen, und er würde nicht mehr genug Mannschaft haben, um das Schiff kampffähig zu halten. Das Problem war, dass die noch nie sehr zahlreichen Möglichkeiten zu wirkungsvollem Handeln auf eine einzige geschrumpft waren, und diese war jetzt nicht attraktiver, als sie es am ersten Tag der Invasion gewesen war.

Seit er dem ersten Ansturm der Ungeheuer entkommen und dadurch der Verachtung seiner Mannschaft anheimgefallen war, hatte er die Treibstoff- und Lebensmittelvorräte der Fernsucher nahezu erschöpft, während er auf seine Chance gewartet hatte, einen bedeutungsvollen Schlag gegen die Ungeheuer zu führen. Zweimal war er gezwungen gewesen, kleineren feindlichen Flottenverbänden auszuweichen, indem er sein Schiff noch höher über die Zwillingssonnen verlegt hatte, bis diese nur noch das hellste Licht am Himmel waren. Er hatte noch ausreichend Treibstoff, um einen guten Angriff zu führen, wenn er nur ein geeignetes Ziel finden konnte. Was die Lebensmittelvorräte betraf, so hatten er und seine Besatzung sich bis zu den Notrationen durchgegessen, und auch diese würden nicht viel länger reichen. Er hatte nicht mehr viel Zeit, etwas zu unternehmen, wenn er sich selbst und seine Besatzung nicht dem Hungertod preisgeben wollte. Galatan hatte nach einem Flottenverband der Ungeheuer gesucht, um überraschend in dessen Mitte hineinzustoßen und ein Höchstmaß an Zerstörung und Verwirrung unter den Feinden anzurichten. Bisher hatte er nicht gefunden, was er suchte.

Das Kommunikationssignal zerriss die Stille der Kabine und störte seine Gedanken. Ärgerlich rief er dem Bordrechner zu, er solle den Anrufer durchlassen.

»Schiffmeister.«

Es war die Stimme Sseltodars, eines Kriegers von mehreren, die direkt von der Ausbildung an Bord gekommen waren. Gegenwärtig tat er Dienst in der Fernbeobachtungsstation.

»Ich bin hier, Junge. Was willst du?«

»Wir haben ein Schiff der Ungeheuer ausgemacht, Galatan. Es scheint in unsere Richtung zu kommen.«

»Bewegt es sich aus der Handelsroute aufwärts?«

»So ist es. Der Flammenausstoß der Triebwerke ist kaum sichtbar, was darauf schließen lässt, dass das Schiff in diese Richtung beschleunigt. Der Kurs ist gleichmäßig, und die Lichtfrequenz etwas ins Blau verschoben.«

»Es ist nur das eine Schiff?«, fragte er.

»Bisher, Galatan.«

»Sind sie so zuversichtlich, dass sie denken, sie können ein Schiff der Dritten Ordnung mit nur einem eigenen nehmen?«

Er überdachte das Verhalten des Feindes und entschied, dass es eine Beleidigung sei. Vielleicht wussten sie nicht, wie mächtig ein Kriegsschiff von der Klasse der Fernsucher war, oder ihre jüngsten Siege hatten sie übermütig gemacht. Was immer der Fall sein mochte – sobald sie eintrafen, würde er ihnen zeigen, mit welcher Art von Kriegern sie es zu tun hatten.

»Wie lange haben wir, bevor sie uns erreichen?«

»Wenn sie Kurs und Geschwindigkeit beibehalten, sollten wir sie innerhalb von drei Zwölferzyklen sehen.«

»Sag dem Zweiten Schiffmeister und den Unterkommandanten, dass ich sie in meinem Quartier sehen will. Wenn die Zweibeiner denken, sie können uns ohne Kampf nehmen, werden wir ihnen zeigen, was für Krieger Die Rasse hervorbringt.«

Phillip Walkirk war irritiert. Seine Zentrale, die er zu einer gut geölten Maschinerie gemacht hatte, war überfüllt und in ihrer Funktion beeinträchtigt. Zusätzlich zu seinen Leuten, die jetzt Wache hatten, drängten sich vier Besucher in den engen, mit Bildschirmen und Konsolen angefüllten Raum. Einer der Besucher war ein Admiral, und obschon er ihn als einen Freund betrachtete, machte sein Status als Flottenbefehlshaber Phillip nervös. Es passte einfach nicht zusammen. Als Kronprinz von Sandar hatte er eine gesellschaftliche Stellung, die weit höher als die eines bloßen Admirals von einer anderen Koloniewelt war. Doch als Berufsoffizier, der unter Drake diente, war er bestrebt, einen guten Eindruck zu machen, und hatte eine Tendenz zu zögern, wenn er auch nur den einfachsten Befehl gab, weil er jedesmal überlegen musste, was Drake davon – und von ihm – halten würde.

Die zweite Besucherin war leichter zu nehmen. Bethany Drake saß auf demselben Beobachterplatz, den sie auf der Reise von Eulysta nach Spica eingenommen hatte. Sie war eine vertraute Gestalt, die den Routineablauf in der Zentrale kannte und daher beinahe als Besatzungsmitglied der Queen Julia gelten konnte.

Die Besucher drei und vier waren am irritierendsten. Nie im Leben hätte Phillip sich träumen lassen, dass er in der Zentrale seines Schiffes ein Paar Ryall beherbergen würde, noch dazu im Anflug auf einen gut bewaffneten Kreuzer der Ryall, mit dem es leicht zu einem tödlichen Gefecht kommen konnte. Varlan und Periskay kauerten zusammen vor dem großen Bildschirm in der Mitte. Beide waren mit stabilen Gurten zur Sicherung von Frachtgut auf dem Deck festgemacht, damit sie während Perioden wechselnder Beschleunigung nicht ins Rutschen kommen konnten.

Wie die Invasion des Systems Spica, war auch die Idee der gegenwärtigen Reise von Drake ausgegangen. Sein Plan, mit dem Oberkommando der Ryall Verbindung aufzunehmen, war zuerst nicht mehr als ein Gedanke gewesen, aber er und Bethany hatten die Idee mit der Hilfe des Bordrechners während der langen Reise der Conqueror II zum Faltpunkt Darthan ausgebaut und verfeinert. Als Captain Carter den Befehl zum Abschalten der Maschinen des Schlachtschiffes gegeben hatte, war Drake mit der Ausarbeitung der Einzelheiten fertig und mit seinem Werk zufrieden gewesen. Die wenigen Offiziere, die er ins Vertrauen gezogen hatte, fanden nichts, was er übersehen haben könnte, obwohl sie ihn wohl für übergeschnappt hielten, sich einen derart gefährlichen Unsinn auszudenken. Aber das sagte ihm natürlich keiner ins Gesicht.

Drakes Idee, mit dem Oberkommando der Ryall Verbindung aufzunehmen, verlangte, dass ein Ryall-Schiff durch den Faltpunkt nach Darthan geschickt würde, um Verhandlungen anzubieten. Mit etwas Glück würden die Faltpunktverteidiger nicht feuern, wenn sie eines ihrer eigenen Schiffe identifizierten, so dass das Schiff Zeit hätte, seine Botschaft zu senden. Dann, wenn das Oberkommando zustimmte, würde ein Schiff mit menschlichen Gesandten folgen.

»Woher willst du ein Ryall-Schiff kriegen?«, hatte Bethany gefragt, nachdem er ihr seinen Plan erläutert hatte.

»Ich dachte daran, den Ausreißer zu rekrutieren.«

Auf ihre konsternierten Blicke hatte er erklärt, dass die Ryall-Schiffe, die sich im Transit durch das System Spica befunden hatten, beim ersten Erscheinen der menschlichen Flotte aus dem Faltpunkt Carratyl auf dreierlei Weise reagiert hatten. Die Handelsschiffe hätten sofort die Sicherheit des nächstbesten Faltpunktes angelaufen oder sich in die entferntesten Winkel des Systems Spica zurückgezogen. Von den drei Kriegsschiffen hätten sich zwei mutig der Invasionsflotte entgegengeworfen, so vergeblich ihre Selbstaufopferung auch gewesen war. Das dritte – ein Schiff, das der Bordrechner als einen schweren Kreuzer identifiziert hatte – sei dem Kamikaze-Unternehmen fern geblieben. Sein Kommandant habe die Aussichtslosigkeit eines Angriffs auf die erdrückende Übermacht erkannt und sei geflohen, womit er sich den Namen »Ausreißer« verdient hatte. Er hielt sich noch immer hoch über den normalen Handelsrouten auf, nahe genug, um alles zu beobachten, aber weit genug entfernt, um vor Angriffen einigermaßen sicher zu sein.

Nach der Ankunft am Faltpunkt Darthan hatte Drake das Kommando über die Operation Admiral Sergej Gower übergeben und Phillip Walkirk gerufen.

»Ja, Sir?«, sagte Phillip, als er Drakes Gesicht auf seinem Bildschirm sah.

»Was halten Sie von meinem Plan?« Er hatte dem Kronprinzen eine Kopie seines Entwurfs geschickt, während sie ihre Vorräte ergänzt hatten.

»So könnte es gehen. Aber gefährlich.«

»Ist Queen Julia der Aufgabe gewachsen, den Ausreißer zu jagen?«

»Ja, Sir.«

»Wann können sie startbereit sein?«

»Zwei Tage brauchen wir noch, um Waffen und Treibstoff an Bord zu nehmen, Admiral.«

»Sehr gut. Ich werde morgen meine Flagge an Bord der Queen Julia bringen.«

»Sie gehen mit, Sir?«

»Haben Sie damit ein Problem, Kapitän?«, fragte Drake und ließ die Andeutung eines Befehlstons in das bisher freundschaftliche Gespräch einfließen.

»Überhaupt nicht. Es ist bloß so, dass keine Notwendigkeit für Sie besteht, persönlich teilzunehmen, Sir. Wir können sie hierher bringen, denke ich. Hier werden Sie mehr gebraucht.«

»Wozu? Ich nehme an, ich könnte einen Schraubenschlüssel drehen oder ein Schweißgerät bedienen, während die Conqueror wieder zusammengeflickt wird, aber ich würde nicht sehr gut darin sein. Nein, während der nächsten paar Monate wird der Schwerpunkt des Handelns anderswo liegen. Admiral Gower kann künftige Angriffe abwehren. Ich denke, ich kann meine Zeit am besten nutzen, wenn ich versuche, diesen Krieg zu beenden. Außerdem«, fuhr er lachend fort, »muss die Menagerie meiner Frau mitgehen, was bedeutet, dass auch Bethany darauf bestehen wird, was wiederum bedeutet, dass Sie sich mit mir werden abfinden müssen, Kapitän.«

»Ja, Sir. Wir werden sofort anfangen, ein paar Abteile für Sie freizumachen.«

Wie versprochen, waren der Admiral, seine Frau und ihre zwei Schützlinge am nächsten Tag mit einem Kurierboot des Schiffes eingetroffen, und weniger als vierundzwanzig Stunden später nahm Queen Julia ihre Maschinen in Betrieb. Der Flug zu dem flüchtigen Ryall-Kreuzer war lang und ereignislos. Phillip verbrachte die Zeit damit, sein Schiff wieder in Gefechtsbereitschaft zu versetzen. Gewöhnlich nahm er die Mahlzeiten in seiner Kajüte ein. Nun aber ging er zum Abendessen in die Offiziersmesse, als sein Erster Offizier berichtete, dass die Ryall an diesem Abend mit ihnen essen würden.

Die acht Offiziere der Queen Julia saßen zu beiden Seiten des Esstisches, während Phillip, Drake und Bethany an beiden Enden saßen. Varlan lag zur Rechten von Bethany, Periskay neben ihr. Das Gespräch hatte sich naturgemäß dem bevorstehenden Unternehmen zugewandt, und Phillip nutzte die Gelegenheit, eine Frage zu stellen, die ihn beschäftigte.

»Periskay, Sie werden der Vermittler sein, nicht wahr?«

»So ist es«, bestätigte der männliche Ryall in stark akzentbehaftetem Standard. Anscheinend hatte Varlan ihre Stunden in Gefangenschaft damit verbracht, ihm die Sprache der Menschen beizubringen. »Ich werde Ihre Botschaft zu Jenen Die Herrschen tragen.«

»Stimmen Sie unserem Anliegen zu? Wünschen Sie Frieden zwischen unseren beiden Arten?«

Der Ryall schüttelte seinen Körper wie ein Hund, der sein Fell vom Nässe befreit, nur nicht ganz so heftig. »Ich bekenne, dass ich nicht verstehe, warum ihr Menschen glaubt, dass Friede möglich ist. Ich füge mich Varlans größerer Kenntnis menschlicher Psychologie.«

»Wenn Sie nicht an die Mission glauben, warum sind Sie dann bereit zu vermitteln?«

»Weil ich Varlan meinen Eid geleistet habe. Ich werde Ihre Botschaft zuverlässig überbringen. Außerdem ist es für mich eine Gelegenheit heimzugehen. Wenn es mir bestimmt ist, von den Händen Ihrer Krieger zu sterben, werde ich mit meiner Sippe sterben.«

Bethany erklärte den Begriff der Sippenehre bei den Ryall. Periskay hatte bei der Ehre seiner Sippe gelobt zu tun, was Varlan ihm aufgetragen hatte, und dieser Eid, sagte Bethany, sei unverbrüchlich. Das Gespräch wandte sich dann den Erwartungen zu, was geschehen würde, wenn sie das Ryall-Schiff erreichten. Mit etwas Glück würden sie Verbindung herstellen, den Ryall-Kapitän überzeugen, dass sie ihn nicht aus dem Himmel blasen wollten, ihn dann mit Periskay an Bord zum Faltpunkt Darlan eskortierten und ihn von dort in das Heimatsystem Darthan entlassen. Anschließend würde, wenn die Ryall sich zugänglich zeigten, ein Schiff mit menschlichen Gesandten auf Darthan Verhandlungen über die Kapitulation der Ryall beginnen.

Trotz seiner Bedenken hatte Phillip die Queen Julia als das Schiff angeboten, das die Gesandten ins System Darthan bringen würde. Es würde bedeuten, dass die Waffen an Bord entfernt oder unbrauchbar gemacht werden mussten, aber der Kreuzer würde für die Unterhändler dennoch weitaus bequemer sein als jedes Ryall-Schiff.

Freilich, all das sollte geschehen, wenn alles gut ging, sobald sie den schweren Kreuzer trafen. Wenn nicht, würde ihre Reise wahrscheinlich in einem schnell aufflammenden Gefecht und einer expandierenden Wolke glühenden Plasmas enden. Die einzige Frage war in diesem Fall, ob Mensch oder Ryall der Ursprung des Plasmas sein würde.

»Das feindliche Fahrzeug verlangsamt ungewöhnlich schnell«, meldete Pelanau, der Fernbeobachter.

»Was?«, fragte Galatan.

»Sie machten das Manöver zu früh und verlangsamen jetzt in einer Rate, die sie außerhalb unserer Reichweite zum Stillstand bringen wird.«

»Dann müssen wir uns auf sie zu bewegen, um ins Gefecht zu kommen.«

»Ist dies nicht eine seltsame Taktik?«

»Richtig. Was willst du damit sagen?«

»Dass die Ungeheuer besser beraten wären, uns zu treffen, während sie sich mit hoher Geschwindigkeit bewegen. Damit würden sie den Zeitraum, in dem wir ihnen Schaden zufügen könnten, verkürzen.«

»Auch richtig. Was schließt du daraus?«

»Vielleicht haben sie unseren Treibstoffvorrat berechnet und versuchen uns zu Manövern zu verleiten, die den Rest Treibstoff aus unseren Tanks pumpen werden.«

»Wie könnten sie das wissen?«

»Ich weiß es nicht, Schiffmeister. Es ist etwas, das wir erwägen sollten, nicht wahr?«

Galatan dachte darüber nach, während er beobachtete, wie das Echozeichen auf dem Bildschirm in doppelter Reichweite seiner Raketen zum Stillstand kam. Was Laser und Partikelstrahlen betraf, so waren diese Waffen nur auf kurze Entfernungen wirksam; aus dieser Entfernung würden sie die Temperatur der feindlichen Rumpfplatten nicht ansteigen lassen.

Als er weiterhin versuchte, die Taktik der Zweibeiner zu ergründen, berichtete sein Nachrichtenmelder: »Von den Ungeheuern kommt eine Botschaft herein, Schiffmeister.«

Der Kommandeur der Fernsucher ließ die Blinzhäute über seine Augen gleiten, ein Zeichen von Überraschung, bevor er antwortete: »Was für eine Botschaft?«

»Von einem Mitglied Der Rasse. Er sagt, er sei Periskay von den Fernen Bergen im Nebel. Er ist von der Philosophenkaste. Er wünscht mit dir zu sprechen.«

»Bring sein Bild auf meinen Schirm«, erwiderte Galatan schroff. Diese Begegnung mit den Ungeheuern entwickelte sich anders, als er sich vorgestellt hatte.

Einen Augenblick später erschien der Kopf des Philosophen auf Galatans Bildschirm.

»Ich bin Periskay von den Fernen Bergen im Nebel.«

»Ich bin Galatan von Fernsucher. Was willst du?«

»Ich bin ein Gefangener der Ungeheuer. Sie haben mich beauftragt, eine Botschaft zu überbringen.«

»Warum sollte sich ein Philosoph erniedrigen, für Bestien zu sprechen?«

»Ich spreche für eine Mitgefangene, Varlan von den Duftenden Wassern. Sie ist es, die sich für die Wichtigkeit der Botschaft verbürgt.«

»Warum spricht dann nicht diese Varlan?«

»Sie ist zu lange schon eine Gefangene von ihnen und fürchtet, dass du sie für verrückt halten wirst. Ich wurde gefangen, als die Ungeheuer zuerst in unseren Raum einfielen. Ich zweifle nicht an meiner geistigen Gesundheit.«

»Und wenn ich daran zweifle, Periskay?«

»Dann wirst du nicht darauf eingehen, was meine Fänger wollen, und sie werden dich zerstören und ein anderes Schiff Der Rasse suchen, um ihre Botschaft weiterzugeben.«

»Sag mir die Botschaft.«

»Die Ungeheuer, die sich selbst als Menschen bezeichnen, wünschen mit Denen Die Herrschen zu sprechen. Sie können nicht eines ihrer eigenen Schiffe durch das Sterntor schicken. Es würde zu schnell zerstört, um eine Botschaft auszusenden.«

»Wahr.«

»Da sie dies wissen, möchten sie, dass Fernsucher mich durch das Sterntor bringt, damit ich unmittelbar mit Denen Die Herrschen sprechen kann.«

»Sind sie wahnsinnig?«

»Nach unseren Begriffen sind sie es, glaube ich. Wie auch immer, dies ist, was ich dir sagen soll.«

»Es ist eine Falle! Sie wollen mein Schiff nahe genug zu ihrer Flotte ziehen, dass sie es zerstören können.«

»Sie behaupten bereit zu sein, es jetzt zu zerstören, wenn du nicht auf ihr Verlangen eingehst.«

»Sie werden finden, dass Fernsucher eine schwer verdauliche Mahlzeit ist.«

»Das mag sein«, erwiderte Periskay. »Ich bin kein Krieger, der sich in solchen Dingen auskennt. Ich habe aber gesehen, was das Schiff, in dem ich fahre, ausrichten kann. Ich war in dem Gefecht nahe der Zwillingssonne dabei und sah ein Schiff Der Rasse nach dem anderen in Feuer und Glut aufgehen. Man sagt mir, dass dieses Schiff für einen Teil jener Zerstörungen verantwortlich war.«

Galatan weigerte sich, seine Ohren in Bestürzung hängen zu lassen, obwohl das seine Empfindungen ausdrückte. »Was bieten sie?«

»Die Menschen nennen es ›freien Abzug‹. Sie werden uns zum Sterntor Darthan geleiten und uns den Transit zum Heimatsystem erlauben. Danach musst du zu diesem System zurückkehren, um die Antwort von Denen Die Herrschen zu überbringen. Sie verlangen in diesem Punkt, dass du entweder Varlan oder mir einen Eid leistest. Von welcher Art auch die Antwort von Denen Die Herrschen sein wird, du wirst unbehelligt nach Darthan zurückkehren können, nachdem du den Menschen ihre Antwort übergeben hast.«

»Eine seltsame Botschaft«, erwiderte Galatan.

»Die Seltsamste, die ich jemals gesprochen habe«, pflichtete ihm Periskay bei.

Nach einer langen Pause sagte Galatan: »Ich werde das überdenken müssen. Innerhalb von eintausend Herzschlägen werde ich wieder zu dir sprechen.«

»Ich werde warten, ebenso wie meine Fänger. Sie warnen aber, dass jeder Versuch, in dieser Zeit deine Maschinen in Gang zu setzen, als Angriff betrachtet wird.«

»Verstehe.«

Damit wurde der Bildschirm schwarz, und Galatan begann über seine Antwort auf eine Forderung nachzudenken, die ganz offensichtlich die Hervorbringung eines Irren war. Die einzige Frage war, ob Der Rasse besser gedient sein würde, wenn er vorgäbe, den Zweibeinern zu glauben, oder wenn er sie angriff? So oder so, es schien, dass sich Fernsuchers Geschick bald erfüllen würde.