Rosie
Außer ihr ist niemand im Haus. Joanna murmelt leise vor sich hin. Gerichtet an einen namenlosen Jemand, spuckt sie die Worte aus, die ihr durch den Kopf wirbeln, dass sie Kopfschmerzen bekommt.
Elender Dreckskerl. Sie schleudert ein Glas zu Boden. Spürt, wie ihre Wut unvermittelt der Angst weicht, und wischt hastig die Scherben auf.
Wodka. Sie braucht dringend noch ein Glas. Ihre Hände zittern so sehr, dass sie es um ein Haar fallen lässt. Eis. Sie gibt die Würfel hinein, kippt den Drink in einem Zug hinunter und wartet darauf, dass dieses angenehme Taubheitsgefühl einsetzt. Als es nicht schnell genug geht, schenkt sie sich noch ein Glas ein. Endlich spürt sie, wie der Alkohol durch ihre Adern strömt und langsam ihren Verstand benebelt.
Sie lässt sich auf einen Stuhl fallen. Innerhalb von zwei Sekunden weicht die Panik einer tiefen Erschöpfung. Sie zählt sogar mit, dann hat sie auch schon wieder vergessen, was sie eigentlich tun wollte.
So clever ist sie wohl doch nicht, was? Nicht so eine hinterhältige Geheimniskrämerin, wie sie immer dachte.
Sie weiß nicht, ob sie diese Sache, die sie vergessen hat, tatsächlich durchziehen kann. Auch wenn sie nicht will, sie wird nicht darum herumkommen, denn wie immer hat sie keine andere Wahl. Ständig steht das Wohl anderer im Vordergrund und zwingt sie, irgendetwas zu unternehmen.
So wie jetzt. Der Wodka. Zuerst kommt das Hochgefühl, dann die Niedergeschlagenheit, dann das große Nichts. Nicht ihre Schuld, wie so oft.
Es gibt nur ein Problem: Wenn die anderen wüssten, in welcher Zwickmühle sie steckt, würden sie es sehen, klar und deutlich. Sie ist die Einzige, die sich dem stellt, was unausweichlich ist, auch wenn es ihr widerstrebt.
Sie hat keine andere Wahl.