Rosie
Das nächste Foto ist schwarzweiß und ziemlich dunkel, als wäre es durch eine gefärbte Linse aufgenommen worden. Ich sehe ein Mädchen, das ich nicht kenne. Sie ist klein, hat dichte helle Locken und trägt ein altmodisches Kleid mit einer großen Schleife auf dem Rücken. Sie ist in einem Garten hinter einem großen Haus. Eine trübe Sonne steht über den Bäumen. Sie geht über den Rasen und bleibt abrupt stehen. Die Sonnenstrahlen fangen sich in ihrem weißblonden Haar. Etwas setzt sich auf ihre Hand. Der Schmetterling schlägt mit seinen hübschen gemusterten Flügeln, während sie ihn mit angehaltenem Atem betrachtet.
Sie sieht ihm hinterher, als er auf Nimmerwiedersehen davonflattert. Dann geht sie weiter. Federleicht, die Arme weit ausgebreitet, scheint sie über den Rasen zu schweben, im hellen Sonnenlicht, erfüllt von einem Glück, das nicht lange andauern wird.
»Joanna? Joanna? Komm rein, Kind.«
Sie hat gar nichts getan, doch ihre Welt verdunkelt sich, als eine unerklärliche Angst sie erfasst. Ihre Füße tragen sie hinein. Wie immer. Denn wenn sie nicht tut, was sie ihr sagen, geschieht etwas Schlimmes.
Die Tür schließt sich hinter ihr. Die Sonne beginnt zu sinken, zuerst langsam, dann immer schneller in dieser Schwarzweißwelt, bis die letzten Strahlen hinter dem Horizont verschwinden und die Dunkelheit sich über alles legt.