DIE FOLGEN
Laren beobachtete die Szene amüsiert. Die übrigen Reiter hatten ihr Training beendet und kühlten nun ihre Pferde ab, indem sie sie im Schritt um die Außenarena gehen ließen. Wie üblich hatte Ben es unterdessen nicht einmal geschafft, in den Sattel zu kommen. Er starrte Rotkehlchen an, und Rotkehlchen tat so, als wäre er ein höchst gefährliches Pferd, indem er zurückstarrte und mit dem Schweif ausschlug, mehr wie eine Katze.
Elgin lehnte sich neben sie an den Zaun. »Ich weiß nicht, was wir mit ihm anfangen sollen.«
»Mit Ben oder mit Rotkehlchen?«, fragte sie.
Elgin lachte grunzend. »Mit beiden. Ben ist schon übernervös, bevor er überhaupt zum Training erscheint, und Rotkehlchen ist klüger, als gut für ihn ist.«
»Das ist wahr«, stimmte Laren zu, »aber noch nie hat jemand so viel Ärger mit ihm gehabt.«
»Ich wette, dass noch nie ein Reiter Angst vor Pferden hatte.« Elgin strich sich übers Kinn. »Hast du versucht, Ben ein Pony zu geben?«
»Ein Pony? Die können ziemlich heimtückisch sein.«
»Ich weiß«, antwortete Elgin. »Sie sind schlaue kleine Biester, aber Ben weiß das wahrscheinlich nicht, und vielleicht ist es die Größe des Pferdes, die ihn nervös macht, und dann wäre ein Pony vielleicht die Lösung. Ein altes, schlafmütziges Pony wäre vielleicht nicht so mürrisch.«
»Hmm.« Falls die Größe das Problem war, sollte man diese Idee vielleicht erwägen.
Drüben in der Mitte der Arena folgte Pferdemeisterin Riggs ihren Blicken und zuckte die Achseln.
»Riggs hat schon alles versucht«, sagte Elgin. »Sie ist am Ende ihrer Weisheit.«
»Dann finden wir eben ein Pony. Ein nettes, struppiges kleines Bergpony, das stark genug ist, einen Mann zu tragen, und schon so alt, dass ihm alles egal ist.« Laren wandte ihren Blick den anderen Reitern zu, die in entspannter Haltung auf ihren Pferden saßen, während sie sie abkühlen ließen. »Alle anderen sehen aus, als würden sie große Fortschritte machen.«
»Das stimmt. Riggs sagt, sie will in der nächsten Trainingsstunde die Hürden erhöhen.«
»Hervorragend.« Laren freute sich, denn dies bedeutete, dass die neue Reitergruppe bald bereit sein würde, zur Übung Botenritte zu unternehmen. Einige von ihnen hatten bereits mit erfahreneren Reitern kurze Botenritte absolviert, aber nun konnte man sie auf längere Ritte schicken. Je eher diese Gruppe ihr Training abgeschlossen hatte, desto schneller konnte sie mehr Leute ins Reich entsenden. Es war ihr nicht leichtgefallen, einige von ihnen zum Wall abzukommandieren, ganz zu schweigen davon, sie in den Schwarzschleierwald zu schicken. Ihr Einsatzplan war völlig durcheinandergeraten.
Zu der Gruppe gehörte auch ein Mädchen aus dem niedrigen Adel namens Sophina. Sie stach unter ihren Kameraden hervor, fand Laren. Sie war nicht so entspannt wie die anderen und trug ein ständiges Schmollen zur Schau. Mara sagte, dass das Mädchen arrogant sei und sich aktiv darum bemühte, den anderen das Leben schwerzumachen. Sie war weder die erste noch die letzte Adlige, die zum Botendienst berufen war. Alton war als Erbe der Provinz D’Yer von wesentlich höherem Rang als Sophina, aber ihn hatte seine Berufung nie aggressiv gemacht. Sophina würde sich im Lauf der Zeit daran gewöhnen und lernen, dass ihr Rang mit ihrem Leben als Reiterin nichts zu tun hatte.
Laren lächelte. Gerade die verschiedenen Charaktereigenschaften ihrer Reiter machten sie zu einer so interessanten Gruppe. Die Stärke des einen glich die Schwäche eines anderen aus. Wie immer war sie stolz auf sie. Selbst auf die allergrünsten der Grünen, die sich erst noch beweisen mussten.
»Du hast also heute Nachtmittag frei«, stellte Elgin fest. »Was willst du damit anfangen?«
»Frei? Ich würde eher sagen, dass meine Beratungstermine mit dem König zwar abgesagt wurden, aber in meinem Quartier warten Berichte, die ich schreiben muss, ganz zu schweigen von dem Pony, das ich auftreiben muss.«
»Ich glaube, ich könnte das mit dem Pony übernehmen«, sagte Elgin. »Ich kenne einen …«
Ein Schrei durchschnitt den nachmittäglichen Frieden wie eine Sichel. Larens Herz fing an zu hämmern, als sie sich nach seinem Ursprung umsah.
Elgin zeigte mit dem Finger. »Sophina!«
Das Mädchen schlingerte im Sattel und hielt sich heulend die Brust. Ihr Pferd scheute, und sie stürzte von seinem Rücken zu Boden.
»Alle fünf Höllen!« Laren bückte sich unter dem Zaun hindurch und rannte in die Arena, Elgin dicht hinter ihr. Sie hasteten zu Sophina, die auf dem festgestampften Erdboden lag. Laren kniete sich neben das Mädchen, das sich auf dem Boden krümmte und sich immer noch die Brust hielt. Tränen rannen ihre Wangen hinunter.
»Sophina?«, fragte Laren sanft. »Was ist los?«
»Der König!«, weinte das Mädchen. »Der König!« Darauf wurde sie ohnmächtig.
Ben legte die Hand auf ihre Stirn. »Ich kümmere mich um sie.«
»Nein.« Laren stand auf, und das Blut brauste in ihr wie ein Bienenschwarm. »Meister! Du kümmerst dich um Sophina. Sie hat ihre Fähigkeit gefunden.« Elgin nickte, hob das Mädchen auf und trug es fort.
»Aber ich kann …«, protestierte Ben.
Laren deutete befehlend auf Merla, die noch immer auf ihrem Übungspferd saß. »Du gehst zu Connly oder Mara, wen du zuerst findest, und sagst ihnen, dass dem König etwas zugestoßen ist. Sie werden wissen, was zu tun ist.«
Die Reiter, die sich um sie versammelt hatten, schnappten gemeinsam nach Luft.
»Beweg dich!«, brüllte Laren.
Merla zögerte nicht. Sie stieg auch nicht ab, um das Tor der Arena zu öffnen. Stattdessen grub sie die Fersen in die Flanken ihres Pferdes, galoppierte direkt auf das Tor zu und segelte darüber hinweg. Es war wahrscheinlich dreimal höher als alle Hürden, die sie bisher unter Riggs Aufsicht zu überspringen gelernt hatten, aber Merla und ihr Pferd landeten sanft auf der anderen Seite und galoppierten davon.
Laren wandte sich an Carson, der älter war als die meisten anderen neuen Reiter. »Geh zu Meister Destarion. Sag ihm, er soll seine Notfalltasche nehmen und so schnell wie möglich zum Kurvenweg kommen.« Ohne ein weiteres Wort wendete Carson sein Pferd und ritt auf das Tor zu. Inzwischen hatten andere Reiter es geöffnet, sodass er es nicht überspringen musste.
Als Nächstes wählte sie Kayd, einen Jungen, dessen Vater einer der Arbeiter war, die die Burg und ihre Anlagen instand hielten und deshalb innerhalb der Burg und ihrer Gesindestruktur genau Bescheid wusste. »Du wirst Colin Dovekey finden und ihm sagen, dass ein Notfall eingetreten ist. Er ist stellvertretender Kastellan und müsste um diese Zeit in einer Besprechung mit dem Küchengesinde sein.«
Kayd nickte, und die Hufe seines Pferdes donnerten wie die der anderen aus der Arena.
Laren wandte sich an Riggs. »Kümmerst du dich um die anderen?«
Riggs klatschte in die Hände, um die anderen auf sich aufmerksam zu machen, und begann Befehle zu brüllen.
Nun blieb nur noch Ben übrig, der anscheinend keine Ahnung hatte, was er tun sollte. »Du kommst mit mir«, sagte Laren. »Rotkehlchen! Komm!«
Das Pferd gehorchte sofort und trottete direkt neben sie.
Ben wich zurück, aber Laren packte ihn am Ärmel. »Dem König ist irgendetwas Schreckliches zugestoßen«, sagte sie. »Offenbar ist Sophina eine Seherin. Sie hat gesehen, dass dem König etwas passiert ist. Wir dürfen keine Zeit verlieren.« Sie schob ihre Stiefelspitze in den Steigbügel und stieg auf. »Jetzt steig hinter mir auf.«
Als Ben zögerte, beugte sie sich hinunter und sah ihn eindringlich an. »Sophina ist ohnmächtig geworden, bevor sie uns genau sagen konnte, was sie gesehen hat, aber sie hat auf die Vision so extrem reagiert, dass es nichts Gutes sein kann. Verstehst du? Dem König ist ein Unheil widerfahren, und falls er noch nicht tot ist, stirbt er wahrscheinlich bald, wenn du ihm nicht hilfst. Verstanden?«
Ben wurde bleich. Er nickte.
»Dann steig auf.«
Diesmal zögerte er nicht, und sie zog ihn hinter sich. Er schlang die Arme um ihre Taille und klammerte sich an ihr fest, als hinge sein Leben davon ab.
»Nicht so fest«, keuchte sie. Er gehorchte und sie schnalzte Rotkehlchen zu, der aus der Arena galoppierte und die Burganlagen durchquerte.
Sie ritt in einem Fünf-Höllen-Tempo den Kurvenweg hinunter, benützte Abkürzungen, die alle Reiter kannten, und stürmte durch die Vorgärten, wobei sie Rotkehlchen unbarmherzig antrieb, obwohl er zwei Erwachsene trug; aber er war für alles zu haben und stürmte furchtlos weiter, ohne seinen Schritt zu verlangsamen. Ein wahres Botenpferd. Sie war sicher, Sperling würde ihr verzeihen, dass sie in der Not das nächstbeste Pferd genommen hatte, das zur Verfügung stand.
Während sie an einer Wagenladung voller blökender Schafe vorbeigaloppierten, malte sie sich alles Mögliche aus – vielleicht war Zacharias tot, oder er war nur von seinem ungestümen Hengst gestürzt und hatte sich den Kopf verletzt. Vielleicht hatte Sophina auch etwas gesehen, das sich noch gar nicht ereignet hatte, und Laren würde noch rechtzeitig eintreffen, um es zu verhindern. Aber irgendwie spürte sie, dass dies nicht der Fall war.
Sie durfte sich nicht ihren Befürchtungen überlassen. Sie musste bei klarem Verstand bleiben, denn falls Zacharias das Schlimmste zugestoßen war, würde dies im gesamten Reich Konsequenzen haben. Sie liebte Zacharias, den kleinen Jungen, der er gewesen war, und den Mann, zu dem er geworden war, aber die Folgen für das Land wogen noch schwerer als selbst sein Leben.
Der Ritt dauerte ewig, Fußgänger kreischten und rannten ihr aus dem Weg, ließen Zwiebelsäcke vor Rotkehlchens Hufe fallen und zerrten Kinder aus der Gefahrenzone. Zacharias’ Gruppe konnte das Stadtgebiet doch wohl noch nicht verlassen haben, oder? Sie versuchte auszurechnen, wie viel Zeit vergangen war, aber in ihrem Kopf jagten sich so viele Gedanken, dass sie keinen zu Ende denken konnte.
Rotkehlchen schlidderte um eine Kurve, wo der Boden durch das schmelzende Eis glatt war, und wäre fast ausgerutscht. Laren war wie betäubt vor Sorge und spürte gar nicht mehr, dass Ben sie umklammerte, aber sie hörte ihn wimmern und beten.
Bete für Zacharias, dachte sie. Bete für Zacharias.
Als sie sich dem zweiten Stadttor näherten, hasteten noch mehr Fußgänger und Reiter zum Straßenrand, aber nicht etwa, um Laren den Weg frei zu machen, sondern auf der Flucht vor etwas, das auf sie zukam.
Ein Wagen brach plötzlich aus der Menge, gezogen von zwei Karrengäulen in vollem Galopp, vorangepeitscht von einer Waffe, die die Zügel hielt. Vier weitere berittene Waffen donnerten nebenher.
»Fastion!«, schrie Laren, aber ihr war klar, dass er ihretwegen nicht anhalten würde. Der Wagen jagte an ihr vorbei, und sie musste Rotkehlchen brutal auf den Hinterläufen herumreißen, um ihn einzuholen. Ben stieß einen erstickten Schrei aus und flehte jeden Gott des Pantheons um Rettung an. Laren glaubte zwar nicht, dass Goltera, die Göttin der fruchtbaren Schweine, eine große Hilfe sein würde, aber es konnte ja nicht schaden.
Die berittenen Waffen öffneten ihre enge Formation für sie. Sie trieb den armen Rotkehlchen dicht neben den Wagen und sah auf die Ladefläche. Seitlich ausgestreckt lag dort Lord Coutre. Ein Pfeil ragte aus seinem Bauch, seine Augen waren weit aufgerissen, und er rang um Atem.
Neben ihm lag Zacharias mit einem ähnlich Pfeil in der Brust. Seine Augen waren geschlossen, und sein Körper bewegte sich schlaff mit jedem Holpern des Wagens. Zwischen den beiden Männern saß Donal, der Lord Coutre ignorierte und ein blutgetränktes Tuch auf Zacharias’ Pfeilwunde presste. Es war unmöglich festzustellen, ob Zacharias noch lebte.
»Die Pfeile stecken noch drin«, murmelte Ben in ihr Ohr. »Gut.«
In ihrer Konzentration auf Zacharias hatte Laren Ben fast vergessen, aber jetzt fiel er ihr wieder ein. Sie hackte ihre Fersen in Rotkehlchens Flanken, um ihn zu noch größerer Geschwindigkeit zu zwingen.
»Fastion!«, schrie sie. »Heiler! Ich habe Ben hier. Heiler!«
Fastion schien sie im Lärm des rumpelnden Wagens und des Hufschlages nicht zu hören, aber eine der berittenen Waffen verstand und griff vom Pferderücken aus nach den Zügeln der Karrenpferde. Fastion fuhr mit wildem Blick herum, bereit, sein Schwert zu ziehen.
»Heiler!«, brüllte Laren. »Ich habe Ben hier!«
Diesmal hörte er sie und hielt die Pferde an. Laren brachte Rotkehlchen schlitternd neben dem Wagen zum Stehen. Die Waffen der Eskorte gruppierten sich drohend ringsum.
»Machen Sie schon«, sagte Fastion.
Zitternd stieg Ben vom Pferd, sein Gesicht knochenbleich, und kletterte in den Wagen.
»Der König«, sagte Donal zu ihm. »Kümmern Sie sich nicht um Lord Coutre. Der König braucht Ihre ganze Fürsorge.«
Bevor sich Ben hatte hinsetzen können, schüttelte Fastion die Zügel und knallte mit der Peitsche. Ben fiel hintenüber, aber Donal half ihm auf.
»Destarion müsste weiter vorn sein«, schrie Laren Fastion zu.
Sie ritt neben dem Wagen her und flehte Rotkehlchen an, die brutale Geschwindigkeit bitte, bitte aufrechtzuerhalten. Obwohl Ben Lord Coutre einige Male einen Blick über die Schulter zuwarf, kümmerte er sich nur um Zacharias, wie Donal ihm befohlen hatte. Coutre war zwar Lordstatthalter und der Vater der künftigen Königin, aber sein Leben war nun einmal weniger wichtig als das von Zacharias. Sie wusste, dass Zacharias selbst dies anders gesehen hätte, aber im Interesse des Reiches war dies dennoch die Wahrheit.
Laren konnte nicht alles sehen, was Ben tat, wobei Donal ihm assistierte, aber gerade noch steckte der Pfeil in der Wunde, und im nächsten Augenblick nicht mehr; er lag auf dem Wagenboden, und Ben hatte seine Hände um die Wunde gelegt. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Er schloss die Augen, und ein bläulicher Schimmer ging von seinen Händen aus. Es wirkte friedlich wie ein klarer Sommerhimmel, und Laren spürte, dass sie ein klein wenig ruhiger wurde. Die Blutung kam langsam zum Stillstand, aber Laren konnte keine Veränderung in Zacharias’ Zügen feststellen.
Der blaue Schimmer verlosch flackernd, und Ben starrte auf seine blutigen Hände und zwinkerte dümmlich.
»Ben!«, rief Laren. »Ben!«
Er sackte zusammen und wurde von Donal aufgefangen, der ihn schüttelte und vergeblich versuchte, ihn wieder wachzurütteln.
Verdammt. Ben hatte offenbar bei der Heilung Sperrens, als er einem uralten Mann die Hüfte eines Zwanzigjährigen gab, schon allzu viele seiner Energien verausgabt.
Oh Ben, dachte sie. Woher hätten sie wissen sollen, dass dem König dieses Unglück widerfahren würde? Ob es ihm wohl gelungen war, Zacharias zu heilen, bevor er ohnmächtig wurde? Oder war ihr König bereits nicht mehr bei ihnen?
Der Ritt zur Burg zurück glich einem Albtraum. Donal gab nicht zu erkennen, ob Zacharias noch lebte oder nicht, und Ben erlangte das Bewusstsein nicht wieder. Ihr blieb nichts anderes übrig als darüber nachzudenken, was im Falle von Zacharias’ Tod im Interesse des Reiches und ihrer Grünen Reiter als Nächstes geschehen musste. Falls er einen Thronerben bestimmt hatte, wäre ein solches Testament als königliches Treuhanddokument in einer geheimen, von Waffen bewachten Schatulle eingeschlossen worden. Hätte Zacharias ein Kind gehabt, hätte der Erbe eindeutig festgestanden, aber er hatte ja noch nicht einmal Lady Estora geheiratet.
Selbst wenn im Treuhanddokument ein Erbe genannt wurde, musste zunächst eine Versammlung sämtlicher Lordstatthalter einberufen werden, bevor man die Schatulle öffnen und den Namen bekannt geben konnte. Sobald sich die Neuigkeiten über Zacharias herumsprachen, würden sich die Lordstatthalter wie Geier auf sie alle stürzen, denn sie waren Reichsprinzen und die nächsten Thronfolger, solange es keine direkten Nachkommen gab. Selbst wenn einer von ihnen rechtlich bindend genannt sein sollte, würden die anderen dies anfechten und erbittert streiten. Sie betete, dass kein Bürgerkrieg ausbrechen würde. Das konnten sie sich nicht leisten, ausgerechnet jetzt, wo das Zweite Reich seine Kräfte sammelte und der D’Yer-Wall durchbrochen war.
Sie konnte sich genau vorstellen, wie sich der Feind die plötzliche Schwächung Sacoridiens und das daraus resultierende Chaos zunutze machen würde. Leider würden sie Zacharias’ Verwundung nicht geheim halten können, denn der Kurvenweg war die belebteste Straße in ganz Sacoridien, und die Neuigkeit von dem schrecklichen Unglück, das dem König widerfahren war, würde sich wie ein Lauffeuer im ganzen Land verbreiten.
Wer hatte diese Pfeile überhaupt abgeschossen? Wie hatte dieser Anschlag gelingen können?
Laren unterdrückte eine aufsteigende Tränenflut. All die schrecklichen Folgen für das Reich, die ihr einfielen, erschienen ihr längst nicht so schlimm wie der Verlust eines Menschen, der ihr so lieb war.