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Mit wachsender Irritation lauschte Ricky Briggs dem Geräusch in der Feme. Das rhythmische Knattern konnte nur bedeuten, dass ein Hubschrauber im Anflug war. Briggs schüttelte verärgert den Kopf. Helikopter durften den Luftraum über dem Jachthafen eigentlich nicht überfliegen, doch die wenigsten hielten sich daran. Oft drehten Hubschrauber, die auf dem Weg zum Colorado River oder zum Grand Canon waren, eine Runde über dem See und verärgerten die Freizeitkapitäne. Und die beschwerten sich dann bei Ricky Briggs. Er seufzte und widmete sich wieder seiner Büroarbeit.

Eine Weile später blickte er abermals auf. Das Geräusch des Hubschraubers klang jetzt tiefer und kehliger und außerdem irgendwie versetzt, so, als handele es sich nicht um eine, sondern gleich um mehrere Maschinen. Durch das Brummen konnte Briggs einen näher kommenden Schiffsdiesel und das Geplapper von Schaulustigen draußen auf dem Steg hören. Er beugte sich vor, um aus dem Fenster zu schauen. Was er sah, ließ ihn von seinem Schreibtisch aufspringen.

Zwei niedrig fliegende Amphibienhelikopter näherten sich vom Westen her dem Jachthafen. Große Embleme an den Seiten ihres mächtigen Rumpfes wiesen sie als Hubschrauber der Küstenwache aus. Unter einem von ihnen war ein großes Ponton-Boot befestigt. Ganz in der Nähe der Hafenzone, in der Wellenschlag verboten war, blieben sie laut dröhnend in der Luft stehen und peitschten das Wasser mit dem Wind ihrer Rotorblätter auf. Die an der Pier festgemachten Hausboote rollten schwerfällig von einer Seite auf die andere, und Urlauber in Badekleidung sammelten sich neugierig auf der Betonschürze der Pier.

Briggs packte sein Handy und stürzte hinaus auf den vor Hitze flirrenden Teer vor seinem Büro. Noch im Rennen tippte er die Nummer des Flugkontrollzentrums in Page ein.

Draußen wartete eine weitere Überraschung auf ihn: An der Rampe stand, wie schon vor ein paar Wochen, ein großer Pferdetransportanhänger, auf dem in Schablonenschrift SANTA FE ARCHAEOLOGICAL INSTITUTE geschrieben stand. Dahinter kamen gerade zwei Lastwagen der Nationalgarde herangefahren und luden Gardisten in Uniform ab, die sofort damit begannen, Material zum Aufbau einer Absperrung auszuladen. Ein Murmeln ertönte aus der Menge der Schaulustigen, als einer der Hubschrauber das Ponton-Boot unter seinem Rumpf ausklinkte. Mit einem laut platschenden Geräusch klatschte es auf das Wasser des Hafens.

Aus dem Telefonhörer drang eine leise Stimme: »Page!«

»Hier Wahweap!«, raunzte Briggs. »Was ist denn hier bei uns los, verdammt noch mal?«

»Beruhigen Sie sich, Mr. Briggs«, vernahm er die gelassene Stimme des Mannes von der Flugsicherheit. »Hier findet eine groß angelegte Suchaktion statt. Ich habe selbst erst vor ein paar Minuten davon erfahren.«

Während einige Nationalgardisten die Absperrung aufbauten, verscheuchten andere die Schaulustigen und Boote von der Rampe. »Und was hat das mit mir zu tun?«, rief Briggs ins Telefon.

»Nichts. Die suchen jemanden da draußen in der Wüste westlich vom Kaiparowits-Plateau.«

»Großer Gott! Da möchte ich nicht verschollen gehen. Weiß man, um wen es sich handelt?«

»Keine Ahnung. Darüber hüllen sich alle in Schweigen.«

Das müssen diese dämlichen Archäologen von neulich sein, dachte Briggs; nur die sind verrückt genug, um sich in die Wildnis da draußen zu wagen. Ein weiteres Motorengeräusch mischte sich in den Lärm ringsum, und Briggs sah, wie ein Schlepper einen Anhänger mit einem großen, schlanken Motorboot an die Rampe steuerte. Am Heck des Bootes ragten wie Maschinengewehrtürme zwei mächtige Motorengehäuse auf.

»Wozu brauchen die denn die Hubschrauber?«, maulte Briggs ins Telefon. »In dem Canon-Gewirr finden die doch eh niemanden, und selbst wenn, könnten sie dort sowieso nicht landen.«

»Soviel ich weiß, bringen die Helis auch nur einen Haufen Ausrüstung ans hintere Ende des Sees. Wie ich schon sagte, das ist eine groß angelegte Suchaktion.«

Das Motorboot wurde mit erstaunlicher Geschwindigkeit zu Wasser gelassen, und der Schlepper zog den Bootsanhänger wieder die Rampe hinauf. Die mächtigen Dieselmotoren des Bootes sprangen an, und dann kam es in einer scharfen Kurve an die Pier, wo es gerade so lange anlegte, dass zwei Männer an Bord steigen konnten. Der eine von ihnen war jung und trug ein Jose-Cuervo-T-Shirt; der andere war ein dünner grauhaariger Mann in einem khakifarbenen Anzug. Kaum waren die beiden auf dem Boot, gab es Vollgas und rauschte auch schon quer durch das Hafenbecken davon. In seinem Kielwasser tanzten Dutzende von Jetskis wie wild auf und ab. Die beiden großen Hubschrauber senkten die Schnauzen und folgten dem Boot hinaus auf den See.

Staunend sah Briggs zu, wie der Pferdetransporter rückwärts an die Rampe fuhr, an der inzwischen das Ponton-Boot festgemacht hatte. »Das darf doch nicht wahr sein«, murmelte er.

»O doch«, lautete die lakonische Antwort aus dem Telefon. »Das ist wahr. Man wird Sie auch bestimmt gleich anrufen. Aber jetzt muss ich auflegen.«

Briggs tippte eine Nummer in das Telefon, doch er war noch nicht ganz fertig, da hörte er schon, wie das Gerät durch das sich entfernende Brummen der Hubschrauber und die staunenden Rufe der Schaulustigen hindurch mit einem penetranten Ton losschrillte.