KAPITEL VII
Fulminacci machte sich das Getümmel zunutze, stieß den kugelrunden Wirt mitten ins dichteste Handgemenge und verdrückte sich. Unter anderen Umständen hätte er, heißblütig wie er war, voller Begeisterung an der Schlägerei teilgenommen, doch mit dem kostbaren Schmuckstück in der Tasche wollte er einen Zusammenstoß mit den Schergen der Wache vermeiden, die unweigerlich eintreffen würden, um den Tumult zu beenden.
Es erschien ihm ratsam, nicht in eine Zwangslage zu geraten, in der er erklären musste, wie ein Hungerleider wie er in den Besitz eines derart wertvollen Gegenstands gekommen war.
Während er davonlief, hörte er noch den Lärm, den die angetrunkene Horde beim Zerschmettern von Bänken und Geschirr machte.
Blieb noch die Frage, warum Rosetta ausgerechnet ihn für ihren Zustand verantwortlich machte, da sie doch aus einer langen Liste tatsächlich infrage kommender Kandidaten wählen konnte. Und vor allem, warum Romoletto, der schließlich kein Naivling war, sich von seiner Tochter diesen Bären hatte aufbinden lassen. Ihm, einem so gewieften Geschäftsmann, konnte doch unmöglich entgangen sein, dass Rosetta es mit dem halben Viertel trieb. Es sei denn…
Es sei denn, diese ganze Szene war von Anfang an eine Farce, die der schlaue Wirt inszeniert hatte, um vor seinen Gästen und den Nachbarn das Gesicht zu wahren.
Als das Unvermeidliche geschehen war, hatten sich Vater und Tochter vermutlich in aller Ruhe zusammengesetzt und nach einigem Überlegen einen Dummkopf ausgemacht, dem sie dieses Kreuz aufladen konnten.
Außerdem beklagte sich Romoletto schon seit Längerem darüber, dass er keinen Sohn hatte, der ihm in der Gaststätte zur Hand ging, und als Fulminacci jetzt darüber nachdachte, fiel ihm ein, dass der Wirt ihm gegenüber mehrfach eine Möglichkeit angedeutet hatte, wie sie beide ihre Probleme auf einen Schlag lösen könnten.
Er schauderte bei dieser Vorstellung.
Dann dachte er daran, dass es schon Mittag vorbei war und er immer noch nichts zu essen bekommen hatte. Bei den anderen Wirtshäusern der Gegend durfte er nicht anschreiben lassen, also beschloss er, zu Pietro Valocchi zu gehen, einem flämischen Maler, der ein guter Freund und Trinkkumpan von ihm war. Er hatte ihn ein paar Wochen lang nicht gesehen, doch am Abend zuvor war ihm bei einer Partie Karten, bei der ihm das Glück nicht hold war, zu Ohren gekommen, dass sein Freund einige Stillleben an einen englischen Kunsthändler verkauft hatte. Was bedeutete, dass Valocchi zur Zeit flüssig war und die Chancen gut standen, ihm eine Mahlzeit abzuschnorren.
Valocchi empfing ihn mit großer Herzlichkeit. Er war bester Laune, weil er bereits einen Krug guten Weins geleert hatte, und bot ihm Brot, Käse, Oliven aus Gaeta und einen Krug vollmundigen umbrischen Roten an.
Der ausgehungerte Maler sprach den festen wie flüssigen Nahrungsmitteln tüchtig zu und lauschte dabei dem Geplauder seines Freundes. Der Flame war in Hochstimmung wegen des guten Geschäfts, das er gemacht hatte, und zeigte sich ausgesprochen optimistisch, was die Zukunft anging.
»Sechs Bilder hab ich dem Engländer verkauft«, sagte er, »und dabei wird es nicht bleiben. Anscheinend besteht in England eine große Nachfrage nach Stillleben. Der Händler hat weitere bei mir in Auftrag gegeben, auch Landschaften. Du solltest ebenfalls solche Sachen malen. Ich kann dich dem Engländer vorstellen. Er bezahlt gut.«
Valocchi wohnte schon seit mehreren Jahren in Rom und sprach ein einfaches, aber verständliches Italienisch. Eigentlich hieß er Pieter Van Loocke, aber das konnte kein Mensch aussprechen, und er hatte nichts gegen die Italianisierung seines Namens einzuwenden.
»Ich male lieber Fresken«, erwiderte Fulminacci zwischen zwei Bissen. »Ein wahrer Künstler sollte wichtige Werke schaffen, die unvergänglich sind. Stillleben bringen Brot auf den Tisch, das stimmt, aber keinen Ruhm ein. Wenn ich anfangen würde, Bilder in Serie zu malen, hätte ich auch gleich in Pavia bleiben und bei meinem Vater als Notar arbeiten können. So etwas ist nichts für mich, ich will Ehre und Bewunderung.«
»Ich glaube, diese Zeiten sind vorbei«, wandte Valocchi ein. »Es gibt immer weniger Aufträge für Fresken, das weißt du selbst. Zu viele Bildhauer heute, zu viele dekorative Tüncher. Der Geschmack hat sich geändert. Es ist kein Platz mehr für große Werke wie die von Michelangelo oder Carracci. Stattdessen gibt es jede Menge reicher Bürger, die schöne Bilder für ihre schönen Häuser wollen. Gute, sichere Arbeit. Voller Bauch, Holz im Kamin.« Lautes Lachen und Schulterklopfen folgten auf diese Rede.
Valocchi war ein einfacher Mensch, der gern aß und guten Wein und Geselligkeit liebte. Er war auch ein guter Maler und besaß eine raffinierte Pinseltechnik. Aber es brannte kein heiliger Funke der Begeisterung in ihm. Neben einem vollen Magen und einer gut gebauten Magd zur Gesellschaft hatte er keine großen Ansprüche, im Gegensatz zu Fulminacci, der von unvergänglichem Ruhm träumte.
»Nein, die guten Zeiten sind nicht vorbei!«, widersprach Fulminacci beinahe wütend. »Wir befinden uns eben in einer Übergangsperiode. Dieser Chigi-Papst ist ein Geizhals, aber wie es aussieht, bleibt er uns nicht mehr lange erhalten. Er hat eine verstopfte Niere und steht mit einem Bein im Grab. Ich bin sicher, dass der nächste Papst die Verwirklichung der großen Pläne der Vergangenheit wiederaufnehmen wird. Es wird reichlich Arbeit und Ehrungen für uns alle geben.«
»Eher Entbehrungen, scheint mir. Die fetten Jahre sind vorbei, der Papst zählt nicht. In Frankreich ist es vielleicht besser, keine Ahnung. Die Spanier jedenfalls sind arm wie die Kirchenmäuse, und in Flandern war Krieg: viel Tod, viel Zerstörung, wenig Geld. In Italien ist es nicht besser. Der nächste Papst wird genauso knauserig sein wie der jetzige oder noch schlimmer. Verleg dich auf Stillleben, sage ich!« Wieder ein grölendes Lachen.
Fulminacci nahm den betonten Pessimismus seines Kollegen nicht mehr so ernst. Sie stritten sich über diese Fragen schon, seit sie sich vor zwei Jahren kennengelernt hatten, und trotz nächtelanger Diskussionen zeigte sich keiner von beiden bereit, einen Schritt von seinen Überzeugungen abzuweichen. Dennoch war Valocchi ein guter Freund, ein Habenichts wie er, und obwohl ihre Meinungen über Kunst so stark auseinandergingen, hatten sie sich in schwierigen Zeiten stets gegenseitig geholfen.
Bald schnitten sie erfreulichere Gesprächsthemen an: die Frauen, das Glücksspiel, den neuesten Klatsch, und so verging der Nachmittag auf angenehmste Weise bei dem einen oder anderen Glas Wein und so mancher pikanten Anekdote. Ohne dass sie es merkten, wurde es Abend.
Während einer der seltenen Unterbrechungen ihrer wortreichen Plauderei erkannte Fulminacci schließlich, dass die Dämmerung heraufzog und es spät geworden war.
Sich nach Sonnenuntergang auf den Heimweg zu machen war nicht ratsam, denn Trupps von Wachen patrouillierten die ganze Nacht durch das Viertel – offiziell, um die öffentliche Ordnung aufrechtzuerhalten, Schlägereien aufzulösen und Übeltäter abzuschrecken. Häufig jedoch hielten die Schergen unter dem Vorwand einer Kontrolle harmlose Unglücksraben an, die ihren Weg kreuzten, und missbrauchten ihre Macht, um sie auszurauben. Mit dem kostbaren Schmuckstück im Beutel wollte Fulminacci dieses Risiko nicht eingehen.
Hastig verabschiedete er sich von Valocchi, der ihn zur Tür begleitete, ohne seinen Wortschwall zu unterbrechen, und ihn noch überreden wollte, zum Abendessen zu bleiben.
Es dauerte ein Weilchen, bis Fulminacci ihn so weit hatte, dass er ihn nach Hause gehen ließ. Da er ihm nicht die Wahrheit sagen konnte, erfand er eine komplizierte Geschichte über ein Stelldichein mit einem Dienstmädchen, dessen weibliche Reize er ausführlich beschrieb.
Als er endlich auf die Straße trat, herrschte schon tiefe Dämmerung.
Nach diesem weinseligen Nachmittag war er ziemlich beschwipst, wenn auch weniger als Valocchi, und schlug unsicheren Schritts und leicht torkelnd den Nachhauseweg ein, wobei er sich wiederholt umsah, um sicherzugehen, dass sich keine Wachen in der Nähe aufhielten.
Als er seine Haustür erreichte, war es fast vollständig dunkel, und nur der schwache Schein einer Lampe am Fenster der Erdgeschosswohnung beleuchtete die schmale Gasse.
Der Maler wollte gerade die Treppe hinaufgehen, da spürte er plötzlich einen Stoß an der Schulter. Instinktiv warf er sich zur Seite und wich so seinem Angreifer aus, doch als er sich umdrehte, sah er das Aufblitzen einer gegen seine Halsschlagader geführten Klinge.
Indem er seinen schweren Umhang als Schild benutzte, entzog er sich dem Degenstoß und konnte sein Kurzschwert zücken, mit dem er zum Gegenangriff überging. Er traf sein Ziel zwar nicht, doch der Schlag genügte, um sich den Feind vorerst vom Leib zu halten.
In der dunklen Hausnische, in der er beinahe blind gegen den Unbekannten focht, tauchte plötzlich eine zweite Gestalt auf, die ihn ebenfalls angriff. Zum Glück war der Eingang des alten Hauses sehr eng, sodass Fulminacci nicht von zwei Seiten attackiert werden konnte. Zugleich aber stand auch ihm selbst nur wenig Spielraum zur Verfügung, und er schaffte es nicht, seinen Degen zu ziehen.
Er benutzte seinen Körper als Rammbock und stürzte hinaus auf die Gasse, wo er endlich seinen Degen zücken konnte und auf die beiden Meuchelmörder losging.
Als regelmäßiger Besucher von Tavernen, Bordellen und ähnlich verrufenen Orten war der Maler nicht unerfahren im Gebrauch der Waffen, und er verfügte über ansehnliche Körperkräfte.
Mit dem langen Degen teilte er heftige Hiebe aus und parierte die feindlichen Stöße mit dem Kurzschwert, bis es ihm gelang, einen der Angreifer zu verletzen. Der zog sich fluchend zurück und bediente sich dabei einer Sprache, die Fulminacci nicht verstand. Nun, da es Mann gegen Mann ging, war er sicher, die Oberhand gewinnen zu können, und stürzte sich mit wirbelnden Klingen auf den Fremden, wobei er abwechselnd mit dem Degen und dem Kurzschwert angriff. Sein Gegner war bald im Nachteil und musste vor der Wucht seiner Attacken zurückweichen. Als er mit dem Rücken zur Wand stand, schleuderte er seine Waffe auf Fulminacci, der von dieser unerwarteten Reaktion überrascht wurde und zwei Schritte zurück machte. Das verschaffte dem gedungenen Mörder Zeit, ein Messer aus dem Gürtel zu ziehen und es ebenfalls auf ihn zu werfen. Um nicht getroffen zu werden, musste Fulminacci sich bücken, und das gab den beiden Komplizen Gelegenheit, die Flucht zu ergreifen und in der Gasse zu verschwinden.
Fulminacci folgte ihnen bis zu der Stelle, wo die kleine Gasse in eine größere Straße mündete, doch dann gab er auf. Er war müde, immer noch ein bisschen betrunken und außerdem leicht verletzt.
Keuchend lehnte er sich an eine Mauer und blickte den beiden Gestalten nach, die mit der Dunkelheit verschmolzen. Obwohl er nicht viel erkennen konnte, hatte er den Eindruck, dass sie ärmliche Kleidung trugen, geflickte Mäntel und durchgelaufene Schuhe, die ihnen das typische Aussehen der vielen Bettler auf den Straßen und Plätzen Roms verliehen. Er hatte allerdings noch nie gehört, dass die Bettler sich neben ihren üblichen Geschäften auch mit Raub und Mord beschäftigten, obwohl man in einer Stadt wie Rom mit allem rechnen musste.
Fulminacci konnte sich nicht weiter in diese Überlegungen vertiefen, denn seine Wunden, so oberflächlich sie waren, brannten höllisch. Er musste eine Möglichkeit finden, sie zu behandeln, bevor sie sich entzündeten.
Außerdem musste er einen anderen Schlafplatz für die Nacht finden. Seine eigene Unterkunft erschien ihm nicht länger sicher.
Er beschloss, sich einen Zufluchtsort zu suchen, an dem er bleiben konnte, bis er den Grund für diesen Überfall herausgefunden und dafür gesorgt hatte, dass sich so etwas nicht wiederholte.
Vorsichtig trat er aus der Gasse und ging auf das Tiberufer zu, wo er bei Beatrice unterzukommen hoffte, einer guten Freundin, die ihn schon mehr als einmal aufgenommen hatte, auch mitten in der Nacht.
Beatrice wohnte in einer elenden Hütte direkt hinter der Uferbefestigung, wo sie sich ihren Lebensunterhalt als Wahrsagerin, Kartenlegerin und Heilerin verdiente. Viele hielten sie für ein bisschen verrückt, andere sogar für eine Hexe, aber Fulminacci hatte bei der treuen Freundin immer eine Schulter gefunden, an der er sich ausweinen und sein Schicksal als unverstandener, mittelloser Künstler beklagen konnte.
Er bewegte sich achtsam durch die stillen Gassen und mied die großen Straßen. Zweimal war er gezwungen, sich in einen Hauseingang zu flüchten, um den Wachen auszuweichen. Auf diese Weise musste er Umwege gehen und konnte nicht die kürzeste Strecke nehmen.
Als er bei Beatrice ankam, war es schon tiefe Nacht.
Trotz der späten Stunde öffnete sie sofort auf sein Klopfen und ließ ihn wortlos ein, als hätte sie bereits geahnt, dass er in Schwierigkeiten steckte.
Mit einem dankbaren Lächeln betrat der Maler ihre Wohnung. Der Raum war dunkel und verraucht und mit allen möglichen Gegenständen vollgestopft. Dicke Kräuterbündel hingen zum Trocknen an den geschwärzten Balken der niedrigen Decke, und mehrere Katzen schlichen herum, beschäftigt mit ihren rätselhaften Angelegenheiten.
Beatrice bot ihm einen Schemel an, und nachdem er seinen Umhang und den Rock abgelegt hatte, verarztete sie seine Wunden, wozu sie sich einer wenig vertrauenerweckenden Salbe bediente. Das Mittel war ölig und stank, linderte aber in kürzester Zeit das Brennen. Anschließend verband sie die Schnitte mit langen, dünnen Baumwollstreifen und befestigte die Enden mit Stecknadeln.
»Nichts Ernstes«, bemerkte sie, als sie fertig war. »In ein paar Tagen bist du wie neu. Was war los, wieder eine Tavernenkeilerei?«
Der Maler schüttelte den Kopf und sah sie an. Das schwache Licht und die dichte kupferrote Haarflut, die ihr Gesicht umrahmte, machten es schwierig, ihre Miene zu deuten. Doch Fulminacci kannte sie gut genug, um zu wissen, dass ein sarkastisches Lächeln um ihren Mund spielte.
»Nein«, sagte er. »Keine Rauferei und kein Glücksspiel diesmal. Mir ist etwas Merkwürdiges passiert, etwas ziemlich Beunruhigendes. Hör zu.«
Er erzählte Beatrice von den Vorfällen des Tages, erwähnte aber sicherheitshalber den Bernsteinanhänger nicht. Wenn es um einen Haufen Geld ging, konnte man nie vorsichtig genug sein. Zwar misstraute er ihr nicht, aber es war immer besser, die Begierde anderer nicht unnötig zu wecken.
»Ach was«, sagte die junge Frau, als er geendet hatte. »Ich glaube nicht, dass Romoletto die beiden Mörder gedungen hat. Ich kenne ihn gut, zu so etwas wäre er nicht fähig. Außerdem, warum sollte er den Mann umbringen lassen, den er zu seinem Schwiegersohn machen will? Er hätte dir höchstens, und dazu muss ich meine Fantasie schon sehr anstrengen, ein paar halb betrunkene Fuhrknechte auf den Hals hetzen können, um dir eine schöne Abreibung verpassen zu lassen. Aber jemanden bezahlen, damit er dich absticht? Niemals. Abgesehen von der Sache mit Rosetta schuldest du ihm doch auch einen Haufen Geld, soweit ich weiß – wenn du tot wärst, könnte er das vergessen.«
»Dann bleibt nur noch Scanna übrig«, seufzte der Maler. »Gestern Abend habe ich wieder beim Kartenspiel gegen ihn und seine Spießgesellen verloren. Ich glaube, ich schulde ihm mittlerweile dreißig Scudi. Und er hat mich früher schon einmal bedroht, erinnerst du dich?«
Beatrice blieb skeptisch. »Das würde mich wundern. Dieser Scanna ist trotz seines schurkischen Namens nur ein kleiner Gauner. Ein Zuhälter, ein Betrüger, ein Falschspieler. Solche Leute bedienen sich anderer Mittel. Hast du immer noch nicht kapiert, dass er und seine Bande dich als eine sichere Geldquelle für die Zukunft betrachten? Solange du beharrlich weiter mit ihnen und ihren gezinkten Karten spielst, werden sie sich hüten, dir ein Haar zu krümmen. Nein, es muss etwas anderes dahinterstecken. Du sagst, die beiden Kerle sahen wie Bettler aus?«
»Na ja, es war dunkel«, antwortete der Maler, »und sie wollten mich umbringen. Aber sie wirkten wie Bettler auf mich, wie die, die man am Campo dei Fiori sieht.«
»Auch das ist höchst seltsam. Du weißt das vielleicht nicht, weil es in deiner Heimat anders ist, aber hier in Rom sind die Bettler in sogenannten Gilden organisiert. Sie arbeiten ähnlich wie die Zünfte, mit einer Rangordnung und allem Drum und Dran. Diese Gilden treffen oft Übereinkünfte mit der Obrigkeit. Jede hat so ihre Spezialität: Verkauf von falschen Reliquien, Bettelei vor den Kirchen und anderes mehr. Es kommt mir unwahrscheinlich vor, dass ein paar von ihren Mitgliedern plötzlich eingefallen sein soll, ihre Einkünfte mit bezahlten Morden aufzubessern. Die Anführer der Bruderschaften würden sofort davon erfahren. Diese Anführer wachen nämlich streng darüber, dass die Abmachungen nicht verletzt werden, um Ärger mit den Sbirren zu vermeiden. Wer die Regeln bricht, nimmt ein böses Ende, das kannst du mir glauben. Nein, das passt einfach nicht zusammen. Die beiden Meuchelmörder hatten sich vielleicht als Bettler verkleidet, aber sie gehören gewiss keiner der römischen Bruderschaften an. So, jetzt gehst du aber besser schlafen, du siehst erschöpft aus. Im Nebenzimmer steht wie immer das Feldbett bereit.«