53

D’Agosta ging gebückt durch das Wasser und hielt seinen Revolver nach vorn in die Dunkelheit gerichtet. Er hatte die Taschenlampe ausgeschaltet, um seine Position nicht preiszugeben. Das Wasser lief ihm zwischen den Beinen hindurch, der Geruch nach Algen und Kalk vermischte sich mit dem ekelhaften Gestank der Kreatur.

»Sind Sie da vorn, Bailey?« flüsterte er ins Dunkel.

»Ja«, hörte er die Stimme von Bailey. »Ich stehe an der ersten Abzweigung.«

»Sie haben mehr Munition als ich. Erst vertreiben wir dieses Scheißding, und dann bleiben Sie hier und halten Wache, während ich nach hinten gehe und das Schloß aufschieße.«

»In Ordnung.«

D’Agosta, dessen Beine vom kalten Wasser schon ein wenig taub waren, ging auf Bailey zu. In der Dunkelheit vor sich hörte er ein paar leise Platscher, die sich rasch näherten. Dann ging Baileys Schrotflinte zweimal hintereinander los, und mehrere Leute in der Gruppe hinter D’Agosta begannen zu wimmern.

»Großer Gott!« hörte D’Agosta Bailey schreien, dann kam ein leises, knirschendes Geräusch. Bailey brüllte auf, und D’Agosta fühlte, wie sich das Wasser vor ihm heftig bewegte.

»Bailey!« rief er, aber als Antwort ertönte nur das Gurgeln des Wassers. Er schaltete seine Taschenlampe an und leuchtete damit den Stollen entlang. Nichts.

»Bailey!«

Mehrere Menschen hinter ihm hatten zu weinen angefangen, und irgend jemand schrie völlig hysterisch.

»Halten Sie den Mund!« zischte D’Agosta. »Ich muß hören, was da vorn geschieht.«

Die Schreie wurden abrupt gedämpft. D’Agosta richtete den Strahl der Taschenlampe wieder auf Wände und Decke des Stollens, konnte aber immer noch nichts erkennen. Bailey war verschwunden, und der Geruch war merklich schwächer geworden. Vielleicht hatte Bailey das Mistding erwischt. Oder vielleicht hatte es sich auch vom Knall der Schrotflinte vorübergehend verscheuchen lassen. Als D’Agosta allerdings nach unten leuchtete, bemerkte er, daß das zwischen seinen Beinen hindurchfließende Wasser rötlich gefärbt war. Dann schwamm ein Fetzen einer blauen Polizeiuniform an ihm vorbei.

»Ich brauche Hilfe hier vorne!« zischte er über seine Schulter zurück.

Kaum hatte er das gesagt, stand Smithback neben ihm.

»Leuchten Sie mit der Taschenlampe den Gang entlang«, sagte D’Agosta zu ihm.

D’Agosta tastete mit den Fingern den steinernen Boden des Ganges ab. Das Wasser schien ein wenig gestiegen zu sein. Als er sich vorbeugte und nach unten griff, ging es ihm bereits bis an die Brust. Ein Stück von Bailey schwamm vorbei, und D’Agosta mußte für einen Moment seinen Blick abwenden. Dann suchte er weiter. Er mußte unbedingt Baileys Schrotflinte finden.

»Smithback«, sagte er, »ich gehe jetzt nach hinten und schieße das Schloß auf. Wir müssen uns vor diesem Ding in Sicherheit bringen. Tasten Sie in dem Wasser nach einer Schrotflinte. Wenn Sie irgend etwas Ungewöhnliches sehen oder riechen, rufen Sie laut.«

»Wollen Sie mich hier etwa allein lassen?« fragte Smithback ein wenig unsicher.

»Sie haben ja die Taschenlampe. Es wird nicht lange dauern. Trauen Sie sich das zu?«

»Ich werd’s versuchen.«

D’Agosta packte Smithback kurz an der Schulter, dann ging er nach hinten. Für einen Journalisten hatte der Bursche ganz schön viel Mut.

Als D’Agosta an der Gruppe vorbeiwatete, griff jemand nach seinem Arm. »Bitte sagen Sie uns doch, was passiert ist«, bat ihn eine schluchzende weibliche Stimme.

D’Agosta schüttelte die Frau so sanft wie möglich ab und konnte hören, wie der Bürgermeister beruhigend auf sie einredete. Vielleicht würde er dem alten Bastard bei der nächsten Wahl doch seine Stimme geben.

»Treten Sie zurück«, befahl er den Leuten und stellte sich vor die Tür. Er wußte, daß auch er besser ein paar Schritte zurückgehen sollte, um nicht von einer abprallenden Kugel getroffen zu werden. Aber das Schloß war so massiv, daß er genau treffen mußte, und in der Dunkelheit konnte er nicht allzugut zielen.

»Na, dann wollen wir mal«, murmelte er und trat bis auf einen halben Meter an die Tür heran. Dann hielt er die Mündung der Achtunddreißiger direkt an das Schloß und drückte ab. Als der Rauch sich verzogen hatte, hatte das Schloß zwar genau in der Mitte ein kreisrundes Loch, öffnen ließ es sich aber deshalb noch lange nicht.

»Scheiße«, murmelte D’Agosta und hielt die Mündung des Revolvers diesmal direkt an den Bügel des Schlosses. Er drückte noch einmal ab, und danach gab es kein Schloß mehr. D’Agosta lehnte sich mit seinem Gewicht gegen die Tür, konnte sie aber nicht aufdrücken.

»Helfen Sie mir mal!« rief er.

Sofort warfen sich mehrere Leute gegen die Tür. Die rostigen Angeln gingen mit einem lauten Quietschen auf, und das aufgestaute Wasser lief laut gurgelnd durch die offene Tür.

»Smithback, haben Sie etwas gefunden?«

»Ja, seine Taschenlampe!« rief eine körperlose Stimme zurück.

»Gut gemacht. Kommen Sie jetzt zurück!«

Als D’Agosta durch die Tür ging, fiel ihm auf, daß auch auf der anderen Seite zwei Ringe für ein Schloß waren. Er trat zurück und zählte die Leute ab, die jetzt nacheinander durch die Tür gingen. Siebenunddreißig. Bailey gab es nicht mehr, und Smithback war der letzte.

»Okay«, rief D’Agosta. »Machen wir sie zu!«

Gegen den starken Wasserstrom schoben sie mit vereinten Kräften die Tür wieder zu.

»Smithback! Leuchten Sie hier mal her. Vielleicht können wir sie irgendwie verriegeln.«

D’Agosta besah sich nachdenklich die beiden Ringe. Wenn sie hier ein Stück Metall durchschoben, konnten sie die Tür damit gut versperren. Er wandte sich an die Gruppe. »Ich brauche irgend etwas, ganz gleich, was, das länglich und aus Metall ist«, rief er. »Hat irgend jemand ein Stück Metall, mit dem wir diese Tür verriegeln könnten?«

Der Bürgermeister ging rasch durch die Gruppe und brachte D’Agosta mehrere Metallgegenstände. Smithback hielt die Taschenlampe, und D’Agosta besah sich die Anstecknadeln, Halsketten und Kämme. »Nichts dabei«, murmelte er an Smithback gewandt.

Dann hörten sie auf der anderen Seite der Tür ein lautes Platschen und ein tiefes Grunzen. Durch die Schlitze im unteren Teil der Tür drang wieder der ekelhafte Geruch in ihre Nasen. Etwas schlug weich gegen die Tür und drückte sie langsam auf.

»Schnell! Sie da! Helfen Sie mir!«

Wie zuvor warfen sich mehrere Leute gemeinsam gegen die Tür und drückten sie zu. Als das Wesen auf der anderen Seite ihre Kraft spürte, war ein Klappern und ein tiefer Schlag zu hören, dann wurden die Leute langsam zurückgedrängt. Die Tür ging wieder weiter auf.

D’Agosta rief andere herbei, die sich ebenfalls gegen die Tür stemmten.

»Drücken, drücken, nicht nachlassen!«

Von draußen war ein lautes Brüllen zu hören, dann warf ein mächtiger Schlag die Leute zurück. Die Tür, die unter den auf sie einwirkenden Kräften knarzte und ächzte, ging zentimeterweise weiter auf. Erst waren es zehn, dann zwanzig Zentimeter. Der Gestank wurde schier unerträglich. D’Agosta sah drei lange Krallen sich in den Türspalt schieben. Eine Pfote tastete um die Tür herum und griff mit bedrohlich ausgestreckten Krallen nach innen.

»Du lieber Himmel«, hörte D’Agosta den Bürgermeister in einem ziemlich nüchternen Ton sagen. Jemand begann in einem seltsamen Singsang ein Gebet anzustimmen. D’Agosta richtete die Mündung seines Revolvers aus nächster Nähe auf die monströse Pfote und drückte ab. Von draußen hörten sie ein fürchterliches Gebrüll, und die Kreatur zog sich platschend zurück.

»Die Taschenlampe!« schrie Smithback. »Sie paßt genau. Stekken Sie die durch die Ringe!«

»Dann haben wir nur noch ein Licht«, keuchte D’Agosta.

»Haben Sie eine bessere Idee?«

»Nein«, gab D’Agosta noch völlig außer Atem zu. Dann rief er lauter: »Jetzt alle zusammen noch einmal fest gegen die Tür drücken!«

Mit einem lauten Knall fiel die Tür in ihren Metallrahmen, und Smithback schob die Taschenlampe von oben durch die beiden Ringe. Ihr unteres Teil paßte genau durch, und das dicke Ende, an dem die Birne saß, hinderte sie daran, nach unten durch die Ringe zu rutschen. Während D’Agosta nach Atem rang, erschütterte ein weiterer, gewaltiger Schlag die Tür, aber sie hielt stand.

»Und jetzt lauft, Leute, lauft!« rief D’Agosta. Sie platschten hastig durch das gurgelnde Wasser, wobei manche ausrutschten und hinfielen. Bald waren Arme und Gesichter grün von Algen. D’Agosta wurde von hinten umgestoßen und fiel mit dem Gesicht nach vorn ins kalte Wasser. Er rappelte sich auf, rannte weiter und zwang sich dabei, nicht an das brüllende Monster zu denken, das sich mit voller Gewalt gegen die Tür warf.

Hätte er über dieses Geräusch länger nachgedacht, wäre er wohl verrückt geworden, und so stellte er sich statt des Monsters die Taschenlampe vor, die jetzt in den beiden Ringen an der Tür steckte. Es war eine solide, schwere Polizeilampe aus robustem Aluminium. Sie würde eine Weile standhalten. D’Agosta betete darum, daß sie standhalten würde. An der zweiten Abzweigung im Stollen blieb die Gruppe zitternd und wimmernd stehen. Jetzt nichts wie Pendergast anfunken und dann so schnell wie möglich raus hier, dachte D’Agosta. Er griff an das Halfter des Funkgeräts und stellte zu seinem Entsetzen fest, daß es leer war.

 

Coffey stand am vorgeschobenen Sicherheitsposten und starrte verdrießlich auf einen Monitor. Weder Pendergast noch D’Agosta waren erreichbar, und aus dem Inneren von Zelle zwei antworteten nur noch Garcia aus der Sicherheitszentrale und Waters aus dem Computerraum. Waren alle anderen vielleicht schon tot? Coffey malte sich bereits die Schlagzeilen aus, für die der Tod des Bürgermeisters unweigerlich sorgen würde, und bekam dabei ein flaues Gefühl im Magen.

Ein Schweißbrenner fraß sich am östlichen Ende der Großen Rotunde in das silbrig glänzende Metall der Sicherheitstür und warf gespenstische, bläuliche Schatten hinauf an die hohe Decke. Der scharfe Geruch von geschmolzenem Stahl hing in der Luft. In der Rotunde herrschte eine beklemmende Stille. An der Sicherheitstür nahmen die Ärzte zwar immer noch Notamputationen vor, aber alle anderen Gäste der Eröffnungsparty waren mittlerweile wieder zu Hause oder wurden in den umliegenden Krankenhäusern behandelt. Schließlich war es der Polizei sogar gelungen, die Journalisten hinter die Absperrungen zu drängen. Notarzt- und Krankenwagen standen in den Seitenstraßen neben dem Museum noch immer in Bereitschaft.

Der Commander des Sondereinsatzkommandos kam auf Coffey zu und rückte sich den Munitionsgurt über seiner schwarzen Uniform zurecht. »Wir sind soweit«, sagte er.

Coffey nickte. »Wie wollen Sie es machen?«

Der Commander schob ein paar Nottelefone zur Seite und breitete einen Plan aus.

»Unser Verbindungsmann, der hier in der Station bleibt und die genauen Gebäudepläne vor sich hat, wird uns über Funk dirigieren. Phase eins: Wir schlagen ein Loch in die Decke, und zwar hier. Von dort aus lassen wir uns in den vierten Stock hinunter. Laut Unterlagen über das Sicherheitssystem müßte sich diese Tür hier aufsprengen lassen.

Damit kommen wir in die nächste Zelle. Dort gehen wir in diesen Lagerraum hier im dritten Stock, der sich genau über der Halle des Himmels befindet. In deren Decke gibt es eine Falltür, durch die normalerweise der Kronleuchter gewartet und gereinigt wird. Von dort aus lassen wir unsere Männer hinunter und ziehen die Verletzten im Rettungsgeschirr nach oben. In Phase zwei retten wir den Bürgermeister und die Gruppe, die bei ihm ist, aus dem unteren Keller. In Phase drei begeben wir uns dann auf die Suche nach anderen Leuten, die sich möglicherweise noch anderswo in Zelle zwei aufhalten. Dazu zählen die Besatzung des Computerraums und der Sicherheitszentrale. Der Museumsdirektor, Ian Cuthbert und eine bisher noch nicht identifizierte Frau sollen in die oberen Stockwerke gegangen sein. Und haben Sie nicht auch noch Agenten in diesem Bereich? Diesen Mann aus dem New Orleanser Büro, zum Beispiel –«

»Um den kümmere ich mich selbst«, stieß Coffey rasch hervor.

»Wer hat diesen Plan ausgearbeitet?«

»Das waren wir, aber die Leute aus der Sicherheitszentrale haben uns dabei über Funk beraten. Allen kennt die Pläne der Zellen praktisch auswendig. Nun, jedenfalls werden wir –«

»Sie haben also den Plan gemacht. Und wer hat hier den Oberbefehl?«

»Sie, Sir. Aber bei einem akuten Notfall kann der Commander des Sondereinsatzkommandos –«

»Ich will, daß Sie dort hineingehen und dieses Scheißding zur Strecke bringen. Haben Sie das verstanden?«

»Sir, Sie wissen doch genau, daß unsere erste Priorität dem Schutz und der Rettung von Menschenleben gilt. Erst wenn wir die Leute da rausgebracht haben, können wir –«

»Wollen Sie mich verarschen, oder was? Sie sprechen hier mit einem der höchstdekorierten Agenten im ganzen FBI. Wenn wir dieses Ding da drinnen töten, sind alle unsere Probleme mit einem Schlag gelöst. Oder sehen Sie das etwa anders? In einer Ausnahmesituation wie dieser ist kreatives Denken gefragt.«

»Wenn man bei einer Geiselnahme dem Täter seine Geiseln wegnimmt, kann er keine Forderungen mehr stellen und –«

»Haben Sie eigentlich während der Einsatzbesprechung vorher geschlafen, oder was? Wir haben es hier mit einer gefährlichen Bestie zu tun, mit einem Tier, keinem Verbrecher.«

»Aber die Verletzten –«

»Dann lassen Sie halt in Gottes Namen von ein paar Ihrer Leute die verdammten Verletzten hinausschaffen. Aber der Rest Ihrer Gruppe geht los und bringt dieses Vieh zur Strecke. Erst dann sammeln Sie in aller Ruhe die versprengten Leute ein. Das ist ein Befehl.«

»Ich verstehe, Sir. Aber ich würde trotzdem vorschlagen –«

»Ihre Vorschläge interessieren mich einen feuchten Dreck. Gehen Sie hinein, so wie Sie es geplant haben, aber machen Sie Ihre Arbeit dann auch richtig. Knallen Sie das Scheißvieh ab!«

Der Leiter des Einsatzkommandos sah Coffey erstaunt an. »Sind Sie sich denn wirklich so sicher, daß es sich um ein Tier handelt?«

Coffey zögerte. »Ja«, sagte er schließlich. »Ich weiß zwar nicht allzuviel darüber, aber es hat bereits einige Menschen auf dem Gewissen.«

Der Mann im schwarzen Overall sah Coffey einen Augenblick lang an.

»Ja«, sagte er schließlich. »Was immer es auch sein mag, wir sind jedenfalls mit genügend Feuerkraft ausgerüstet, um ein ganzes Löwenrudel in winzige Stückchen zu schießen.«

»Die werden Sie auch brauchen. Finden Sie das Ding, und bringen Sie es um die Ecke.«

 

Pendergast und Margo blickten den engen Schacht hinunter zum unteren Keller. Im Licht von Pendergasts Taschenlampe floß schwarzglänzendes, von Ölschlieren bedecktes Wasser unter ihnen vorbei.

»Der Wasserspiegel steigt«, sagte Pendergast. Dann wandte er sich an Margo. »Sind Sie sicher, daß das Wesen diesen Schacht heraufklettern kann?« fragte er.

»Fast hundertprozentig«, antwortete Margo. »Es ist äußerst beweglich.«

Pendergast trat einen Schritt zurück und versuchte noch einmal, D’Agosta per Funk zu erreichen. »Da muß irgendwas passiert sein. Der Lieutenant hat sich seit einer Viertelstunde nicht mehr gemeldet. Beim letzten Mal stand er noch vor dieser verschlossenen Tür.« Pendergast blickte hinunter in den unteren Keller. »Wie wollen Sie denn bei all dem Wasser eine Spur legen?« fragte er Margo.

»Sie glauben doch, daß die Gruppe vor einiger Zeit da unten vorbeigegangen ist, oder?« wollte Margo von ihm wissen.

Pendergast nickte. »Das letzte Mal, als ich mit ihm sprach, sagte mir D’Agosta, daß sich die Gruppe zwischen der ersten und der zweiten Abzweigung befand. Mal angenommen, daß sie nicht wieder zurückgegangen ist, müßte sie diesen Punkt hier längst passiert haben.«

»Ich sehe das so«, sagte Margo. »Wo die Gruppe ist, da wird das Wesen nicht weit sein. Wenn wir also hier ein paar Fasern ins Wasser fallen lassen, wird sie die Strömung bis hin zu der Kreatur tragen.«

»Aber damit nehmen Sie gleichzeitig an, daß das Wesen intelligent genug ist, um zu erkennen, daß die Strömung ihm die Fasern zugetragen hat. Es könnte ihnen ja auch bloß hinterherlaufen und versuchen, sie aus dem Wasser zu fischen.«

»Ich halte es für schlau genug«, sagte Frock. »Sie dürfen sich dieses Wesen nicht einfach wie ein Tier vorstellen. Möglicherweise ist es fast so intelligent wie wir.«

Mit Frocks Einstecktuch nahm Pendergast vorsichtig ein paar Fasern aus dem Bündel und verteilte sie auf dem Boden vor dem Schacht. Danach warf er eine Handvoll davon hinunter ins strömende Wasser.

»Nicht zu viele!« warnte Frock.

Pendergast blickte Margo an. »Ein paar noch vielleicht, um eine wirklich gute Spur zu legen, dann ziehen wir das Bündel zurück in die Sicherheitszone und warten, bis die Kreatur in die Falle geht.« Nachdem er noch ein paar Fasern um den Schacht herum verteilt hatte, schnürte er das Bündel wieder zu.

»Bei der starken Strömung dürfte es höchstens ein paar Minuten dauern, bis die Fasern bei dem Wesen angelangt sind«, sagte Pendergast. »Wie schnell, glauben Sie, wird es reagieren?«

»Wenn das Extrapolationsprogramm recht hat«, sagte Frock, »dann ist die Kreatur in der Lage, sich außerordentlich schnell zu bewegen. Ich schätze fünfzig Kilometer in der Stunde, möglicherweise sogar mehr, wenn sie von etwas so Mächtigem wie ihrer Gier nach den Fasern getrieben wird. Allerdings dürfte sie in den Stollen da unten nicht ihre volle Geschwindigkeit entwickeln können – außerdem sind die Spuren, die wir gelegt haben, ja nicht allzu stark, also wird sie ab und zu stehen bleiben und die Witterung neu aufnehmen müssen. Aber ich glaube nicht, daß sie das allzulange aufhalten wird. Gott sei Dank ist ja die Sicherheitszone nicht weit von hier.«

»Verstehe«, sagte Pendergast. »Alles in allem nicht sonderlich beruhigend. Aber was soll’s? Wer kämpfen will, der kämpfe jetzt, denn nun ist die richtige Zeit dafür

»Ah«, sagte Frock und nickte. »Alcaeus.«

Pendergast schüttelte den Kopf. »Nein, Doktor. Anacreon. Gehen wir?«