Botschaftspersonal bereits einen recht

umfangreichen Spionagetrupp beisammen; dazu kamen noch ein paar andere Leute, die er unter der Besatzung der Victory entdeckt und auf den Welten des Altai-Clusters trainiert hatte. Aber er brauchte noch mehr. Marl war eine gute Kandidatin, fand er.

Schon ausreichend lange im Dienst und alt genug keine Heulsuse mehr. Und gut gebaut, keine von diesen Elfen, die Sten zu favorisieren schien. Nicht, daß Kilgour jemals in irgendeiner Weise an so etwas gedacht hätte ... Mit Untergebenen herumzuschäkern war für ihn ethisch genauso verwerflich wie, sagen wir mal, einen Campbell auf einen Drink in sein Schloß einzuladen. Aber es war ja nicht verboten hinzuschauen.

Ein Kästchen klickte. Ein Zeiger schlug aus. Ein Bildschirm leuchtete auf. Ein Lauscher lauschte. Der Gleiter war ein getarnter mobiler Spürhund.

"Ah-haa", raunte Kilgour voller Zufriedenheit.

"Seht ihr, was ich mit Geduld meine? Du mußt nur pfeifen, schon bin ich bei dir, mein Junge. Genau nach Zeitplan.

Lektion eins, meine lieben Techs: Willst du ein Spion werden, halte dich nicht an irgendwelche Zeitpläne. Weder an deine noch an die von deinen Kontrollettis. Die denken lieber ans Essen, als daß sie sich darüber Gedanken machen, ob es dir an den Kragen geht. Eine deiner wenigen, echten Waffen besteht in deiner Unberechenbarkeit. Die Burschen hier senden ihre Signale so präzise wie Uhrwerke."

Plötzlich fielen die Anzeigen aller Instrumente auf null zurück.

"Nicht schnell genug", sagte Kilgour mit falschem Bedauern in der Stimme. "Ich würde sagen, dritter Stock, hinten. Was meinst du, Paen?"

Der Polizist las seine Meßgeräte ab, die mit einem zweiten Lokator verbunden waren. "Stimmt genau."

"Ah", sagte Kilgour. "Genau der Typ, den wir im Auge hatten. Ein Mensch. Noch eine Lektion. Wenn ihr Feldagenten einsetzt, dann benutzt niemals eure eigenen Leute, wenn ihr welche vor Ort bekommen könnt. Die fallen nicht so auf.

Ihr werdet's schon lernen. Und jetzt wollen wir dem Burschen mal einen kleinen Besuch abstatten."

Der Agent, Deckname Hohne, war gerade damit beschäftigt, vor dem Spiegel sorgfältig Gel in seinem Haar zu verteilen, als die Tür eingetreten wurde. Er wirbelte herum.

"Hilfe! Polizei!"

"Luft anhalten!" schnarrte der Bhor. "Ich hin die Polizei." Er hielt seine Ausweiskarte hoch.

"Wer sind Sie? Wer ist der da? Was wollt ihr von mir?"

Kilgour hörte nicht zu.

"Wachtmeister Paen", sagte er beiläufig. "Wenn Sie mal Ihre Tür nehmen und sie von der anderen Seite aus einhängen würden. Ich möchte mich gerne kurz mit diesem netten, aufrechten jungen Mann hier unterhalten."

Der Polizist folgte den Anweisungen.

"Sie haben überhaupt kein Recht -" fing der Mann an.

"Na, na", sagte Alex. "Erster Fehler. Mädel -", damit wandte er sich an Marl, "- beim erstenmal hat er alles richtig gemacht. Voll berechtigtem Zorn über dieses Eindringen in sein Privatleben lostoben.

Dabei hätte er bleiben sollen, immer schön nach dem Motto: dieser Mensch hat hier auf dem

Hauptplaneten der Bhor überhaupt nichts zu melden, gibt es hier denn überhaupt keine Gesetze mehr?"

"Ich bestehe darauf, daß Sie mir zuerst einen Durchsuchungsbefehl zeigen!" sagte der Mann mit fester Stimme.

"Gibt es nicht", sagte Alex. "Sie stehen nicht unter Arrest. Es wird keine Berichte über Polizeiaktivitäten in diesem Bezirk heute nacht geben."

Hohne wurde bleich, hatte sich aber gleich wieder in der Gewalt.

"Ja", sagte Alex. "Das ist der Preis, den Spione zahlen. Bist ja kein kleiner Fisch, sondern der Imperiale Oberagent in diesem Cluster. Jede Menge Erfahrung und so weiter. Obwohl ich ja sagen muß, daß ihr Typen von der Inneren Sicherheit meiner Ansicht nach dem blutigsten Mantis-Anfänger nicht mal den Hintern abwischen dürftet. Aber das ist meine persönliche Meinung. Tja. Ich kläre dich jetzt lieber über deine derzeitige Lage auf. Und die sieht nicht gut aus: tiefster Sumpf, so weit das Auge reicht.

Nein, nix sagen. Einfach nur zuhören. Ich erkläre alles. Ach ja, noch eine Kleinigkeit. Ich habe dein gesamtes Netz aufgedeckt und aus dem Verkehr gezogen."

Hohne folgte dem Befehl und setzte sich hin, um Kilgour zuzuhören. Es war eine ganz natürliche Sache, daß das Imperium nicht nur seinen Feinden, sondern auch seinen Freunden hinterherspionierte.

Das tat jeder vernünftige Herrscher. Seit die Innere Sicherheit den alten Geheimdienst Mercury/Mantis abgelöst hatte und die Ängste des Imperators zunahmen, hatten auch die Spionageaktivitäten immer weiter zugenommen.

Sr. Hohne war tatsächlich ein hochrangiger Agent der IS, was aber nicht allzu beeindruckend war, wenn man bedachte, daß die Innere Sicherheit auf dem Gebiet der Spionage ein Neuling war und es durch die Entscheidung von Poyndex und dem Imperator, keine Mitarbeiter des Mercury Corps zu übernehmen, zusätzlich schwer hatte.

Hohne hielt sich nun schon seit einiger Zeit im Lupus-Cluster auf, getarnt als ansässiger Kunsthändler. Keine besonders originelle Tarnung.

Natürlich wußte man bei der Gegenspionage der Bhor, daß man bespitzelt wurde. Genauso wie ihr eigenes Büro für Außenangelegenheiten jeden bespitzelte, den es nur irgendwie bespitzeln konnte.

Die meisten Agenten, deren Hohne sich bedient hatte, waren Bhor oder, soweit es sich um Menschen handelte, zumindest in diesem Cluster geboren. Nur ihr Agentenführer kam von außerhalb - Kilgours Meinung nach ein krasser Fehler. Auch der Agentenführer hätte ein Bhor sein müssen, und das Wesen, das das ganze Netz kontrollierte, hätte in der Imperialen Botschaft sitzen müssen.

Aber der Imperator vertraute niemandem, ebensowenig wie Poyndex. Im Lupus-Cluster saßen in der Botschaft nur Schwachköpfe und Leute, die ihre Zeit totschlugen.

Die Feldagenten gaben regelmäßig ihre Berichte an Hohne durch. Ihre Funkmeldungen und

Kurzmitteilungen wurden von der Gegenspionage der Bhor überprüft oder aufgenommen, kopiert und dann wieder freigegeben. Alles, was den Bhor noch fehlte, war Hohne. Nicht, daß sie besonders intensiv versucht hatten, ihn in die Finger zu kriegen, denn schließlich waren die Bhor und das Imperium technisch gesehen nach wie vor Verbündete, auch wenn der Cluster unter Imperialem Verdacht stand, so wie jeder als politischer Paria galt, der auch nur den geringsten Kontakt mit Sten gehabt hatte.

Kilgour hatten ein paar Stunden im Hauptquartier der Gegenspionage ausgereicht, um zu erkennen, daß die Imperialen Feldagenten nach einem festen Zeitplan arbeiteten. Alle Berichte mußten zu einem bestimmten Datum/Zeitpunkt X abgeliefert werden, unabhängig davon, ob die Agenten interessante Informationen hatten oder nicht. Es gab auch eine Antwort -

ebenfalls unumgänglich -

Sten 8 Tod eines Unsterblichen
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