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Almania wirkte verlassen. Han kam die Einstiegsrampe des Falken herunter, einen Blaster in der einen, den Käfig mit den Ysalamiri in der anderen Hand. Er haßte diese Dinger. Sie erinnerten ihn an corellianische Grasschlangen, nur daß sie groß und mit Pelz bedeckt und mit Klauen ausgestattet waren.

Von den Klauen hatte ihm allerdings niemand etwas

gesagt.

Außerdem waren sie ziemlich schwer, und in ihren Nährkäfigen aus Rohrgeflecht wogen sie sogar noch mehr. Mara achtete streng darauf, Distanz zu den Ysalamiri zu halten. Han und Chewie hatten sich damit einverstanden erklärt, daß sie weit hinter ihnen zurückblieb - so weit, daß der machtstörende Effekt sie nicht erreichen konnte.

Han wäre es lieber gewesen, sie in seiner Nähe zu wissen, wenngleich er sich lieber nicht auf ihre Fähigkeiten in der Macht verlassen hätte, als sie sich noch in der Nähe der Ysalamiri aufhielt. Sie hatte sich offensichtlich getäuscht. Leia konnte nicht hier sein. Dieser abgelegen? Ort war völlig verwaist.

Er hatte den Falken auf einem weiten, von hohen Türmen umstandenen Platz gelandet. Der größte Teil der Türme war jedoch weitgehend zerstört. Überall gab es Schutt und Trümmer. Aber keine Leichen. Han war dankbar für diesen letzten Umstand.

Dann hörte er, wie ganz in der Nähe ein paar Mauerreste zu Boden prasselten. Er und Chewbacca wirbelten gleichzeitig herum. Die Ysalamiri-Käfige schwangen dabei nach hinten, so daß Han fast sein Gleichgewicht verloren hätte.

Die Tür des nächsten Turms war aufgebrochen worden, und der Türstock war zerfallen; etwas Weißes, Gespenstisches bewegte sich in der Dunkelheit dahinter.

»Na großartig«, kommentierte Han. »Wirklich großartig. Nicht nur, daß sie Leia nicht findet, nein, dieses Weib führt uns auch noch zu einem Gespenst.«

Chewbacca knurrte leise, und Han kniff die Augen zusammen. Chewie hatte recht. Das war kein Gespenst. Irgend etwas Lebendiges lauerte dort drinnen. Er zog den Blaster und ging vorsichtig weiter.

Dann schrie in der Ferne eine Frau.

Hans Kopf fuhr In die Höhe, und sein Herz setzte einen Schlag aus. Das war nicht Mara. Das war Leia.

»Durch die Gasse, Chewie. Wir kümmern uns später um dieses Ding.« Han drehte sich um und rannte auf die schmale Gasse zwischen Ruinen zu, als er hörte, wie eine Männerstimme Leia antwortete. Was die Stimmen rieten, konnte er nicht verstehen, dazu waren sie zu weit entfernt.

   Hinter ihm grunzte Chewie, und dann war ein lautes Plumpsen zu hören. Han sah sich um. Chewie saß zwischen herausgebrochenen Mauersteinen. Eine riesige fellbedeckte Kreatur drückte Chewie seine mächtige Pranke in den Rücken und preßte ihn zu Boden. Mit der anderen Tatze hielt das Monstrum den Ysalamiri-Käfig fest und machte sich augenscheinlich daran, dessen Insassen wie Spaghetti durch die Käfigwände zu saugen. Als das nicht gelang, verschlang das Monstrum die Ysalamiri einfach samt Käfig.

Han gestikulierte wild und richtete den Blaster auf das Monstrum. Chewie jaulte, und Han brauchte einen Augenblick, bis er begriffen hatte, daß Chewie ihn aufforderte, nicht zu schießen.

Han beschloß, seinen Partner zu ignorieren. Der Hals des Monstrums schwoll an, als der Ysalamiri-Käfig hinunterrutschte. Dann sah das fremdartige Geschöpf Han an. Seine Augen glühten rot, als es den zweiten Nährkäfig musterte, den Han in der Hand hielt.

»O nein, den wirst du hübsch in Ruhe lassen«, sagte Han. Er versuchte, den Käfig hinter seinem Rücken zu verstecken. Chewie jaulte immer noch zum Erbarmen, obwohl das Monstrum seine Tatze mittlerweile von ihm genommen hatte.

Han feuerte den Blaster ab, aber in dem Augenblick machte das Monstrum einen Satz auf ihn zu und streifte ihn mit seinen mächtigen Pranken. Han landete auf dem Rücken, und der Käfig entglitt ihm Als er den Blaster hob, war es bereits zu spät. Der Käfig war schon zwischen mächtigen Kinnladen verschwunden. Mit einem leichten Ruck beförderte das hungrige Geschöpf die Beute tiefer in seinen Schlund und würgte sie hinunter.

 

Blut aus einer Kratzwunde rann Han über die Schulter und färbte sein Hemd rot. Das fremde Lebewesen legte, als es das Blut sah, den Kopf schief - er hatte die Größe einer Scheune -, dann kam seine Zunge zum Vorschein. Han kroch rückwärts davon, versuchte, dem Monstrum auf Händen und Füßen zu entkommen, und bemühte sich gleichzeitig, wieder auf die Beine zu kommen.

Chewie rappelte sich auf, ohne seine Armbrust schußbereit zu machen.

Aus der Ferne war ein neuer Schrei Leias zu hören.

»Du kannst mich nicht essen«, rief Han dem großen weißen Lebewesen zu. »Das ist meine Frau, die da schreit, und du hast gerade meinen Plan verschlungen.«

Chewie jaulte.

»Ich schieße ja nicht auf ihn«, beruhigte Han ihn.

Er kam hoch. Das fremdartige Lebewesen war nicht näher gekommen. Chewie winkte ihm zu, als er es umrundete. Dann schloß Han sich dem Wookiee an, und beide eilten durch die Gasse.

Das Monstrum folgte ihnen nicht.

»Würde es dir etwas ausmachen, mir zu erklären, warum du plötzlich so freundliche Gefühle für diesen Riesenteddy entwickelt hast? Ist das etwa ein Vetter von dir?«

Chewie jammerte und stieß gleich darauf einen zornigen Schrei aus.

»Schon gut, schon gut, verzeih mir«, beschwichtigte Han seinen Partner. »Ich bin nur ein bißchen ärgerlich geworden, als dieses Ding die Biester gefressen hat, mit denen ich meine Frau retten wollte.«

Chewbacca gab darauf keine Antwort, hielt aber weiter Schritt.

Hans Schulter tat scheußlich weh, und die Luft auf diesem Planeten war ein wenig dünner, als er es gewohnt war. Er stolperte über einen Steinbrocken, ohne aber dabei das Gleichgewicht zu verlieren. Die ganze Gasse war mit Geröll übersät.

Leia war in der Zwischenzeit stumm geblieben.

Hinter ihnen war ein dumpfes Gepolter zu hören. Han sah sich um und erblickte das riesige Lebewesen, das versuchte, sich durch den engen Zugang zu der Gasse zu zwängen, was ihm aber nicht gelang. Es wandte sich betrübt ab.

»Na prima«, murmelte er. »Jetzt ist das Ding beleidigt, weil es zu fett ist, um hier durchzupassen.«

Chewbacca grollte eine Warnung. Han schnitt eine Grimasse. Eigenartig, daß Chewbacca und dieses Ding sich so schnell miteinander angefreundet hatten.

Er hatte beinahe die Mündung der Gasse erreicht, als Leia abermals einen Schrei ausstieß. Aber diesmal konnte er sie verstehen.

Sie rief Lukes Namen.

Han hatte sie den Namen ihres Bruders noch nie auf diese Weise artikulieren hören, aber er wußte auf Anhieb, was das zu bedeuten hatte.

Es bedeutete, daß er zu spät kam.

Leias Hände versagten ihr den Dienst, und Kueller hörte jetzt nicht mehr auf ihre Einwände. Er ließ Luke nicht mehr aus den Augen.

Luke, der wie ein Besessener aussah; Luke, der sie immer davor gewarnt hatte, dem Zorn nachzugeben, tat jetzt, wovor er sie gewarnt hatte.

Und Kueller lächelte. Er schien vor Leias Augen größer und mächtiger zu werden, und die Aura unendlicher Stärke, die ihn umgab, war jetzt so überwältigend, daß er unbesiegbar zu sein schien.

Dann veränderte sich Lukes Gesichtsausdruck. Dieser Ausdruck war Leia vertraut, aber er gehörte nicht zu ihrem Bruder. Sie hatte diese Miene schon einmal gesehen. An einem Tag vor vielen Jahren.

An jenem fernen Tag war sie zum ersten und letzten Mal dem lebenden Obi-Wan Kenobi begegnet. Er hatte mit Darth Vader gekämpft, und dann hatte er gelächelt und sein Lichtschwert erhoben ...

... und Vader hatte mit seinem Schwert erbarmungslos zugeschlagen und Obi-Wan gespalten, dessen Klinge daraufhin erloschen war. Der Griff war auf seiner leeren, rauchenden Kutte gelandet.

Luke hatte ihr erzählt, Obi-Wan habe geglaubt, daß jener Augenblick ihm größere Kraft bringen würde, aber in Wirklichkeit brachte er ihm nur den Tod.

Tod.

Leia stolperte ein paar Schritte nach vorn. Luke sah sie in der zunehmenden Dunkelheit nicht. Kueller zögerte, als nun Luke langsam sein Lichtschwert hob. Genau so, wie Obi-Wan es getan hatte. Kueller lächelte.

Genau so, wie Vader es getan haben mußte. »Luuuuuuke!« schrie Leia, als Kueller ausholte, um sein Schwert auf seinen Gegner hinabsausen zu lassen.