39

Die seltsam zerdehnte Agonie aus einem fernen Sternensystem hatte seine Energiereserven beinahe aufgebraucht. Luke hatte einmal mehr Hitze dagegen ins Feld geführt, aber nun war er am Ende seiner Kräfte.

Er lehnte an der Wand, um ihn herum lagen die Holzsplitter, die er sich ans der Haut gezogen hatte. Im Nebenraum war das Schnuppern des Monstrums zu hören - eine beständige Bedrohung, aber für den Augenblick hatte er Ruhe.

Als wüßte das Monstrum, daß er litt.

Er war müde und benommen, und sein Rücken tat immer noch weh, obwohl die Schmerzen mittlerweile ein wenig nachgelassen hatten. Seinen Knöchel spürte er überhaupt nicht mehr. Nur wenn er darauf stand, schoß ein scharfer Schmerz durch sein Bein, und allein die Beinschiene hielt ihn aufrecht. Er brauchte dringend Wasser. Die Verbrennungen zehrten an seinen Kräften.

Kueiler wollte sie beide haben, ihn und Leia.

Und wenn Luke nicht bald etwas unternahm, würde er sie auch bekommen.

Und das hieß, daß er schleunigst hier raus mußte.

Wieder ließ sich das Schnuppern vernehmen. Luke verstand die fremdartige Kreatur nicht. Sie hatte augenscheinlich gefressen, ehe man Luke mit ihr eingesperrt hatte. War sie also hier, um ihn zu bewachen und festzuhalten? Oder war er dazu bestimmt, morgen die Mittagsmahlzeit des Monstrums abzugeben?

Jetzt war der weiße Kopf am Eingang zu sehen. Das riesige Gesicht zeigte einen fragenden Ausdruck. Im nächsten Moment streckte das Monstrum eine Pranke aus, und ein paar große Blutstropfen fielen auf den Boden, aber das Biest schien nicht verärgert zu sein.

Allerdings hatte es auch keinen verärgerten Eindruck gemacht, als es versuchte, Luke zu verschlingen. Vielleicht war es nur eine große, fröhliche Freßmaschine.

Ein winselnder Laut kam aus dem Maul des Monstrums. Dann streckte es seine verletzte Pranke aus, Luke hob einen seiner Holzsplitter, aber das Monstrum schlug ihm die primitive Waffe aus der Hand und versetzte ihm einen Hieb, daß er wieder einmal durch die Luft flog und auf dem Rücken landete. Der Schmerz des Aufpralls ließ ihn aufschreien

Er versuchte sich aufzurichten. Das Monstrum ragte dicht neben ihm auf und starrte auf ihn herab. Sein Gesicht kam immer näher.

Luke hatte keine Waffen mehr.

Das Monstrum öffnete das Maul.

Luke duckte sich.

R2-D2 führte Cole und C-3PO zu einem kleinen Mond. Auf Telti existierte nach den Angaben von Coles Navcomputer seit den Tagen der Alten Republik eine Produktionsstätte für Droiden und eine dazugehörige Wiederaufbereitungsanlage. Telti war dem Imperium erst spät beigetreten, nachdem Palpatine gedroht hatte, den Mond zu zerstören. Doch Telti hatte weiterhin an jedermann mit ausreichend Kredits Droiden verkauft, und das auf Neutralität bedachte Geschäftsgebaren der Droidenfabrik hatte sich, abgesehen von der kurzen Phase der imperialen Bedrohung, niemals geändert. Nach dem Waffenstillstandspakt von Bakura hatte Telti einen Antrag auf Beitritt zur Neuen Republik gestellt, der angenommen worden war. Seitdem galt der Mond als ruhiges und unauffälliges Mitglied,

Deshalb fühlte Cole sich ziemlich unbehaglich bei dem Gedanken, daß er hier auf die bloße Vermutung eines Droiden hin mit einem Schiff eintraf, das man nach strengen Maßstäben als gestohlen betrachten konnte. R2 andererseits schien ganz gelassen. Er befand sich jetzt in der Schiffslounge und verhielt sich während des ganzen Fluges ruhig, nachdem er gleich nach dem Start von Coruscant im Cockpit eine Verbindung mit dem Bordcomputer hergestellt hatte. Cole vermutete, daß R2 weitere Nachrichten übermittelte. Cole beobachtete R2, wie er eine Botschaft an Präsidentin Leia schickte, wobei er Luke Skywalkers Code benutzte. Cole wußte nicht, mit wem der kleine Droide sonst noch Kontakt aufnahm, vertraute aber darauf, daß R2 die richtigen Empfänger auswählte.

Diese Botschaften würden helfen. Cole war wirklich nicht sonderlich scharf darauf, alles ganz alleine in die Hand nehmen zu müssen.

Als das Schiff in den Orbit über Telti eintrat, erbat er sofortige Landeerlaubnis.

Er erhielt keine Antwort.

»Vielleicht benutzen sie nur vollautomatische Anlagen«, sagte 3PO. Er saß auf dem zweiten Sitz, dem Passagiersitz hinter dem Pilotensessel, was zur Folge hatte, daß 3POs Stimme direkt in Coles Ohr schallte. »Das wäre nicht ungewöhnlich. Die Fabrik auf Tala 9 hat lange Zeit überhaupt keine Fühlenden zugelassen. Sie haben deren Mitwirkung dadurch zu verhindern versucht, daß sie für die Landecodes ausschließlich Droidensprachen verwendeten. Allerdings nur, bis zwei Schiffe im Orbit kollidierten, weil ihre Systeme nicht darauf abgestimmt waren ...«

Cole hörte einfach nicht mehr hin. Das war die einzige Möglichkeit, dem unablässigen Geplapper des Protokolldroiden zu entgehen. Erneut bat er um die Erlaubnis zur Landung.

»... und dann haben sie auf Casfield 6 festgestellt, daß der Gebrauch von Droidensprachen bei Landecodes Fehlfunktionen in Schiffscomputern hervorrief, als ...«

Und noch einmal.

»... sechs Schiffe explodierten. Ein schwerer Schlag für die Offens, wie ich gehört habe. Sie hatten gerade erst begonnen, den Weltraum zu bereisen ...«

Und noch einmal.

»... als ihre Königin, eine sechstausend Jahre alte Frau, die nur durch ...«

»Teilen Sie mit, was Sie wollen, Frachter.« Die Stimme aus dem Lautsprecher klang künstlich. Sie verfügte allerdings nicht über 3POs Modulationsbreite.

»Das ist ein neues Modell eines Navigatordroiden, Sir. Ich erkenne den Tonfall.«

Cole brauchte einen Augenblick, bis ihm bewußt wurde, was 3PO gesagt hatte. Schließlich hatte er sich die letzten Minuten große Mühe gegeben, ihn zu ignorieren.

»Frachter. Was wollen Sie hier?«

»Ich - äh - ich bin Cole Fardreamer. Ich muß mit Ihrem Geschäftsführer sprechen.«

»Persönlich oder geschäftlich?«

»Wie bitte?«

»Wünschen Sie ein persönliches Gespräch, oder möchten Sie von einem Verkäufer empfangen werden?«

Der zweite Teil der Frage verblüffte Cole. »Persönlich«, antwortete er.

Die Automatenstimme teilte ihm die Landekoordinaten mit. Cole vergewisserte sich, daß der Computer sie korrekt eingab, und spürte, wie ein Ruck durch den Frachter ging, als er auf den neuen Kurs einschwenkte.

»Hochinteressant«, bemerkte 3PO. »Offenbar verkaufen sich die Droiden hier selbst. Manche Droiden sind geschäftlich recht begabt, wissen Sie. Aber den meisten fehlt das Feingefühl für das, was Fühlende als »ein Bombengeschäft« bezeichnen.«

Cole führte einen Oberflächenscan durch. »Bombengeschäft?«

»Nun ja«, erwiderte 3PO. »Droiden verstehen sich nicht darauf, die Unwahrheit zu sagen, wissen Sie, und wir sind auch nicht am Gewinn interessiert. Es gibt auch keine Droiden, die als Schmuggler tätig sind. Zumindest habe ich nie davon gehört.«

Der ganze Mond war von kuppelförmigen Bauwerken bedeckt, deren Unterbauten bis tief unter die Oberfläche reichten. Die Landekoordinaten, die die künstliche Stimme durchgegeben hatte, bezeichneten einen Ort in der Nähe eines kleinen Landeplatzes, allem Anschein nach so etwas wie ein öffentlicher Empfangsbereich.

»Als ich noch auf Tatooine lebte«, sagte Cole, der eigentlich nicht sonderlich an Konversation interessiert war, aber 3PO beschäftigen wollte, »erzählte man mir, daß Jabba der Hutt Droiden hatte, die mit ihm zusammenarbeiteten.«

»Zusammenarbeiten ist etwas ganz anderes. Ein Droide muß seinem Master dienen. Das ist seine primäre Funktion. Sogar ich habe einmal ganz kurze Zeit für Jabba den Hutt gearbeitet. Ich habe ihm als Dolmetscher gedient. Eine äußerst widerwärtige Arbeit, wie ich Ihnen versichern kann. Stellen Sie sich nur mal vor, was der Hutt gesagt hat ...«

Cole steuerte den Frachter auf den Landeplatz zu. Die Bauwerke erwiesen sich als so groß und massiv, wie es aus der Entfernung den Anschein gehabt hatte, und überall waren Droiden zu sehen.

»... mein Partner R2-132 hat Getränke serviert. Wirklich äußerst erniedrigend. Ich bin nicht sicher, ob er je ganz darüber hinweggekommen ist.«

Der Frachter landete auf den Koordinaten, die die künstliche Stimme Cole übermittelt hatte. Kuppelwände schoben sich aus dem Boden und schlossen sich über dem Schiff; ringsum flammten leuchtende Hinweistafeln in verschiedenen Sprachen auf

PERSÖNLICHE DROIDEN MÜSSEN AUF DEN SCHIFFEN BLEIBEN.

DIES IST EINE FABRIK IN FUNKTION. VERLASSEN SIE DIE GEKENNZEICHNETEN WEGE NICHT.

WARTEN SIE BEI IHREM FAHRZEUG. SIE WERDEN VON EINEM VERTRETER ABGEHOLT.

SCHIFFE WERDEN VOR DEM START GESCANNT.

DIEBSTAHL WIRD NACH INTERGALAKTISCHEM RECHT MIT DEM TODE BESTRAFT.

Der letzte grelle Schriftzug war mit einem imperialen Hoheitszeichen gekennzeichnet. Offenbar hatten die Verantwortlichen der Teltifabrik es nicht für notwendig gehalten, diesen speziellen Hinweis zu entfernen.

Die Kuppel schloß sich mit einem Klacken über ihnen. Dann flammte an den Kontrollen ein Licht auf: Am Heck des Schiffes war eine Luke geöffnet worden.

»R2«, sagte 3PO. »Master Cole, Sie müssen ihn aufhalten!«

Cole schüttelte den Kopf. »R2 hat uns hierhergebracht. Wir müssen ihm vertrauen, 3PO.«

»Aber die Hinweistafeln. Die werden ihn ganz bestimmt deaktivieren.«

Was 3PO da sagte, war nicht ganz von der Hand zu weisen. Cole öffnete das Schott des Laderaums. »Nicht, wenn wir sie ablenken«, meinte Cole, verließ das Cockpit und den Frachter. 3PO folgte ihm.

»Du folgst R2«, sagte Cole mit leiser Stimme. »Paß auf ihn auf.«

»Aber Sir, hier steht doch ausdrücklich, daß es mir verboten ist, das Schiff zu verlassen.«

»Deshalb möchte ich ja, daß du jetzt gehst. Wenn jemand dich aufhält, mußt du versuchen, ihn davon zu überzeugen, daß du hierher gehörst. Und wenn das nicht funktioniert, sagst du, ich hätte dich gezwungen, das Schiff zu verlassen, und daß du glaubst, ich wollte dich hier zurücklassen.«

»Das wollen Sie aber doch nicht, oder, Sir? Ich weiß, daß inzwischen ein Protokolldroide eines neueren Modells auf dem Markt ist, aber Mistress Leia ...«

»Du gehörst mir nicht, also kann ich dich auch nicht verlassen, 3PO. Geh jetzt!«

»Ja, Sir.« 3PO zockelte in die Richtung, die Cole ihm gewiesen hatte. Cole sah ihm kurz nach und fragte sich, wie ein Droide es fertigbringen konnte, so verletzt zu wirken, ohne zu seufzen, zu schniefen oder sonstige menschliche Laute von sich zu geben.

Dann tastete er nach seinen Blastern, vergewisserte sich, daß sie an Ort und Stelle waren, und sah sich um. Überall leuchtende Hinweistafeln. Die Kuppel war durchsichtig und öffnete den Blick zum Himmel. Der Landeplatz war von Fußwegen gesäumt, und überall an den Gebäuden konnte man Türen sehen, auch in den oberen Stockwerken. Wahrscheinlich gab es überall Alarmanlagen, und er wurde auf Schritt und Tritt beobachtet. Hoffentlich war 3PO so schlau, wie er stets behauptete, denn es würde sicherlich gleich jemand kommen und ihn aufhalten.

Eine kleine Tür öffnete sich in der Nähe des Frachters. Ein Mann kam heraus und schritt auf Cole zu. Der Mann trug einen Umhang und hatte eine ähnlich undefinierbare Ausstrahlung, wie Cole sie schon an Skywalker wahrgenommen hatte, nur daß dem Charisma dieses Mannes etwas Dunkles anhaftete. Cole hätte das, was er wahrnahm, nicht beschreiben können, aber er wußte, es war da.

Der Mann war schlank, groß und sehr blond. Außerdem sah er verblüffend gut aus, und das war etwas, was Cole erschreckte. Cole hatte keinen Blick dafür, ob jemand attraktiv war, ob es sich nun um einen Mann oder eine Frau handelte, und jetzt hatte er im Lauf nur einer Woche bereits zweimal auf äußere Reize reagiert. Zuerst bei Präsidentin Organa Solo und jetzt bei diesem Mann. Doch dabei mußte es sich um eine Attraktivität handeln, die über das Offensichtliche weit hinausging.

»Hallo«, begrüßte der Mann ihn. Er hatte eine angenehme, warme Stimme. »Mein Name ist Brakiss. Ich leite diese Fabrik.« Er ging auf Cole zu und streckte ihm die Hand entgegen.

Cole ergriff sie, obwohl er dabei einen inneren Widerstand überwinden mußte. »Cole Fardreamer.«

Brakiss musterte ihn ebenso eingehend, wie Cole vorher Brakiss gemustert hatte. »Es kommt selten vor, daß Leute in Frachtern sich für Droiden interessieren. Wollen Sie kaufen oder verkaufen, Fardreamer?«

»Keines von beiden«, erwiderte Cole. Er hatte ein seltsames Gefühl, als würde sein Verstand etwas langsamer arbeiten als sonst. Etwas drängte ihn, diesen Mann sympathisch zu finden. Ja, er hatte sogar das Gefühl, ihn schon immer gekannt zu haben, aber zugleich erfüllte ihn ein so tiefes Mißtrauen, daß es ihm förmlich den Magen umdrehte. »Ich habe ein Problem entdeckt und dachte, Sie könnten mir vielleicht bei seiner Lösung behilflich sein.«

»Ein Problem, Fardreamer? Besitzen Sie einen Droiden aus unserer Produktion?«

»Genaugenommen nicht«, sagte Cole Er sah sich um. Auf dem Landeplatz, der gerade noch verwaist gewesen war, waren jetzt Dutzende von Droiden zu sehen. Bei den meisten handelte es sich um solche, die er mit dem Imperium in Verbindung brachte: schwarze Attentatsdroiden, Sondendroiden, Kamptdroiden mit mächtigen Armen, die dafür bekannt waren, ohne jegliche Kontrolle zu operieren. Er befand sich hier in einer Droidenfabrik, rief er sich ins Gedächtnis. Und Brakiss wollte mit diesem Aufgebot wahrscheinlich demonstrieren, daß Tricks jedweder Art sinnlos waren. Cole hatte noch immer die Ohren gespitzt, um vielleicht irgendwo aus der Ferne 3POs empörte Stimme zu hören, aber bis jetzt war alles still geblieben. »Ich dachte«, meinte Cole, »wir könnten uns vielleicht irgendwo unter vier Augen unterhalten.«

»Die meisten Kunden stören sich nicht an meinen Droiden«, entgegnete Brakiss.

»Nun, Sie werden meine Sorge gleich verstehen. Bitte, können wir uns irgendwo allein unterhalten?«

Brakiss winkte, und die Droiden verschwanden ebenso lautlos, wie sie erschienen waren. »Also gut.«

»Ich nehme an, Sie haben hier Holokams«, sagte Cole.

Brakiss lächelte, die bloße Andeutung eines Lächelns, ohne jeden Humor. »Wir haben überall Beobachter, Mr. Fardreamer. Ganz gleich, wohin ich Sie auch bringe. Es wird immer jemand da sein, der uns zusieht. Das dient meiner Sicherheit ebenso wie der Ihren.«

Cole wollte sich umsehen. Er wollte wissen, wo 3PO abgeblieben war, aber er ließ es bleiben und hielt sich statt dessen mit einer Hand an der Wand des Frachters fest und beugte sich dann zu Brakiss vor. »Jemand sabotiert Ihre Droiden«, flüsterte er.

Brakiss' Augen weiteten sich, und er trat einen Schritt zurück, hatte sich aber gleich wieder im Griff. »Was?«

Cole nickte. Er hielt Brakiss die Hand hin, in der er ein paar winzige Sprengkapseln hielt. »Wir haben diese Kapseln hier in Droiden gefunden, die nach Coruscant geliefert worden waren, und herausgefunden, daß diese Droiden von hier kamen.«

»Was ist das?« Brakiss wirkte jetzt wieder ruhiger und erweckte den Eindruck, daß nichts ihm die Fassung rauben konnte. Cole wußte nicht recht, wie er jene erste Reaktion einschätzen sollte: Hatte der Mann wirklich keine Ahnung, oder tat er nur so?

»Sprengkapseln«, antwortete Cole. »In Verbindung mit dem richtigen Befehl, einer bestimmten Handlung oder dem entsprechenden Code führen sie zur Explosion der Droiden.«

»Explosion.« Brakiss fuhr sich mit der Hand an den Mund. Cole glaubte, daß Brakiss oberflächlich erregt war, aber darunter spürte er Zorn oder etwas Ähnliches wie Zorn ...

... und wieder jene Dunkelheit.

Eine Dunkelheit, die er nicht zu deuten vermochte.

»Ja, allerdings«, sagte Cole. »Möglicherweise sabotiert einer Ihrer Arbeiter ...«

»Meine Arbeiter sind allesamt Droiden«, unterbrach Brakiss ihn. »Sie sind nicht imstande, ihrem Master oder sich selbst Schaden zuzufügen.«

Cole spürte, daß sein Mund mittlerweile völlig ausgetrocknet war. Noch immer war nichts von 3PO oder R2 zu hören. Vielleicht waren sie unbehelligt durchgekommen. Vielleicht waren die Sicherheitsvorkehrungen hier gar nicht so scharf, wie es den Anschein hatte. »Diese Sprengkapseln befanden sich im Innern der Droiden«, erklärte Cole.

»Ja«, sagte Brakiss. Sein Gesicht hatte sich jetzt verfinstert. »Wir haben höchst unterschiedliche Kunden. Handelt es sich um eine unmittelbar für Coruscant vorgesehene Lieferung?«

»Das weiß ich nicht«, erwiderte Cole und verspürte einen Anflug von Erleichterung: Brakiss glaubte ihm also. »Ich weiß nur, daß die Droiden von hier stammen.«

Brakiss nickte. »Und Sie sind auf direktem Wege hierhergekommen?«

»Ja, so schnell ich konnte.«

»Warum hat nicht jemand von Ihren Leuten sofort Kontakt mit mir aufgenommen?«

Das war eine gute Frage, und Cole wünschte, er hätte eine gute Antwort darauf. »Wir - äh - ich dachte ...«

»Daß Sie mich erpressen könnten?« Wieder dieses feine, humorlose Lächeln. »Unwahrscheinlich, Fardreamer. Das haben Sie sich nicht reiflich überlegt. Ich habe die volle Kontrolle über Telti. Es wäre schlauer gewesen, sich an einem anderen Ort mit mir zu treffen.«

»Ich hatte nicht an Erpressung gedacht.«

»Selbstverständlich nicht.« Brakiss' Stimme klang sanft, beinahe einschmeichelnd. Er konnte äußerst liebenswürdig sein, wenn er es wollte. »Sie sind ganz zufällig hergekommen, allein, in einem Frachter, der auf jemand anderen eingetragen ist, ohne irgendwelche Anweisungen oder vorangegangene Kontakte seitens der Regierung der Neuen Republik. Mir kommt das äußerst verdächtig vor.«

»Die Regierung hat mich geschickt, in der Hoffnung, daß Sie mit mir zusammenarbeiten«, widersprach Cole. »Wir haben - äh - gehofft, das alles vertraulich abwickeln zu können. Droiden gibt es überall, und wenn bekannt würde, daß sie gefährlich sind, könnte das für große Unruhe sorgen «

»Ja, in der Tat, das könnte es, Mr. Fardreamer.« Brakiss verschränkte die Hände hinter dem Rücken. Dabei verschob sich sein Umhang, und Cole konnte jetzt sehen, daß er ein Lichtschwert trug, ähnlich dem, das er bei Luke Skywalker gesehen hatte. »Sie lügen nicht sonderlich überzeugend. Vielleicht möchten Sie mir sagen, weshalb Sie eine altmodische R2-Einheit und einen alten Protokolldroiden mitgebracht haben.«

Cole war tatsächlich kein guter Lügner. Das war eine Fähigkeit, um die er sich nie bemüht hatte. Bisher hatte er dazu auch wenig Anlaß gehabt.

»Sie begleiten mich«, sagte Cole.

»Ich verstehe«, sagte Brakiss. »Sie haben Ihre Droiden allein losgeschickt. Haben Sie diese Anweisung nicht gelesen?« Er deutete auf die Hinweistafel mit der Leuchtschrift: PERSÖNLICHE DROIDEN MÜSSEN AUF DEN SCHIFFEN BLEIBEN.

»Das habe ich erst zu spät gesehen«, antwortete Cole. »Es wird ihnen doch nichts zustoßen, oder?«

»Dafür kann ich nicht garantieren«, sagte Brakiss. »Das hier ist eine Produktionsanlage, und Droiden kommen oft zur Erneuerung und für Reparaturen hierher. Es könnte leicht geschehen, daß man ihre Speicher löscht oder sie versehentlich demontiert.«

»Ich bin sicher, daß Sie das verhindern können«, sagte Cole, obwohl er davon keineswegs überzeugt war.

»Natürlich kann ich das,« nickte Brakiss, »wenn Sie mir sagen, wer Sie geschickt hat und weshalb.«

»Das habe ich doch bereits«, erwiderte Cole.

Brakiss lächelte wieder. Diesmal wirkte sein Lächeln fast grausam. Sein ganzer Charme war verflogen. »Vielleicht möchten Sie es noch einmal versuchen.«

Cole wollte gerade antworten, als sein Blick auf den Landeplatz fiel, und er sah, daß die Droiden zurückgekehrt waren. Aber nicht die Droiden, die er vorher gesehen hatte. Diesmal sah er modifizierte Attentatsdroiden. Ihre obsidianschwarzen Gesichter hatten keine sichtbaren Augen; ihre Arme waren Blaster; weitere Waffen ragten aus ihrer Brust.

»Wer sind die?« fragte Cole.

»Meine persönliche Armee«, erklärte Brakiss. »Ich werde nicht zögern, sie einzusetzen, wenn Sie mir nicht sagen, weshalb Skywalker Sie geschickt hat.«

»Skywalker?«

»Dieser Protokolldroide gehört seiner Schwester; der Astro- mechdroide gehört ihm. Wenn Sie Wert auf Ihr Leben legen, werden Sie mir jetzt verraten, was er im Schilde führt.«

»Nichts«, sagte Cole voller Aufrichtigkeit. »Ich bin auf eigene Faust hier.«

Brakiss legte den Kopf zur Seite, als lausche er auf all die Dinge, die Cole nicht gesagt hatte.

»Allein durch die Galaxis zu reisen ist gefährlich, Fardreamer.«

Cole brächte ein schwaches Lächeln zustande. »Das wird mir allmählich klar«, meinte er.