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Als Leia das Tor der Andockbucht hinter sich gelassen hatte, legte sich das Gefühl, ständig beobachtet zu werden, und mit ihm vergingen auch ihr Selbstvertrauen und ihre Zuversicht. Ihr war, als wäre sie plötzlich in eine undurchdringliche geistige Finsternis gestürzt.

Unter einem größeren Gebäude, einem bereits etwas baufälligen steinernen Turm, begann ein steil abwärts führender Stollen. Mehrere Steine waren aus der Turmmauer gebröckelt, so daß es den Anschein hatte, als habe die Warte Zahnlücken oder als habe sie die Hand eines Riesen kräftig durchgerüttelt. Der Turm war nicht allzu weit von der Andockbucht entfernt, aber ohne Hilfe hätte sie ihn nicht gefunden.

jemand hatte Bilder in ihr Bewußtsein projiziert.

Zwar keine Landkarten und auch keine exakten Abbildungen der Dinge, die Leia jetzt mit eigenen Augen sah, sondern Bilder des früheren Aussehens der Umgebung. Der Turm wies vor ihrem geistigen Auge keine Lücken im Mauerwerk auf, die Straßen waren voll von Passanten und Fahrzeugen, und überall blühten Blumen. Jetzt gab es hier weder Blumen noch Passanten, noch Fahrzeuge. Nur ein unheilverheißendes Schweigen und allgegenwärtige Zerstörung.

Die Bilder hatten sie besänftigt, und sie hatte ihre Gefühle wieder wahrnehmen können. Sie wußte, daß die Bilder, die sie empfangen hatte, nicht von Kueller kamen. Jedesmal, wenn er ihr eine Botschaft übermittelt hatte, war ihr zuvor seine Totenkopfmaske erschienen. Sie hoffte, daß Luke der Urheber war - falls nicht, war sie auf alles vorbereitet.

Leia hatte ihren Blaster und ihr Lichtschwert, und sie war zu allem entschlossen, Sie war nur wenige Male in ihrem Leben so unverdrossen auf ein Ziel losmarschiert wie jetzt: als sie sich auf den Kampf mit dem Todesstern eingelassen, als sie den Noghri geholfen und als Hethrir ihre Kinder gestohlen hatte.

Sie konnte Luke fühlen. Seine Präsenz war irgendwo in der Nähe, tief unter ihr. Mit diesem Stollen würde sie den richtigen Weg einschlagen. Sie wußte nur nicht, warum die Bilder in ihrem Kopf inzwischen erloschen waren.

Leia glitt vorsichtig in den Stollen unter dem Turm, dessen Wände ebenfalls aus Mauersteinen bestanden; es roch ein wenig muffig. Er war lange nicht mehr benutzt worden und deutlich größer, als er ihr in der Vorstellung erschienen war. Irgendwie hatte sie damit gerechnet, sich durch einen engen Schacht drängen zu müssen. Doch der Stollen hatte beinahe die Ausmaße einer großen Halle.

An einer Seite gab es Sprossen und verrostete Metallteile, die als eine Art Leiter dienen mochten. Beinahe hatte sie das Gefühl, in einen Brunnenschacht zu klettern. Aber wenn sie den Bildern in ihrem Kopf Glauben schenken durfte, war das nicht der Fall. Dies war ein alter Fluchtweg, den die Erbauer des Turms angelegt hatten, er würde sie daher bestimmt in keine Sackgasse führen.

Die Kletterpartie in die Tiefe währte eine Ewigkeit. Leia war froh, daß sie stets auf ihre physische Kondition geachtet hatte, trotzdem wurden ihre Arme und Beine langsam müde, jede ihrer Bewegungen hallte durch das alte Gemäuer, und je weiter sie sich von der Oberfläche entfernte, um so dunkler wurde es um sie.

Sie ließ ihren Fähigkeiten in der Macht freien Lauf. Sie hoffte, weitere mentale Bilder einzufangen, stieß jedoch auf undurchlässige Schwärze.

Dann fühlte sie Luke irgendwo dicht unter sich und wurde plötzlich mit Bildern förmlich bombardiert: Weiße, weiße, weiße Geschöpfe, die im Sonnenlicht herumsprangen, so blendend weiß, daß sie das Licht zu reflektieren schienen.

Rosen. Überall der Duft von Rosen; grüne Blätter und schlüpfriges Essen, richtiges Essen. Wasser und Himmel.

Und ein so ausgeprägtes Gefühl der Freude, daß Leia vor Überraschung beinahe die Sprossen losgelassen hätte.

Diese Eindrücke kamen nicht von Luke. Lukes Präsenz in der Macht war wie ein steter Akkord, der von dieser Empfindung unbändiger Freude überlagert wurde.

Leia hoffte, daß es ihm gutging und daß er die richtige Wahl getroffen hatte, indem er hierhergekommen war. Sie erreichte das Ende des Stollens und fand sich auf einem Mauervorsprung über einer Falltür aus Brettern mit einem verrosteten Handgriff aus Metall wieder. Sie zog daran, und die Tür schwang ächzend auf.

Unter sich sah sie ein riesiges weißes Gesicht mit einer rosa Nase, einem riesigen rosa Maul und blauen Augen, so groß wie Untertassen. Das Maul öffnete sich, und sie preßte sich gegen die Mauer und griff nach ihrem Blaster.

»Ist schon in Ordnung.« Das war Lukes Stimme. »Er ist mein Freund. Ich glaube, er ist einfach glücklich, dich zu sehen.«

Sie musterte die Kreatur mit gerunzelter Stirn. Sie war am ganzen Körper weiß wie die Lebewesen, die sie in ihrer Vorstellung in der Sonne herumtollen gesehen hatte. Das Gefühl der Freude war von diesem Geschöpf ausgegangen.

»Würdest du ihm sagen, daß er Platz machen soll, damit ich näher kommen kann?«

»Das wird einen Augenblick dauern.«

Das weiße Geschöpf drehte den Kopf zur Seite und trat geziert - wenn man dieses Wort für etwas von seiner Größe verwenden konnte - zur Seite.

 

Leia packte den Mauervorsprung, ließ sich daran hinab und blickte in einen Gang, in dem sie ein riesiges offenes Gitter, die Spuren einer kürzlich stattgefundenen Auseinandersetzung und ein ganzes Sortiment von Blastern sah. Luke rastete auf dem Rand des Gitters. Ein paar Meter entfernt füllte sein Begleiter den Gang von einer bis zur anderen Seite aus.

Leia ließ sich fallen, vorsichtig darauf bedacht, neben dem Gitter und nicht in der Öffnung im Boden zu landen, die den Eindruck machte, in endlose Tiefen zu führen.

»Was ist denn da unten?« erkundigte sie sich.

»Soweit ich das feststellen konnte«, antwortete Luke, »eine Art Verlies. Das Thernbee war lange Zeit dort unten eingesperrt.«

Leia sah das Lebewesen an. Sein gigantischer Schweif fegte vor und zurück, und jedesmal, wenn er die Wand traf, gab es einen lauten Knall. »Du hast mich also hierher geführt«, sagte sie.

»Er kann nicht sprechen«, erklärte Luke. »Ich bin nicht einmal sicher, ob er gesprochene Sprache überhaupt versteht. Er kommuniziert telepathisch.«

»Und ist uns hoffentlich freundlich gesinnt«, meinte Leia, während sie auf Luke zuging.

»Sehr freundlich. Manchmal sogar zu freundlich.« Luke blickte ihr reglos entgegen, für Leia ein eindeutiges Zeichen, daß es ihm nicht gutging. Das und seine eigenartig grünliche Hautfarbe. Seine Kleidung war zerrissen und geschwärzt, sein Haar angesengt, und seine künstliche Hand war völlig von Haut entblößt. Sein linker Knöchel war geschient. Als Leia um das Gitter herumging, sah sie, daß die Hinterseite seines Hemds weggebrannt war - und ein Großteil seiner Haut ebenfalls. Sein ganzer Rücken war eine einzige schwärende Wunde.

»Was ist denn mit dir passiert?« fragte sie.

»Mein X-Flügler ist explodiert«, erklärte er. Er hielt einen Blaster in der Hand; einige weitere waren rund um seinen Körper verteilt.

Das Thernbee beobachtete die Geschwister, sein Schwanz zuckte von einer Seite zur anderen.

Leia spürte, wie ihr Herz einen Schlag aussetzte. »Imperiale Sprengkapseln«, sagte sie.

Luke schüttelte den Kopf. »Irgendwas stimmt da nicht. Das spüre ich.«

»Nein, Luke. Ich habe sie gesehen. Sie wurden in die Computersysteme der X-Flügler eingebaut.«

Er seufzte. Sie stand über ihn gebeugt und wußte nicht recht, was sie tun sollte. So wie jetzt, verwundet, erschöpft, unschlüssig, hatte sie ihren Bruder noch nie erlebt.

»Die Alderaan wartet in der Nähe.«

»Ich weiß«, nickte Luke. »Und Kueller weiß es sicherlich auch. Ich wollte ...« Er hielt inne.

»Du wolltest, ich wäre nicht gekommen. Aber jetzt bin ich hier. Wir müssen dich hier rausholen.«

»Er will uns töten«, berichtete Luke. »Er meint, wenn er uns tötet, wird er der nächste Imperator sein.«

Leia lächelte. »Ich habe meinen Sitz im Rat aufgegeben. Ganz gleich, was er auch mit uns anstellt, er wird diesem Gremium nichts anhaben können.«

»Das hat nichts mit dem Rat zu tun«, sagte Luke. »Es geht um unsere Jedi-Fähigkeiten. Er glaubt, daß er uns unbedingt besiegen muß.«

»Warum hat er dann nicht versucht, dich zu töten?«

»Er brauchte mich, um dich an diesen Ort zu locken.«

Leia blickte zu dem Thernbee hinüber. Es beobachtete sie. »Bist du sicher, daß du diesem Geschöpf vertrauen kannst?«

Luke hob den Kopf. »Das habe ich ganz vergessen«, sagte er. Er schloß die Augen und konzentrierte sich so stark, daß seine Stirn sich in Falten legte. Leia gefiel diese Unterbrechung nicht. Sie hob ein paar Blaster auf und befestigte sie an ihrer Kleidung. Dann schlug Luke die Augen wieder auf.

Das Thernbee hatte sich erhoben. Sein Schwanz bewegte sich jetzt ganz langsam, gleichsam verwirrt, hin und her. Es sah aus wie ein riesengroßes Hündchen, eifrig und unsicher, was als nächstes zu tun war.

»Geh nach Hause,« forderte Luke das Thernbee auf und wedelte mit der rechten Hand. »Bitte.«

   Das Wesen machte zwei lange Schritte und stand plötzlich neben ihm. Es leckte Luke ab, der schützend die Hände über den Kopf hob. Leia stieß einen Schrei aus, und das Thernbee fuhr zurück.

»Ist schon in Ordnung«, versicherte Luke. Er lächelte dem Thernbee zu und tätschelte seine Nase. »Geh nach Hause«, sagte er leise.

Das Thernbee machte einen Satz und rannte den Gang hinunter, wobei es Büschel seiner langen weißen Haare hinter sich zurückließ.

»Komm«, wandte sich Luke an Leia. »Laß uns zur Alderaan gehen.« Seine Kleidung sah naß und klebrig aus.

»Sollten wir dich nicht erst mal säubern?«

Luke schüttelte den Kopf. »Der Speichel des Thernbee scheint irgendwie schmerzstillend zu wirken. Das hat mich zwar nicht geheilt, aber es hilft mir, schneller wieder zu Kräften zu kommen.«

»Dort vorn ist eine lange Leiter«, sagte Leia. »Meinst du, du kannst klettern?«

»Ich tue alles, um hier rauszukommen«, antwortete Luke.

»Ich verstehe das nicht«, wunderte sich Leia. »Wenn Kueller so scharf auf uns beide ist, warum war dann bis jetzt alles so einfach?«

»Für dich vielleicht«, erwiderte Luke. »Aber ohne die Hilfe des Thernbee hätte ich jetzt nicht diese ganzen Blaster. Kueller hatte ein Dutzend Wachen an diesem Gitter aufgestellt. Ich denke, wir haben nur eine kurze Atempause, während sie Verstärkung holen. Wir sollten diese Zeit nutzen.«

Luke richtete sich langsam auf, und Leia sah, wie sein Gesicht sich trotz seiner Bemerkung über den schmerzstillenden Speichel des Thernbee vor Schmerz verzerrte. Er hob den letzten Blaster auf und verknotete ihn mit einem Fetzen seines Hemdes. Dann hinkte er unter die Mündung des Stollens in der Decke, blickte nach oben und atmete tief durch. Leia runzelte die Stirn. Die Entfernung war viel zu groß, Luke würde niemals so hoch springen können.

Er schloß die Augen, hob sein verletztes Bein und sprang. Er landete elegant auf dem Mauervorsprung, griff nach der untersten Sprosse und zog sich daran in die Höhe. Er streckte sein verwundetes Bein aus und überwand behende ein paar weitere Sprossen.

Leia zog abermals die Stirn kraus. Sie hatte diesen Trick noch nie beherrscht, und das Verlies, aus dem ihr Bruder sich befreit hatte, war sogar noch weiter weg. »Luke ...«, rief sie.

»Du kannst es, Leia.«

»Nein, ich schaffe es nicht.«

Er kam ihr ein paar Sprossen entgegen und hielt ihr die Hand hin. »Ich fange dich auf.«

»Das kannst du nicht mit deinem Rücken«, entgegnete sie.

»Es ist viel anstrengender, dich hier raufzuziehen.« Er sah sie an, und plötzlich war er wieder ihr starker, unbesiegbarer Bruder. »Komm schon. Alles, was du dazu brauchst, ist ein wenig Selbstvertrauen.«

Wenn es um ihre Jedi-Kräfte ging, besaß Leia jedoch nur sehr wenig Selbstvertrauen. Sie waren nur schwach ausgebildet, und sie hatte es versäumt, sie zu trainieren.

»Leia.« Seine Stimme klang ruhig, aber sie spürte die Eindringlichkeit hinter der Aussprache ihres Namens. Der junge Luke, der Knabe, als den sie ihn kennengelernt hatte, hätte sie ungeduldig angefahren; der Jedi-Meister wußte, wie wichtig es war, ruhig zu bleiben, aber ganz hatte er seine Ungeduld noch nicht verdrängt.

Sie schloß die Augen. Statt sich ein Bild des Mauervorsprungs zu machen, dachte sie an das Gitter über dem Verlies, doch dann wurde sie sich der dunklen, bedrohlichen Tiefe dieser Vorstellung bewußt. Sie atmete tief durch, verdrängte alles andere aus ihrem Bewußtsein und malte sich die Oberfläche des Planeten mit ihren Mauerresten und dem hohen Turm aus. Aus dem Gang hörte sie ein scharrendes Geräusch. Stimmen. Jemand kam.

»Leia!«

Sie kauerte sich nieder, und dann machte sie einen Satz, schlug im Sprung die Augen auf. Sie schoß an Luke vorbei, verfehlte die Wand des Stollens um einen Meter und stürzte ab.

»Festhalten!« schrie Luke. Irgendwo von unten hallten Stimmen zu ihr herauf. »Festhalten!«

Leia griff nach einer Leitersprosse, verfehlte sie, und ihre

Hand rutschte noch von ein paar weiteren Sprossen ab, bis sie endlich eine zu packen bekam.

Der Ruck, der durch ihren Arm ging, brannte wie Feuer und stoppte den freien Fall mit solcher Wucht, daß ihr Rückgrat und der Hals zum Zerreißen gespannt wurden. Luke hangelte sich auf sie zu wie ein Wookiee; seine Bewegungen waren ungeachtet der Schmerzen, die er dabei empfinden mußte, schnell und gleichmäßig.

»Sturmtruppen im Gang«, zischte er. »Wir müssen hier raus, ehe die auf die Idee kommen, nach oben zu schauen.«

»Sie werden sehen, daß die Falltür zu diesem Stollen offen ist.«

»Schon. Aber sie wissen vielleicht nicht, was dahinter ist«, meinte Luke. »Ich glaube kaum, daß Kueller das alles hier gebaut hat.«

»Da hast du wahrscheinlich recht.« Leia streckte die Hand nach der nächsten Sprosse aus und kletterte nach oben, so schnell sie konnte. Sie spürte, daß sie am ganzen Körper zitterte, aber zugleich verspürte sie ein seltsam belebendes Prickeln. Sie hatte es geschafft. Sie hatte die Macht eingesetzt, um ihre eigene Körperkraft zu verstärken, so wie Luke es immer wieder von ihr verlangt hatte.

Die Stimmen von unten wurden lauter, aber Leia hatte bereits fast die ganze Wegstrecke zurückgelegt. Sie konnte über sich bereits das Tageslicht erkennen.

»Heh, Leia.« Obwohl Luke flüsterte, hallte seine Stimme laut von den Wänden des Stollens wider. »Gut gemacht.«

Lob aus Lukes Mund bedeutete ihr viel. »Danke«, sagte sie und spähte über die Schulter nach unten. Luke war bleich, aber er würde es schaffen. Sein Rücken war eine einzige eiternde Wunde, eine scheußlich schmerzhafte Verletzung. Er schaute sie an und grinste. Dann legte er den Finger auf die Lippen.

Leia nickte und kletterte weiter. Das Licht von oben wurde schwächer - vermutlich neigte sich der Tag dem Ende zu aber sie blieb in Bewegung. Sie wußte, daß sie die Alderaan auch im Dunkeln finden konnte, wollte es jedoch nicht darauf ankommen lassen.

Das Gefühl der Freude, das sie bei ihrem Abstieg empfunden hatte, war längst wie weggeblasen - das Thernbee mußte bereits weit weg sein -, und an ihre Stelle trat tiefe Sorge um Luke und eine noch größere Besorgnis darüber, daß Kueller bis jetzt nicht in Erscheinung getreten war. Wenn er Luke und Leia für eine solche Bedrohung hielt, mußte er eigentlich entzückt sein, sie beide auf einmal serviert zu bekommen.

Aber davon konnte keine Rede sein.

Leia erreichte das Ende des Stollens, stemmte sich aus der Öffnung im Boden und sah sich um. Die Planetenoberfläche lag im Zwielicht. Es war kühl. In der Umgebung des Turms hatte sich nichts verändert. Die Straßen, die Gebäude - alles war verlassen.

Sie drehte sich um und beugte sich über den Eingang des Stollens, um Luke zu helfen.

Die Verlassenheit beunruhigte sie. Ihr fiel ein, was Kueller gesagt hatte: Ich ziehe elegante, schlichte Waffen vor.

Waffen, die schwer zu entdecken waren?

Sie ergriff Lukes rechte Hand und zog ihn ins Freie.

Das würde sie vermutlich bald erfahren.

R2 war durch ein Labyrinth von Gängen stetig abwärts gerollt und an einem Dutzend Computerkonsolen vorbeigekommen. Inzwischen hatte sich ihre Zahl vervierfacht. Er näherte sich offenbar der Kommandozentrale der Fabrik.

Der Gang, in dem er sich jetzt befand, unterschied sich erheblich von denen davor. Es gab keine anderen Droiden. Eine kaum verständliche Ansage aus Deckenlautsprechern warnte vor unbekannten Schrecken.

R2 jammerte leise.

Die Computerkonsolen waren hier niedriger und die Sicherungen nicht ganz so modern. Der Beiden des Ganges war menschlichen - oder menschenähnlichen Füßen - angemessen: glatt und ohne Schienen für Droidenfahrwerke.

R2 war fast am Ziel.

Er bewegte sich jetzt schneller. Plötzlich waren an den Wänden rings um ihn Holos zu sehen. Bewegte Holos, die die Szenerie weiter unten zeigten. R2 rollte unbeirrt weiter, speicherte aber die Information. Er erkannte ihren leichten Frachter und daneben Master Fardreamer, der mit Brakiss sprach, einem ehemaligen Schüler von Master Luke.

R2s hochempfindliche Sensoren nahmen ein Summen hinter ihm wahr, dann ein zweites und schließlich ein drittes. Seine Verfolger waren höchstens acht Meter entfernt und kamen schnell näher.

Er rollte in einen Spind an einer Seite des Ganges, aber als die Tür sich schloß, senkte sich der Boden unter ihm und glitt wie ein Turbolift einige Stockwerke in die Tiefe. R2s komplizierte Gleichgewichtssysteme versagten, und der kleine Droide kippte auf zwei Räder nach hinten und stieß mit der Kopfoberseite gegen die Wand. Er steckte in einer Falle.

Dann prallte die Liftkabine mit solcher Wucht gegen den Schachtboden, daß er in die entgegengesetzte Richtung katapultiert wurde. Er fuhr sein drittes Rad aus und schaffte es, das Gleichgewicht zurückzugewinnen, obwohl ihm im wahrsten Sinne des Wortes der Kopf schwirrte.

Seine Sensoren registrierten dunkle Wand, dunkle Wand, dunkle Wand, Tür. Dunkle Wand, dunkle Wand, dunkle Wand, Tür. Dunkle Wand, dunkle Wand, dunkle Wand, Tür ... Aber allmählich fand er die Kontrolle über seinen wild kreisenden Kopf wieder und stellte fest, daß er auf die Tür ausgerichtet war, als diese sich öffnete.

Er blickte auf einen mit R2ern, R5ern und sämtlichen Astromechserien von R1em bis R7ern angefüllten Raum. Sie standen dicht an dicht. Als R2 auftauchte, wandten sich ihm einige runde Köpfe zu. Elektronische Augen blitzten. Ein paar Droiden plärrten, und aus der letzten Reihe war das Knacken eines Zylinders zu hören.

Der Boden des »Spindes« katapultierte R2 unversehens nach draußen, und er schrie, während er in den hinteren Teil des Raumes flog. Dabei setzte er über Hunderte - Tausende - von Astromechdroiden hinweg, ehe er krachend auf einem Haufen R5er landete.

R2 piepste eine Entschuldigung, erntete jedoch keine Reaktion. Die R5er waren aktiviert, aber apathisch. R2 ließ seinen Kopf kreisen und gab einen anhaltenden überraschten und beeindruckten Pfiff von sich.

Die Halle erstreckte sich über wenigstens einen Kilometer, und jeder Quadratmeter war mit Astromechdroiden vollgestellt.

Der Schrottplatz für unerwünschte Droiden, mit dem 3PO ihm stets Angst eingejagt hatte, existierte also wirklich.

Und er steckte vielleicht für alle Ewigkeit mitten drin.