42
Han war vor Sorge um Leia außer sich. Weitere Bomben auf Coruscant. Möglicherweise war sie inzwischen sogar tot. Vielleicht stand der ganze Planet bereits in Flammen.
Hoffentlich hatte sie die Kinder weggebracht.
Er trat einen Schritt von Blue zurück - eine weitere Freundin aus alten Tagen, die nie wirklich zu ihm gehalten hatte - und ließ sie allein mit Davis' Leiche zurück. Ringsum hielten die Schreie der Verwundeten an. Lando fuhr die Triebwerke der Glücksdame hoch. Das zumindest ließen die Reparaturen zu, die Han an dem Schiff durchgeführt hatte.
Chewbacca stand neben Han, der keine Ahnung hatte, wieviel sein Wookieefreund mitgehört hatte.
»Wir müssen hier raus. Dieser Anschlag war eigentlich gegen Coruscant gerichtet«, sagte Han.
Chewbacca jaulte.
»Aber wir können diese Leute nicht einfach so zurücklassen.« Hans Verstand arbeitete schneller als sein Mund. Er wollte hier weg, wollte den Run verlassen, um mit Coruscant Verbindung aufzunehmen und um herauszufinden, ob jemand überlebt hatte.
Um herauszufinden, ob Leia überlebt hatte.
Seine Hände zitterten. Alles, was er in diesem Augenblick vor seinem inneren Auge sehen konnte, war seine wunderschöne Frau, aus der Nase blutend, gebeugt unter der Last eines Senators, der dreimal soviel wog wie sie selbst, das weiße Kleid zerfetzt und versengt, das Haar zerzaust. Leia nach dem letzten Bombenattentat. Wahrscheinlich wäre sie zusammengebrochen, wenn er sie nicht vom Ort des Geschehens weggezerrt hätte.
Aber jetzt war er nicht dort, um sie zu retten.
Chewbacca redete auf ihn ein. Han bekam davon jedoch nicht viel mehr als das erste Jaulen mit.
»Ja-ah, ich weiß schon, Kumpel. Die brauchen uns hier. Stelle fest, wie viele Schiffe noch funktionieren und wieviel Frachtraum uns zur Verfügung steht. Und dann laß uns den Falken beladen. Ich möchte, daß wir eines der ersten Schiffe sind, die den Run verlassen. Dann können wir uns um Coruscant kümmern.«
Chewie gab einen klagenden Laut von sich.
Han nickte. »Natürlich. Um Kashyyyk kümmern wir uns auch. Ich bin sicher, daß deiner Familie nichts passiert ist. Dort gibt es nicht viele Droiden, wenigstens nicht, soweit ich mich erinnern kann.«
Chewie pflichtete Hans Einschätzung bei und verschwand dann in den Rauchschwaden, um nachzusehen, welche Schiffe noch einsatzfähig waren. Han atmete tief durch, dankbar für seine Maske. Der Rauch war zwar inzwischen dünner geworden, füllte aber immer noch die ganze Höhle. Die Luftfilteranlage auf Skip 1 war nie besonders leistungsfähig gewesen. Er fragte sich, wie viele Bewohner des Skip allein an Rauchvergiftung sterben würden.
Einige der Schmuggler, die mit Erster Hilfe vertraut waren, arbeiteten sich durch das Chaos, trennten die Überlebenden und bildeten einzelne Gruppen. Han wußte, was sie taten, und mußte es wohl oder übel billigen: In Anbetracht der beschränkten medizinischen Versorgung würden diejenigen, deren Überleben wahrscheinlich war, vorrangig behandelt werden. Schnitte und Prellungen würden natürlich warten müssen, aber dasselbe galt für diejenigen, deren Überleben zweifelhaft war. Es war besser, wenigstens eine Handvoll Leben zu retten, als mit Operationen Zeit zu vergeuden, deren Erfolgsaussichten höchst zweifelhaft waren.
Zeit. So etwas wie hier konnte sich jederzeit ereignen. Möglicherweise geschah es in dieser Sekunde auf Coruscant.
Leia.
Han kletterte über die Trümmer zurück und widerstand dem Drang, den Blaster zu ziehen und Blue einfach niederzuschießen. Doch wenn er das tat, würde das seinen Zorn bloß steigern. Diese Art von Rache würde alles nur noch schlimmer machen.
Aber er würde sich dann wenigstens nicht ganz so hilflos vorkommen.
Er wußte nämlich ganz genau, daß dieses Bild der Verwüstung sich trotz aller Anstrengungen unweigerlich überall im Run wiederholen würde. Skip 1 verfügte über Droiden, aber das galt auch für Skip 2, 3, 5 und 72. Han würde sogar jede Wette eingehen, daß selbst Nandreesons Skip, Skip 6, ein paar Droiden hatte. Die Zahl der Opfer war vermutlich nur deshalb geringer, weil Nandreeson und einige seiner Leute bereits vorher nicht mehr unter den Lebenden geweilt hatten.
Han kletterte die Rampe zum Falken hinauf. Drinnen löste er die Sitze aus ihren Verankerungen und schaffte Platz auf dem Boden, indem er einige unwichtige Dinge in kleinen Stauräumen unterbrachte. Auf diese Weise würde er ziemlich viele Verwundete befördern können.
Er eilte die Rampe wieder hinunter. Der Rauch hatte sich inzwischen weiter gelichtet. Inmitten der ganzen Verwüstung sah er, wie Lando Tragbahren mit Verwundeten in die Glücksdame schleppte. Chewie redete mit den Sullustanern, die die letzten Feuer gelöscht hatten. Sie nickten zustimmend.
Han blieb neben einem der Helfer stehen. »Ich kann eine Schiffsladung mit Schwerverletzten übernehmen«, sagte er. »Tragen wir sie hinein.«
Das Gesicht des Arztes war mit Ruß und Blut verschmiert. Er wischte sich immer wieder die Hände an den antiseptischen Tüchern seiner Ausrüstung, aber Han konnte sehen, daß das wenig nützte. Der Arzt hatte auch einige Paar Handschuhe in seinem Kasten, die er jedesmal überstreifte, wenn er sich den nächsten Patienten vornahm.
»Ich weiß nicht einmal, wo ich anfangen soll«, erklärte er.
Hans Magen revoltierte. Für jedes Leben, das dieser Mann rettete, würde er ein anderes verlieren. Es war schier unmöglich, hier die richtige Wahl zu treffen - eine Wahl, die man niemandem zumuten sollte.
Niemals.
Chewbacca war zurückgekehrt. Sein Knurren übertönte die Schmerzensschreie.
»Fünfzehn Schiffe, das ist besser, als ich erwartet hatte«, sagte Han. »Laß uns anfangen, den Falken zu beladen. Ich möchte mit der ersten Welle starten.«
Chewie jaulte seine Zustimmung. Er eilte zu dem Arzt, um sich zu beraten, welche Gruppe von Überlebenden zuerst transportiert werden sollte.
Han arbeitete sich quer durch das Trümmerfeld. Je dünner die Rauchschwaden wurden, um so mehr abgerissene Körperteile sah er zwischen den Steinbrocken und dem immer noch heißen Metall: Finger, Flügel, sogar ein abgerissener Kopf. Der Gestank von brennendem Fleisch verstärkte das Rumoren in seinem Magen. Diesmal drückte er bereitwillig die Hände der Verwundeten, die sich ihm entgegenstreckten.
»Wir bringen euch hier raus«, versicherte er immer wieder, in der Hoffnung, sein Versprechen würde den Überlebenswillen der Verletzten so lange aufrechterhalten, bis jemand sie unter den Trümmern hervorzog. Manchmal genügte allein die Hoffnung.
Schließlich war er bei der Glücksdame angelangt. Lando trug gerade einen Ruurianer in das Schiff. Sein Wollpelz war versengt, die meisten seiner Federantennen verbrannt. Der winzige Mund des Alien ging ständig auf und zu, das einzige Anzeichen dafür, daß er noch am Leben war.
»Wir werden Tage brauchen, Han, um alle zu bergen.« Lando stieg, unter seiner Last gebeugt, die Rampe hinauf. Die Glücksdame war kaum wiederzuerkennen. Seluss war damit beschäftigt, die letzten Reparaturen an den Computersystemen vorzunehmen.
Han warf ihm einen finsteren Blick zu. »Kannst du ihm vertrauen?«
»Das ist mir, ehrlich gesagt, völlig gleichgültig«, antwortete Lando. »Er wird mir dabei helfen, diese Verletzten von diesem Felsbrocken wegzuschaffen. Und das ist alles, worauf es im Augenblick ankommt.«
Han nickte. Die Verletzten waren bereits überall in der Glücksdame verteilt. Das Schiff wirkte nicht mehr wie eine Luxusjacht, sondern wie ein Lazarettschiff aus den Tagen der Allianz. Das Jammern und Wehklagen von überall her war schrecklich. Sstys ohne Haare, Oodocs ohne Stacheln, Menschen ohne Arme ließen das Werk der Zerstörung noch viel erschütternder erscheinen.
»Ich werde mit meinen Passagieren zuerst von hier starten. Blue sagte, daß die explodierten Droiden für Coruscant bestimmt waren.«
»Blue?« Lando setzte den Ruurianer auf einer Pritsche neben einem Rodianer ab, dem beide Augen fehlten. »Aber ich dachte ...«
»Sie war mit einem gewissen Kueller im Bunde. Von Almania. Er hat es auf Leia abgesehen.«
»Almania.« Lando stand auf und preßte die Hand ins Kreuz, wie um einen stechenden Schmerz zu lindern.»Es läuft alles immer wieder auf Almania hinaus, nicht wahr?«
Han nickte. »Ich nehme an, ich war so etwas wie ein Köder.«
»Wenn die Droiden für Coruscant bestimmt waren ...« Lando beendete den Satz nicht. Dann huschte ein vages Lächeln über sein Gesicht. »Ich will dir was sagen, Kumpel. Ich fliege hier Doppeleinsätze. Tu du, was du tun mußt.«
Han legte Lando die Hand auf die Schulter. »Du bist ein echter Freund, Lando. Das ist mir diesmal klarer denn je geworden.«
»Ich habe mich geändert, Han«, erwiderte Lando leise. »Es gab einmal eine Zeit, da war ich nicht viel besser als Blue.«
Han schüttelte den Kopf. »Du hättest dich, darauf nie eingelassen, Lando. Niemals. Sie hat gewußt, was mit diesen Droiden geschehen würde.«
Lando schnitt eine Grimasse. »Karrde hat gesagt, daß sich hier einiges geändert hat. Kein Wunder, daß er nicht mehr zurückkehren wollte.«
»Ja-ah.« Han schickte sich an, die Rampe hinunterzugehen, blieb jedoch noch einmal stehen. »Danke«, sagte er.
Lando versuchte vergeblich, ein Lächeln zustande zu bringen. »Manchmal beneide ich dich, mein Freund.»
»Bis bald, Lando.«
»Bis bald«, nickte Lando und wandte sich dann wieder dem Ruurianer zu, um den Verwundeten bequemer zu betten.
Han eilte nach draußen. Er hatte verstanden, worum Lando ihn beneidete. Hoffentlich hatte dieser Neid noch einen Gegenstand. Leia und die Kinder zu verlieren war eine Gefahr, die offenbar nie ein Ende nahm, und dabei war es ihm unerträglich, diesen Gedanken ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Er wußte, was er tun würde, falls man sie ermordet hatte - und das würde kein schöner Anblick sein.
Wenn Leia und den Kindern etwas zugestoßen war, würde niemand mehr Han für einen netten Kerl halten.
Das Monstrum leckte ihn ab.
Luke hielt beide Arme über den Kopf verschränkt, als die glatte Zunge über ihn hinwegstrich. Einmal, zweimal, dreimal. Der Gestank war unerträglich, aber das Gefühl war eigentlich gar nicht mal so unangenehm, und der brennende Schmerz an seinem Rücken ließ nach. Und Luke hatte das Gefühl, als habe man ihn in eine dicke, warme Decke gehüllt.
Er hatte schon von solchen Dingen gelesen: Lebewesen mit einem Anästhetikum im Speichel, damit ihre Opfer keine Schmerzen empfanden. Allerdings würde ein Anästhetikum auch seinen Lebenswillen dämpfen, dachte Luke. Aber das tat es nicht. Er hatte eher den Eindruck, an Stärke zu gewinnen.
Aber er konnte sich nicht bewegen. Die Zunge des Monstrums war schwer und hinderte ihn daran, aufzustehen.
Dann entstand in seinem Bewußtsein ein Bild: ein kleiner, geschrumpfter Luke, der sich am Boden wand und eine Waffe in der Hand hielt; der Schmerz in seiner Hand, nein, in seiner Pranke, und das Blut; die Verwirrung (Warum taten ihm diese Lebewesen dauernd weh?) und die tiefe, tiefe Einsamkeit; Sehnsucht nach kühlen Wäldern und frischem Wasser und Sonnenlicht.
Sonnenlicht.
Es - das Thernbee vermißte das Sonnenlicht.
Telepathie. Das Lebewesen besaß telepathische Gaben und war in Lukes Bewußtsein eingedrungen.
»Heh«, sagte Luke. Die große Zunge dämpfte seine Stimme. »Ich muß atmen.«
Im gleichen Augenblick wurde die Zunge zurückgezogen. Luke verspürte eine Regung von Angst in dem großen Lebewesen, und die Hoffnung, daß er es nicht wieder angreifen würde. Luke atmete tief durch und streckte die Hand aus.
»Da, ich bin unbewaffnet.«
Das Thernbee legte den Kopf schief. Es verstand ihn nicht.
Luke formte ein Bild in seinem Bewußtsein; ein Bild von sich selbst, wie er seine Holzsplitter über dem Knie zerbrach und sie wegwarf. Und dann stellte er sich vor, wie er den Splitter aus der Tatze des Thernbee zog und die Wunde versorgte.
Es tut mir leid, dachte Luke. Ich nahm an, du wolltest mir weh tun.
Das Thernbee übermittelte neue Bilder: winzige Wesen, die es angriffen, es bissen, nach ihm schlugen, schrien, mit Stecken und Fackeln auf es eindrangen. Es verjagte sie immer wieder, und am Ende starben sie. Seine Mahlzeiten kamen so unregelmäßig, daß es manchmal die Toten essen mußte, ein Gedanke, bei dem eine Art Übelkeit in ihm aufkam. Selbst das Fleisch, das es verzehrt hatte, lag ihm schwer im Magen und machte es krank. Hier mußte es seine Nahrung kauen, und das war ihm noch mehr zuwider. Thernbees konnten Fleisch fressen, aber sie zogen Vegetation und kleine, schlüpfrige Lebewesen, schlangenartige Lebewesen, vor. Seine Zähne waren dazu bestimmt, Äste und Blätter abzureißen und die schlüpfrigen Lebewesen in sein Maul hineinzusaugen. Das Thernbee zog es vor, eine große Mahlzeit zu sich zu nehmen und dann wochenlang nichts zu essen. Aber an diesem Ort bekam es Nahrung nur in winzigen Portionen.
Sein Körper war dreimal kleiner, als er eigentlich sein sollte.
Das Thernbee verhungerte.
Langsam.
Ganz allein in der Dunkelheit.
Luke schauderte. Er hatte keine Ahnung, wie lange dieses Lebewesen hier schon eingesperrt war, vermutete aber, daß es schon eine ganze Weile sein mußte. Er stand auf, ging auf das Thernbee zu und deutete auf das Gitter in der Decke. Er machte sich ein Bild davon, wie das Thernbee das Gitter mit seinen Pranken aufstemmte.
Das Thernbee richtete sich auf den Hinterbeinen auf und streckte seinen langen Körper. Das Gitter war immer noch ungefähr einen Meter von seinen Tatzen entfernt.
Es zeigte Luke all seine Fluchtversuche, zeigte ihm, wie es versucht hatte, die Wachen anzugreifen, wie es versucht hatte, mit Holzstücken oder mit Sprüngen das Gitter zu lösen, aber ohne Erfolg.
Ich könnte es, dachte Luke.
Das Thernbee warf ihm wieder einen rätselhaften Blick zu. Seine Augen waren rund und blau und sehr sanft, und es hatte eine zarte rosa Nase; seine Zähne waren stumpf wie die von Pflanzenfressern.
Luke fragte sich, wie er auf den Gedanken gekommen war, daß dieses sanftmütige Wesen eine Gefahr darstellte.
Er stellte sich vor, wie er auf den Tatzen des Thernbee stand und sich durch die Gitterstangen zwängte und anschließend seinen Zellengenossen befreite.
Das große Wesen saß auf seinen Hinterbeinen, blickte auf das Gitter, sah dann Luke an und sandte ihm ein Bild, wie er sich durch die Gitterstangen zwängte und einfach wegging.
So etwas war schon mehrmals passiert. Das Wesen zeigte Luke ein paar andere Menschen, die dasselbe taten. In die Bilder mischte sich Traurigkeit und der Wille, nicht noch einmal Vertrauen zu schenken.
Luke überlegte einen Augenblick lang und ließ seine Erinnerungen dann in Bilder fließen, die ihn zeigten, wie er mit Yoda arbeitete, wie er den Jawas auf Palpatines Auge half und mit Anakin, Jacen und Jaina im Medizentrum redete. Er zeigte Beispiele seiner Arbeit mit Schülern verschiedener Spezies und soviel wie möglich von der Jedi-Philosophie. Das meiste davon schien ihm selbst übermäßig simplifiziert, da er sich um Anschaulichkeit bemühte, aber offenbar gelang es ihm, die Botschaft zu übermitteln.
Das Thernbee streckte die unverletzte linke Pranke aus.
Luke stieg, ohne zu zögern, darauf und kletterte nach oben; ein mühsames Unterfangen, weil er den linken Knöchel nicht belasten konnte. Die meiste Arbeit mußte er mit den Armen erledigen. Er erklomm die Oberseite der gewaltigen Pranke und griff nach einer Klaue, die etwa so lang wie sein Bein war. Er mußte sich mit beiden Armen festklammern. Das Thernbee stellte sich auf die Hinterbeine, streckte seinen langen Körper und langte nach dem Gitter. Luke richtete sich auf, stützte sich vorsichtig gegen die Klaue und schaffte es, das Metallgitter zu packen. Dann zog er sich daran in die Höhe.
Jenseits des Gitters war die Luft reiner. Der Gang war breit und sauber. Die Wände bestanden aus einem Material, das er noch nie zuvor gesehen hatte: eine graue, papierähnliche Substanz mit kleinen Mustern darauf. Aber dafür war jetzt keine Zeit. Er blickte durch das Gitter nach unten.
Das Thernbee kauerte jetzt wieder auf dem Boden, seine Augen leuchteten in der Dunkelheit. Luke sandte ihm ein Bild des Bodens über ihm. Dann suchte er die Ränder des Gitters ab, ob es dort irgendwo einen Halt gab.
»Eigentlich«, ertönte eine Stimme, »brauchen Sie bloß an dem Hebel zu ziehen. Dort drüben links.«
Luke sah unwillkürlich hin. Ein Hebel ragte aus den Bodenfliesen. Neben dem Hebel standen vier Wachen, die ihre Blaster auf ihn gerichtet hatten. Sie trugen Sturmtruppenuniformen. Der Mann, der gesprochen hatte, nahm jetzt seinen Helm ab. Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den Gang hinter Luke.
Luke drehte sich um. Sieben weitere Wachen hielten ihn von der anderen Seite in Schach. Ein Gefühl der Verzweiflung, so ausgeprägt, daß es ihn beinahe umwarf, überkam ihn. Das Gefühl ging von dem Thernbee aus. Luke wollte ihm ein Bild schicken und ihm zureden, daß es nicht aufgeben sollte, wußte aber nicht, wie er das anstellen sollte, außerdem hatte er jetzt keine Zeit, sich darauf zu konzentrieren.
»Und was bringt Sie auf den Gedanken, daß ich den Hebel bewegen will?« fragte er statt dessen.
Der Sturmtruppler zuckte die Achseln. »Das Thernbee zu befreien würde hier ein ziemliches Durcheinander anrichten.«
Das würde es ganz bestimmt. Luke wünschte sich, früher darauf gekommen zu sein. Er hätte sich mit einem Satz auf den Hebel stürzen und ihn bewegen können, und sofort wären die Karten neu verteilt gewesen. Aber das hatte er nicht getan. Jetzt war er auf sich selbst gestellt.
»Ich denke, ich bin wieder Ihr Gefangener«, sagte er. »Was haben Sie mit mir vor?"
Niemand antwortete ihm. Luke lächelte. »Sind Sie je zuvor einem Jedi-Meister begegnet?«
Sie starrten ihn an. Er setzte seinen unverletzten Fuß ein, um über das Gitter zu setzen und trat mit dem anderen nach dem Hebel, stieß ihn trotz seiner Schmerzen bis zum Anschlag. Während er das tat, setzte Luke seine ganze Jedi- Kraft ein, um die Blaster der Sturmtruppler an sich zu bringen. Ein mächtiger Wind kam auf und trug sie zu ihm. Dieses Unternehmen lähmte ihn beinahe, machte ihn schwach. Ob wohl Vader ähnlich empfunden hatte, als er damals in Cloud City das gleiche getan hatte?
Dann öffnete sich das Gitter mit Getöse und riß beinahe zwei der Sturmtruppler von den Beinen. Die Blaster rutschten vor Lukes Füße. Die Wachen klammerten sich an die Wände, den Boden, ja sogar an den Rand des Gitters, um von dem Wind nicht weggefegt zu werden, den der Jedi-Meister erzeugte.
Luke beugte sich vor, um die Blaster aufzuheben, als etwas Großes, Weißes an ihm vorbeihuschte. Das Thernbee war aus seiner Zelle entsprungen. Luke ließ den Wind verebben. Nachdem die Wachen unsanft gelandet waren, schrien sie und rannten davon.
Luke grinste das Thernbee an. Die Augen der Kreatur funkelten.
»Diesmal haben wir sie erwischt«, sagte Luke. Er hob die elf Blaster auf und brachte es fertig, sie alle irgendwie an seiner Kleidung zu befestigen. »Ich habe allerdings das Gefühl, daß es von jetzt an ein bißchen schwieriger werden wird.«