43

Später in dieser Nacht saß Rydstrom in seinem Arbeitszimmer und starrte in ein Glas Dämonenbräu. Sabine schlief tief und fest, nachdem er sie öfter genommen hatte, als er zählen konnte.

Sie hatte gesagt, es gäbe etwas, über das sie später mit ihm reden wollte, aber dann war sie eingenickt. Ihm war ihr blasses Gesicht aufgefallen, und er hatte befürchtet, sie überanstrengt zu haben.

Manchmal, wenn sie ihre Fingernägel in die Rückseite seiner Oberschenkel grub, während er sie von hinten nahm, vergaß er, dass sie nicht über die Kraft einer Dämonin verfügte.

Es war, als ob er versuchte, sie durch wahre Sexorgien an sich zu binden, nachdem seine anderen Anstrengungen ins Leere zu laufen schienen. Auch wenn sie den Eindruck machte, wirklich glücklich mit ihm zu sein, spürte er, dass sie unterschwellig unter Druck stand. Und es blieben ihm nur noch zwei Tage, ehe ihre Schwester zurückkehren und sie holen würde.

Rydstrom brauchte Nïx’ Rat, aber es war ihm nicht gelungen, sie in den letzten Tagen ausfindig zu machen. Er besaß jetzt das Schwert, und es war an der Zeit, eine Strategie zu entwerfen und zu handeln. Doch er hatte das Gefühl, nichts tun zu können, ehe sich seine Bindung zu Sabine nicht verfestigt hatte – er musste sie heiraten und wahrhaftig zu seiner Königin machen. Was bedeutete, dass er ihr zuerst einmal reinen Wein einschenken musste.

Von Zweifeln geplagt, hockte er jetzt da und schüttete ein Dämonenbräu nach dem anderen in sich hinein, wie sein Bruder es sonst zu tun pflegte – was diesem so manchen Tadel von Rydstrom eingebracht hatte. Als ob das jetzt wichtig wäre. Er war so verdammt hart zu Cadeon gewesen. Und wofür?

In diesem Augenblick öffnete sich der Seiteneingang. Wenn man vom Dämon spricht …

Kurz darauf kam Cadeon ins Zimmer geschlendert. »Du siehst immer noch aus wie eine Leiche auf Urlaub. Aber zumindest etwas besser als letztes Mal.«

Nachdem das Verhältnis zwischen den beiden Brüdern immer zwiespältig gewesen war, könnte jetzt alles anders werden. Die Vergangenheit war nicht so gewesen, wie sie geglaubt hatten, und Cadeon hatte sich rehabilitiert.

Als sein Bruder sich auf die Couch ihm gegenüber fallen ließ, hielt Rydstrom die Flasche einladend hoch.

»Nur ein Tröpfchen, mehr nicht.«

Nachdem Rydstrom das dunkle Gebräu in ein Glas gegossen hatte, reichte er es seinem Bruder, der tief einatmete und einen Schluck nahm. »Du hast mir neulich echt eine Scheißangst eingejagt.«

Ging mir nicht anders. »Ich habe die ganze Zeit versucht, dich zu erreichen.«

»Ich konnte nicht weg«, sagte Cadeon einfach. »Aber heute Abend habe ich Ausgang bekommen, also dachte ich, ich komm mal vorbei.« Er musterte Rydstroms Gesicht. »Ich glaube, das ist der Moment, wo ich dich fragen muss, ob du darüber reden willst.«

Rydstrom stieß ein bitteres Lachen aus. »Vielleicht nach der nächsten Flasche.«

»Seit wann kippst du denn Dämonenbräu in dich rein?«, fragte Cadeon.

»Wann hast du damit aufgehört?«

»Meine ausschweifenden Tage sind gezählt. Ich trage jetzt Verantwortung, wusstest du das noch nicht? Ich bin frisch verheiratet.«

Rydstrom hob sein Glas. »Gratuliere, Bruder.« Er war erleichtert, dass sich die Sache zwischen Cadeon und seiner Gefährtin wieder eingerenkt hatte.

»Darum hab ich auch auf deine Anrufe nicht reagiert. Ich war zusammen mit meiner Frau auf dem neuen Anwesen, das ich ihr gekauft habe. Nïx war so freundlich, mir mitzuteilen, dass ich nicht länger in der ›Poolhaus-Höhle‹ wohnen bleiben könne, die ich mir mit Rök geteilt habe, jedenfalls nicht, wenn ich Holly zurückhaben wolle.«

Rök war ein Rauchdämon, Cadeons Stellvertreter und ein guter Soldat – bis auf die Tatsache, dass er ständig verschwand. »Wo ist Rök? Ich hab ihn schon länger nicht zu Gesicht bekommen.«

»Erst hat er mir ganz geheimnistuerisch eröffnet, dass ich möglicherweise nicht der Einzige wäre, der eine Familie gründet, und puff! hatte er sich schon wieder in Rauch aufgelöst. Seitdem hab ich ihn nicht mehr gesehen.«

Rydstrom freute sich schon darauf, den Dämon mit dem gewaltigen Frauenverschleiß endlich gezähmt zu sehen.

»Ich möchte dir Holly gerne offiziell vorstellen«, sagte Cadeon. »Darum dachte ich, ich komm mal vorbei und sehe, ob du Lust auf etwas Gesellschaft hast. Es sah nämlich so aus, als ob ihr noch einiges aufzuarbeiten hättet.«

Das kann man wohl sagen. »Erzähl mir doch erst mal, was alles passiert ist, während ich … weg war.«

»Na gut.« Mit gewohnter Lebhaftigkeit erzählte ihm sein Bruder von der Reise zu Groot, Einzelheiten über Kontrollpunkte und Abenteuer, die sie nur mit Mühe und Not überlebt hatten, Kämpfen mit Wiedergängern und Feuerdämonen.

Aber als Cadeon über seine Frau sprach, änderte sich sein ganzes Verhalten, und sein Glas stand vergessen auf dem Tisch. »Wie klug sie ist, wussten wir ja schon. Aber wer hätte gedacht, dass eine Mathematikerin so sexy sein kann?«

»Wie bist du an das Schwert gekommen?«

»Ich musste sie Groot im Austausch dafür überlassen. Ich dachte, du wärst bestimmt stolz auf mich, dass ich einmal in meinem Leben ein richtiges Opfer bringe. Ich dachte an dich, an das Königreich und das Volk. Trotzdem hatte ich vor, sie mir gleich zurückzuholen, aber dieser Mistkerl hat mich reingelegt …«

Nachdem Cadeon alles erzählt hatte, was geschehen war, versuchte Rydstrom sich vorzustellen, wie schmerzvoll es wäre, das entsetzte Gesicht der Frau zu sehen, der er mit Leib und Seele verfallen war, nachdem er sie dermaßen hintergangen hatte. Auch wenn Cadeon einen Plan hatte, um sie zu retten, wusste Rydstrom nicht, ob er an dessen Stelle dasselbe hätte tun können.

Cadeon sagte, Holly habe … geweint.

Mein Bruder ist ein stärkerer Mann als ich. Es war schwer, in den sauren Apfel zu beißen und diese Wahrheit anzuerkennen, aber Rydstrom war einfach verrückt nach Sabine. Allein der Gedanke, auch nur einen Tag von ihr getrennt zu sein, ließ sofort seine Fänge wachsen. »Hat Holly dir vergeben?«

»Beinahe vollständig. Aber wenn es ihr nicht so gut geht, macht sie mir deswegen immer noch die Hölle heiß. Ich sag mir dann immer, dass so was zum Ehemanndasein dazugehört«, sagte er mit herausgestreckter Brust.

»Ist sie krank? Du hast mir doch erzählt, dass sie inzwischen eine Unsterbliche ist.«

»Ja, aber manchmal muss sie sich übergeben, weil … also, die Sache ist die … Ach, Scheiße, Rydstrom, ich hab sie geschwängert.«

»Du wirst Vater?« Ihr Götter, steht uns bei. Ich werde Onkel?

»Ich hab gleich beim ersten Mal voll ins Schwarze getroffen. Nïx nennt mich nur noch Meisterschütze und Womb Raider.«

»Ja, unsere Nïx versteht was von Subtilität.« Vor einem Monat wäre Rydstrom bei der Vorstellung, dass sein Bruder das Gefäß geschwängert hatte, unwohl zumute gewesen. Doch jetzt war er zuversichtlich, dass die Frau einen Krieger des ultimativ Guten zur Welt bringen würde.

»Darum bin ich heute auch allein, weil Nïx und Holly einkaufen gegangen sind, Babyschwerter oder so ’n Zeug.« Er kratzte sich am Kopf. »Ich hoffe ja immer noch, dass das bloß ein Witz war, aber bei Walküren weiß man ja nie.«

»Wie fühlst du dich bei dem Gedanken, ein Kind zu bekommen?«

»Zuerst war ich glücklich, weil ich dachte, dass Holly mir dann verzeihen müsste, so als ob ich einen Verbündeten ins feindliche Lager geschmuggelt hätte, der mir helfen würde«, sagte Cadeon – typisch Söldner. »Und dann war ich total aufgeregt. Wenn Holly schon findet, dass ich sie in den Wahnsinn treibe, was ist dann erst los, wenn überall kleine Miniaturausgaben von mir rumlaufen?«

»Das habe ich am eigenen Leib erfahren. Und ich muss sagen: Einer war schon mehr als genug.«

Eine unbehagliche Stille breitete sich im Zimmer aus. Rydstrom nahm noch einen Schluck und murmelte über den Glasrand hinweg: »Hauptsache, alles ist gut vertäfelt.«

»Was?«

Rydstrom schüttelte den Kopf. »Ach, nichts.«

»Nein, sag schon.«

»Als du klein warst und deine Hörner sich häuteten, haben sie so schlimm gejuckt, dass du immer wieder gegen die Wände gelaufen bist. Nylson und ich haben uns immer totgelacht, wenn wir wieder eine Furche in einem Meter Höhe entdeckten, die sich entlang der ganzen Halle erstreckten. Und wir ließen sie nie reparieren.« Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, bis er Cadeons Gesichtsausdruck bemerkte. »Warum siehst du mich so an?«

»Du redest über mich. Und es klingt so, als ob du … mich gernhättest.«

Zur Hölle damit, was hatte Rydstrom schon zu verlieren? »Es hat mir beinahe das Herz gebrochen, dich fortzuschicken.«

Cadeon sah ihn mit finsterer Miene an. »So sehr, dass du mich andauernd besuchen musstest?«

Solche Verbitterung? »Das habe ich, so oft ich nur konnte. Am Anfang jede Woche wenigstens einmal.« Auf Cadeons ungläubigen Blick hin fuhr er fort: »Ich war da, habe auf dich aufgepasst, dafür gesorgt, dass du alles hattest, was du brauchtest. Aber ich hab mich im Hintergrund gehalten, weil Zoë und Mia meinten, ich würde sonst verhindern, dass du eine Beziehung zu deiner neuen Familie aufbaust.«

»Wie wär’s denn gewesen, wenn du mich gar nicht erst weggeschickt hättest?«

»Nachdem Nylson und unser Vater gerade erst getötet worden waren, weil sie die alten Bräuche missachtet hatten? Als du noch so klein warst, hatte ich mich noch nicht daran gewöhnt, König zu sein. Ich hatte soeben meinen ältesten Bruder verloren, der mein bester Freund war. Dazu noch meinen Vater. Und da sollte ich dich auch noch einem Risiko aussetzen? Diesen Gedanken konnte ich einfach nicht ertragen. Ich war sogar versucht, mir einfach meine Schwestern und dich zu schnappen und irgendwo ganz neu anzufangen. Den Kriegen und all dem Töten den Rücken zuzukehren.«

Cadeon starrte ihn mit offenem Mund an. »Du hast daran gedacht, die Krone aufzugeben?«

»Wenn es einen würdigen Ersatz für mich gegeben hätte, ja. Dann verlor ich nur ein paar Jahre später das Königreich an einen grausamen Mörder. Ich fragte mich, ob ich wohl hart genug gekämpft oder ob ich zu leicht aufgegeben hatte. Die Schuldgefühle waren unerträglich – sie sind es heute noch.«

»Aber die Krone bedeutete alles für dich. Darum hast du mich doch die ganzen Jahre gehasst.«

»Ich habe dich nie gehasst. Und die Krone hatte nichts damit zu tun, warum ich so hart zu dir war.« Cadeon hob die Augenbrauen. »Na gut, zum Teil schon. Aber ich war auch sauer über die Art, wie du dein Leben gelebt hast. Du warst selbstsüchtig und gleichgültig.« Rydstrom wusste, dass Cadeon dem nicht widersprechen würde. »Sabine hat mir inzwischen erzählt, dass man dich ermordet hätte, wenn du damals nach Tornin gekommen wärst. Omort hatte fünfhundert Mann ausgesandt, die im Hinterhalt auf dich warteten.«

»Das hat dir Sabine erzählt?«

»Sie wollte die Wogen zwischen uns ein wenig glätten.«

»Irgendwie nett für so ein bösartiges Biest.«

»Hüte deine Zunge, Bruder, diese Frau wird einmal deine Königin sein.« Gerade als Rydstrom dachte, sie würden in einen neuen Streit ausbrechen, hob Cadeon besänftigend die Hände.

»Ja, da hast du recht. Tut mir leid. Aber du darfst nicht vergessen, dass sie ein Teil des Grundes war, wieso ich Holly aufgab. Ich dachte, wenn ich das Schwert hätte, könnte ich dich befreien. Zu wissen, dass du im Kerker saßt, hat ganz schön an mir genagt. Nïx hat mir erzählt, sie wolle dich … benutzen

Das hatte die Zauberin wahrlich getan.

Mit einem Nicken in Richtung leerer Flasche sagte Cadeon: »Das ist etwas, wovon ich dachte, ich würde es niemals sehen: Du hast sie ausgetrunken. Bist du jetzt bereit zu erzählen, was passiert ist?«

Rydstrom atmete tief aus. Dann erzählte er Cadeon beinahe alles – nur das falsche Gelübde ließ er aus. Er endete, indem er sagte: »Meine Fortschritte bei ihr sind nicht so groß, wie ich gehofft hatte. Und ich habe nur noch zwei Tage.«

»Also, ich weiß ja, dass ich der Letzte bin, von dem du einen Rat annehmen möchtest, aber du kannst es nicht erzwingen. Du kannst sie nicht dazu bringen, dich zu lieben.«

»Und was schlägst du dann vor?«

»Du weißt schon – tu was Nettes für sie. Kauf ihr Geschenke. Denk wirklich darüber nach, was ihr gefällt und was sie glücklich macht, und setz das dann in die Tat um. Dann wird das schon. Und wenn nicht, kannst du dir immer noch die Hörner für sie abschneiden. Die Mädels stehen auf so was.«

Rydstroms Blick schoss nach oben. Tatsächlich – Cadeons Kopf war geschoren. »Warum zum Teufel hast du das denn gemacht?«

»Holly hat sich ein normales Leben gewünscht, also hab ich versucht, ihr so viel Normalität wie nur möglich zu geben. Sie hat mich ganz schön angemeckert deswegen und mir verboten, meine ›knüppelharten, sexy Hörner‹ je wieder anzurühren. Und dann hat sie mir aufgezählt, was sie alles tun würde, wenn sie erst wieder nachgewachsen wären. Bei den Göttern, Bruder, diese Frau macht mich echt heiß.« Dann runzelte er die Stirn. »Warte mal. Hast du gesagt, Sabine würde meine Königin werden? Was zur Hölle ist sie denn jetzt?«

Erwischt.

Ein Unwetter zog auf, draußen und auch innerhalb des Hauses. Rydstrom hatte vor, Sabine sein falsches Gelübde zu gestehen. Schweren Herzens machte er sich auf den Weg zu ihrem Zimmer. Cadeon blieb mit seinem Drink zurück.

Nachdem er so hart dafür gearbeitet hatte, sich ihr Vertrauen zu verdienen, würde Rydstrom es gleich mit einem Schlag zunichtemachen. Aber ihm blieb keine andere Wahl. Jedes Mal wenn sie ihn ihren Ehemann nannte, fühlte es sich an, als ob ein Messer in seiner Brust umgedreht würde.

Er setzte sich neben ihr aufs Bett. »Sabine, es gibt etwas, was ich dir beichten muss.«

Sie antwortete nicht, drehte sich nicht zu ihm um, aber ihre schmalen Schultern verkrampften sich, und so wusste Rydstrom, dass sie aufgewacht war.

»Ich möchte nur, dass du versuchst, zu verstehen, wie es dazu kam. Kannst du das tun?«

Keine Antwort. Er legte ihr die Hand auf die Schulter und drehte sie zu sich um. Sie öffnete die Augen. Sie waren mit Blut gefüllt.

»Was ist das? Sabine, was ist los?«

»Es ist … hier.« Ihre Worte waren undeutlich, ihre Haut wächsern.

Er zog sie in seine Arme. Ihr Herz raste.

Als ihr Blut aus der Nase und dann auch aus dem Ohr sickerte, packte ihn die grausamste Angst, die er je verspürt hatte.

»Oh ihr Götter, was geschieht mit dir? Sag’s mir, cwena

»Gift«, brachte sie mit schwacher Stimme heraus.

»Was sagst du da? Wie? Wer hat dir das angetan?«

Sie bäumte sich auf, ihre Hände verkrampften sich. Als sie hustete, sprühte Blut wie ein feiner Nebel aus ihrem Mund.

Ich muss Hilfe holen …

»Cadeon!«, brüllte Rydstrom.

Sein Bruder stürmte auf der Stelle die Treppe hinauf und stürzte mit gezücktem Schwert ins Schlafzimmer. »Was ist los?«

»Sabine ist krank. Wo ist Nïx?«

»Ich kann sie holen.«

»Tu es und dann treffen wir uns im Hexenkoven …«

»Nein!«, schrie Sabine und warf sich in seinen Armen hin und her. »Nicht im … Koven.«

»Ganz ruhig, Kleines, dann bleiben wir hier. Ruhig …« An Cadeon gewandt rief er: »Hol Nïx her. Und wenn du sie nicht finden kannst, dann such Mariketa die Langersehnte. Oder auch die Fee Tera. Sie kennt sich mit Gift aus.«

Ohne ein weiteres Wort rannte Cadeon los. Rydstrom hörte, wie die Nebentür zuknallte und gleich darauf Cadeons Truck davonraste. Rydstrom legte seine Hand auf Sabines Wange und zuckte verwirrt zusammen, weil ihn mit einem Mal ein Schmerz durchzuckte, als ob er in offenes Feuer gegriffen hätte. Doch ihr Nachthemd und das Bettzeug waren kalt.

»Halte durch, Sabine. Für mich. Hilfe ist unterwegs.«

Schmerz schnitt durch ihren Körper wie ein Messer und ließ ihre Muskeln verkrampften. Der kupferige Geschmack von Blut überschwemmte ihren Mund. Fühlt sich an, als ob Klingen meine Adern zerschneiden und in mein Herz stechen.

Rydstrom fragte sie immer wieder, was los sei, starrte entsetzt auf das Blut und wiegte sie in seinen Armen.

Die Qualen raubten ihr den Atem, und sie schloss die Augen. Sie hatte sich geirrt. Auf gar keinen Fall konnte sie das hier aushalten. So dumm, so arrogant, zu denken, sie könnte so was überleben.

Und jetzt würde sie dafür bezahlen. Es sei denn, Rydstrom bringt es übers Herz, zu tun, was getan werden muss.

Ihr Körper wand sich unter den immer weiter anwachsenden grauenhaften Schmerzen. Ihr Geist wurde von Visionen überschwemmt, in denen sie das Gift trank, ja, ein Glas nach dem anderen davon leerte … oder die ätzenden Körnchen einfach auf die Zunge fallen ließ und trocken herunterschluckte.

Bei den Göttern, sie könnte Rydstrom versehentlich mit ihrer Haut, ihrem Blut vergiften. Muss ihn warnen. »Darfst mich nicht … anfassen.«

»Sabine, ich muss dich zu jemandem bringen, der dir helfen kann.«

Sie schüttelte heftig den Kopf. »Das kann niemand … hier.«

Eine weitere Woge des Schmerzes. Unvorstellbare … unerträgliche Qualen.

Blitzartig riss sie die Augen auf, als das rasende Hämmern ihres Herzens aufhörte.

Ihre Blicke trafen sich.

»Cwena?«, fragte er heiser. »Dein … Herz?«

Vorbei. Das war ihr letzter Gedanke. Ihre Lider schlossen sich.

Sein gottloses Brüllen ließ den Raum erbeben.