27

»Das war aber kein Teil der Abmachung!«, kreischte die Zauberin, als Rydstrom in den Teich watete. »Von Wasser war nicht die Rede!«

Obwohl er ihren Hintern mit beiden Händen umfasst hatte und sie hochhielt, hatte sie ihre Beine fest um seine Taille geschlungen. Ihr Götter, sie passte in seine Handflächen, als ob sie dafür geschaffen wäre, so von ihm getragen zu werden.

Er war auf dem Weg zu einer kleinen Felseninsel, die er von oben erspäht hatte. Sie lag mitten im Teich und war von einem schmalen Ring flachen Wassers umschlossen, lag aber ansonsten mitten im tiefen See. »Ich werde dich nirgendwo anders von deinen Fesseln befreien. Auf diese Weise wirst du deine Illusionen nicht dazu nutzen, mir zu entkommen. Es sei denn, du möchtest gerne selbst zurückschwimmen.«

»Schwimmen! Ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht schwimmen kann! Ich mag kein tiefes Wasser!«

»Genau.« Als er ihr vorhin von seinem Vorhaben erzählt hatte, hatte sie versucht, sich gegen ihn zu wehren, was in eine Rangelei ausgeartet war, als er ihr die Kleidung ausgezogen hatte. Völlig umsonst. Er hatte einen Plan, und von dem würde er nicht abweichen.

An diesem Morgen war ihm klar geworden, dass er seine Taktik ändern musste, wenn er die Zauberin dazu bringen wollte, irgendeine Art von Zuneigung für ihn zu empfinden. Als er auf die Jagd gegangen war, war ihm wieder sein Traum eingefallen. Außerdem hatte er darüber nachgegrübelt, dass, wenn Bowen seinen Kopf benutzt hatte, um seine Hexe zu gewinnen, dies ja wohl das Mindeste war, was Rydstrom für Sabine tun konnte. Er würde schon noch herausfinden, was zu tun war, damit es zwischen ihnen beiden zukünftig besser lief.

Aber zuerst einmal musste er sie verstehen, um den rechten Weg zu finden, wie er ihre Zuneigung gewinnen konnte. Und dazu musste er sich ihr Vertrauen verdienen. Das Rätsel, das sie für ihn war, die Herausforderung, die ihre Beziehung darstellte … Rydstrom war bereit. Und er würde sich mit voller Kraft dafür einsetzen.

Als ihm das Wasser bis zur Brust reichte, schrie sie: »Geh zurück! Geh sofort zurück! Was ist, wenn du ausrutschst?« Sie zitterte am ganzen Leib.

»Ich werde nicht ausrutschen, Süße. Siehst du – wir sind schon da.« Der Teich wurde wieder flacher. Kurz vor der Insel angekommen, stellte er sie im kniehohen Wasser ab.

Ihr Blick zuckte in alle Richtungen. »Du kannst nicht begreifen, wie grauenhaft ich das hier finde.«

Vermutlich genauso grauenhaft wie ich im Augenblick meine Burg.

»Setz dich hierhin.« Er zeigte auf einen flachen, langen Felsen. Nachdem sie seinen Worten zögernd Folge geleistet hatte, setzte er sich hinter sie und löste das Seil, das ihre beiden Handfesseln zusammenhielt. Das Seil legte er neben sich, um es jederzeit rasch bei der Hand zu haben.

Sofort reckte sie die Arme hoch über den Kopf und streckte sie erst in die eine, dann in die andere Richtung. »Was ist mit denen hier?«, fragte sie und kratzte sich an der Stelle, wo sich das Seil immer noch um ihre Handgelenke schlang.

»Die bleiben.«

»Was? Die Dinger jucken wie verrückt!«

»Die – bleiben!«

Sie schien sich auf die Zunge zu beißen, um sich eine barsche Antwort zu verkneifen, und sagte stattdessen: »Wie du willst.«

Um sie für ihre Kooperation zu belohnen, massierte er ihr die Schultern. Sie stöhnte und ließ den Kopf nach vorne fallen, sodass sich ihr langes Haar an ihrem Hals teilte. Als ihr blasser Nacken so bloß vor ihm lag, konnte er nicht anders – er musste ihn küssen.

Sie hielt kurz die Luft an und erschauerte.

Er knetete ihre Arme von oben bis hin zu den Fingerspitzen und dann wieder hinauf. »Besser?«

»Hmm? Oh ja, viel besser.«

»Dann ist jetzt die Zeit für meine Fragen.«

»Frag mich.«

»Wie oft bist du bisher gestorben?«

Er spürte, wie sie sich unter seinen Händen versteifte, doch sie antwortete. »Mehr als ein Dutzend Mal.«

»Wie … ist es?«

»Das entsetzlichste, grauenhafteste Gefühl, das du dir vorstellen kannst.«

»Kannst du mir ein Beispiel schildern?«

»Ein Vrekener war mit mir hoch über ein Dorf geflogen und ließ mich dann fallen. Ich blieb mit aufgeplatztem Schädel auf dem Kopfsteinpflaster liegen.« Ihre Stimme wurde distanziert. »Man fühlt, wie das Blut herausläuft. Ohne das Blut fühlt sich der Körper so kalt an, aber wenn es sich um einen herum sammelt, ist es wie eine warme Decke, zumindest für einen Moment.«

Er konnte es kaum ertragen … dass sie für eine Blutpfütze dankbar war.

»Rydstrom«, murmelte sie. Seine Hände drückten viel zu fest zu.

Er minderte den Druck auf der Stelle. »Warum sollten sie dir so etwas antun?«

»Weil ich ihren Anführer umgebracht habe. Die Vrekener waren für viele meiner Tode verantwortlich. Ertränkt haben sie mich auch einmal.«

»Einmal …?« Er schüttelte sich. »Sobald wir von dieser Ebene fort sind, werde ich sie aufsuchen und davon in Kenntnis setzen, dass deine Schwester und du unter meinem Schutz steht. Jede Aktion gegen eine von euch wird als kriegerische Handlung gegen meine Art betrachtet werden.«

Sie dreht sich um, sodass sie vor ihm kniete, und legte ihm ihre zarten Hände auf die Knie. »Das würdest du tun?«

»Du bist meine Frau. Ich werde nicht zulassen, dass dir irgendjemand etwas antut.« Er strich über ihr Gesicht, und sie zuckte nur kaum merklich zusammen. »Da deine Schwester dabei geholfen hat, dich am Leben zu erhalten, stehe ich auch in ihrer Schuld. Ist sie die schwarzhaarige Frau, die nach meiner Verletzung in die Zelle kam?«

»Ja, sie heißt Melanthe. Sie wird sich schreckliche Sorgen um mich machen.«

»Wenn unter den Flüchtlingen ein geflügelter Bote ist, werden wir ihr eine Nachricht schicken, dass es dir gut geht.«

Sabine sah ihn verwirrt an, und dann lächelte sie – ein aufrichtiges, herzzerreißendes Lächeln.

Es schnürte ihm glatt die Brust zusammen. »Du könntest gar nicht schöner sein.«

Sie seufzte. »Ich weiß.« Um seine Lippen zuckte es. »Du bist auch gar nicht mal so übel«, setzte sie hinzu. »Na ja, eigentlich bist du der schönste Mann, den ich je gesehen habe.«

Er stieß die Luft aus. »Warum musst du nur immerzu lügen?«

»Na gut, dann bist du eben nicht der schönste. Aber du bist in den Top Ten. Vielleicht sogar unter den obersten drei.«

»Hauptsache, ich steh auf dem Siegerpodest.«

»Ich liebe deinen Körper wirklich sehr. Du bist ein überaus gut gebauter Mann.« Sie berührte ihn, als ob sie ihn zum allerersten Mal sähe, ließ ihre weichen Hände über seine Brust, die Schultern und den Hals gleiten.

Als sie die Narbe küsste, die sich über sein Gesicht zog, fragte sie: »Wie bist du zu der hier gekommen?«

»Das war bei einem Schwertkampf. Ich war jung; ich hab mich öfters geprügelt. So hab ich mir auch mein Horn lädiert.«

»Dann warst du nicht immer so ruhig und ausgeglichen?« Er schüttelte den Kopf. »Und die Tätowierung?«

»Das war ein Teil meiner Initiation, mit dem Bild eines Tieres gezeichnet zu werden.«

»Und die Narben … hier unten?« Sie strich mit der Rückseite ihrer Finger über seinen Schaft.

Ihre Berührung brachte sein Blut zum Kochen, aber er versuchte, sich zu beherrschen. Er hatte einen Plan, und er hatte vor, diese Frau ganz und gar für sich zu gewinnen.

»Auch ein Teil des Rituals«, sagte er mit heiserer Stimme. »Alle männlichen Dämonen, die ein gewisses Alter erreicht hatten, mussten sich ihm unterziehen. Bis ich dem ein Ende gemacht habe.«

»Warum hast du das getan?«

»Weil es verflucht wehgetan hat.«

»Ich hätte dir einen Kuss daraufgeben können, dann wäre es gleich besser geworden.« Sie grinste. Die Wirkung des Weins schien sich bemerkbar zu machen.

»Ich glaube fast, es gefällt mir, wenn meine Zauberin einen Schwips hat.« Das machte es zumindest einfacher, alle Puzzleteile zusammenzubekommen, die er am dringendsten brauchte. »Wie kommt es, dass du noch Jungfrau warst?«

»Ich habe mich für dich aufgespart«, sagte sie leichthin, aber er wurde langsam immer besser darin, ihre Lügen zu entlarven.

»Nein, das hast du nicht.«

Sie zuckte mit den Achseln. »Es existierte ein Sanktuarium für meinen Körper. Das ist ein Vertrag unter den Sorceri, der festlegt, dass kein Mann mich zwingen kann, Sex mit ihm zu haben, solange ich jungfräulich bleibe.«

»Wie Omort?«, stieß er hervor. Seine Hörner begannen sich vor Wut aufzustellen.

»Ich möchte heute Abend nicht über ihn sprechen. Und meine Gründe gehen nur mich etwas an.« Sie richtete den Blick auf seine Hörner und fuhr mit dem Finger über eines von ihnen. »Wie fühlt es sich an, wenn die Verwandlung einsetzt?«

Er ließ das Thema Jungfräulichkeit fallen. »Es gefällt mir nicht.«

»Warum? Dein Körper wird dadurch um so vieles stärker …«

»Und mein Gehirn wird dadurch abgeschaltet. Es ist so, als ob ich nur noch vom Instinkt gesteuert werde wie ein tollwütiges Tier. Ich kann nicht richtig denken. Meine Vernunft ist ausgeschaltet. Meine Gedanken scheinen willkürlich zu kommen.« Er fuhr sich mit der Hand übers Kinn. »Mein Herzschlag dröhnt so laut, dass ich eine Unterhaltung, die direkt neben mir stattfindet, nicht höre. Andererseits merke ich es sogar, wenn ein Blatt eine Meile entfernt knistert. Nichts ergibt einen Sinn. Und damit kann ich wirklich nur schwer umgehen.«

»Weil du ein Sklave der Vernunft bist?«

»Genau. Du könntest mir etwas völlig Logisches erzählen, aber wenn es gegen meinen Instinkt geht, würde mein Gehirn es einfach ignorieren.« Er tippte sich an die Schläfe, um seine Worte zu unterstreichen. »Und du, Sabine, scheinst zu bewirken, dass ich mich ständig am Rande dieses Zustands befinde. Dies ist ein sehr unbehaglicher Ort für mich.«

»Wie kommt das?«

»Ich habe dich genommen, jedoch ohne dich mit meinem Mal zu versehen. Was letztendlich bedeutet, dass ich nicht wirklich meinen Anspruch auf dich erhoben habe. Der Dämon in mir ist nicht befriedigt.«

»Wie würde es ablaufen, wenn du mich mit deinem Mal zeichnest?«

»Wenn ich in diesen Zustand geriete, wäre meine Wandlung komplett, was bei unserer Art eher selten geschieht. Sobald ich in dir wäre, würde ich meine Fänge in deinen Hals versenken, was dich betäuben würde.«

»Betäuben

»Es heißt, das diene dazu, die Frau ruhig zu halten, während der Mann in ihr kommt.«

»Oh«, sagte sie mit belegter Stimme. »Und wenn du das alles mit mir tun würdest, wäre es weniger wahrscheinlich, dass du dich unvernünftig aufführst?«

»Es würde helfen. Aber ich fühle nach wie vor, dass von deiner Seite aus noch keine irgendwie geartete Bindung zu mir entstanden ist. So gerne ich es auch hätte, dass du mehr für mich empfindest, weiß ich doch, dass es nicht so ist.«

»Was wäre, wenn ich dir sagte, dass ich beschlossen habe, bei dir zu bleiben?« Sie gab ihm einen jener zärtlichen, schmeichelnden Küsse, die ihn ganz wild machten, und doch zwang er sich, sich zurückzuziehen.

Rydstrom wusste, was sie tat. Den Dämon verführen, bis er sich in diesem blindwütigen Zustand befindet. Um ihn gefügig zu machen. Aber sie erkannte nicht, dass er diese Spielchen von ihr erwartete. Und dass sie ihm gefielen.

»Der königliche Rydstrom hält sich von allem und jedem fern«, sagte sie leise. »Aber bei mir wirst du das nicht tun. Ich habe mich entschieden, aus freien Stücken mit dir zu gehen.«

»Hast du das? Und aus welchem Grund?«

»Weil du, mein einsamer Dämon, mich so sehr brauchst. Und weil du mein Ehemann bist.«

Beinahe wäre er zusammengezuckt. Nicht ihr Ehemann. Aber das werde ich sein. »Das sagst du nur, damit ich dir keine Fesseln mehr anlege.«

»Ja, das ist mein Wunsch.« Sie nahm eine seiner Hände und rieb ihre seidenzarte Wange an seiner Handfläche. »Aber das bedeutet nicht, dass das, was ich sage, nicht wahr ist.«

Ihre Worte riefen ihm seinen Traum wieder in Erinnerung, dass sie ihr Leben gemeinsam verbringen, das Bett teilen, einen Sohn aufziehen würden. Wenn sie schwanger war und entkommen sollte …

Er wagte es nicht einmal, es sich selbst gegenüber zuzugeben, aber zum Teil hielt er sie deswegen weiterhin gefesselt, weil er tatsächlich begonnen hatte, daran zu glauben, dass sie eine Zukunft haben könnten. Ein weiterer Konflikt, der in mir wütet. Schließlich konnte er sie nicht bis in alle Ewigkeit gefesselt lassen.

»Ich möchte bei dir bleiben«, murmelte sie. Ihre Lippen waren nur wenige Zentimeter von den seinen entfernt.

Sie spielte mit ihm. Rydstrom wusste es. Doch das bedeutete nicht, dass er diese Worte nicht gerne hörte. »Sag das noch mal.«

»Ich möchte bei dir bleiben.«

»Noch mal.«

»Ich möchte nicht mehr von dir getrennt sein. Bring mich in dein Zuhause, an den Ort, wo du lebst, wenn du nicht auf dieser Ebene bist. Ich werde nicht versuchen zu fliehen. Ich möchte bei dir bleiben.«

Er starrte ihr in die Augen, wollte ihr unbedingt vertrauen. Doch er konnte es nicht. Noch nicht.

»Ich habe dich noch aus einem anderen Grund hierhergebracht«, sagte der Dämon.

»Und welcher ist das?«, fragte Sabine träge. Wäre sie eine dieser Frauen, die zum Seufzen neigten, hätte sie es jetzt getan.

Sein schwarzes Haar war zerzaust, seine grünen Augen unverrückbar auf ihr Gesicht gerichtet. Seine Haut war feucht und glänzte im Mondlicht. Was für ein wunderschöner Mann.

Und er überraschte sie immer wieder. Sein Versprechen, nicht nur sie, sondern auch Lanthe zu beschützen, rührte sie sehr. Sie war davon überzeugt, dass er sein Leben geben würde, wenn es notwendig wäre, um sein Versprechen zu erfüllen. Bedauerlicherweise konnte er sie nicht vor dem Morsus beschützen. Das konnten nur zwei Personen im ganzen Universum …

»Du musst schwimmen lernen«, sagte er.

»Was? Das kannst du vergessen! Im Wasser bekomme ich Panik. So ruhig wie jetzt war ich überhaupt noch nie …«

»Dann ist es ja eine gute Zeit, um zu lernen.« Er stand auf, nahm sie auf die Arme und watete ins Wasser.

»Rydstrom, nein!«

»Vertrau mir einfach, Sabine. Ich möchte nur, dass du dich an das Wasser gewöhnst. Lass dich einfach treiben.«

Wenn sie so tat, als ob sie ihm vertraute, dann würde er sich möglicherweise dementsprechend bei ihr revanchieren. »Was soll ich tun?«

»Leg dich auf meine Hände.« Sogar als sich ihr Körper vor Angst verkrampfte, hielt er ihn mit Leichtigkeit. Schon bald lag sie ausgestreckt auf seinen Handflächen. »Lass dich gehen … vertrau mir.«

»Ich kann nicht.«

»Du kannst es. Du tust es ja bereits.«

»Ich … schwebe?«

»Ich halte dich gar nicht mehr hoch, nur noch so, dass du mir nicht davonschwimmst. So ist’s gut, immer aus- und einatmen. Braves Mädchen.« Seine Stimme war beruhigend, seine großen Hände ihr Anker. »Entspann dich.«

Jene eigentümliche wässerige Stille umgab sie. Über ihr wirbelten Blütenblätter durch das Mondlicht. Ihr Haar kitzelte ihre Schultern. Er hörte nicht auf, ihren Rücken zu streicheln, bis sie sich schließlich entspannte.

Ihre Lider schlossen sich. Friedlich. Perfekt …

Als sie die Augen wieder öffnete, entdeckte sie, dass er ihr Gesicht musterte. Der Besitzanspruch in seinem Blick verschlug ihr den Atem. »Mein Körper liegt vollkommen nackt vor dir, und du siehst dir mein Gesicht an?«

»Ich versuche herauszufinden, wie dein Verstand funktioniert. Wenn mir das gelingt, dann wird dies hier« – er ließ seine Finger von ihren Brüsten aus nach unten wandern – »für immer mir gehören.«

»Glaubst du das wirklich?«

»Das muss ich, Sabine.« Sie überlief ein Schauder. »Zeit zu gehen.« Nachdem er sie behutsam zum Ufer zurückgebracht hatte, half er ihr auf die Füße und griff nach dem Seil, das er auf dem Felsen hatte liegen lassen.

»Was tust du denn da? Du willst mich doch wohl nicht wieder fesseln?«

Er packte ihre Handgelenke. »Und ob.«

»Warum? Ich dachte, wir hätten eine Abmachung.«

Er blieb unbeugsam, auch wenn sie ihm Widerstand leistete.

»Rydstrom! Wie lange willst du mich noch gefesselt lassen?«

»Bis ich weiß, dass du nicht fliehen wirst.«

»Du bist so starrköpfig und uneinsichtig …«

»Vernünftig.«

Sie war außer sich vor Wut, dass ihr Plan nicht aufgegangen war. »Und jetzt bekommst du schon wieder diesen Blick! Oh, ich weiß schon, was kommt. Wenn du mich noch eine weitere Nacht foltern willst, dann werde ich dich hassen!«

Er nickte mit zusammengekniffenen Augen. »Ich weiß, wie sich das anfühlt, wenn man hassen will, wenn man allein daraus seine Kraft bezieht. Das Einzige, was mich meine eigene Wut überstehen ließ, war mein Racheschwur. Bist du nie auf den Gedanken gekommen, dass ich jetzt nur darum in der Lage bin, liebevoll mit dir umzugehen, weil mein Zorn auf andere Weise besänftigt wurde?«

»Das war alles nur ein Schwindel!«

Er stieß ein bitteres Lachen aus. »Aber sicher war es das! Ich bin mir nur allzu bewusst, dass du lediglich mit mir gespielt hast …«

»Nein, du hast dich verstellt! Du bringst mich dazu, dir mein Vertrauen zu schenken, dabei hast du es nicht mal in Erwägung gezogen, mir zu vertrauen!«

»Dir mein Vertrauen schenken? Wie leicht du vergisst, was du mir alles angetan hast. Indem du mich von meinem Bruder fernhieltest, hast du möglicherweise ein für alle Mal meine Chance zerstört, jemals Tornin, meine Heimat, zurückzuerobern. Ich habe dir Rache geschworen, Sabine. Ich brauche sie. Du musst dich mir ergeben!«

Als er sie an seine breite Brust zog, begann sie nach ihm zu treten und drehte und wand sich in seinen Armen, aber sein Griff hielt sie fest wie ein Stahlkäfig.

»Lass es, Dämon! Hör auf damit, mich zu quälen!«

Er ignorierte sie und begann mit dem Aufstieg zum Feuer und zu ihrem Lager, wo er wieder die ganze Nacht hindurch Dinge mit ihr anstellen würde.

Sobald sie dort angekommen waren, ließ er ihren nackten Körper zu Boden gleiten. Er umfasste ihre Oberarme, hielt sie fest und küsste ihren Hals.

Sie konnte gerade noch verhindern, dass ihr Kopf nach hinten fiel. »Dämon … mach mich nicht schwach …«

»Du machst mich schwach.« Er flüsterte grollend an ihrer feuchten Haut: »Ergib dich mir, und wir können all das beenden. Ich begehre dich so sehr, Sabine.« Sie fühlte seinen harten Schaft an ihrem Körper.

»Nicht so sehr, dass du dein Wort brechen würdest.«

»Eines Tages wirst du glücklich sein, einen Mann zu haben, der sein Wort hält. Du hast mir ein paar unerträgliche Nächte beschert. Nun wirst du dasselbe durchmachen. Ich habe geschworen …«

»Erspar dir deine Erklärungen. Dir gefällt das doch alles. Du fesselst mich nur, weil es dich anmacht!«

»Ich hab dir doch erklärt, dass ich nicht riskieren kann, dich zu verlieren.«

»Du lässt einfach nur fünfzehn Jahrhunderte Verleugnung an mir aus!«

»Vielleicht stimmt das, was du sagst, sogar zum Teil. Es gefällt mir, dass du mir ausgeliefert bist. Ich sehne mich danach, dich in den Wahnsinn zu treiben, so wie letzte Nacht. Weißt du, was es für mich bedeutet, wenn ich sehe, dass deine Augen sich vor Lust blau färben? Meinetwegen? Und diese Feuer überall um uns herum lodern zu sehen?« Er rieb sein Gesicht an ihrem und atmete tief ihren Duft ein. »So etwas hab ich noch nie zuvor gefühlt, und ich will mehr davon«, knurrte er in ihr Ohr. »Ich bin von dir besessen, Sabine. Jemand sagte mir einmal, dass jeder Mann eine Obsession in seinem Leben habe. Und du bist meine.«

»Lass mich frei!«

»Ergib dich mir …«

»Wenn du mich nicht gehen lässt, werde ich dich hassen«, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. »Ich schwöre, dass ich dich umbringen werde!«

Er zog sie auf ihr Deckenlager hinab. »Nur dass meine wunderschöne Gefangene ihre Versprechen leider nie hält.«