35
Seit zwei Tagen lief seine Frau nun frei durch das Lager und richtete das größte Chaos an. In den Augen der Dämonen konnte die einst so geschmähte Zauberin einfach nichts falsch machen – und diese Tatsache nutzte sie natürlich voll aus.
Als eine Gruppe junger Frauen sie gefragt hatte, wie eine von ihnen ihr Pferd nennen solle, hatte sie geantwortet: »Mir gefällt der Name Fellatio.«
Als Rydstrom Sabine deshalb später Vorhaltungen gemacht hatte, hatte sie nur gesagt: »Hast du eigentlich eine Ahnung, wie amüsant es war, diese Dämonin seufzen zu hören: ›Ich liebe meine Fellatio‹? Solche Momente kann man nicht mit Gold bezahlen.« Auf seinen unbeugsamen Blick hin hatte sie nur die Augen verdreht. »Diese junge Frau war neunzehn. Und wenn sie jetzt noch nicht weiß, was dieses Wort bedeutet, dann hat sie wirklich größere Probleme, als einen Namen für ihr Pony zu finden.« Sie hatte hinzugefügt: »Du hast dich über die Tatsache lustig gemacht, dass ich deine Sprache absichtlich nicht erlernt habe, weil meine Art sie für ungehobelt hält. Aber ist die Art, wie die Frauen in deinem Königreich mit Sex umgehen, nicht genau dasselbe?«
Er öffnete den Mund, um ihn gleich darauf wieder zu schließen, da er ihr Argument nicht widerlegen konnte.
Außerdem hatte sie eine ganze Anzahl von Dekreten erlassen. Der Weinschenk musste für sie einen süßeren Wein mischen. Die Schmiede musste mit der Arbeit an ihrer Krone und einem neuen Brustpanzer beginnen. Der Koch musste vegetarische Gerichte zubereiten.
Puck folgte ihr auf Schritt und Tritt. Zum Glück konnte er es nicht verstehen, wenn sie Dinge zu ihm sagte wie: »Ist es immer noch hinter mir? Wieso hört es nicht auf, mich zu verfolgen? Es sieht mich schon wieder an, stimmt’s? Ich kann seine kleinen Augen auf mir fühlen.«
Auch wenn sie so tat, als ob sie sich nichts aus Pucks Gesellschaft machte, hatte Rydstrom sie dabei erwischt, wie sie auf einer Bank saß und auf den Platz neben sich klopfte, damit der Junge sich zu ihr setzte. Außerdem hatte er gesehen, wie sie Puck die Haare aus den Augen gestrichen hatte. Jedes Mal erschreckte sie gleich darauf und blickte sich schuldbewusst um, als ob ihre Freundlichkeit unangebracht wäre. In ihrer alten Welt wäre es so gewesen.
Was Rydstrom anging, so konnte er nicht genug Zeit mit ihr verbringen. Im wörtlichen Sinne – denn sie ging ihm aus dem Weg.
Sie hatte ihr eigenes Zelt verlangt und weigerte sich, seines mit ihm zu teilen. In der Nacht des Basiliskenangriffs hatte er sie auf den Felsen hoch über dem Lager angetroffen und ihr dafür gedankt, dass sie seinen Leuten das Leben gerettet hatte. Gleichzeitig hatte er darauf hingewiesen, dass sie immer noch mit ihm schlafen müsse.
»Meine Untertanen haben mir einen neuen Platz zum Wohnen verschafft«, hatte sie erwidert. »Und jetzt, wenn es dir nichts ausmacht … Ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir, musste diese ganzen Flüchtlinge retten, meine Untertanen und so. Schließlich bin ich ja ihre Königin, auch wenn du sie in dem Glauben gelassen hast, dass ich eine unbedeutende Sexsklavin wäre …«
»Das glauben sie jetzt nicht mehr.«
»Das habe ich schon gemerkt, als sie mit dieser Gehorsamssache und den Geschenken anfingen. Sie beten mich an und werden Münzen mit meinem Gesicht darauf prägen. Ist schon in Arbeit.«
Sabine hatte sich geweigert, ihre Meinung zu ändern. Rydstrom hatte sie schließlich gewähren lassen, weil sie immerhin blieb. Wenn sie nicht wegging, so dachte er, könnten sie vielleicht eine Zukunft haben.
Tat Rydstrom, was er nur konnte, um sie zu sehen? Und ob – er versuchte, in jeder freien Minute bei ihr zu sein. So auch an diesem Nachmittag. Er suchte nach ihr, doch sie war weder bei den heißen Quellen noch auf jenem Felsvorsprung, auf dem sie so gerne saß.
Von der Anhöhe aus entdeckte er sie schließlich doch. Sie saß unten im Lager und spielte mit einigen anderen ein Würfelspiel. Als Rydstrom sich niederließ, um sie zu beobachten, stach er sich an etwas Scharfem. Eine Basiliskenschuppe? Als er sich umsah, fand er noch mehr solcher Schuppen. Hatte sie hier oben etwa zusammen mit dem Drachen gesessen?
Er ließ seine Hand über seine Seite mit der Tätowierung gleiten. Es war nun schon so viele Jahre her, dass er mit dem Bild dieses Ungeheuers gezeichnet worden war, ohne zu ahnen, dass eine Zauberin beide in ihren Bann ziehen würde – den Drachen und den Dämon.
Jetzt saß sie dort unten, lachte beim Würfelspiel und sagte vermutlich lauter absonderliche Dinge. Aber ihre Gefährten glaubten stets, dass sie nur Spaß machte. Sie waren von ihrer Schönheit und ihrer geheimnisvollen Ausstrahlung gefesselt, von der Illusion des Goldes, das an ihr glitzerte, und der wilden Bemalung, die ihr Gesicht verbarg. Sie glaubten einfach, sie wäre eine fröhliche Königin, die man allerdings besser nicht verärgern sollte.
Da Sabine den Würfel alles zeigen lassen konnte, was sie wollte, war sie zweifellos gerade dabei, andere um ihr Gold zu bringen. Er hegte den Verdacht, dass Sabine ihre Gewinne an einem geheimen Ort hortete …
Er hörte jemanden näher kommen … Durinda. Er erstarrte. Seit ihrer Enthüllung hatten sie kaum mehr als ein paar Worte gewechselt.
»Jetzt lieben sie sie«, sagte die Dämonin und setzte sich neben ihn. »Erstaunlich. Du weißt, dass sie die Kinder immer noch Brut nennt und das Pronomen es verwendet, wenn sie sich auf eines von ihnen bezieht.« Sie ließ ihre Stimme wie Sabines klingen – herablassend und alles andere als amüsiert –, als sie nun sagte: »Es riecht muffig … Wenn es mir die Ersparnisse deiner Familie geben will, wer bist du, es ihm zu verweigern?« Bevor Rydstrom Sabine verteidigen konnte, fuhr sie schon fort: »Aber sie benimmt sich tatsächlich wie eine Königin. Eine ziemlich unorthodoxe, das ist wahr, aber doch eine Königin.«
»Das glaubst ausgerechnet du?«
Durinda nickte. »Sabine verfügte über die Macht, einen Drachen zu vertreiben, und sie traf die Wahl, diese Leute zu verteidigen. Und sie hat den Mädchen versprochen – die so schrecklich verwirrt wegen ihrer Pferdenamen waren –, dass sie sie unterrichten würde in … solchen Dingen. Ja, sie forderte als Gegenleistung Gold, aber man könnte argumentieren, dass das nur Steuern für Dienste der Regierung seien. Wenn man ihr die entsprechende Legitimation übertragen würde, könnte sie sicherlich einen gesellschaftlichen Wandel in Gang setzen.«
Ihm fiel ein, was Sabine über die Ignoranz der Frauen gesagt hatte, den mittelalterlichen Zustand Rothkalinas, den Mangel an Infrastruktur.
»Und was das Kämpfen angeht, da hat sie auch vollkommen recht«, fuhr Durinda ruhig fort. »Es kann Probleme lösen. Wir lebten in einer vornehmen Welt und waren infolgedessen nicht so stark, wie wir hätten sein können. Und als wir besiegt wurden, waren wir auf die folgenden Jahrhunderte der Tyrannei in keinster Weise vorbereitet.« Sie blickte ihm in die Augen. »Glaubst du, Sabine würde auch nur einen Augenblick ruhen, wenn sie glaubte, ihr Königreich sei verwundbar?«
Niemals. Er könnte sich keine entschlossenere Königin wünschen.
»Und weißt du was? Das erfüllt mich mit Hoffnung«, sagte sie. »Wenn zwei Leute, die so ungleich sind wie Sabine und du, Schicksalsgefährten sein können, dann ist der Mann, um dessentwillen ich diese Reise mache, vielleicht doch der Richtige. Ich bin jedenfalls optimistisch.«
Rydstrom fühlte große Erleichterung und merkte, dass er sich nun in ihrer Gegenwart wieder entspannen konnte. »Denkst du, dass dein neuer Ehemann dir erlauben wird, Puck zu behalten?«
»Das hoffe ich in der Tat. Denn wenn nicht, hat deine Königin angeboten, ihn zu sich zu nehmen.«
Seine Brauen schossen in die Höhe. »Was?«
»Sie sagte zu mir: ›Ich werde dieses Dämonenjungendingsbums nehmen.‹ Als ich sie daran erinnerte, dass Puck nicht ihr Schoßhündchen sei, verdrehte sie die Augen und antwortete: ›Halloooo, das ist ja genau das, was ich in Ordnung bringen will.‹«
Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln.
»Interessanterweise fand Puck im Austausch für seinen Zahn Gold unter dem Kopfkissen. Ich vermute, sie hat sich unsichtbar gemacht und ist heimlich in unser Zelt geschlüpft, auch wenn sie jegliche Beteiligung vehement bestreitet und ein paar Dinge zu mir sagte, die ich hier lieber nicht wiederholen möchte. Puck ist jedenfalls überglücklich.«
Rydstrom hatte bereits akzeptiert, dass er Sabine brauchte. Allerdings hatte er nicht zu hoffen gewagt, dass sein Königreich sie mit offenen Armen empfangen würde. Aber vielleicht war sie genau das, was Rothkalina brauchte. Das Schicksal hatte doch keinen Fehler gemacht.
Es gab nur zwei Probleme. Erstens: Sabine war nicht wahrhaftig seine Königin. Und wenn sie erst einmal erfahren hatte, dass er sie getäuscht hatte, würde sie ihm höchstwahrscheinlich nicht vergeben. Zweitens plante Rydstrom, ihren Bruder bei nächster Gelegenheit umzubringen.
Er hatte erwogen, mit ihr über Omort zu reden, über die Zukunft und die Tatsache, dass es bald Krieg geben würde, denn Rydstrom ging davon aus, dass er schon im Frühling losschlagen würde. Aber dann hatte er entschieden, dass es besser wäre, sie erst einmal nach Hause nach New Orleans zu bringen, bevor sie davonlaufen konnte.
»Ich bin auch deshalb hergekommen, um dir zu sagen, dass die Portalwächter allmählich eintreffen und morgen bereit sein werden«, sagte Durinda. »Sie bringen Nachrichten: Die Mythenwelt spricht nur noch über deinen Bruder und darüber, wie er das Schwert von Groot dem Metallurgen einforderte. Und denk dir nur: Unser Cadeon war erfolgreich.«
»Weiß man, wie es ihm gelungen ist?«
Durinda schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
Vor zwei Wochen wäre es Rydstrom vollkommen gleichgültig gewesen, wie er es angestellt hatte, aber jetzt fürchtete er, dass Cadeon seine Schicksalsgefährtin für das Schwert eingetauscht hatte.
Rydstrom hatte von seinem Bruder nicht nur erwartet, dass dieser seine Frau verraten sollte, sondern auch, dass er sie einem Wahnsinnigen auslieferte, der sich mit ihr fortzupflanzen gedachte. Und möglicherweise hatte Cadeon genau das getan – um des Königreichs willen.
Rydstroms Blick war starr auf Sabine gerichtet. Wenn das der Fall ist, dann ist er ein stärkerer Mann, als ich es bin.
Sabine musste eine dringende Entscheidung treffen.
In den letzten beiden Nächten hatte sie es genossen, oben auf dem Felsvorsprung zu sitzen, Zeit mit dem Drachen zu verbringen, hinaus auf ihre schlafenden Untertanen zu blicken und Rydstroms Silhouette zu verfolgen, der in seinem Zelt auf und ab lief, während er auf ihre Rückkehr wartete.
Aber zur Mittagszeit würden sich die Portale öffnen. Bis dahin blieben ihr nur noch wenige Stunden, doch sie hatte immer noch nicht entschieden, ob sie mit ihm gehen würde.
Während sie auf ihn hinunterblickte, wie er sein Volk mit durchgedrückten Schultern vorbereitete und so königlich aussah, überlegte Sabine hin und her. Sie war frei und könnte mit Leichtigkeit fliehen. Aber sie plagten nach wie vor dieselben Sorgen, was die Durchquerung des Reichs der Finsternis und ihren Empfang bei Omort betraf.
Dazu kam, dass sie nur noch einen Tag davon entfernt war, in Rydstroms Haus zu gelangen, in sein Leben. Nach allem, was man hörte, stand Cadeon kurz davor, das Schwert in seinen Besitz zu bringen. Vielleicht sollte Sabine mit Rydstrom gehen, um das Schwert gerade noch im rechten Moment an sich zu nehmen? Lanthe würde ihre Nachricht erhalten und zu ihr nach Louisiana kommen, um ihr bei der Flucht zu helfen, noch bevor das Morsus in zwölf Tagen seine Wirkung entfalten würde. Am Ende würde es den beiden Schwestern vielleicht doch noch gelingen, die Herrschaft über das Königreich an sich zu reißen.
Oder sollten Lanthe und sie sich mit Rydstrom verbünden? Sabine hatte ihm erzählt, dass sie immer auf der Seite des Gewinners sein würde, und das Blatt schien sich gerade zu wenden. Rydstrom wirkte wie ein Kriegerkönig, der Omort schlagen könnte. Wenn die Wutdämonen das Schwert hätten, könnte sich die Waage entschieden zu ihren Gunsten neigen.
Aber wenn Sabine sich mit Rydstrom zusammentat, bekäme sie es mit noch ganz anderen Dingen zu tun als bloß mit Krieg und Zerstörung. Der Dämon wollte ihre … Zuneigung. Er wollte eine Zukunft mit ihr – ihre gesamte Zukunft. Dieses Bis in alle Ewigkeit jagte ihr eine Höllenangst ein. Sie hatte noch nie ein richtiges Date gehabt, hatte sich noch nie zweimal mit demselben Mann getroffen, und jetzt sollte sie ihre Ewigkeit einem Dämon schenken, den sie erst ein paar Wochen kannte?
Es gab tatsächlich Zeiten, in denen die Versuchung groß war. Wenn sie an diese Momente in der Wildnis dachte, als er sie gestreichelt und ihren ganzen Körper abgeleckt hatte, sie wieder und wieder bis kurz vor den Höhepunkt getrieben hatte, dann fühlte sie sich nicht länger wütend – sie war erregt. Sie sehnte sich nach seinen Berührungen, sogar danach, noch einmal mit ihm ins Bett zu gehen.
Jedes Mal wenn sie in den letzten beiden Nächten ganz allein aufgewacht war und schläfrig nach seiner großen, warmen Brust getastet hatte, hatte sie gedacht: Warum nicht einfach probieren, was er dir anbietet?
Also, was sollte sie tun? Wie sahen ihre Pläne aus?
In genau diesem Augenblick merkte Sabine, dass Rydstrom sie entdeckt hatte. Als ob er spürte, dass sie über eine Flucht nachdachte, hatte er sie den ganzen Vormittag über nicht aus den Augen gelassen. Seine Brauen waren zusammengezogen, und in seinen Augen stand eine Frage.
Ihre Antwort bestand in einer obszönen Geste. Er grinste.
Oh, Mann! Sabine hatte ihn noch nie lächeln gesehen. Und es war göttlich. Finster blickte sie auf ihre Brust hinab. Was war das denn? Sollte das am Ende gar ein zärtliches Gefühl sein?
Er kam auf sie zu, und sie hätte beim besten Willen nicht sagen können, dass sie deswegen am Boden zerstört gewesen wäre. Als er sie auf dem Felsvorsprung erreicht hatte, setzte er sich neben sie.
»Bald ist es Zeit zu gehen, Sabine«, sagte er. »Ich habe dich nie zuvor förmlich gefragt, aber willst du mit mir in mein Heim – in unser Heim – nach Louisiana kommen?«
»Hast du dort Gold?«, fragte sie.
»Nein, aber ich könnte welches beschaffen.«
»Bist du reich?«
»Wenn du als Unsterblicher in jenem Reich lebst, müsstest du schon vollkommen verblödet sein, um nicht reich zu sein.«
»Ist dein Haus schön und groß?«
»Unser Haus ist ein wahres Schmuckstück, eine Villa, die vor Jahrhunderten in einer Gegend erbaut wurde, die für ihre Gärten berühmt ist. Ich bin immer stolz darauf gewesen – es ist eins der teuersten und begehrtesten Häuser in der ganzen Stadt.« Er schien sehr viel Wert darauf zu legen, dass sie es sich ansah.
»Du bist es nicht gewohnt, um etwas zu bitten«, bemerkte sie. »Ist es schwierig, mich zu bitten, dich zu begleiten?«
Er schüttelte den Kopf. »Das hätte es sein können, wenn ich dich nicht so brauchen und begehren würde.«
Sabine hatte einmal gehört, dass Cadeon der eloquentere der beiden Brüder sei, aber sie hielt Rydstroms schroffe Eingeständnisse für viel gefühl- und bedeutungsvoller, als irgendein aalglattes Gerede je sein könnte.
»Warum willst du das unbedingt? Weil ich dir vom Schicksal zugeteilt wurde?«
»Nein, sondern weil ich weiß, dass zwischen uns noch viel mehr entstehen kann.«
Sie blickte tief in seine grünen Augen und sah nichts als Aufrichtigkeit – und Begehren. Er begehrte sie, und er wollte ihr zeigen, wie sehr. Sie schien den Blick gar nicht mehr abwenden zu können.
»Du wirst es nicht bereuen, wenn du mit mir kommst.«
Und wenn sie nicht herausfand, wohin das mit Rydstrom führen könnte, würde sie es am Ende noch die ganze Ewigkeit lang bereuen, die er mit ihr verbringen wollte.
»Dann werde ich es tun«, sagte sie schließlich. »Aber ich habe ein paar Bedingungen.« Als er ihr mit einer seiner königlichen Gesten bedeutete fortzufahren, sagte sie: »Die Sache von wegen Auge um Auge ist vorbei. Wir beginnen das hier als gleichberechtigte Partner.«
»Einverstanden, wenn wir es nur überhaupt beginnen.«
»Und ich will mich vorerst nur auf sechs Tage mit dir festlegen. Danach werden wir neu verhandeln.«
»Wieso nur sechs Tage?«
»Sechs ist meine Lieblingszahl«, log sie.
»Nein, ist sie nicht.«
»Du hast recht, aber es ist trotzdem meine Bedingung.«
»Sonst noch was?«
»Während dieser Zeit reden wir niemals über Omort.«
Nach kurzem Zögern nickte er. »Ich habe auch ein paar Bedingungen«, sagte er dann. »Du musst ehrlich mit mir sein.«
»Das werde ich, soweit es mir möglich ist.«
»Sabine …«
»Sieh mal, das ist für jemanden wie mich wirklich ein großes Zugeständnis.«
Er atmete tief aus. »Du wirst dieser Sache zwischen uns eine faire Chance geben. Kannst du das, cwena?« Er strich ihr mit dem Daumen über die Wange.
Sabine runzelte die Stirn, als er grinste. Diesmal war sie nicht zurückgezuckt.