13
»Mein Dämon ist sauer auf mich«, bemerkte Sabine in der nächsten Nacht. »Ich dachte mir schon, dass du wütend sein würdest, wenn ich mein Versprechen, dich von den Fesseln zu befreien, nicht halte.« Stattdessen hatte sie wiederum angeordnet, ihn an das Bett zu ketten, die Arme über dem Kopf gefesselt.
Es war nicht zu übersehen, dass er kurz vor einem Wutausbruch stand – seine Augen waren nicht mehr grün, sondern beständig schwarz –, aber das hatte ihn nicht davon abgehalten, unter dem Laken eine Erektion zu bekommen.
Er sollte hart für sie sein, denn allein schon die Stufen bis zu seiner Zelle hinunterzusteigen hatte sie scharfgemacht. Ihr ganzer Körper prickelte erwartungsvoll.
Während er mit bloßer Brust vor ihr lag und gegen die Fesseln kämpfte, wanderte ihr anerkennender Blick über seine muskulösen Arme und die breiten Schultern. Ihr Blick folgte jeder einzelnen angespannten Sehne, jedem Muskel auf seinem Oberkörper bis hin zu seinem Bauch. Sie vergaß beinahe zu atmen, als sie auf die Spur dunkler Härchen starrte, die sich von seinem Nabel bis zum Rand des Lakens zog. Das Laken hob und senkte sich im Einklang mit dem Pulsieren seines Schaftes.
Der Dämonenkönig war wahrhaft ein prächtiger Anblick.
»Du hast mir dein Wort gegeben, Zauberin.«
Sie schüttelte sich kurz innerlich. »Hab ich das?«, fragte sie unbekümmert. »Also wirklich, du solltest es besser wissen, als jemandem wie mir zu trauen. Es ist deine eigene Schuld, wenn du so leichtgläubig bist.«
Seine Augen verdüsterten sich noch mehr. Ein zweites Warnsignal waren seine Fänge, die wieder länger wurden. Wie konnte er in dieser Lage nur dermaßen bedrohlich wirken? Als ob er derjenige wäre, der das Heft in der Hand hätte?
»Es war sehr ungezogen von mir, mein Wort zu brechen. Ich finde, du solltest mich bestrafen.« Sie verzog ihre Lippen. »Das müsste einem Mann von deinem Kaliber doch gefallen, oder?«
Als sie sich auf der Bettkante niederließ, versuchte er sich aufzurichten, so weit die straff gespannten Ketten es zuließen.
»Ich werde dich bestrafen, Sabine.« Seine heisere Stimme erklang gleich neben ihrem Ohr. »Wenn ich frei bin, werde ich dich als Erstes übers Knie legen. Ich werde dir deinen bezaubernden Arsch so lange versohlen, bis deine weiße Haut ganz heiß und rot ist von meiner Hand. Dann werde ich dich an mein Bett ketten, und ich schwöre dir, ich werde dich dazu bringen, mich anzuflehen.«
»Dann werde ich dich wohl lieber nicht freilassen.«
»Das wird dir nichts nützen. Irgendwann komme ich frei. Du hast mir Gift eingeflößt, meinen Körper immer wieder gequält und mich gegen meinen Willen festgehalten. Dafür wirst du bestraft. Und deine Strafe wird deinen Taten angemessen sein.«
»Ich kann dich nicht freilassen, Rydstrom. Ich weiß, dass du vorhast, mich zu benutzen, um zu fliehen. Aber ich habe nicht vor, dich heute Abend zu verlieren. Und ich habe nicht vor, mich gefangen nehmen zu lassen.« Er fletschte nur die Fangzähne. »Sag mir, dass du nicht vorhattest zu entkommen, und ich werde dich befreien.«
Er sah sie wieder mit diesem festen, herausfordernden Blick an, leugnete es aber nicht. Und obwohl sie seine unerschütterliche Aufrichtigkeit nur zu gerne als Schwäche gesehen hätte, wirkte er alles andere als schwach. Er wirkte wie der Herr der Lage. Maskulin und wild.
»Rydstrom, glaubst du denn, dass es mir gefällt, dich anzuketten und so zu behandeln?« Er blickte sie nur mit finsterer Miene an. »Na gut, ein bisschen vielleicht schon. Aber ich würde viel lieber ganz normal mit dir Spaß haben. Zumindest, soweit dein Fetisch mit den Fesseln das zulässt.«
»Ich habe keinen Fetisch!«
Mit einer kurzen Handbewegung ließ sie den Kerker das Aussehen ihres Zimmers annehmen. Eine kühle Brise wehte herein und die rot-schwarzen Banner flatterten.
Er runzelte verwirrt die Stirn. »Das ist mein Zimmer.«
»Es ist jetzt unseres. Ich schlafe in deinen Gemächern und erwarte dich.«
Als er die Augen von dem Zimmer löste, musterte er sie prüfend. Sabine war im Großen und Ganzen genauso wie am Vortag gekleidet, nur dass ihr Gewand noch kunstvoller war. Ihr Oberteil bestand aus Gold- und Silberfäden, die sich erst in allerlei Knoten und Biegungen über ihre Brüste schlängelten und dann bis zu ihrem Hals hinaufreichten. Ihre Augen waren mit lila Kajal geschminkt, der so dunkel war, dass er fast schwarz wirkte.
»Du fickst mich schon wieder mit deinem Blick – würdest du mich gerne vollständig nackt sehen?«, fragte sie. »Ich könnte für dich strippen.«
Nach einiger Zeit nickte er kurz, als ob er nicht anders könnte.
Sie zog die langen Handschuhe von ihren Armen und ließ sie achtlos hinter sich auf den Boden fallen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie ihr Oberteil aufgeschnürt hatte, und die ganze Zeit über starrte er wie gebannt auf ihre Finger, wie sie Knoten um Knoten lösten. Seine Erregung schien sich mit jeder Sekunde zu steigern.
»Hast du dieses Oberteil ausgewählt, weil du dachtest, es gefällt mir?« Seine Atmung ging schneller.
»Ja, um dir eine Freude zu bereiten.«
Als sie begann, den Rock abzustreifen, befahl er ihr mit belegter Stimme: »Langsamer, Frau.« Seine Augen brannten, seine Miene zeigte nichts als Begierde. Es schien ihm nicht bewusst zu sein, dass sich seine Hüften sachte auf und ab bewegten.
Sie zog den Rock bis zu den Fußknöcheln hinunter und schleuderte ihn von sich, sodass sie nur noch in ihrem schwarzen Seidentanga und Strümpfen dastand.
»Jetzt das da«, stieß er hervor und wies mit dem Kinn auf ihr Höschen. Sie zog es zentimeterweise herunter, reizte ihn bis zum Äußersten.
Nachdem sie sich mit größter Anmut des Stringtangas entledigt hatte, befahl er: »Hör auf.« Sie trug nur noch ihren Kopfschmuck, das Halsband und die Strümpfe. »Jetzt dreh dich um.«
Sie gehorchte. »Ist das nicht wahrlich der Körper einer Königin, Rydstrom? Komm schon, Dämon. Gib zu, dass ich dir gefalle.« Sie hatte sich einmal um sich selbst gedreht und sah ihm nun wieder ins Gesicht. Gierige Augen, gefährliche Miene. Kleine Schauer tanzten über ihren Körper.
Wie konnte ein Blick sie nur dermaßen erregen?
Sie sah ihm direkt in die Augen, während sie auf ihn zustolzierte. »Wenn du kooperierst, werde ich deinen Körper von deinen seltsam erotischen Hörnern bis zu deinen Zehen mit Küssen bedecken.« Sie stieg über seine Taille hinweg, und als er sich aufbäumte, packte sie seine Hörner und beschwichtigte ihn. »Nennst du das kooperieren, Liebster?« Sie beugte sich vor und rieb ihr Gesicht über die glatte Oberfläche eines der Hörner.
Laut aufstöhnend wandte er sein eigenes Gesicht zur Seite und schmiegte es an eine ihrer Brustwarzen. Aber als er den geschwollenen Nippel dann zwischen seine Zähne nahm, verspürte sie kurz Panik. Er könnte sie beißen … Doch stattdessen saugte er ihren Nippel in den Mund und ließ seine Zunge darüber kreisen, bis sie stöhnte. Zur Belohnung ließ sie ihre Lippen über sein Horn gleiten. Sein riesiger Körper erschauerte unter ihr, dass die Ketten rasselten.
Als er an ihre Brust gepresst ein Stöhnen ausstieß, senkten sich ihre Lider über die Augen. Mit einem Mal war das ganze Zimmer von Feuern erleuchtet, die von jeder fieberhaften Bewegung seiner Zunge an ihrer Brustwarze angefacht wurden.
Mit einem schwachen Lächeln ließ sie die Feuer brennen.
Sabine zog sich ein Stück zurück, dann streifte ihr Mund sein Ohr. »Ich wäre dir eine wunderbare Geliebte, Dämon.« Ihre zarte Hand strich über seine Brust. »Ich würde dir alles geben.«
Daran zweifelte er in diesem Augenblick nicht. »Ich verstehe dich nicht. Als du das letzte Mal hier warst, hast du so abgebrüht gewirkt, als ob du in den Krieg ziehen würdest. Und jetzt das …«
Ihre Berührungen waren nicht länger unpersönlich. Sie waren zärtlich, voller Begehren. So, wie er sich die Berührung seiner eigenen Frau vorgestellt hatte.
»Leugnest du immer noch, dass ich die Deine bin?« In ihrer Stimme lag eine gewisse Schärfe.
»Ich leugne es nicht länger.« Er blinzelte und schüttelte den Kopf, um wieder klar sehen zu können. »Sabine, es brennt …«
»Das ist nur eine Illusion, Dämon.« Dann flüsterte sie in sein Ohr: »Es geschieht unbewusst. Ich schaffe diese Flammen, wenn ich extrem erregt bin.«
Extrem erregt? Und das Feuer wuchs und wuchs. Als er begriff, dass sie dasselbe dringende Verlangen wie er verspürte, begann der instinktive Trieb, sie auf der Stelle befriedigen zu wollen, in ihm zu wüten.
Die Verlockung war zu mächtig, als ob sie Magie benutzte. Das Feuer, die Süße ihrer Berührungen … »Du wirkst irgendeinen Zauber.«
»Es gibt keinen Zauber. Ich begehre dich einfach nur.«
Und während sie ihm ihre beschwichtigenden Worte zuflüsterte, wuchs seine Rage und seine dämonische Seite trat immer deutlicher zutage.
»Akzeptiere mich als die Deine. Erhebe deinen Anspruch auf mich.« Sie umfasste sein Gesicht mit beiden Händen und gab ihm einen zarten und zugleich drängenden Kuss, wie bei ihrer letzten Begegnung. Wenn sie ihn so küsste, schmolz sein Widerstand dahin.
Als sie den Kuss schließlich beendete, beugte sie sich herab und ließ ihre Lippen über seine Brust wandern, wobei ihr glänzendes Haar seine Haut streifte. Ihre Brüste wiegten sich hin und her, ihre harten Brustwarzen streiften seine Haut. Sie war auf dem besten Wege, ihn mit ihren begehrlichen Küssen und ihren seidenweichen Händen, die seinen ganzen Körper erforschten, in den Wahnsinn zu treiben. Und jetzt bewegte sie sich weiter nach unten, ihr Ziel war unverkennbar.
Als sie ihr weiches Gesicht an seinem Schaft rieb, ließ er den Kopf fallen, nur um ihn eine Sekunde später wieder zu heben.
»Typisch Mann«, murmelte sie. »Du willst zuschauen? Na, dann guck mal schön …« Sie begann, seine Eichel zu necken, und leckte deren Schlitz, bis er laut aufschrie.
»Dämon, du schmeckst so gut …«
Er sah sie ungläubig an. »Tassia, nimm ihn zwischen deine Lippen.«
Ihre Hand ergriff die Wurzel und ihre Lippen schlossen sich um den angeschwollenen Kopf. »Hmmmm«, stöhnte sie, sodass die Vibrationen den ganzen Schaft erfassten.
»Nimm ihn ganz tief auf, tu’s für mich!«
Und das tat sie. Sie rieb ihn mit ihrer Hand und saugte gleichzeitig gnadenlos an ihm, um ihn zu befriedigen. Ein hilfloses Stöhnen drang aus seiner Brust, als er sah, wie sie ihr Geschlecht mit einem Finger reizte. Keine selbstlose Frau, sondern eine gierige, die erwartete, auf ihre Kosten zu kommen. Gut.
»Das … gefällt dir? Bist du nass?«
Statt einer Antwort hob sie nur die Hand, die sie benutzt hatte, an seinen Mund. Als ihm klar wurde, dass sie von ihm erwartete, davon zu kosten, zuckte sein Schwanz in ihrem Mund und er beugte sich hastig vor. Er saugte an ihren glitschigen Fingern und stieß vor lauter Wonne ein Knurren aus. Er spürte deutlich, wie sein Samen nach oben stieg.
Die Nacht begann zu verschwimmen. Seine Wandlung zum Dämon war weiter vorangeschritten als je zuvor in Gegenwart einer Frau. Das Verlangen, sie zu nehmen, peinigte ihn immer mehr. Ihre Finger ließ er erst los, als sich sein Rücken durchbog. So kurz davor.
Sie grub ihre Fingernägel in seinen Oberkörper und zeichnete ihn in ihrer Hemmungslosigkeit, was ihn an den Rand der Ekstase trieb. »Ich muss … dich besitzen!« Die Hände über dem Kopf gefesselt, die Arme zum Zerreißen angespannt, stieß er mit voller Wucht in ihren Mund.
Sie hörte auf und zog sich zurück.
»Nein!«, brüllte er.
Sie blickte ihn mit ihren schwarz umrandeten Augen an, die metallisch blitzten, ohne seinen Schaft loszulassen, der immer noch feucht von ihrer Zunge war. »Das Gelübde, Dämon! Gib es mir, und ich besorge es dir, bis du nur noch Sterne siehst«, versprach sie ihm und rang nach Luft.
Der pochende Schmerz war zu viel … alles drängte ihn, ihr nachzugeben.
»Rydstrom, ich will es auch. Hast du denn noch nie daran gedacht, dass ich auch dich brauche?«
Sie braucht mich? »Sabine …« Er verstummte, als er einen Schrei aus dem Hauptturm hörte. »Was war das?«
»Nichts, überhaupt nichts …«
Jemand hämmerte gegen die Zellentüre.
»Ignorier es einfach, Dämon«, sagte Sabine. »Was wolltest du mir gerade sagen?«
»Abie!«, rief eine weibliche Stimme von draußen. »Schnell!«
Sabine stieß einen spitzen Laut der Frustration aus. Dann legte sie die Stirn gegen seinen Schaft und drückte ihn gegen seinen Bauch.
»Bring es zu Ende, Sabine«, forderte Rydstrom heiser. »Du musst es zu Ende bringen.«
Behutsam schob sie sich über seinen Körper hinweg nach oben, bis ihr Kopf auf seiner Brust ruhte. Beide versuchten sie, wieder Atem zu schöpfen; sie zitterte – er bebte. Und trotz aller Qualen fühlte es sich so verdammt richtig an, sie auf sich zu spüren.
Mein. Es verlangte ihn danach, seine Arme um sie zu legen, sie an sich zu ziehen, sie zu halten.
»Lass mich rein!«, rief die Frau. »Ich gehe nicht weg, bis du aufmachst.«
Sabine seufzte und drückte ihm einen Kuss auf die Brust. »Dein Herz ist so stark«, murmelte sie. Sie klang beeindruckt. Als sie den Kopf hob, trafen sich ihre Blicke. »Ich frage mich, ob es wohl für uns beide schlagen könnte.«
»Wenn ich glaubte, ich könnte mehr von dir bekommen, wäre es deins.«
Ihr Mund öffnete sich. Ein weiterer Schrei ertönte aus dem Hauptteil der Burg.
»Abie, ich werde ein Portal in diese Zelle öffnen, wenn du nicht rauskommst!«
Sabine blickte zur Seite, und als sie sich ihm wieder zuwandte, sah er flüchtig etwas in ihren Augen aufblitzen, das zuvor nicht da gewesen war. Einen Herzschlag lang hatte sie … ängstlich ausgesehen. Sämtliche Feuer erloschen auf der Stelle.
Rydstrom wusste, wie tödlich die Wesen waren, die zurzeit auf der Burg hausten. Seine Angst um sie hatte seine Lust im Nu beträchtlich abkühlen lassen. Meine Frau. Sein Instinkt befahl ihm, sie zu beschützen. Aber sie war eines der tödlichen Wesen hier, das durfte er nicht vergessen.
Nie zuvor hatten sein Instinkt und seine Vernunft einen derartigen Krieg ausgefochten. Er war innerlich zerrissen; dieser Konflikt forderte seinen Tribut. »Bist du in Gefahr?«
»Was würdest du tun, wenn ich Ja sagte?« Sie lächelte, aber ihre Augen erreichte das Lächeln nicht. »Würdest du für meine Sicherheit sorgen?«
»Ja«, erwiderte er, ohne zu zögern. »Befreie mich, Sabine, und ich werde dich mit meinem Leben beschützen.«
»Warum? Nur weil ich deine Gefährtin bin?«
»Ich wurde geboren, um dich zu beschützen.«
»Ich muss gehen.«
»Dann küss mich«, sagte er. Die Worte verließen seine Lippen, ohne nachzudenken.
Sie umfasste sein Gesicht mit ihren kleinen Händen und beugte sich herab. Sie küsste ihn. Anders. Als er seine Augen einen Spaltbreit öffnete, sah er, dass ihre fest geschlossen und ihre Augenbrauen zusammengezogen waren. Als ob sie sich in diesem Kuss verlieren wollte.
Er tat es jedenfalls, und seine Lider schlossen sich wieder. Er verlor sich in der Art, wie ihre Lippen die seinen bebend berührten, in dem Gefühl, wie richtig es war, dass seine Frau ihn brauchte.