6
Rydstrom erwachte … nur langsam kam er zu Bewusstsein. In diesem trüben Zwielicht begriff er vage, dass er auf einem Bett lag.
»Du wachst auf, nach nur einer halben Stunde«, sagte Sabine zu ihm. »Du bist wirklich stark, Dämon.«
Zorn durchströmte ihn, als ihm dämmerte, was geschehen war. Sie hat mich vergiftet. Er konnte weder seine Gliedmaßen bewegen noch seine Lider auseinanderzwingen. Obwohl er ihre Nähe witterte, schien ihre Stimme meilenweit entfernt zu sein.
Ich trage kein Hemd? Was zum Teufel …?
»Es wird vermutlich noch ein paar Augenblicke dauern, ehe wir uns wieder auf körperlicher Ebene austauschen können, darum hatte ich mir gedacht, wir plaudern ein wenig über dein Treffen mit Groots Abgesandtem.«
Was wusste sie? Er versuchte sich zurückzuerinnern, doch sein Gedächtnis ließ ihn im Stich.
»Was ich weiß?«, fragte sie.
Sie las seine Gedanken, was ihn mit Zorn erfüllte.
»Ich weiß, warum du es heute Abend so eilig hattest, nach New Orleans zu kommen, und warum du so angespannt warst, dass ich deinen hübschen Wagen schon in seine Einzelteile zerlegen musste, um deine Aufmerksamkeit zu erregen.«
Er sollte heute Abend seinen Bruder treffen. Cadeon würde sich fragen, wo er steckte. Als Rydstrom spürte, dass sie sich zu ihm aufs Bett gesellte, brachte er es fertig, seine brennenden Augen einen Spalt weit zu öffnen, konnte aber nicht mehr erkennen als einen vagen Umriss.
»Ich weiß, dass Groot ein Schwert geschmiedet hat, von dem du glaubst, dass es Omort zerstören wird«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
Er zuckte vor ihr zurück, um gleich darauf loszubrüllen, als er die Ketten hörte und spürte. »Du hast mich … angekettet?« Das Biest hatte ihn mit Handschellen um Hand- und Fußknöchel ans Bett gefesselt.
Ich werde sie ganz langsam umbringen.
Sie ignorierte seine Frage. »Als Bezahlung für das Schwert hat Groot das Gefäß verlangt, eine Frau, die einen zukünftigen Krieger des ultimativ Bösen oder des ultimativ Guten zur Welt bringen wird.« Abhängig von der Neigung des Erzeugers. »Aber wo willst du sie bloß finden?«
Er fühlte, wie sie erneut versuchte, in seine Gedanken einzudringen, aber diesmal war er vorbereitet.
»Schließlich geschieht es nur alle fünfhundert Jahre, dass ein Gefäß geboren wird, Dämon.«
Und doch hat Cadeon sie bereits gefunden. Unglücklicherweise handelte es sich bei ihr um Cadeons Schicksalsgefährtin. Es war die Frau, die er bereits seit einem Jahr anschmachtete, eine Frau namens Holly Ashwin. Sie war die Bezahlung, die Groot forderte.
Als Rydstrom endlich wieder klar sah, konzentrierte er sich auf Sabine, die neben ihm auf dem Bett saß und ihn über den Rand eines Weinkelches hinweg angrinste. Erleichtert nahm er zur Kenntnis, dass sie ihre Brust bedeckt hatte. Dann aber runzelte er die Stirn. Das Oberteil, das sie trug, war weiß und so eng und klein, dass er den unteren Rand ihrer Brüste sehen konnte. Hatte er ihr das nicht vom Leib gerissen? Ich verlier noch den Verstand …
»Ich weiß jedoch nicht, ob du deinem Vollidioten von Bruder genug Informationen mitgeteilt und ihn auf diese vergebliche Suche geschickt hast.«
Groot hatte auf einigen Rahmenbedingungen bestanden, damit der Handel zustande kam, ein ganzes System von Kontrollpunkten, an denen jeweils neue Informationen darüber warteten, wie sie zu seinem Versteck gelangen konnten. Bei ihrem Telefongespräch hatte Rydstrom Cadeon genug erzählt, damit dieser den ersten Kontrollpunkt finden und die Mission fortsetzen konnte.
»Sie ist keineswegs vergeblich«, sagte er. Aber war es denn überhaupt möglich, dass Cadeon das Richtige tun würde, solange Rydstrom nicht an seiner Seite war?
»Selbst wenn es deinem Bruder irgendwie gelänge, das Gefäß zu finden und Groots geheime Festung aufzuspüren, wird das Schwert einfach nicht funktionieren. Die Sorceri verehren Metall, und Groot der Metallurge schmiedet und verzaubert es. Das verleiht ihm zwar sehr viel Macht, doch längst nicht genug, um dem Unsterblichen den Tod zu bringen.«
Rydstrom erlangte nach und nach seine Stärke zurück und kämpfte nun gegen die Fesseln an.
»Du kannst sie nicht zerstören. Sie wurden magisch verstärkt.«
»Lass mich frei, Sabine!«
»Aber ich habe dich doch gerade erst gefunden«, sagte sie schmollend.
Sein Blick irrte auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit umher. Sie hatte ihn in der größten Zelle eingesperrt. Als er noch über Tornin herrschte, hatte er dieses Gefängnis für politische Gefangene genutzt. Es enthielt ein Waschbecken und eine Toilette, einen kleinen Beistelltisch, einen Läufer auf dem Boden und das Kaminbesteck neben dem Feuer. Nichts, was ihm helfen könnte.
Aber schließlich wusste er ja ganz genau: Niemand entkommt dem Kerker von Tornin.
»Sieht so aus, als wäre es an der Zeit, wieder zum geschäftlichen Teil überzugehen.« Sie stellte ihren Kelch auf den Nachttisch.
»Zum geschäftlichen Teil? Du bist also immer noch nicht zur Vernunft gekommen?«
»Oh nein, ich bin entschlossener als je zuvor. Ich verliere nicht, Rydstrom.«
Er zerrte an seinen Fesseln. »Du stehst ganz kurz davor«, knurrte er.
»Ach, das ist wohl dein berühmt-berüchtigter starker Wille. Fast so stark wie deine Vernunft und dein Sinn für Recht und Unrecht. Andererseits – war es wirklich richtig, mich so zu würgen, wie du es getan hast?«
»Du bist meine Feindin.« Diese unerträgliche Anspannung von vorhin verdoppelte sich noch. »Eine Feindin, die ich bei der ersten Gelegenheit töten werde.«
Seine Stimme war jetzt stark, sein Tonfall tödlich. Und doch wusste nur er allein, wie kurz er davorgestanden hatte, seine Erforschung ihres Körpers fortzusetzen und ihrem so überaus empfänglichen kleinen Körper einen Orgasmus abzuringen. Jeder neue Quadratzentimeter von ihr war noch aufregender als der letzte gewesen.
»Macht es dir denn überhaupt nichts aus, dich so benutzen zu lassen? Als Omorts Werkzeug?«
»Du scheinst zu glauben, ich hätte Angst vor Omort oder aber Gewissensbisse, wenn ich jemanden aus einem anderen Grund ficke als aus Vergnügen oder Liebe. Keins von beiden trifft zu.«
»Dann bist du also nur ein eiskaltes, herzloses Luder.«
»So wie du ein selbstgerechter, jämmerlicher Scheißkerl bist.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen. »Aber das bedeutet noch lange nicht, dass zwischen uns nicht etwas wirklich Bedeutsames entstehen könnte.«
Er strampelte wild mit den Beinen und warf den Oberkörper hin und her.
»Du musst begreifen, dass du nicht entkommen wirst. Es ist unmöglich.« Sie näherte sich ihm auf Händen und Knien, was ihm eine unverstellte Aussicht auf ihr Dekolleté gewährte. Sein starrer Blick entging ihr nicht, und mit einem Mal war das Oberteil verschwunden, und es kamen Brüste zum Vorschein, die einen geringeren Dämon sofort überwältigt hätten. Das Kleidungsstück war bloß eine Illusion gewesen und jetzt waren ihre harten Nippel nur wenige Zentimeter weit davon entfernt, seine Brust zu streifen.
»Willst du, dass unsere Haut sich berührt, Rydstrom?«, hauchte sie.
Als sie sich herabbeugte und ihre Knospen an ihm rieb, wurden seine Lider schwer, und er musste ein Stöhnen unterdrücken. Er verdoppelte seine Anstrengungen, wodurch die Intensität des Kontakts jedoch nur vergrößert wurde.
»Diese Ketten sind magisch verstärkt, genau wie die Zellentür. Akzeptiere es, Rydstrom, du gehörst mir.«
»Verdammte Scheiße, Sabine, du machst mich jetzt auf der Stelle …«
»Ganz ruhig, Dämon.« Sie legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen und zog ihn gerade noch rechtzeitig zurück, um seinen zuschnappenden Zähnen zu entgehen. »Ich weiß genau, was du sagen willst. Du willst sagen, dass ich dich lieber auf der Stelle losmachen soll, weil du mich sonst erwürgst oder mir sonst was antust. Und dann wirst du das Ganze noch mit einer Drohung für die Zukunft garnieren. Vielleicht etwas mit einer näheren Bestimmung, wie ›wenn ich erst mal frei bin‹?«
Sie wagte es, ihn zu verspotten?
»Siehst du, mein kleiner Dämon? Wir stehen dermaßen in Einklang, dass du deine Gedanken für mich nicht einmal mehr in Worte fassen musst.« Sie schenkte ihm ein überhebliches Grinsen. »Es ist so, als ob wir schon jetzt eins wären.«
»Eine Drohung für die Zukunft?« Er hob den Kopf und fletschte seine bedrohlichen Fänge. »Ich werde dir nicht einfach nur wehtun, Sabine. Ich werde dich umbringen.« Es steht so viel auf dem Spiel.
Ein weiterer vergeblicher Versuch, sich von den Ketten zu befreien, ließ die Handschellen so tief in sein Fleisch einschneiden, dass Blut floss.
Er saß wahrhaftig in der Falle. Was bedeutete, dass er nicht zu seinem Bruder gelangen konnte. Und zu dem Schwert. Er war seinem sehnlichsten Wunsch so nahe und wurde nun von Fesseln aufgehalten, die nicht einmal seine Stärke zerreißen konnte …
Die Zauberin hatte ihn gefangen genommen – sie tat ihm das an. Sie war das Hindernis, das ihm im Weg stand. Eine unbedeutende kleine Frau machte Jahrhunderte der Arbeit, des Krieges zunichte.
»Du wirst mich töten?« Sie strich mit ihren Fingernägeln über seine Brust bis hinunter zu seinem Nabel und ließ sie anschließend durch die Linie feiner Härchen gleiten, die darunter wuchsen. Es gelang ihm mit Mühe, ein wohliges Schaudern zu unterdrücken.
Bei ihr schien seine Haut tausendmal sensibler zu sein und sein Körper wie nie zuvor nach Erlösung zu verlangen. Trotzdem stand er zugleich kurz davor, seiner unbändigen Wut die Kontrolle zu überlassen und vollends zum Dämon zu werden. Obwohl seine Rasse zu blindwütigen Wutanfällen neigte, war es ihm immer gelungen, sein Temperament in Schach zu halten. Doch in diesem Moment trieb ihre Anwesenheit ihn in den Wahnsinn, ließ ihn Sinn und Verstand verlieren.
»Ja, dich töten«, stieß er mit heiserer Stimme hervor. »Ihr Sorceri seid körperlich so leicht zu vernichten. Wenn ich dich lange und fest genug würge …«
»So wie du es bereits versucht hast. Wisse eines, Dämon, nichts verärgert mich mehr als ein Versuch, mir das Leben zu nehmen. Ich habe eine besondere Aversion dagegen, umgebracht zu werden.«
Zum Teufel, wovon redet sie da eigentlich?
Sie kniete sich zwischen seine Beine, beugte sich über ihn und legte ihm ihre Hände flach auf die Schultern. Dann senkte sie den Kopf. »Außerdem, würdest du tatsächlich die Mutter deines zukünftigen Nachwuchses töten wollen?«
»Du kleines Lud…« Ihre Zunge auf seiner Brust brachte ihn zum Schweigen, die Worte erstarben ihm in der Kehle.
Er holte tief Luft und bemühte sich um Selbstbeherrschung. Er hatte bereits begonnen, sich zu verwandeln, denn mit seiner Gier nach Sex wuchs auch sein Zorn. Nie zuvor hatte er die Verwandlung und die Lust zur selben Zeit verspürt.
Was geschieht mit mir?
Sie bedeckte seinen Oberkörper mit Küssen, wobei ihr seidiges Haar über seine erhitzte Haut glitt. Nichts wollte er mehr, als sein Gesicht in ihrem langen Haar zu vergraben. Warum hatte er das eben nicht getan? Nein, er musste sie töten.
Eine tickende Zeitbombe. Und die hatte sie gerade eben in ihren Bau geschleppt.
Sie hob den Blick und sah ihm in die Augen, ohne damit aufzuhören, seinen Körper mit Lippen und Zunge zu verwöhnen, wie ein Geschöpf, das aus einer Pfütze trank. Dann waren ihre Hände bei seiner Hose angekommen. Während sie einander anstarrten, öffnete sie langsam seinen Reißverschluss. Das Geräusch schien das stille Gemach vollkommen auszufüllen. Gegen seinen Willen begannen sich seine Hüften zu bewegen.
»Du hast gefühlt, wie nass ich war«, flüsterte sie und ließ ihre Zunge ein weiteres Mal über seine Haut gleiten. Er konnte ihre heißen Atemzüge auf seiner Haut spüren, wie sie immer tiefer wanderten. »Würdest du den hier nicht gerne tief in mich eindringen lassen?« Seine Hüften bäumten sich auf, gerade als sie seinen Schwanz entblößte. »Bring mich zum Höhepunkt!«
In seinen Gedanken blitzten Szenen von Dingen auf, die er gern mit ihr tun würde. Sie auf dem Boden festhalten und tief in sie eindringen. Seinen Samen wieder und wieder in ihren blassen Körper hineinpumpen. Bis sie mich um Gnade anfleht. Immer mehr Fantasien vermischten sich in seinem Kopf mit immer mehr Wut.
Ihre Augen weiteten sich, als sie in sein Gesicht blickte, auf die dämonischen Veränderungen, die er spürte. Schließlich zog sie sich zurück. Er warf sich herum und stieß seine Hörner in die Ketten über seinem Kopf, ohne sich um die Wunden zu kümmern, die er seinen eigenen Armen damit zufügte.
»Ruhig, Dämon«, murmelte sie. Ihre hypnotisierende Stimme drohte ihn zu überwältigen, doch er kämpfte gegen ihren Sog an …
Sie schloss die Hand um seinen Schwanz – er zuckte überrascht zusammen. Er machte es sich schon so lange selbst, dass ihn die Weichheit ihrer Hand verblüffte. In einem gleichmäßigen Rhythmus begann sie, ihn zu bearbeiten, und es gab kein Entkommen. Warf er den Körper hin und her, führte das nur dazu, dass sein Schwanz in ihre Faust hinein- und wieder herausglitt. Er kämpfte, drehte und wand sich, hasste sie, während sie fortfuhr, ihn zu verwöhnen. Blut strömte aus neuen Wunden an Hand- und Fußgelenken …
Wie ein Blitz durchzuckte ihn ein Schock reinster Lust, einer unbekannten Lust. Verwirrt ließ er den Blick sinken. Auf seiner geschwollenen Eichel hatte sich ein Tropfen Feuchtigkeit gesammelt. Sie hatte daraufgepustet und damit den heißen Lusttropfen abgekühlt.
Als sein Schaft in ihrer Hand zu pulsieren begann und auf ihren geöffneten Mund zustrebte, starrte sie mit glänzenden Augen darauf. Sie war erregt, ihr Atem ging stoßweise und erinnerte ihn wieder daran, wie erregt sie vorhin schon gewesen war, als sie seine Finger benässt hatte.
»Ich kann sehen, wie er pulsiert, Dämon.«
Er glaubte ihr. Diese Art schmerzlichen Drucks hatte er in seinem ganzen Leben noch nicht verspürt.
Verwirrung wallte in ihm auf – er lechzte danach, ihren Blick auf ihm zu spüren, wünschte sich, dass sie nach dem verlangte, was sie sah. Er wollte, dass sie ihn begehrte, genauso sehr, wie er sie umbringen wollte. Sein innerer Konflikt wurde immer größer.
Sie fuhr sich mit der Zunge über die Unterlippe. »Ich glaube, du möchtest, dass ich dich dort lecke. Dass ich meinen Mund um ihn schließe und an ihm sauge.«
Während er bei diesen Worten erneut aufstöhnte, zuckte sein Schwanz, und ein weiterer Tropfen quoll hervor. Als er angesichts dieser erstaunlichen Wonnen den Rücken wölbte, murmelte sie: »Nur deine Gefährtin vermag deinen Samen hervorzulocken. Hast du je schon einmal so kurz davorgestanden?«
Das … hab ich nicht.