DER VERRÄTER
Espe vermutete, dass ihm etwa ein oder zwei Stunden bis zum Morgengrauen blieben. Der Regen hatte ein wenig nachgelassen, aber das Wasser tropfte immer noch von den frischen Blättern und klatschte auf die Erde. Die Luft war schwer vor kühler Feuchtigkeit. Ein angeschwollener Bach gurgelte neben dem kleinen Pfad und übertönte die schlammig dumpfen Hufschläge seines Pferdes. Er wusste, dass er jetzt schon sehr nahe war, und er sah bereits den schwachen rötlichen Schimmer der Lagerfeuer an den Rändern der nassen Baumstämme.
Dunkle Zeiten sind die besten für dunkle Geschäfte, hatte der Schwarze Dow immer gesagt, und der hatte es schließlich wissen müssen.
Espe trieb sein Pferd weiter durch die nasse Nacht und hoffte, dass nicht irgendein betrunkener Wachposten nervös wurde und ihm gleich einen Pfeil durch die Gedärme schickte. So was tat wahrscheinlich weniger weh, als wenn einem das Auge ausgebrannt wurde, aber direkt angenehm war es ja nun auch nicht. Glücklicherweise sah er den ersten Posten, bevor der ihn entdeckte, an einen Baum gelehnt, den Speer aufrecht an der Schulter. Er hatte sich eine Kapuze aus Ölzeug über den Kopf gezogen und hätte auch dann nichts gesehen, wenn er wach gewesen wäre.
»He!« Der Mann fuhr herum und ließ seinen Speer auf die Erde fallen. Espe sah grinsend zu, wie der Wachmann hastig im Dunkeln danach herumtastete, und saß ruhig da, die Hände über den Sattelknauf gelegt. »Willst du mich anhalten, oder soll ich einfach weiterreiten und dich in Ruhe lassen?«
»Wer da?«, knurrte der Mann, der jetzt den Speer zusammen mit einem Büschel nassen Grases an sich riss.
»Ich heiße Caul Espe, und der Getreue Carpi wird mit mir reden wollen.«
Das Lager der Tausend Klingen sah ziemlich genauso aus, wie solche Lager immer aussehen. Männer, Zeltleinwand, Metall und Dreck. Vor allem Dreck. Zelte waren ohne besondere Anordnung querbeet errichtet worden. Die Pferde hatte man an Bäume gebunden, und ihr Atem stieg weiß in die Luft. Speere lehnten aneinander. Einige Lagerfeuer brannten hell, andere glommen nur noch leicht, und ihr beißender Rauch hing in der Luft. Ein paar Männer waren noch wach, zumeist in Decken gehüllt, auf Posten oder noch beim Trinken, und sie sahen Espe, der an ihnen vorüberritt, mit misstrauischen Blicken hinterher.
Es erinnerte ihn an all die kalten, feuchten Nächte, die er selbst in solchen Lagern verbracht hatte, einmal quer durch den Norden und zurück. Wie er, an Feuern zusammengekauert, ein Stoßgebet an die Toten geschickt hatte, dass der Regen nicht noch schlimmer wurde. Wie er Fleisch auf den Speeren toter Männer geröstet hatte. Wie er sich im Schnee unter allen Decken, die er hatte finden können, zusammengerollt hatte. Wie er die Klingen für die dunklen Werke des nächsten Tages geschärft hatte. Er sah vor sich die Gesichter von Männern, die tot und wieder zu Schlamm geworden waren, Männer, mit denen er gelacht und getrunken hatte. Sein Bruder. Sein Vater. Tul Duru, den sie den Donnerkopf genannt hatten. Rudd Dreibaum, der Fels von Uffrith. Harding Grimm, stiller als die Nacht. Diese Erinnerungen ließen unerwartet Stolz in ihm aufwallen. Und es folgte eine Welle unerwarteter Scham angesichts der Arbeit, die er nun zu tun im Begriff stand. Mehr Gefühle, als er seit dem Verlust seines Auges zugelassen hatte, und mehr, als er überhaupt je wieder erwartet hatte.
Er schniefte, und sein Gesicht brannte unter dem Verband. Der Augenblick der Empfindsamkeit ging dahin und ließ ihn wieder in der Kälte zurück. Sie hielten vor einem Zelt, so groß wie ein Haus; das Licht einer Lampe leckte durch die Schlitze der Leinwandtür.
»Du solltest versuchen, dich dort drin zu benehmen, du Nordländer-Arschloch.« Der Posten gab Espe einen Stoß mit der eigenen Axt. »Sonst werde ich …«
»Fick dich, du Idiot.« Espe schubste ihn mit einem Arm weg und schob den Stoff beiseite. Drinnen roch es nach abgestandenem Wein, verschimmelter Leinwand, ungewaschenen Männern. Das Zeltinnere war notdürftig von flackernden Lampen beleuchtet, und an den Wänden hingen zerfetzte und ausgefranste Flaggen, die Trophäen früherer Schlachten.
Ein Stuhl aus dunklem Holz, der mit Elfenbein verziert war, vernarbt und vom jahrelangen Gebrauch poliert, stand auf zwei Kisten vor der gegenüberliegenden Wand. Der Stuhl des Generalhauptmanns, wie er vermutete. Der Stuhl, den einst Cosca innegehabt hatte, dann Monza und nun der Getreue Carpi. Er sah nicht viel anders aus als ein abgewetzter Esszimmerstuhl aus dem Haus eines reichen Bürgers. Jedenfalls nicht so wertvoll, als dass es sich gelohnt hätte, Menschen deswegen umzubringen, aber andererseits kann dazu oft schon der geringste Grund genügen.
Ein langer Tisch war in der Mitte aufgestellt, und an beiden Längsseiten saßen Männer. Die Hauptmänner der Tausend Klingen. Männer, die ungehobelt und hart wirkten, vernarbt, fleckig und mitgenommen wie der Stuhl, und die mit einer hübschen Waffensammlung ausgestattet waren. Aber Espe hatte schon in gefährlicherer Gesellschaft gelächelt, und jetzt lächelte er auch. Seltsamerweise fühlte er sich in dieser Gesellschaft wohler als die ganzen Monate zuvor. Hier kannte er die Regeln, dachte er, jedenfalls besser als im Umgang mit Monza. Offenbar hatten sie angefangen, ihren nächsten Beutezug zu planen, nach den Karten zu urteilen, die auf der Tischplatte ausgebreitet waren, aber mittendrin war aus der Strategiebesprechung ein Würfelspiel geworden. Die Landkarten wurden nun von verstreut liegenden Münzen beschwert, von halbvollen Flaschen, alten Bechern und angestoßenen Gläsern. Eine große Zeichnung war rot mit vergossenem Wein verschmiert.
Ein massiger Mann stand am Kopf des Tisches – das Gesicht voller Narben und mit kurzem, grauem Haar, das ihm allmählich ausging. Er hatte einen buschigen Schnurrbart, und der Rest seines kantigen Kinns war mit weißen Stoppeln bedeckt. Der Getreue Carpi persönlich, nach dem, was Monza von ihm erzählt hatte. Er schüttelte in einer gewaltigen Faust die Würfel. »Kommt schon, ihr Scheißerchen, gebt mir eine hübsche Neun!« Die Würfel zeigten eine Eins und eine Drei, und es folgten ein paar Seufzer und auch Gelächter. »Ärsche!« Carpi schleuderte ein paar Münzen über den Tisch zu einem großen, pockennarbigen Drecksack mit Hakennase, in dessen langem schwarzem Haar eine große, kahle Stelle gähnte. »Eines Tages kriege ich deine Tricks raus, Andiche.«
»Das war kein Trick. Ich bin einfach ein Glückskind.« Andiche warf Espe einen Blick zu, wie ihn ein Fuchs für ein Hühnchen erübrigen mochte. »Was ist das denn für ein bandagiertes Arschloch?«
Der Wachposten drängte sich an Espe vorbei und sah ihn unwillig von der Seite an. »General Carpi, dieser Nordmann sagt, er müsste dich sprechen.«
»Tatsache?« Der Getreue betrachtete Espe kurz, dann beschäftigte er sich wieder damit, seine Münzen aufzustapeln. »Und wieso würde ich wohl mit so einem reden wollen? Wirf mir die Würfel noch mal rüber, Victus, ich bin noch nicht fertig.«
»Das ist das Problem mit Generälen.« Victus war kahl wie ein Ei und ausgemergelt wie die Hungersnot persönlich, trug zahllose Ringe an den Fingern und Ketten um den Hals, die jedoch nicht dazu beitragen konnten, sein Aussehen zu verbessern. »Sie wissen nie, wann sie fertig sind.« Damit rollte er die Würfel wieder über den Tisch, und ein paar seiner Kumpel glucksten.
Der Wächter schluckte. »Er sagt, er weiß, wer Prinz Ario getötet hat!«
»Ach, tust du das? Wirklich? Und wer war es?«
»Monzcarro Murcatto.« Mit einem Ruck wandten sich die ganzen gefährlichen Gesichter zu Espe um. Der Getreue legte die Würfel sorgfältig beiseite und kniff die Augen zusammen. »Den Namen scheint ihr ja zu kennen«, stellte Espe fest.
»Sollten wir ihn als Hofnarren einstellen oder als Lügner aufknüpfen?«, knirschte Victus.
»Murcatto ist tot«, knurrte ein anderer.
»Echt wahr? Da frag ich mich, wen ich denn wohl den letzten Monat über gefickt habe.«
»Wenn du Murcatto gefickt hast, dann kann ich dir nur raten, zu ihr zurückzukehren und damit weiterzumachen.« Andiche grinste in die Runde. »Nach dem, was ihr Bruder mir erzählt hat, ist niemand im Schwanzlutschen besser als sie.«
Das rief erneut Gelächter hervor. Espe war sich nicht sicher, wie Andiche das mit ihrem Bruder gemeint hatte, aber das war ihm egal. Er hatte sich den Verband bereits halb abgewickelt, und nun zerrte er den Rest in einem Rutsch hinunter und drehte seinen Kopf ins Licht. Das Gelächter verstummte. Inzwischen hatte er ein Gesicht, das jede Freude sofort auslöschte. »Das hier hat sie mich bisher gekostet. Für eine Handvoll Silber? Scheiß drauf, ich bin nicht halb so blöde, wie sie glaubt, und ich habe immer noch meinen Stolz. Ich bin mit der Schlampe fertig.«
Der Getreue Carpi sah ihn mit gerunzelter Stirn an. »Beschreib sie.«
»Groß, dünn, schwarze Haare, blaue Augen, guckt meistens grimmig. Hat auch eine ziemlich scharfe Zunge.«
Victus machte eine abfällige Bewegung mit seiner beringten Hand. »Das weiß ja wohl jeder!«
»Sie hat eine gebrochene rechte Hand und überall Narben. Weil sie eine Klippe heruntergestürzt ist, sagt sie.« Espe piekte sich den Finger in den Bauch und ließ Carpi nicht aus den Augen. »Genau hier hat sie eine Narbe, und auf dem Rücken das passende Gegenstück. Sie sagt, die Wunde hätte ihr ein Freund verpasst. Hätte sie mit ihrem eigenen Dolch durchbohrt.«
Carpis Gesicht war so finster wie das eines Leichenbestatters. »Du weißt, wo sie ist?«
»Jetzt mach mal halblang«, unterbrach Victus, der noch weniger glücklich aussah als sein Befehlshaber. »Du willst damit sagen, Murcatto wäre noch am Leben?«
»Ich hatte schon so ein Gerücht gehört«, sagte der Getreue.
Ein großer, dunkelhäutiger Mann mit langen Stricken eisengrauen Haars erhob sich ruckartig vom Tisch. »Ich habe alle möglichen Gerüchte schon gehört.« Er sprach langsam, und seine Stimme war tief wie das Meer. »Gerüchte und Tatsachen sind zwei verschiedene Dinge. Wann hattest du Drecksack die Absicht, uns davon zu unterrichten?«
»Wenn ihr es verdammt noch mal wissen musstet, Sesaria. Wo ist sie?«
»Auf einem Gehöft«, sagte Espe. »Vielleicht eine Stunde entfernt, wenn man schnell reitet.«
»Wie viele Leute hat sie bei sich?«
»Nur vier. Einen quengelnden Giftmischer und seine Gehilfin, fast noch ein Mädchen. Eine rothaarige Frau namens Vitari und eine braune Schlampe.«
»Wo genau?«
Espe grinste. »Tja, deswegen bin ich hier, nicht wahr. Um euch das Wo-genau zu verkaufen.«
»Mir gefällt der Geruch dieser Scheiße nicht«, zischte Victus. »Wenn ihr mich fragt …«
»Das tue ich aber nicht«, knurrte der Getreue, ohne sich umzusehen. »Was verlangst du dafür?«
»Den zehnten Teil des Kopfgelds, das Herzog Orso für den Mörder von Prinz Ario ausgesetzt hat.«
»Nur ein Zehntel?«
»Ich würd mal sagen, ein Zehntel ist wesentlich mehr, als ich aus ihr selbst rauspressen könnte, aber nicht genug, als dass ihr mich dafür umbringen würdet. Ich will nicht mehr als das, was ich lebend wegtragen kann.«
»Weise«, sagte der Getreue. »Wir hassen nichts so sehr wie Gier, nicht wahr, Jungs?« Wieder wurde verhalten gelacht, aber die meisten sahen immer noch alles andere als glücklich darüber aus, dass ihre alte Generalin so plötzlich aus dem Land der Toten zurückgekehrt war. »In Ordnung, der zehnte Teil ist nur gerecht. Abgemacht.« Und damit stand der Getreue auf und schlug mit seiner Hand in Espes ein, während er ihm fest ins Gesicht sah. »Wenn wir Murcatto erwischen.«
»Willst du sie tot oder lebendig?«
»Ich muss leider sagen, mir selbst wäre tot wesentlich lieber.«
»Gut, mir auch. Das Letzte, was ich will, ist eine offene Rechnung mit diesem verrückten Luder. Sie verzeiht nicht.«
Der Getreue nickte. »So sieht’s aus. Ich würde sagen, wir beide kommen ins Geschäft. Swolle?«
»General?« Ein Mann mit dichtem Bart trat auf ihn zu.
»Rufe dreimal zwanzig Reiter zusammen, die mit den schnellsten Pferden, sie sollen sich bereit …«
»Es wäre vielleicht besser, wenn es nicht ganz so viele wären«, wandte Espe ein.
»Tatsächlich? Und wieso wären weniger Leute besser?«
»Nach dem, was sie sagt, hat sie hier noch Freunde.« Espe ließ seinen Blick über die gefährlichen Gesichter im Zelt schweifen. »Nach dem, was sie sagt, gibt es im Lager viele, die nicht Nein sagen würden, wenn sie wieder den Befehl übernähme.
Nach dem, was sie sagt, haben sie Siege mit ihr gewonnen, auf die man stolz sein kann, und mit dir hocken sie hier rum und übernehmen Kundschafterdienste, während Orsos Leute die ganze Beute abräumen.« Die Augen des Getreuen schweiften zur Seite und zurück. Gerade so viel, um Espe zu zeigen, dass er einen wunden Punkt berührt hatte. Es gibt keinen Häuptling auf der Welt, der sich seiner selbst so sicher ist, dass er sich überhaupt keine Sorgen macht. Jedenfalls keinen Häuptling von Kerlen wie diesen. »Nimm lieber ein paar weniger, aber dafür solche, bei denen du dir sicher bist. Ich hab kein Problem damit, Murcatto in den Rücken zu stechen; ich würd’ sagen, sie hat das verdient. Aber von einem von denen erstochen zu werden, das ist ’ne andere Sache.«
»Insgesamt fünf Leute, und vier davon Frauen?« Swolle grinste. »Da sollten doch ein Dutzend Männer genügen.«
Der Getreue hielt den Blick fest auf Espe gerichtet. »Trotzdem. Nimm dreimal zwanzig, wie ich gesagt habe, nur für den Fall, dass mehr zum Fest kommen als erwartet. Es wäre mir unangenehm, dort zu erscheinen und festzustellen, dass man ein paar mehr Jungs gut hätte gebrauchen können.«
»In Ordnung, General.« Swolle drängte sich durch die Zelttür.
Espe zuckte die Achseln. »Mach, wie du denkst.«
»Keine Sorge, das werde ich. Darauf kannst du dich verlassen.« Der Getreue wandte sich seinen finster dreinblickenden Hauptmännern zu. »Will einer von euch alten Säcken mit auf die Jagd?«
Sesaria schüttelte seinen großen Kopf, und das lange Haar flatterte. »Diesen Schweinkram hast du angerichtet, Getreuer. Da kannst du auch selbst wieder aufräumen.«
»Ich habe für eine Nacht genug zusammengeraubt.« Andiche schob sich bereits durch die Zelttür, und ein paar Leute folgten ihm murmelnd – einige misstrauisch, andere unbesorgt und wieder andere lediglich betrunken.
»Auch ich muss mich verabschieden, General Carpi.« Der Sprecher fiel zwischen diesen groben, vernarbten, dreckigen Kerlen auf, gerade weil gar nichts an ihm auffällig war. Er hatte einen Lockenkopf und trug, soweit Espe sehen konnte, keine Waffe, keine Narben, keinen hochfahrenden Gesichtsausdruck und nicht einmal den Hauch jener bedrohlichen Haltung, die einen Kämpfer verrät. Aber der Getreue buckelte trotzdem vor ihm, als sei er ein Mann, dem man Respekt entgegenbringen musste.
»Meister Sulfur!« Mit seinen beiden großen Pranken packte Carpi die Hand des Lockigen und drückte sie fest. »Vielen Dank, dass Sie vorbeigeschaut haben. Sie sind hier stets willkommen.«
»Oh, ich werde geliebt, wohin ich auch komme. Es ist immer leicht, mit dem Mann in gutem Einvernehmen zu bleiben, der das Geld mitbringt.«
»Sagen Sie Herzog Orso und Ihren Leuten von der Bank, dass es hier nichts gibt, worüber sie sich Sorgen machen müssten. Wir kümmern uns um alles, genau wie abgesprochen. Sobald ich dieses kleine Problem aus der Welt geschafft habe.«
»Das Leben wirft immer wieder zu gern Probleme auf, nicht wahr?« Sulfur zeigte Espe den Splitter eines Lächelns. Er hatte seltsam gefärbte Augen, eins blau, eins grün. »Dann wünsche ich eine frohe Jagd.« Damit schritt er in den Sonnenaufgang.
Der Getreue nahm Espe sofort wieder in die Zange. »Eine Stunde Ritt, hast du gesagt?«
»Wenn du schnell bist für dein Alter.«
»Ha. Woher weißt du, dass sie dich inzwischen nicht vermisst hat und abgehauen ist?«
»Sie schläft. Spreurausch. Jeden Tag raucht sie mehr von dem Scheiß. Die Hälfte der Zeit ist sie hackedicht, die andere Hälfte giert sie danach. Sie wird eine ganze Weile nicht aufwachen.«
»Dann verschwenden wir besser keine Zeit. Diese Frau ist stets für unangenehme Überraschungen gut.«
»Das ist wohl wahr. Und sie erwartet Hilfe. Zweimal zwanzig Männer von Herzog Rogont, die morgen Nachmittag eintreffen sollen. Sie wollen dich beobachten und dir einen Hinterhalt legen, sobald du nach Süden weiterziehst.«
»Es gibt doch kein schöneres Gefühl, als wenn man eine Überraschung umdreht, nicht wahr?« Der Getreue grinste. »Und du wirst in vorderster Front reiten.«
»Für ein Zehntel des Kopfgelds reite ich in vorderster Front im Damensattel.«
»Einfach vorn reicht schon. Direkt neben mir, damit du mir die Richtung sagen kannst. Wir ehrlichen Jungs müssen zusammenhalten.«
»Das müssen wir«, sagte Espe. »Ohne Zweifel.«
»In Ordnung.« Der Getreue klatschte in die großen Hände und rieb sie. »Ich gehe schnell noch mal pinkeln, und dann lege ich meine Rüstung an.«