DIE RECHNUNGEN ANDERER
Das ist seine Höhle«, sagte der Kleine mit dem Geschwür auf der Wange. »Sajaams Höhle.«
Eine fleckige Tür in einer fleckigen Wand, zugekleistert mit alten Plakaten, auf denen die Mitglieder des Achterbunds als Schurken, Thronräuber und gemeine Verbrecher verunglimpft wurden. Von jedem der Blätter starrten zwei karikierte Gesichter, ein aufgedunsener Herzog Salier und ein überheblicher Herzog Rogont. Zwei lebendige gemeine Verbrecher, die selbst beinahe schon als Karikaturen durchgegangen wären, standen neben der Tür, einer mit dunkler Haut und einer mit einer dicken Tätowierung am Arm. Sie ließen beide einen gleichermaßen finsteren Blick über die Straße schweifen.
»Vielen Dank, meine Kinder. Und nun holt euch was zu essen.« Schenkt legte einen Waag in jede der klebrigen Hände. Angesichts der ungeheuren Summe starrten ihn zwölf Augenpaare aus dreckverschmierten Gesichtern groß an. In ein paar Tagen und erst recht in ein paar Jahren würde es sich erwiesen haben, dass er ihnen damit keinen Gefallen getan hatte. Sie waren die Bettler, Diebe, Huren, die jungen Toten der Zukunft. Aber Schenkt hatte in seinem Leben viel Unheil angerichtet, und daher versuchte er immer, wenn es in seiner Macht stand, freundlich zu sein. Damit konnte er nichts wiedergutmachen, das wusste er. Aber vielleicht konnte er die großen Waagschalen des Lebens mit einer Münze ein wenig zu einer anderen Seite neigen, und eines der Kinder würde verschont werden. Wenn auch nur eines davonkam, war das allein schon eine gute Tat.
Er summte leise vor sich hin, während er die Straße überquerte. Die beiden Männer an der Tür beobachteten jeden Schritt mit finsterem Gesicht. »Ich bin hier, um mit Sajaam zu sprechen.«
»Bewaffnet?«
»Immer.« Er und der dunkelhäutige Wächter starrten sich kurz an. »Meine scharfe Zunge könnte jederzeit zuschlagen.« Keiner der beiden lächelte, aber das hatte Schenkt auch nicht erwartet, und davon abgesehen war ihm das auch ziemlich egal.
»Was hast du mit Sajaam zu besprechen?«
»Bist du Sajaam? Damit werde ich die Partie jedenfalls eröffnen.«
»Willst du uns hier zum Narren halten, Kleiner?« Der Wächter legte eine Hand auf den Streitkolben, der an seinem Gürtel hing, und war ganz offensichtlich davon überzeugt, dass diese Geste höchst einschüchternd wirkte.
»Das würde ich nicht wagen. Ich bin hier, um mich zu amüsieren, und ich habe auch das Geld dazu, sonst nichts.«
»Vielleicht hast du doch an die richtige Tür geklopft. Los, mitkommen.«
Er führte Schenkt durch einen warmen, düsteren Raum, in dem öliger Rauch und tiefe Schatten herumwaberten. Lampen aus farbigem Glas beleuchteten ihn blau, grün, orange, rot. Spreuraucher lagen überall ausgestreckt, und über ihre blassen Gesichter flackerte ein verzerrtes Lächeln, wenn sie nicht schlaff und ausdruckslos vor sich hin starrten. Schenkt merkte, dass er wieder vor sich hin summte, und gebot sich Einhalt.
Ein speckiger Vorhang gab ein großes Hinterzimmer frei, das nach ungewaschenen Körpern, Rauch und Erbrochenem, nach verdorbenem Essen und verdorbenem Leben roch. Ein am ganzen Körper tätowierter Mann saß im Schneidersitz auf einem schweißfleckigen Kissen, und hinter ihm lehnte eine Axt. Ein anderer Mann saß an der Wand gegenüber und machte sich mit einem Messer über ein eklig aussehendes Stück Fleisch her, den gespannten Flachbogen neben dem Teller. Über seinem Kopf hing eine hässliche alte Uhr, deren Zahnrädchen an der Unterseite heraushingen wie die Eingeweide aus einem aufgeschlitzten Leichnam, und das Pendel schwang – tick, tock, tick – hin und her.
Auf einem langen Tisch in der Mitte des Raumes lagen die Utensilien für eine Kartenrunde. Münzen und Gewinnmarken, Flaschen und Gläser, Pfeifen und Kerzen. Männer, sechs an der Zahl, saßen darum herum. Rechts von Schenkt ein dicker Mann, links ein ausgemergelter, der seinem Tischnachbarn gerade stotternd einen Witz erzählte.
»… und er hat sie gef…, gef…, gefickt!«
Hartes Gelächter, harte Gesichter, billiges Leben aus billigem Rauch, billigem Fusel, billiger Gewalt. Schenkts Führer ging zum Kopf des Tisches und beugte sich hinab, um mit einem breitschultrigen, schwarzhäutigen, weißhaarigen Mann zu sprechen, dessen Lächeln auf dem zerfurchten Gesicht verriet, dass er sich als sicherer Besitzer des Ganzen fühlte. Er spielte mit einer goldenen Münze und ließ sie schimmernd über seine Knöchel wandern.
»Du bist Sajaam?«, fragte Schenkt.
Der Mann nickte völlig entspannt. »Kenne ich dich?«
»Nein.«
»Ein Fremder also? Wir empfangen hier nicht allzu viele Fremde, nicht wahr, meine Freunde?« Ein paar der anderen grinsten halbherzig. »Die meisten unserer Kunden sind uns wohlbekannt. Was kann Sajaam für dich tun, Fremder?«
»Wo ist Monzcarro Murcatto?«
Wie ein Mann, der durch dünnes Eis bricht, wurde der Raum in plötzliches, schreckliches Schweigen getaucht. Jene Art schwerer Stille, bevor sich der Himmel auftut. Jene bedeutungsschwangere Ruhe, die das Unvermeidliche ankündigt.
»Die Schlange von Talins ist tot«, raunte Sajaam, und seine Augen verengten sich.
Schenkt fühlte die langsamen Bewegungen der Männer um sich herum. Lächeln verebbte, Füße suchten einen sicheren Stand für tödliches Zuschlagen, Hände glitten zu den Waffen. »Sie lebt, und du weißt, wo. Ich will nur mit ihr reden.«
»Was gl…, was glaubt denn dieser Sch-Scheißkerl, wer er ist?«, fragte der mickrige Kartenspieler, und einige andere lachten. Ein angespanntes, falsches Lachen, um die Spannung zu verbergen.
»Sag mir nur, wo sie ist. Bitte. Dann wird unser Gewissen am Ende des Tages nicht noch mehr belastet sein.« Schenkt machte es nichts aus zu bitten. Seinen Stolz hatte er schon vor langer Zeit abgelegt. Er sah jedem Mann in die Augen und gab jedem Mann die Möglichkeit, ihm das zu geben, was er brauchte. Das tat er immer, wenn er konnte. Er wünschte sich, dass mehr Leute diese Möglichkeit nutzen würden.
Aber sie grinsten ihn nur an und tauschten Blicke, und Sajaam lächelte von ihnen allen am breitesten. »Ich trage mein Gewissen mit Leichtigkeit.«
Schenkts alter Meister hätte vielleicht dasselbe gesagt. »Einigen von uns gelingt das. Das ist eine Gabe.«
»Ich mach dir einen Vorschlag, wir werfen eine Münze deswegen.« Sajaam hielt das Goldstück ins Licht, so dass es blitzte. »Bei Kopf bringen wir dich um. Bei Zahl sage ich dir, wo Murcatto ist …« Sein Lächeln zeigte viele weiße Zähne in seinem schwarzen Gesicht. »Und dann bringen wir dich um.« Ein leises metallenes Klingen ertönte, als er die Münze hochwarf.
Schenkt zog die Luft durch die Nase ein, langsam, ganz langsam.
Das Gold trieb durch die Luft und drehte und drehte sich.
Die Uhr tickte tief und gemächlich wie die Riemen eines großen Schiffes.
Bumm … bumm … bumm …
Schenkts Faust krachte in den breiten Bauch des dicken Mannes zu seiner Rechten und versank fast bis zum Ellenbogen darin. Dem Dicken blieb keine Luft zum Schreien, und daher stieß er ein winziges Stöhnen aus, und die Augen traten ihm aus den Höhlen. Einen Augenblick später drückte ihm Schenkts flache Hand das überraschte Gesicht ein und riss ihm den halben Kopf ab, und der Schädel knüllte sich zusammen wie Papier. Blut spritzte über den Tisch, schwarze, erstarrte Flecken, und der Gesichtsausdruck der übrigen Männer wandelte sich erst jetzt von Wut zu Entsetzen.
Schenkt riss den nächsten Mann von seinem Stuhl und schleuderte ihn zur Decke empor. Er hatte noch nicht einmal zu schreien begonnen, als er gegen die Balken krachte, Holz zerbarst und Splitter herabregneten und der malträtierte Körper mitsamt einem Schauer aus Staub und Gipskrümeln wieder herabfiel. Noch bevor er den Boden wieder erreicht hatte, packte Schenkt den Kopf eines weiteren Kartenspielers und rammte ihm das Gesicht durch die Tischplatte bis in den Boden darunter. Karten, kaputte Gläser, Holzstücke, Dielenstücke und Fleischbrocken stoben in einer dicken Wolke auf. Schenkt riss dem Mann das halbgezogene Beil aus der Hand, als er umfiel, und schleuderte es durch den Raum in die Brust des Tätowierten, der sich gerade von seinen Kissen erhob und den ersten Ton eines Kriegsschreis auf den Lippen hatte. Die Waffe traf ihn mit dem Stiel voran, aber der Aufschlag war so hart, dass das nichts ausmachte. Der Tätowierte fuhr herum und trudelte um die eigene Achse wie ein Kinderkreisel, die Brust klaffte weit auf, und sein Blut spritzte in alle Richtungen.
Der Flachbogen sang mit tiefem und verzerrtem Ton, und die Sehne schlug zurück, nachdem sie den Bolzen in Schenkts Richtung abgeschossen hatte. Das Geschoss flog durch die stauberfüllte Luft wie durch Sirup, der Schaft federte sanft vor und zurück. Schenkt riss ihn aus seiner Flugbahn und schlug ihn sauber in den Schädel eines Mannes, dessen Gesicht sich geradezu zusammenfaltete, während Fleisch aus der aufgeplatzten Haut quoll. Schenkt ergriff ihn unterhalb des Kinns und schleuderte seinen Leichnam mit einer kleinen Bewegung seines Handgelenks durch den Raum. Er krachte gegen den Flachbogenschützen, die beiden Toten verbanden sich miteinander, schleuderten knochenlos gegen die Wand und hinaus in die Gasse, wobei sie ein ausgefranstes Loch in den geborstenen Balken hinter sich zurückließen.
Der Türsteher hatte seinen Streitkolben erhoben und den Mund geöffnet, und die Luft fuhr zischend hinein, bereit, zu wütendem Gebrüll zu werden. Schenkt sprang über die Überbleibsel des Tisches und schlug ihm mit der Rückseite seiner Hand gegen den Oberkörper, zertrümmerte ihm den Brustkorb und versetzte ihn in eine kreiselnde Bewegung, dass er sich wie ein Korkenzieher verdrehte und der Streithammer aus seiner leblosen Hand fiel. Dann trat Schenkt vor und fing Sajaams Münze aus der Luft, die sich nun nach unten bewegte, und Metall klatschte in seine Handfläche.
Er atmete aus, und die Zeit floss weiter.
Die letzten Leichen stürzten zu Boden. Gipsbrocken fielen herab, blieben liegen. Der linke Stiefel des Tätowierten klapperte auf die Dielen, sein Bein zuckte, als er starb. Einer der anderen stöhnte, allerdings nicht lange. Die letzten Blutspritzer regneten sanft aus der Luft, bestäubten die Glassplitter, Holzsplitter und Leichenteile. Eines der Kissen war aufgeplatzt, und die Federn stoben in einer weißen Wolke auf.
Schenkts Faust bebte vor Sajaams schlaffem Gesicht. Dampf stieg zwischen den Fingern auf, dann tröpfelte geschmolzenes Gold hervor und rann schimmernd über seinen Unterarm. Er öffnete die Hand und zeigte Sajaam die Innenfläche, die mit schwarzem Blut beschmiert und mit geschmolzenem Metall überzogen war.
»Weder Kopf noch Zahl.«
»Fff … fff … fff …« Der Stotterer saß noch immer auf seinem Platz, vor dem sich der Tisch zusammengefaltet hatte, umklammerte die Karten mit einer verkrampften Hand, und alles an ihm war mit Blut besudelt und bespritzt.
»Du da«, sagte Schenkt. »Stotterer. Du darfst am Leben bleiben.«
»Fff … fff …«
»Du allein wirst verschont. Raus, bevor ich es mir anders überlege.«
Der brabbelnde Bettler ließ die Karten fallen, rannte winselnd zur Tür und verschwand. Schenkt sah ihm nach. Es war eine gute Tat, auch nur einen Einzigen zu verschonen.
Als er sich wieder umwandte, schwang Sajaam einen Stuhl über seinem Kopf. Er zerbarst an Schenkts Schulter, und die Bruchstücke sprangen über den Boden und klapperten davon. Es war eine sinnlose Geste; Schenkt fühlte es kaum. Mit der Handkante schlug er gegen den dicken Arm seines Gegners, zerbrach ihn wie einen toten Zweig, dann wirbelte er ihn herum und ließ ihn wieder und wieder über den Boden rollen.
Schenkt ging ihm nach, und seine ausgetretenen Arbeitsstiefel machten nicht das geringste Geräusch, als sie die Lücken zwischen den Trümmern suchten. Sajaam hustete, schüttelte den Kopf, wollte sich auf dem Rücken liegend davonwinden, gurgelte durch die zusammengebissen Zähne und zog dabei seine Hand im falschen Winkel nach. Die Fersen seiner bestickten gurkhisischen Pantoffeln schlugen auf den Boden und hinterließen kleine Abdrücke in der Trümmerlandschaft aus Blut, Staub, Federn und Splittern, die sich wie Herbstlaub auf dem Waldboden über dem ganzen Raum ausgebreitet hatte.
»Ein Mann verschläft den größten Teil seines Lebens, selbst wenn er wach ist. Man hat so wenig Zeit, dennoch verschwendet man sie auf viele unbedeutende Dinge. Man ist wütend, enttäuscht oder auf bedeutungslose Nichtigkeiten konzentriert. Diese Schublade schließt nicht bündig mit der Vorderseite meines Schreibtisches ab. Welche Karten hält mein Gegenspieler in der Hand, wie viel Geld könnte ich ihm abnehmen, wenn ich gewänne. Ich wünschte, ich wäre größer. Was werde ich heute essen, ich mag ja keine Pastinaken.« Schenkt schubste eine übel zugerichtete Leiche mit der Stiefelspitze aus dem Weg. »Augenblicke wie diese sind nötig, damit wir zu uns kommen, die Augen von der Erde lösen und zum Himmel richten und unsere Aufmerksamkeit der Gegenwart zuwenden. Nun begreifst du, wie kostbar jeder Augenblick ist. Das ist mein Geschenk an dich.«
Sajaam hatte die rückwärtige Wand erreicht und zog sich schwerfällig daran hoch, kam allmählich auf die Beine, wobei der gebrochene Arm weiterhin schlaff herabhing.
»Ich verabscheue Gewalt. Es ist das letzte Mittel schwacher Geister.« Schenkt blieb einen Schritt von Sajaam entfernt stehen. »Also wollen wir doch lieber auf weitere Spielchen verzichten. Wo ist Monzcarro Murcatto?«
Eins musste man dem Mann lassen, er hatte Mut und fasste nach dem Messer in seinem Gürtel.
Schenkts ausgestreckter Finger fuhr hinein in die kleine Höhlung zwischen Brustkorb und Schulter, direkt unterhalb des Schlüsselbeins. Er drang durch das Hemd, die Haut, das Fleisch, und Schenkts Faust krachte hart gegen Sajaams Brust und schleuderte ihn gegen die Wand, während sein Fingernagel bereits über die Innenseite des Schulterblatts schrammte und die Hand bis zu den Knöcheln im Fleisch versank. Sajaam schrie, und das Messer rutschte aus seinen schlaffen Fingern.
»Keine Spielchen mehr, habe ich gesagt. Wo ist Murcatto?«
»Sie war in Visserine, als ich zuletzt von ihr hörte!« Sajaams Stimme klang heiser vor Schmerz. »In Visserine!«
»In der belagerten Stadt?« Sajaam nickte, die blutigen Zähne fest zusammengebissen. Visserine würde gefallen sein, bevor Schenkt dort ankam, wenn das nicht tatsächlich schon längst geschehen war. Aber er war dafür bekannt, eine Aufgabe stets ganz bis zum Schluss zu verfolgen. Er würde davon ausgehen, dass sie noch lebte, und die Jagd weiterführen. »Wen hat sie bei sich?«
»Einen Bettler aus dem Norden, der sich Espe nannte! Einen meiner Männer namens Freundlich! Einen Sträfling! Einen Sträfling aus der Sicherheit!«
»Ja?« Schenkt drehte seine Finger im Fleisch des Mannes um, und Blut rann aus der Wunde und seine Hand hinab, über die getrockneten Goldspuren auf dem Unterarm, bis sie mit leisem Tropfen vom Ellenbogen fielen.
»Ah! Ah! Ich habe ihr einen Giftmischer namens Morveer vermittelt! In Westport, und in Sipani eine Frau namens Vitari!« Schenkt runzelte die Stirn. »Eine Frau, die dafür sorgt, dass Dinge erledigt werden!«
»Murcatto, Espe, Freundlich, Morveer … Vitari.« Ein verzweifeltes Nicken. Spucke flog bei jedem schweren, gequälten Atemzug von Sajaams zusammengebissenen Zähnen.
»Und was planen diese treuen Gefährten als Nächstes?«
»Ich weiß es nicht genau! Gah! Sie sagte, sieben Männer! Die sieben Männer, die ihren Bruder getötet haben! Ah! Vielleicht gehen sie nach Puranti! Vielleicht wird sie versuchen, Orsos Heer zuvorzukommen! Wenn sie Ganmark erledigt hat, dann sucht sie vielleicht als Nächstes nach dem Getreuen, nach dem Getreuen Carpi!«
»Vielleicht wird sie das.« Schenkt zog seine Finger mit einem leisen Schmatzgeräusch aus der Wunde, und Sajaam brach zusammen, rutschte an der Wand hinunter, bis er auf dem Boden saß, und sein bebendes, schweißgebadetes Gesicht war schmerzverzerrt.
»Bitte«, keuchte er. »Ich kann dir helfen. Ich kann dir helfen, sie zu finden.«
Schenkt hockte sich vor ihn hin und ließ die blutverschmierten Hände über die Knie seiner blutverschmierten Hosen baumeln. »Aber du hast mir schon geholfen. Den Rest kannst du mir überlassen.«
»Ich habe Geld! Ich habe Geld.«
Schenkt sagte nichts.
»Ich hatte ohnehin beabsichtigt, sie früher oder später an Orso zu verraten, sobald der Preis hoch genug sein würde.«
Weiter nichts.
»Das macht keinen Unterschied, oder?«
Schweigen.
»Ich habe dem Luder gesagt, dass sie noch einmal mein Tod sein wird.«
»Damit hattest du recht. Vielleicht ist dir ja das ein Trost.«
»Nicht besonders. Ich hätte sie damals umbringen sollen.«
»Aber du hattest das Gefühl, du könntest noch Geld aus der Sache herausholen. Hast du noch irgendetwas zu sagen?«
Sajaam starrte ihn an. »Was sollte ich zu sagen haben?«
»Manche Leute wollen am Ende noch etwas sagen. Du auch?«
»Was bist du?«, flüsterte Sajaam.
»Ich war viele Dinge. Ein Lernender. Ein Bote. Ein Dieb. Ein Soldat in den alten Kriegen. Ein Diener großer Mächte. Beteiligt an großen Ereignissen. Jetzt?« Schenkt stieß einen unglücklichen Atemzug aus, als er die übel zugerichteten Leichen sah, die im Raum zusammengerollt, ausgestreckt oder in sich zusammengesunken im Raum lagen. »Jetzt bin ich offenbar jemand, der die Rechnungen anderer begleicht.«