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Das Landungsboot der New Hope war zur Hälfte besetzt, als sie durch die Leere des Raums zur Chicago flogen. Diesmal hatten Captain Harris und Commander Vanavong, der Erste Offizier der Hope, sich auf die vordere Beschleunigungs-Bank gezwängt. Mark und Lisa waren in die zweite Reihe verbannt worden, wo die Aussicht nicht annähernd so gut war. Hinter ihnen saßen Bernard Sampson, der Alien-Linguist, und Seiichi Takamatsu, der Alien-Technologe, sowie die anderen Mitglieder der Bodentruppe der Expedition. Takamatsu war ein Fachmann in broanischer Computertechnologie und hatte die letzten fünf Jahre mit der Untersuchung der Computer der Ruptured Whale verbracht. Er hatte die Aufgabe, die Pasol-Datenbank zu validieren, nachdem sie sie in ihren Besitz gebracht hatten.

Der Flug zur Chicago verlief ohne besondere Vorkommnisse und war für die Passagiere auf den hinteren Rängen sogar öde. Die Sicht wurde ihnen durch Rücken und Kopf des Kapitäns und Ersten Offiziers weitgehend verstellt. Und das Blickfeld, das die zwei Offiziere noch frei ließen, wurde dann vom Piloten ausgefüllt. Während sie sich dem Fusionsschiff näherten, machten sie hin und wieder einen unscharfen Klumpen auf einer pechschwarz angestrichenen Hülle aus, die mit der Dunkelheit des Raums verschmolz. Im Gegensatz zu den Q-Schiffen verlieh die Ausrüstung den Menschen auf der Expedition eine volle Stealth-Fähigkeit – einschließlich einer Oberflächen-Behandlung, durch sie sie auch auf kurze Distanz nur schwer zu erkennen waren.

Die Kabinenbeleuchtung wurde heller, als die Hangarbucht-Türen des großen Schiffs aufschwangen und das kleine Landungsboot aufnahmen. Danach ertönte ein Scheppern und Knirschen, als das Landungsboot am Deck gesichert wurde, gefolgt vom unvermeidlichen lauten Zischen, als die Hangarbucht des Fusionsschiffs wieder mit Druck beaufschlagt wurde.

Eine grüne Lampe leuchtete am vorderen Schott auf, und dann ertönte die Durchsage des Piloten, dass man das Boot nun verlassen könne.

Die Rotation des Fusionsschiffs war gestoppt worden, um das Boot einzuschleusen. Also befanden sie sich in Mikrogravitation. Mark und Lisa lösten den ›Sicherheitsgurt für zwei‹ und warteten, bis Sampson und Takamatsu sich zur hinteren Luftschleuse des Boots gehangelt hatten. Sampson legte die Hand auf die Sensorfläche, die beide Türen gleichzeitig öffnete – was nicht eingetreten wäre, wenn die Sensoren ein Druck-Differenzial zwischen drinnen und draußen registriert hätten. Er verschwand mit dem Kopf voraus durch die offene Luke, gefolgt von Takamatsu.

Mark ließ Lisa den Vortritt. Sie stieß sich geschickt mit beiden Armen von ihrem Sitz ab und drehte sich um die Hochachse. Dann hangelte sie sich an den Rückenlehnen der Sitze entlang. Er folgte ihr im Bewusstsein, dass er sich nicht so anmutig bewegte – was seiner Körpergröße wie auch dem Y-Chromosom geschuldet war. Als er die Luftschleuse erreichte, schlängelte er sich hindurch wie ein Taucher, der in ein versunkenes Wrack eindrang, und kam dann in einer riesigen Stahlkammer heraus. Der Laderaum der Chicago erstrahlte im hellen Schein von Flutlichtern. An einem Ende des Raums waren die Schnellboote des Fusionsschiffs abgestellt. Marinesoldaten waren in Zweierreihe angetreten und präsentierten die Strahlen-Gewehre. Die Stiefel waren auf dem sechseckig segmentierten Decksboden verankert, was ihnen die Illusion von Schwerkraft vermittelte. Eine signalorangefarbene Leine war von einem Haken über der Luftschleuse des Boots zu einem ähnlichen Haken über einer nahen Luke gespannt worden. Eine Gruppe von Offizieren des Fusionsschiffs erwartete sie am Eingang der Luke.

Mark folgte den anderen die Führungsleine entlang und hielt an dem Ende inne, wo das Empfangskomitee der Chicago wartete. Niemand sagte etwas, bis der Kapitän und der Erste Offizier zu ihnen aufgeschlossen hatten.

»Captain Harris?«, fragte eine resolute Frau mittleren Alters in der Uniform eines Commanders.

»Ja.«

»Commander Butterfield, Sir. Erster Offizier der Chicago. Captain Symes hat mich gebeten, Sie in Empfang zu nehmen.«

»Gut, dass Sie gekommen sind, Commander. Ich hatte schon befürchtet, dass wir uns in diesem großen alten Bienenstock verirren würden.«

»Es ist wirklich etwas gewöhnungsbedürftig, Sir. Wenn Sie mir bitte folgen wollen – ich werde Sie in die Offiziersmesse bringen, wo der Kapitän zu uns stoßen wird. Ach ja, wir müssten in zehn Minuten wieder künstliche Gravitation im Schiff haben.«

»Danke, Commander. Gehen Sie bitte vor.«

Commander Butterfield hangelte sich an der Führungsleine entlang zur Luke. Dort wechselte sie zur allgegenwärtigen Decken-Führungsstange über, die durch jeden Gang im Schiff verlief. Die Stange diente der Fortbewegung, wenn im Schiff Mikrogravitation herrschte, und die Gruppe von der New Hope war bald hintereinander aufgereiht wie Perlen auf einer Schnur, während sie sich zügig durch die scheinbar endlose Abfolge von Gängen bewegte. Ihre Wanderung wurde von ein paar Besatzungsmitgliedern des Fusionsschiffs verfolgt, wobei die meisten ein Grinsen nicht zu unterdrücken vermochten, als ihre Besucher sich an ihnen vorbeibewegten.

Das Grinsen irritierte Mark zunächst. Dann wurde er sich bewusst, weshalb sie so blöd grinsten. Die gesamte Besatzung der New Hope war bereits verkleidet. Im Gefolge des Ersten Offiziers des Fusionsschiffs befanden sich sechs haarlose, affenartige Gestalten mit originalgetreuen Tiger-Streifen.

Sie mussten wie Comicfiguren vor dem Hintergrund der grauen Schotten des Fusionsschiffs gewirkt haben, während sie sich wie ein Rudel Affen an der Führungsstange entlanghangelten.


»Captain Harris, meine Damen und Herren, darf ich Ihnen Captain Wellington Symes, den Kommandanten der TSN Chicago vorstellen.«

Sie schüttelten dem Kommandanten der Chicago der Reihe nach die Hand. Als sie die Messe erreicht hatten, war das Schiff wieder so weit in Rotation versetzt worden, dass sie nicht vom Deck abhoben. Mark Rykand schätzte die Wirkung auf etwa ein Zehntel g. Sie würde in Kürze auf ein Drittel g ansteigen, den Bord-Standard.

Symes war ein Bär von einem Mann mit einem einschüchternden Blick und einem grimmigen Gesicht. Anders als die meisten Offiziere der Expedition war er schon vor der letzten großen Personalaufstockung ein Angehöriger der Weltraum-Marine gewesen. Sein höheres Dienstalter und die Leistungen hatten ihm das Kommando über das halbe Dutzend der stärksten Schiffe der Flotte eingetragen. Vor diesem Kommando hatte er nichts Größeres befehligt als eine Fregatte – und zwar aus dem einfachen Grund, weil die Weltraum-Marine vor Sar-Say keine größeren Pötte gehabt hatte.

»Frau Rykand«, sagte er, nachdem Lisa ihm vorgestellt worden war. Zur Überraschung aller Anwesenden verneigte er sich und gab ihr einen Handkuss. Dieser Brauch hatte in der vorherigen Generation eine Renaissance erlebt, obwohl er nun schon wieder ausstarb.

»Captain Symes, ich danke Ihnen für die freundliche Begrüßung an Bord dieses großartigen Schiffs.«

»Keine Ursache. Wir hatten auf der Brinks-Basis noch keine Gelegenheit zu einer Vorbesprechung. Ich hielt es deshalb für einen günstigen Moment, Arbeit und Vergnügen zu vereinbaren. Außerdem glaube ich nicht, dass ich je in meinem Leben eine schönere kahle und gestreifte Frau gesehen habe.«

Lisa errötete unter der Körperbemalung.

Symes fuhr fort: »Die Schwerkraft scheint nun hoch genug zu sein. Also fangen wir an, meine Damen und Herren. Nehmen Sie bitte Ihre Plätze ein. Sie sind durch Namensschilder auf dem Tisch gekennzeichnet. In Kürze werden noch ein paar meiner Offiziere zu uns stoßen.«

Tatsächlich tauchten dann noch ein paar Gestalten in Schwarz und Silber auf, während Stewards Wein in hohe Niedergravitations-Gläser einschenkten. Die Neuankömmlinge wurden vorgestellt, und dann stellten die sechs Besucher sich noch einmal selbst vor. Das kostete ziemlich viel Zeit. Mark bemerkte, dass mehrere Offiziere, Männer und Frauen, verstohlen in seine Richtung blickten. Eine kleine Blondine mit den Rangabzeichen eines Leutnants schien sich ganz besonders für ihn zu interessieren. Er fragte sie, ob ihr seine ›Lackierung‹ gefiel.

»Es ist … schön bunt. Färbt es denn ab?«

»Hoffentlich nicht«, sagte er. »Wäre nämlich möglich, dass es draufregnet.«

»Soll das heißen, dass Sie diese Farbe nie mehr loswerden?«

»Zumindest hält sie für ein paar Monate. Wenn das Haar wieder nachwächst, wird die Farbe aber verblassen und wir bekommen die alte Hautfarbe zurück. Jedenfalls hoffe ich das.«

»Ist es das wirklich wert?«, fragte sie und griff damit das Gespräch wieder auf, das sie an Bord der New Hope geführt hatten, als es hieß, dass sie ihr ganzes Haar würden abrasieren müssen. »Ich meine, glauben Sie, dass die Aliens sich dadurch täuschen lassen?«

Er zuckte die Achseln. »Weil wir nicht wissen, wie gut die broanischen Nachrichtendienste arbeiten und wie viele Informationen sie schon über uns haben, wollen wir ihnen die Identifizierung zumindest ein wenig erschweren. Das letzte System hatten wir mit orangefarbener Haut und blauem Haar besucht. Nun sind wir gestreift und unbehaart. Wir versuchen nicht, andere Arten zu imitieren. Wir versuchen nur, unsere wirkliche Erscheinung zu kaschieren.

Bei dieser Art der Tarnung verwenden wir ein ziemlich bizarres Farbschema, von dem wir hoffen, dass die Aliens, denen wir begegnen, es auch in Erinnerung behalten. Wenn sie uns ihren Meistern beschreiben, werden sie ihnen hoffentlich sagen, dass wir Zweibeiner sind – was auf ungefähr 80 % der Rassen in der Souveränität zutrifft – und dass wir eine farbenprächtige Haut und keine Haare haben. Es kommt eigentlich nur darauf an, dass sie uns nicht mit dem Besuch auf Klys’kra’t in Verbindung bringen. Dann werden sie auch nicht die Systematik erkennen, die unseren Aktionen zugrunde liegt.«

»Und wenn sie ihre Beschreibung noch mit Bildern illustrieren?«

Er zuckte die Achseln. »Dann wird wahrscheinlich jemand bemerken, dass – von den schrillen Hautfarben abgesehen – wir und die Vulkanier-Händler die gleichen körperlichen Merkmale haben.«

»Vulkanier-Händler?«

»Das war unsere letzte Maskerade«, erwiderte Mark.

Der blonde Leutnant schien verwirrt und fragte nach kurzer Überlegung: »Und wenn ein Alien euch fragt, weshalb ihr euch angemalt habt, wenn aus den Scans doch eindeutig hervorgeht, dass ihr gar nicht gestreift seid und die Haut mit Haarbälgen bedeckt ist?«

»Ganz einfach. Wir werden das mit dem aktuellen Mode-Trend erklären. Schließlich malt ihr Damen euch seit Tausenden von Jahren an. Wieso sollten Männer nicht das Gleiche tun dürfen?«

Das Essen wurde serviert, während die Offiziere sich in Gespräche mit ihren Nachbarn vertieften. Mark sah, dass Lisa über den Witz eines gut aussehenden und blutjungen Ensigns lachte. Schließlich trafen sich ihre Blicke, als sie über den Tisch zu ihm herüberschaute, und sie hielten stumme Zwiesprache. ›Das ist meine Retourkutsche, weil du mit dieser Blondine gequatscht hast!‹, besagte Lisas Blick. Dann lachte sie wieder über die Witze des Ensign.

Schließlich war das Essen beendet, und die Stewards füllten die Weingläser nach. Captain Symes erhob sich am Kopfende des Tischs, hob bedächtig das Glas, damit der Wein nicht überschwappte, und sagte: »Ein Toast, meine Damen und Herren.«

Sie hoben die Gläser genauso vorsichtig.

»Auf eine erfolgreiche Mission!«

Die Runde bekundete im Chor ihre Zustimmung. Alle tranken vom Wein und stellten die Gläser dann wieder in den Tischhalterungen ab, mit denen sie gesichert wurden. Nach der herrschenden Auffassung markierte der Toast das Ende des geselligen Teils des Abends. Jetzt war Arbeit angesagt.


Wie aufs Stichwort senkte sich ein Holowürfel von der Decke herab und zeigte eine Fernerfassungs-Ansicht von Pastol.

Captain Symes stand auf und stellte sich neben den Würfel. »Beginnen wir mit der Einsatzbesprechung. Captain Harris, möchten Sie vorab noch etwas sagen?«

»Ich hebe mir das für später auf«, erwiderte Harris. »Machen Sie ruhig weiter.«

»Also gut. Die Chicago hat ihre Fernbereichs-Sensoren aktiviert, als wir in der Oort’schen Wolke dieses Systems eintrafen. Wir beobachten den Planeten nun schon seit einem ganzen Tag und haben die Ergebnisse der Delta-Expedition größtenteils bestätigt. Pastol scheint eine überwiegend landwirtschaftliche Welt mit relativ kleinen Städten und viel Schiffsverkehr zu sein. Aber wir haben doch noch eine Kleinigkeit herausgefunden. Wir haben anscheinend Glück. Es befindet sich ein Sternenschiff in der Umlaufbahn.«

»Ein broanisches?«, fragte Harris in plötzlicher Besorgnis.

»Bei allem in der Souveränität muss man zunächst einen broanischen Ursprung annehmen, Captain. Wenn Sie mich aber fragen, ob es ein Kriegsschiff ist – ich glaube nicht. Es scheint sich vielmehr um einen Massengut-Frachter zu handeln. Wir vermuten, dass er hier eine Ladung von dem Zeug übernehmen soll, das dort unten angebaut wird.«

»Erstaunlich«, murmelte Seiichi Takamatsu zwei Plätze zur Rechten von Mark. Seine Worte waren eigentlich nicht für die Allgemeinheit bestimmt, aber Symes sprach trotzdem darauf an.

»Sie haben eine Anmerkung?«

Takamatsu rutschte unbehaglich auf dem Stuhl herum. Das Schweigen zog sich in die Länge, bis Seiichi sich schließlich räusperte. »Verzeihung, Captain. Ich wollte nur sagen, was für ein erstaunliches Transportsystem das Sternentor-Netzwerk doch ist.«

»Wie kommen Sie darauf?«

»Nun, Sir, es ist spottbillig! So billig, dass sich für die Broa sogar der Transport von Nahrungsmitteln über interstellare Entfernungen rechnet. Der Handel zwischen den Sternen ist genauso leicht wie zwischen Kontinenten.«

»Sofern man nichts dagegen hat, von den Broa beherrscht zu werden.«

»Das stimmt natürlich. Trotzdem sind Sternentore nur Maschinen. Es ist ihnen egal, wozu sie verwendet werden. Der Umstand, dass die Broa über eine Million Sternsysteme herrschen, ist auch ein Gradmesser für die Effizienz der Sternentore.

Sie hätten das doch nie so groß aufzuziehen vermocht, wenn ihnen nur der Sternenantrieb zur Verfügung gestanden hätte.«

»Ein interessanter philosophischer Aspekt. Das ist jetzt aber weder der richtige Zeitpunkt noch der richtige Ort dafür«, sagte Captain Symes offensichtlich ungehalten wegen der Unterbrechung. »Wollen wir uns nun wieder der Einsatzbesprechung widmen?«

»’tschuldigung, Sir.«

Symes wandte sich dem Bild im Holowürfel zu. »Dieses Schiff in der Bahn ist ein Glückstreffer. Dadurch sind wir in der Lage, die New Hope simultan mit seinem Abflug in die Umlaufbahn zu bringen. Man wird dann vielleicht gar nicht merken, dass wir nicht durchs Sternentor gekommen sind.«

»Gibt es einen Anhaltspunkt dafür, wenn es aus der Bahn ausscheren wird?«, fragte Captain Harris. Er beschäftigte sich offensichtlich mit dem Problem, wie man sich dem Tor nähern sollte, ohne von einem anderen Schiff in der Nähe bemerkt zu werden.

»Leider nicht. Wir wissen nur, dass sie im letzten Monat angekommen sind. Die Versandlogistik müsste auf dem gleichen Prinzip basieren wie bei uns zu Hause. So ein Massengutfrachter verursacht nämlich hohe Betriebskosten. Er wird sicherlich nur so lange in der Umlaufbahn bleiben, wie es erforderlich ist, die Ladung zu bunkern.«

»Und wenn er doch dableibt?« »Wenn er nächste Woche noch hier ist, werden wir wie geplant reingehen und beten, dass die Gravitationswellen nicht allzu gründlich kontrolliert werden.«

Der Rest der Besprechung war den erforderlichen Details für eine erfolgreiche Mission gewidmet. Wenn sie den Planeten erreicht hatten, würde die New Hope in einer Umlaufbahn bleiben. Die aus vier Personen bestehende Einsatzgruppe sollte mit dem Beiboot auf dem Planeten landen. Bernie Sampson war nämlich nicht nur ein Broanisch-Linguist, sondern auch ein versierter Pilot.

Auf der Oberfläche würde Mark als Einsatzleiter fungieren und im Wesentlichen Admiral Landons Part während der Mission auf Klys’kra’t spielen. Er würde sich als Händler von einer weit entfernten Welt ausgeben, der sich auf einer Mission zur Erschließung neuer Märkte befand. Lisa sollte seine Assistentin mimen. Sampson wäre ihr Privat-Pilot. Seiichi Takamatsu würde einen hospitierenden Gelehrten spielen, der zwar auf der Expedition mitflog, ihr aber nicht angehörte. Er sollte Interesse daran bekunden, welche Kenntnisse die Ranta besaßen, über die seine entlegene Welt nicht verfügte.

Und Mark sollte die lokalen landwirtschaftlichen Erzeugnisse probieren und diejenigen auswählen, von denen er glaubte, dass sie auf der fiktiven Welt Troja ein Verkaufsschlager wären. Er würde dann aggressiv um die ausgewählten Delikatessen feilschen. Die New Hope hatte mehrere vithianische Generatoren an Bord und noch andere Gerätschaften, die sie aus Sar-Says Wrack geborgen hatten. Sie würden diese Muster als Handelsware einsetzen – zusammen mit diversen menschlichen Geräten, die aufgrund ihres universalen Funktionsprinzips keine Rückschlüsse auf ihre Herkunft zuließen. Und wenn man sich dann fast schon handelseinig geworden war, würde der ›Gelehrte‹ sein Interesse am Erwerb der lokalen planetarischen Datenbank bekunden. Mit der Begründung, dass es zu aufwendig wäre, die Datensätze zu extrahieren, die sich von der Datenbank der Trojaner unterschieden.

Der Meister-Händler Markel würde zunächst theatralisch wegen der hohen Kosten ablehnen, es sich dann aber anders überlegen und ihre Gastgeber nach dem Preis für die Ware fragen, die der Gelehrte begehrte. Bei der Nennung des Preises – egal wie hoch – würde er dann lamentieren, dass er wohl unter die Räuber gefallen sei, noch ein bisschen schachern und schließlich einschlagen.

Im Anschluss an Marks Referat des grundlegenden Einsatzplans setzte Captain Symes eine Revision der Notfallplanung an. Was war zu tun, falls die Bodentruppe wegen eines technischen Defekts des Landungsboots auf der Oberfläche festsaß? Was, wenn die New Hope den Orbit nicht mehr zu verlassen vermochte? Was, wenn entweder die Bodentruppe gefangen genommen oder das Schiff aufgebracht wurde?

Unter welchen Voraussetzungen würden entweder die Avenger oder die Allison ihnen zu Hilfe kommen? Die Besatzungen beider Schiffe waren genauso maskiert wie die Besatzung der New Hope. Es sähe schon komisch aus, wenn plötzlich Wesen mit einem unterschiedlichen Farbschema, aber identischen Bio-Scans auftauchten und eine Verbindung zu den Vulkaniern bestritten.

Nachdem man die Eventualitäten für fast zwei Stunden diskutiert hatte, beendete Captain Symes die Besprechung. »Ich glaube, wir haben alles Denkbare erörtert. Stellt sich nur die Frage nach dem Undenkbaren. Captain Harris, noch eine abschließende Betrachtung?«

»Nein, Sir. Es scheint so weit alles gesagt zu sein.«

»Na schön. Sie haben meine Erlaubnis, den Einsatz durchzuführen. Ich empfehle, dass Sie möglichst früh aufbrechen, damit Sie relativ nah am Tor sind, wenn dieser große Massengutfrachter das System verlässt.«

»Aye, aye, Sir.«