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Dan Landon saß lächelnd auf dem Kommandantensitz des Sternenschiffs Abraham Lincoln und sagte sich, dass er hierher gehörte und nirgends sonst. Nachdem er zwei Jahre das Kommando über eine Schiffswerft geführt hatte, wusste er nun, dass er Raumschiffe viel lieber flog, als sie zu bauen. Trotz seiner Abneigung für den technischen Aspekt der Raumfahrt hatte er sich so gut bewährt, dass man ihn in die Weltraum-Marine aufgenommen, zum Flottenadmiral befördert und das Kommando über die zweite Expedition zum broanischen Raumsektor übertragen hatte.

Die ›Honest Abe‹ war jedoch kein schnödes Imitat einer broanischen Konstruktion. Während die Schiffswerft von New Mexico nachgemachte Frachter vom Typ Sieben, Transporter vom Typ Zwei und Massengutfrachter vom Stapel gelassen hatte, waren in der Sahara-Schiffswerft die ersten originär menschlichen Weltraumkreuzer gebaut worden.

Die Lincoln war ein Fusionsraumschiff der Luis Ramirez-Klasse und das zweite Schiff dieser Baureihe. Die Bewaffnung bestand aus Lasern und Teilchenkanonen, die stark genug waren, ein Schiff auf eine Distanz von tausend Kilometern wirkungsvoll zu bekämpfen. Die Magazine waren mit so vielen Überlicht-Raketen und Sprengköpfen bestückt, um notfalls einen ganzen Planeten auszuradieren.

Dan Landons neuer Auftrag war eindeutig. Die Lincoln war zur Bekämpfung des größten broanischen Schiffs konzipiert worden, das der Menschheit bekannt war. Er hoffte aber, dass es dazu nicht kommen würde. Im Moment hatte die Lincoln nur den Auftrag, sich bedeckt zu halten und die Q-Schiffe zu schützen, die die broanischen Welten erkundeten – wie die Ruptured Whale damals Klys’kra’t erkundet hatte. Wenn alles planmäßig verlief, würde sie sich dem Feind für die nächsten Jahre nicht zeigen, und danach auch nur in Begleitung von hundert anderen Schiffen mit gleicher oder noch höherer Kampfkraft.

Die ›Honest Abe‹ war nach einem ganz einfachen Prinzip gebaut worden: je größer, desto besser. Diesbezüglich stellte sie ein kalkuliertes Risiko dar. Jeder Koloss ihrer Klasse war dreimal größer als ihre broanischen Pendants. Damit waren sie aber viel zu groß, um durch ein Sternentor zu gehen. Als die Menschheit schließlich in den Besitz der Sternentor-Technologie gelangte, versuchte man sie auch für Fusionsschiffe zu dimensionieren. Andernfalls müsste das Gros der menschlichen Streitmacht die Weite des intragalaktischen Raums auf die ›harte Art‹ durchqueren müssen.

Durch Landons Ernennung zum Flottenadmiral hatte er das Kommando über achtzig Schiffe aller Typen erlangt. Am zahlreichsten vertreten waren Q-Schiffe. Die Flotte hatte sich innerhalb von zwei Wochen hastig im Erdorbit formiert, während die neuen Konstruktionen noch den letzten Schliff erhielten. Dann hatten sie einen Massenstart vollführt, und die Flotte war jenseits der Neptunumlaufbahn in der Schwärze des Überlichtbereichs verschwunden.

Es liegt in der Natur der Fortbewegung mit Überlichtgeschwindigkeit, dass jedes Schiff auf sich gestellt ist. Schiffe, die schneller flogen als das Licht, vermochten keine Fühlung zu halten und auch nicht miteinander zu kommunizieren. Eine Möglichkeit zur Kontaktaufnahme ergab sich nur, wenn die Schiffe einmal pro Woche in den Unterlichtbereich zurückfielen, um die Position zu bestimmen.

Die Flugrouten und Ausbruchszeiten waren streng reglementiert – in der Hoffnung, dass die Flotte zumindest ansatzweise die Formation aufrechtzuerhalten vermochte. Wegen der schieren Größe des Weltraums war es jedoch schon eine Seltenheit, wenn in der einen Stunde, die zwischen zwei Überlicht-Etappen für die Beobachtung des Normalraums aufgewendet wurde, überhaupt ein Sichtkontakt zwischen den Schiffen zustande kam.

Auch beim letzten Ausbruch, als ungefähr achtzig Schiffe praktisch in derselben Mikrosekunde im Versteck-System erschienen, standen keine zwei Schiffe nah genug beieinander, um sich zu sehen. Nach einem Flug über 7000 Lichtjahre war die Flotte über mehr als die Hälfte der nördlichen Himmelshemisphäre von Versteck verstreut.

Während sie von der Peripherie von Versteck langsam Kurs auf Brinks nahmen, wurde Landon von einer quälenden Sorge umgetrieben. Es war schon mehr als ein Jahr her, seit er seine ›Schäfchen‹ zuletzt gezählt hatte. Ob es alle überhaupt bis hierher geschafft hatten?

Gemäß Dienstvorschrift der Flotte musste Landon mit der Suche nach Vermissten dreißig Tage warten. Falls dann noch immer irgendwelche Schiffe fehlten, würde er zwei Frachter vom Typ Sieben losschicken, um ihren Weg zurückzuverfolgen. Falls ein Sternenschiff einen Maschinenschaden erlitt, hatte es die Order, eines von einem Dutzend festgelegter Sternsysteme anzusteuern und dort Zuflucht zu suchen. Die Suchschiffe würden diese Ausweich-Systeme dann jeweils für drei Tage nach Laser- und Radioemissionen absuchen. Für jedes Schiff, das es bis zu einer Schutz-Sonne schaffte, standen die Chancen etwas besser als eins zu eins, entdeckt und gerettet zu werden – vorausgesetzt, dass es noch zu kommunizieren vermochte. Wenn es jedoch im interstellaren Raum eine Panne hatte und die ›Nothalte‹-Systeme nicht mehr zu erreichen vermochte, war sein Schicksal besiegelt. Es wäre ein Ding der Unmöglichkeit, es in der riesigen Weite zwischen Sol und Versteck zu finden.


»Admiral, ich heiße Sie auf der Brinks-Basis willkommen«, sagte Kapitän Hans Heinrich, der Stützpunktkommandant, und salutierte. »Sind wir vielleicht froh, Sie zu sehen!«

»Darauf gehe ich jede Wette ein«, erwiderte Landon.

»Ja, Sir. Wir hatten schon befürchtet, dass Sie uns vielleicht vergessen hätten.«

»Überhaupt nicht, Captain. Wir hatten nur viele Vorbereitungen zu treffen, bevor wir Sie wieder abholen konnten.«

»Ich verstehe, Sir. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viele Sternenschiffe gesehen. Und mir kommt in dieser ganzen Armada kein einziges Schiff irgendwie bekannt vor.«

»Kein Wunder. Sie sind in den letzten zwei Jahren auch alle neu gebaut worden. Wir haben die Schiffswerften programmiert und die Produktion dann auf Hochtouren laufen lassen. Und es wird noch viel mehr davon geben. Man wird Ihnen wohl ein größeres Kommando übertragen, wenn Sie nach Hause kommen. Wir schulden Ihnen und Ihren Leuten großen Dank, dass Sie hier so lang die Stellung gehalten haben.«

»Ich hoffe, Sie werden demnächst Gelegenheit haben, das den Leuten selbst zu sagen, Admiral.«

»Das ist mir ein Bedürfnis. Was glauben Sie, wie lang es dauern wird, um meine Leute über den Stand der Dinge zu informieren?«

»Ungefähr zehn Minuten, Sir. Wir werden uns kurz fassen!«

Landon lachte. »Ich nehme an, dass Sie es kaum erwarten können, wieder nach Hause zu kommen.«

»Ja, Admiral.«

»Wir werden Sie leider noch etwas länger hier behalten müssen, Hans. Aber nicht länger als unbedingt nötig.«

»Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Admiral. Ich werde Sie meinem Stab vorstellen und Ihnen eine Zusammenfassung unserer bisherigen Aktivitäten geben.«

»Gehen Sie vor, Captain.«

Während die beiden Offiziere durch die Brinks-Basis schlurften – die einzige Möglichkeit, in der Ein-Viertel-g-Gravitation des Mondes zügig vorwärtszukommen –, begegneten sie einer Frau mit einem Kleinkind im Schlepptau und einem Baby an der Hüfte. Sie trug die Uniform eines Schiffs-Botanikers. Landon nickte ihr lächelnd zu.

»Eine Aktivität erkenne ich schon mal!«

Heinrich nickte. »Stimmt, Sir. Wir hatten eine kleine Bevölkerungsexplosion auf der Basis.«


Ein Dutzend Offiziere erwarteten sie in einem Raum, der in Landons Erinnerung die Stützpunkt-Kommandantur war. In seiner Abwesenheit hatte sie jedoch das Ambiente eines weitläufigen Wohnzimmers erlangt. Als sie eintraten, nahmen die in Zweierreihe angetretenen Offiziere Haltung an. Captain Heinrich eröffnete den Vorstellungs-Parcours.

»Admiral, mein Stellvertreter. Captain Gareth Cardozo von der Vaterland.«

»Captain Cardozo.«

»Commander Marcos Severance, mein Erster Offizier. Und Commander Jonas Barksdale, Captain Cardozos Erster Offizier.«

»Commanders.«

»Leutnant Jennifer Mullins, Astrogation und einer unserer Boden-Astronomen.«

»Leutnant Mullins«, sagte Landon und wies mit einem Kopfnicken auf die besagte Person. »Wir werden später mit Ihnen sprechen.«

»Jawohl, Sir. Ich bin bereit.«

Heinrich schritt die Front ab und stellte jeden Offizier der Reihe nach vor. Landon nickte ihnen zu und schüttelte ihnen die Hand. Nachdem sie alle vorgestellt worden waren, trat Landon zurück und ließ den Blick über die Gruppe schweifen. Dann sagte er: »Meine Damen und Herren, ich möchte Ihnen allen für Ihren Einsatz danken. Er ist lang, einsam und schwierig gewesen. Lassen Sie mich Ihnen jedoch versichern, dass es die Mühe wert gewesen ist.

Ich bin mit einer Flotte eingetroffen, um verschiedene Aufklärungsmissionen in der Souveränität durchzuführen und wichtige Informationen für unsere militärischen Operationen zu erlangen. Wir werden diese Missionen auf der Grundlage der Informationen durchführen, die Sie in unserer Abwesenheit gewonnen haben. Seien Sie versichert, dass die ganze Menschheit hinter Ihnen steht und dass man Ihnen einen triumphalen Empfang bereiten wird, wenn Sie nach Hause zurückkommen.

Teilen Sie Ihren Leuten bitte mit, dass sie innerhalb einer Woche startbereit sein möchten. Diese Zeit müsste genügen, um Ihre Sachen zu packen, sich zu verabschieden und an der Abschiedsfeier teilzunehmen, die ich für Sie geben werde.

Sagen Sie ihnen bitte auch, dass wir Nachrichten-Aufzeichnungen und Zusammenfassungen mitgebracht haben, damit sie sich über die Ereignisse auf der Erde informieren können … über die wichtigen Dinge halt – wer es in Hollywood mit wem treibt und was die neueste Mode ist.«

Der kleine Witz wurde mit einem höflichen Lachen quittiert.

»In Ordnung, ich will Sie nicht weiter aufhalten. Widmen Sie sich wieder Ihren Aufgaben oder kehren Sie in Ihre Quartiere zurück. Leutnant Mullins, Sie bleiben bitte noch für einen Moment.«

Die versammelten Offiziere traten weg und verschwanden in beiden Richtungen den Gang entlang.

»Entspannen Sie sich, Jennifer«, sagte Landon an den Leutnant gewandt.

Sie entkrampfte sich und nahm eine bequeme Haltung ein. »Schön, dass Sie sich noch an mich erinnern, Sir.«

»Wie könnte ich Sie auch vergessen? Sie waren einer meiner besten Astrogatoren-Trainees in der Magellan

»Freut mich, das zu hören, Sir.«

»Ich möchte von Ihren Beobachtungen der Souveränität hören. Wie viele zusätzliche Sternsysteme haben Sie inzwischen lokalisiert?«

»Fünf, Sir. Das letzte erst vor einem Monat.«

»Fünf? Entspricht das unseren ursprünglichen Projektionen?«

»Das ist weniger als angenommen, Sir, angesichts der Tiefe des Raums aber immer noch eine sehr beachtliche Zahl.«

Landon nickte. »Irgendwelche belastbaren Daten zu diesen Systemen?«

»In einigen scheint ein ziemlich starker Sternentor-Verkehr zu herrschen, der Zahl der Gravitationswellen nach zu urteilen, die von ihnen ausgehen. Und dann gibt es noch etwas, das Sie wissen sollten.«

»Was ist das, Jennifer?«

»Vier der fünf Systeme liegen auf der Strecke, die Sie gerade bewältigt haben. Wenn sie repräsentativ für die Konfiguration des broanischen Raums sind, dann sind Sie wahrscheinlich durchs Herz der broanischen Souveränität geflogen.«

Landon runzelte die Stirn. »Das ist ein ernüchternder Gedanke, nicht wahr?«

»Ja, Sir.«


Die Party sollte am fünften Tag steigen, nachdem die Flotte begonnen hatte, Vorräte und Ausrüstung zur Oberfläche von Sutton zu transportieren. Mit so vielen Neuankömmlingen würde die ganze Basis sich wohl in einen ›Partykeller‹ verwandeln.

Mark und Lisa waren am Tag zuvor von der New Hope II heruntergekommen, um den Transfer der wissenschaftlichen Daten zu organisieren. Sie schliefen auf dem Fußboden in der Bibliothek, denn jedes andere Bett war belegt – viele sogar von mehr als einer Person. Nachdem sie vier Jahre lang immer nur dieselben alten Gesichter gesehen hatten, wollten die Bewohner der Basis natürlich die Bekanntschaft ihrer Ablösung machen. Etliche Kurzzeit-Beziehungen wurden in diesen 120 Stunden eingegangen.

Als sie die Messe erreichten, das ›Epizentrum‹ der Party, erlebten sie eine interessante Zweiteilung. Der Raum war in zwei getrennte soziale Sphären unterteilt worden. An der Steuerbordseite saßen vereinzelte Besatzungsmitglieder der abfliegenden Schiffe, die von den kürzlich eingetroffenen Raumfahrern umlagert wurden. Die scheidenden Männer wurden von gemischten Gruppen aus Männern und Frauen umlagert. Dort wurden hauptsächlich Fachgespräche geführt. Die weiblichen Besatzungsmitglieder wurden von einer reinen Männerriege umringt.

»Ich kann mich nicht erinnern, jemals so viele spitze Frauen auf einem Fleck gesehen zu haben«, flüsterte Mark und ließ den Blick über die Menge schweifen.

»Und was ist mit den Männern?«, flüsterte sie zurück.

»Nicht annähernd rekordverdächtig für die Männer«, erwiderte er. Diese Äußerung trug ihm einen Rippenstüber mit dem Ellbogen ein.

Auf der Backbordseite des Raums war eine ganz andere Feier im Gang. Hier hatten sich die Ehepaare der beiden Flotten zusammengefunden. Sie saßen auf Stühlen, Kissen oder dem blanken Fußboden. Mehrere Frauen der Entsatz-Flotte hielten die Babys scheidender Flottenangehöriger und versuchten die Kleinen mit allerhand Faxen und Grimassen zum Lachen zu bringen. Die älteren Kinder wirkten schüchtern – was auch verständlich war, wo schon fünfmal die Bevölkerung über sie hereingebrochen war, in die sie hinein geboren worden waren. Der Anblick so vieler fremder Gesichter musste einem Dreijährigen richtig Angst eingejagt haben.

»Auf welche Seite wollen wir uns schlagen?«, fragte Lisa.

Mark war zwar gerade einmal zwei Jahre verheiratet, gab ihr aber die Antwort, die von ihm erwartet wurde. »Gehen wir zu den braven Eheleuten.«

»Bist du sicher, dass es dich nicht doch zu dieser blonden Sexbombe in der Ecke zieht?«

»Gar nicht«, dementierte er schwächlich. »Ich bin schon bestens bedient und rundum glücklich.«

»Gute Antwort«, erwiderte sie.

Sie schlossen sich den Paaren an, und bald machte Lisa ›Gugugu‹ zu einem Baby, das noch kein halbes Jahr alt war.

»Steve Simms«, sagte der Vater des Babys und reichte ihm die Hand.

»Mark Rykand«, erwiderte Mark.

»Ich weiß, wer Sie sind, Leutnant. Ich erinnere mich noch von der ersten Expedition an Sie. Sie sind derjenige, der die ganze Truppe in Wallung gebracht hat.«

»Stimmt wohl«, bestätigte Mark. Er wies mit einer ausladenden Geste auf das Gelage. »Wer hätte sich an dem Tag, als wir mit eingezogenem Schwanz von Klys’kra’t verdufteten, ein solches Bild vorzustellen vermocht?«

»Das ist wirklich schier unglaublich«, sagte der andere seufzend. »Manchmal glaubte ich, dieser Tag würde nie kommen. Ich freue mich auch nicht auf die Heimreise, kann ich Ihnen sagen. Auf die Aussicht, noch ein Jahr im Vakuum zu verlieren.«

»Das ist hart«, pflichtete Mark ihm bei. »Und ich habe diese Passage schon zum dritten Mal gemacht. Manchmal kommt es mir so vor, als ob ich die Hälfte meines Lebens zwischen der Erde und der Brinks-Basis verbracht hätte. Das wird sich aber ändern, sobald wir die Funktionsweise der Sternentore enträtselt haben.«

»Daran habe ich auch schon gedacht«, sagte Simms. »Eigentlich habe ich in den letzten vier Jahren fast an nichts anderes gedacht. Ist der Plan noch aktuell, den Broa ein Tor zu stehlen?«

»Wir werden nicht umhinkommen«, erwiderte Mark. »Auf der Erde versucht man zwar eigene Sternentore zu entwickeln, aber weil wir ein Jahr von der Erde entfernt sind, würden wir es nicht einmal erfahren, wenn sie Erfolg hätten.«

»Die Broa werden wahrscheinlich stinkig, wenn wir ihnen ein Tor klauen.«

»Ich weiß. Leider haben wir kaum eine andere Wahl. Wir brauchen Sternentore für die Logistik.«

Simms nickte. »Haben Sie sich schon einmal gefragt, ob es in aufgegebenen Sternsystemen vielleicht auch noch Tore gibt?«

»Wie bitte?«

»Schauen Sie, Leutnant, ich hatte den Auftrag, diesen Wust von Daten zu katalogisieren, den Sie mitgebracht hatten. Captain Heinrich spekulierte darauf, dass wir dadurch einen Anhaltspunkt für die Ausrichtung der Fernrohre erhielten, um die Emissionen einer broanischen Welt zu entdecken.«

»Ein guter Plan. Und habt ihr irgendwelche Welten entdeckt?«

»Möglicherweise, aber ohne Gravitationswellen waren wir uns nicht wirklich sicher. Ich habe jedoch viel Zeit mit den Voldar’ik-Daten verbracht und ein paar Verweise auf Welten gefunden, die von den Broa zerstört wurden. Glauben Sie denn, ob sie sich nach der Zerstörung dieser Systeme auch noch die Mühe gemacht haben, die Tore zu demontieren, Leutnant?«

»Ich weiß nicht«, erwiderte Mark. Er war plötzlich wie elektrisiert. Ein System mit einem toten Planeten und einem Sternentor war etwas, das er noch nie in Erwägung gezogen hatte. Es wäre aus Sicht der Broa plausibel gewesen, ein Tor in einem solchen System stehen zu lassen. Es würden noch Bergungsoperationen und weiterhin Bergbau stattfinden, und vielleicht mussten auch noch Überlebende in die Sklaverei verschleppt werden. Außerdem – wie sollte man das letzte Sternentor aus einem System hinausschaffen? In ein System, das selbst kein Sternentor hatte, vermochte man zwar hineinzuspringen, aber nicht wieder aus ihm hinaus.

Wenn ein solches Tor verschwand, würden die Broa den Verlust vielleicht gar nicht bemerken. Und selbst wenn, würde der Vorgang ihnen höchstens ein Rätsel aufgeben. Mit ein paar Kniffen vermochte man ihnen vielleicht sogar vorzugaukeln, dass das Tor einer Naturkatastrophe zum Opfer gefallen wäre – beispielsweise einem Asteroiden-Irrläufer.

»Ein faszinierender Gedanke, Steve«, erwiderte Mark. »Ich werde es dem Admiral vortragen und ihm auch den Urheber der Idee nennen.«

»Vielen Dank, Leutnant.«