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Sar-Say war – wenn schon nicht zufrieden – zumindest nicht unglücklich. Der Transfer vom Orbit nach Cambridge erinnerte ihn an die unendliche Vielfalt und Freuden einer Welt, auch wenn er sie nur durchs Panzerglasfenster seiner Gefängniszelle sah. Im Moment rieselten Schneeflocken von einem bewölkten Himmel. Die Flocken waren groß und flaumig, ganz anders als die harten Eiskügelchen von vor ein paar Wochen. Die Fotosynthese-Sammler an den Bäumen draußen waren eine Explosion aus Farben gewesen, als er ankam. Nun waren sie weg, und kahle Zweige griffen wie gefrorene Tentakel himmelwärts. Die Schwärze der Zweige als Kontrast zur weißen Schneedecke hatte einen surrealen Effekt, den er als sehr ästhetisch empfand. Bis auf die Trauerweiden hatten die Bäume der Erde keine Ähnlichkeit mit denen auf seiner Heimatwelt.

Das Leben am Broanischen Institut war auch angenehmer als in PoleStar. Im Orbit war er täglich von Forschern befragt worden, und zwar anhand von Listen, die von der Erde an die Station geschickt worden waren. Nun hatte er Zugang zu den wichtigsten Befragern selbst. Das bedeutete, dass ihre Sitzungen eher Gesprächen als Befragungen glichen. Er stellte fest, dass manche seiner Gefängniswärter sich als erstaunlich gesprächig erwiesen, wenn sie die Gelegenheit dazu hatten. Sar-Say hörte mehr zu, als dass er sprach, und verbesserte dabei sein Verständnis dieser seltsamen Zweibeiner.

Da war Dr. Marcia Plessey, die darauf bestand, dass man sie mit ihrem Doktortitel anredete. Die ältere Frau mit verhärmten Gesichtszügen und heruntergezogenen Mundwinkeln machte immer ätzende Bemerkungen über ›das Militär‹. Diese Bemerkungen verwirrten Sar-Say zunächst. Der Eindruck, den er aus den Studien des öffentlichen Datennetzes der Erde gewonnen hatte, war der, dass die Menschen nur eine sehr kleine Weltraumstreitmacht hatten, die eher einer Polizeitruppe als einer Kampftruppe glich. Er erkannte schließlich, dass Dr. Plesseys Genörgel ›traditionell‹ war – ein Relikt aus den Zeiten, als die Menschen noch ziemlich kriegerisch gewesen waren – und dass es sich gegen das uniformierte Personal der Sternenforschung richtete.

Und dann war da noch Professor Irving Kostmeier, der stundenlang reden konnte, wenn eine von Sar-Says Fragen in sein Ressort fiel. Trotz seines Hangs zur Redseligkeit entdeckte der Broa einen scharfen Intellekt, der sich hinter der überaus freundlichen Fassade des Professors verbarg.

Und ein ganz bestimmtes Gesprächsthema war ein ›Dauerbrenner‹. Tag für Tag fragten die Befrager ihn über das Leben in der Zivilisation aus. Er blieb sich treu und sagte ihnen auch jetzt wieder die Wahrheit. Wo seine Tarnung nun aufgeflogen war, hatte er keinen Grund mehr zu lügen und allen Grund, es sich nicht noch mehr mit den Menschen zu verscherzen. Sie waren schon eine seltsame Spezies. Für Personen, die an der jüngsten Reise zur Himmelsblume nicht teilgenommen hatten, schien die Expedition schon längst der Vergangenheit anzugehören. Jede neue Bekanntschaft glich einem leeren Blatt Papier, das er neu beschreiben musste.

Trotz der langen Tage waren die Sitzungen mit seinen Befragern lohnend. Während sie ihm seine Kenntnisse über die broanische Zivilisation zu entlocken versuchten, erfuhr er seinerseits so manches über die Erde und die Menschheit. Und seine Wissbegierde war zielgerichtet. Während er mit einem immer größeren Kreis menschlicher Akademiker interagierte, suchte er zielstrebig nach den Personen, die sich in Zukunft vielleicht als nützlich erweisen würden.

Weil er enttarnt worden war, bevor er noch mit den Voldar’ik Kontakt herzustellen vermochte, war er nun mit der Aussicht konfrontiert, den Rest des Lebens in Gefangenschaft verbringen zu müssen. Jedoch schreckte diese Möglichkeit Sar-Say nicht. Es entsprach nicht dem Charakter seiner Spezies, sich den Kopf über vertane Chancen zu zerbrechen. Stattdessen verdrängte er solche Gedanken und widmete sich neuen Plänen.

Sein neuer Plan war elegant, bedurfte zur erfolgreichen Umsetzung jedoch menschlicher Hilfe. Homo sapiens, wie er sich ziemlich großspurig nannte, war ein weitaus größerer Individualist als die Broa. Er war sich sicher, dass er mit dem richtigen Anreiz ein paar Menschen fand, die er zwecks Hilfeleistung bestechen konnte.

»Guten Morgen, Sar-Say«, sagte Direktor Fernandez, nachdem er die kombinierte Luft- und Sicherheitsschleuse passiert hatte, die zu Sar-Says Zelle führte.

»Guten Morgen, Direktor«, erwiderte Sar-Say.

Fernandez schaute jeden Morgen exakt um 08:00 Uhr bei ihm herein. Manchmal wurde er auch von Dr. Knowlan oder Dr. Hirakawa begleitet, doch meistens kam er allein. Er schien um Sar-Says Wohlergehen besorgt.

»Es gibt Neuigkeiten«, sagte Direktor Fernandez.

Sar-Say wartete. Er hatte noch nicht die automatischen Reaktionen gelernt, mit denen die Menschen signalisierten, dass sie zum Empfang von Informationen bereit waren.

»Wir haben die Genehmigung bekommen, Sie einem größeren Personenkreis vorzustellen als nur uns Typen aus dem Elfenbeinturm.«

Der Broa verstand den Bezug zu Türmen nicht. Das war jedoch nicht der Grund, weshalb er antwortete: »Ich verstehe nicht.«

»Wir bereiten gerade einen Fakultäts-Empfang vor, bei dem Sie der Ehrengast sein werden. Eine Anzahl wichtiger Leute wird anwesend sein. Sie werden die Elite unserer Gesellschaft treffen. Außerdem ist das eine Gelegenheit, mit Ihnen anzugeben.«

»Wieso wollen Sie das tun?«

Fernandez runzelte die obere Gesichtshälfte in einem Ausdruck, von dem Sar-Say wusste, dass er Verwirrung signalisierte.

»Eine gute Frage«, entgegnete der Direktor und wurde sich wieder bewusst, dass er mit einem Außerirdischen sprach. »Sie werden die Gelegenheit haben, mehr über uns in Erfahrung zu bringen und umgekehrt. Darüber hinaus wird es den Status unseres Instituts erhöhen. Das kann in Zeiten von Budgetkürzungen nicht schaden, müssen Sie wissen.«

Kapitalakkumulation war etwas, wofür Sar-Say volles Verständnis hatte. »Wann wird diese Funktion stattfinden?«

»Anfang des nächsten Monats. Es müssen Einladungen verschickt und Terminpläne angepasst werden, ein Büfett bestellt und sonst noch alle möglichen Dinge erledigt werden.«

»Werde ich wieder eingesperrt?«, fragte Sar-Say im plötzlichen Bewusstsein, dass das vielleicht die lange ersehnte Gelegenheit zur Flucht wäre.

»Natürlich nicht. Die Türen werden zwar bewacht – zu Ihrem und unserem Schutz. Es wird Ihnen jedoch gestattet sein, sich unter die Gäste zu mischen. Das wird eine Lernerfahrung für uns beide sein. Und wenn es gut läuft, können wir so etwas jeden Monat veranstalten.«

Sar-Say bleckte die Zähne in der Imitation eines menschlichen Lächelns. Nur dass das bei ihm nicht wie ein Lächeln wirkte.

»Ich glaube, das könnte mir gefallen, Direktor Fernandez.«

»Wenn Sie mich nun entschuldigen wollen, ich bin heute Morgen sehr beschäftigt.«

»Ich auch«, erwiderte der Broa. Obwohl er das erlernte Sozialverhalten an den Tag legte, auf das die Menschen ihn konditioniert hatten, konzentrierte er sich nicht auf diese spezifische Interaktion. Vielmehr war er in Gedanken bei der Suche nach einem bestimmten Menschen und fragte sich, wie dieser Empfang seiner Sache förderlich sein könnte.


»Hättest du Lust auf eine Party?«

»Wie bitte?«, fragte Lisa.

Mark Rykand schloss sie in die Arme und wiederholte: »Ob du Lust auf eine Party hättest?«

»Eine Party? Wo denn?«

»Boston.«

Sie hob den Kopf, schaute ihm in die Augen und wölbte die Brauen auf diese besondere Art, die er so attraktiv fand.

»Können wir uns nicht etwas heimatnäher vergnügen? Zum Beispiel im Colorado-Springs-Holoplex?«

»Das ist aber eine ganz besondere Party. Es geht um die offizielle Präsentation von Sar-Say.«

Diesmal war ihr verwirrter Blick zu viel für ihn. Er musste lachen. Sie lief rot an und bekam für einen Moment große Augen, als ob sie ihm einen Blitz entgegenschleudern wollte. Doch anstatt zu explodieren, sagte sie nur leise: »Vielleicht solltest du noch mal von vorn anfangen.«

Am Anfang war er ins Büro von Direktor Hamlin bestellt worden. Hamlin hatte ihn mit der gleichen Frage begrüßt: »Hätten Sie Lust auf eine Party?«

Und Mark hatte ähnlich darauf reagiert wie Lisa. Dann erläuterte der Direktor: Das Broanische Institut plante ein kontrolliertes gesellschaftliches Ereignis, an dem Sar-Say sich quasi unters Volk mischen sollte. Die erklärte Absicht lautete, dass man Sar-Says Verhalten in einer sozialen Stresssituation eruieren wolle.

Mark war diese Erklärung suspekt. Einmal hatte Sar-Say auf dem Flug zum Krebsnebelfleck schon reichlich Gelegenheit gehabt, sich in Gruppen einzufügen. Und dann standen ein paar ›irreguläre‹ Personen auf der Gästeliste, einschließlich des Gouverneurs von Massachusetts, des Bürgermeisters von Boston, mehrerer Medienmogule und handverlesener Harvard-Mitarbeiter. Der Empfang glich eher einer fröhlichen Sause als einem ernsthaften Experiment in Sachen Alien-Psychologie.

Die Einladungen waren auch an die Direktoren des Gibraltar- und des Pariser Instituts ergangen sowie an ihre Frauen. Jedoch waren diese Einladungen eher pflichtschuldig und entsprangen weniger dem Bedürfnis, sie auch dort zu sehen.

Folgerichtig hieß es zum Schluss der Einladung, wenn die Direktoren verhindert wären, könnten sie auch gern einen Vertreter schicken.

»Das sind Sie«, sagte Hamlin, »wenn Sie hingehen möchten.«

Mark ließ sich das für einen Moment durch den Kopf gehen. »Lisa und ich haben zwar viel Arbeit, die bis nächste Woche erledigt sein muss, aber ich glaube, dass wir uns für einen oder zwei Tage loseisen könnten. Ich weiß, dass Lisa Sar-Say gern wiedersehen würde. Sie waren für eine Weile Zimmergenossen, müssen Sie wissen.«

»Ich weiß. Ich habe die Überwachungs-Aufzeichnungen gesehen; einschließlich des Teils, der eigentlich gar nicht existieren dürfte.«

Mark nickte. Alle Aktivitäten in Sar-Says Quartier in PoleStar waren zu Studien- und Sicherheitszwecken aufgezeichnet worden – einschließlich Lisas Nacktflug durch die Kabine. »Ich würde das Lisa an Ihrer Stelle lieber nicht sagen.«

Das rang Hamlin ein Lächeln ab. »Ich würde Ihnen den gleichen Rat geben; es sei denn, Sie schlafen gern auf der Couch. Nehmen Sie die Einladung an?«

»Sicher«, erwiderte Mark. »Das wird vielleicht ganz lustig.«

Lisa lauschte seiner Nacherzählung der Besprechung mit dem Direktor, abzüglich des Teils mit den Sicherheits-Aufzeichnungen. Als er fertig war, fragte sie: »Weshalb in aller Welt sollten sie eine Präsentations-Party für Sar-Say schmeißen?«

»Sie behaupten, dass es ein wissenschaftliches Experiment sei. Wenn du mich fragst, glaube ich, dass persönliche Motive eine plausiblere Erklärung sind. Professor Fernandez und sein Haufen wollen bei den lokalen Regierungsinstanzen Punkte sammeln.«

»Und aus welchem Grund?«

Mark zuckte die Achseln. »Prestige, ein größeres Stück vom Budget-Kuchen, das Bedürfnis, zur ›Schickeria‹ zu gehören? Wer weiß. Bei dem vielen Geld, das sie für diese Sache ausgeben, muss es ihnen jedenfalls wichtig sein. Ich habe dem Direktor gesagt, dass wir hingehen würden.«

»Und was ist mit meinem Bericht?«

»Vergiss den Bericht. Lass uns einfach mal die Schule schwänzen.«

Sie dachte für einen Moment nach und nickte dann. »Wieso eigentlich nicht? Wir dürfen uns auch mal etwas Zeit für uns gönnen. Außerdem kann ich dann noch ein paar Einkäufe erledigen.«


»Ich liebe Boston!«

Die beiden saßen in einem Auto-Taxi und fuhren langsam auf die Hängebrücke über den Charles River zu. Die Nacht war bewölkt, und die einzige Helligkeit stammte von den Scheinwerfern der anderen Fahrzeuge und dem indirekten Licht aus den Gebäuden am Straßenrand. Vor ihnen drangen schon die Lichter von Cambridge und der Türme von Harvard durch einen dünnen Nebelschleier. Auf der beheizten Straße glitzerte die dünne Feuchtigkeitsschicht, die vom kürzlich gefallenen und wieder geschmolzenen Schnee noch übrig war.

Der Flug von Colorado Springs war ereignislos verlaufen. Sie waren gestern in der Abenddämmerung angekommen und anschließend mit einem Wassertaxi quer durch den Hafen zu ihrem Hotel auf Long Wharf gefahren. Ihr Zimmer ging auf den Hafen hinaus, und sie ließen die Vorhänge offen, um durch die Morgendämmerung geweckt zu werden.

Mark erwachte bei Tagesanbruch. Die Wettervorhersage vom Vorabend hatte leichten Schneefall gemeldet, und beim flüchtigen Blick aus dem Fenster sah er bereits die aufziehenden Wolken. Es war schon ein paar Jahrzehnte her, seit die Wettervorhersage mit ihren Prognosen zum letzten Mal falsch gelegen hatte.

Er streckte sich und ließ Liebesspiele der letzten Nacht Revue passieren. Er und Lisa hatten sich in einer bequemen gemeinsamen Routine eingerichtet. Sie verhielten sich schon wie ein altes Ehepaar. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob er nicht etwas dagegen tun sollte.

Mark drehte sich um und fuhr mit den Fingerspitzen über die Wirbel ihres Rückgrats. Als er die Wölbung ihres Pos erreichte, kehrte er die Richtung wieder um. Beim dritten Durchgang regte sie sich schließlich und fragte schläfrig: »Wie spät ist es denn?«

»Kurz nach 07:00 Uhr.«

»Lass mich noch schlafen!«

»Geht nicht. Zeit und Gezeiten warten auf niemanden. Außerdem müssen wir noch einkaufen.«

Sie nahmen ein spätes Frühstück in einem Alkoven ein, von dem aus man den Hafen überschaute, und waren gerade damit fertig, als die Geschäfte rund um Fanuel Hall öffneten. Das war ihre erste Station. Sie gingen bis zur Mittagszeit shoppen. Das heißt, Lisa kaufte ein. Mark trug die Einkaufstüten. Wie den meisten Männern verschloss sich auch ihm die Faszination, die Shopping auf die Frauen ausübte. War es wirklich nötig, erst mal alles im Geschäft anzuprobieren, bevor man sich dann doch nur für ein Teil entschied?

Nach dem Mittagessen fuhren sie mit dem Auto-Taxi zur Newbury Street, wo das Shopping nun erst richtig losging. Seit man Newbury am Ende des letzten Jahrhunderts eine Wetterkuppel übergestülpt hatte, war widriges Wetter kein Hinderungsgrund mehr für eine ausgedehnte Einkaufstour. Als sie ins Hotel zurückkamen, bezeichnete Mark ihren Nachmittag als den ›Todesmarsch von Newbury‹.

Auf ihrem Zimmer ließ er die Tüten und Kartons aufs Bett fallen, und sie bereiteten sich auf die abendlichen Festlichkeiten vor. Sie duschten sich, er rasierte seine Bartstoppeln ab, und sie puderte und schminkte sich. Exakt um 19:00 Uhr riefen sie ein Auto-Taxi und machten sich nach Cambridge auf der anderen Seite des Flusses auf.

Während Lisa die Stadt durch die Fensterkuppel des Taxis betrachtete, betrachtete Mark Lisa. Ihr Profil, das sich als Silhouette gegen die vorüberziehenden Lichter abzeichnete, zeigte eine Stupsnase und einen Schmollmund. Das Haar hatte sie auf eine Art und Weise toupiert, die ihn an eine Welle erinnerte, die an einer felsigen Küste brach. Ihre blonden Locken waren mit Strass gesprenkelt, die im von draußen einfallenden Licht funkelten.

Und sie waren auch nicht das Einzige, das funkelte. Lange Diamant-Ohrringe baumelten von jedem Ohrläppchen, und eine dazu passende Kette hing um ihren Hals. Die Kette bildete einen Kontrast mit den bloßen Schultern. Das glitzernde – und kostspielige – Abendkleid, das sie trug, hatte einen tiefen Ausschnitt und enthüllte mehr, als es verbarg.

»Frierst du denn nicht?«, fragte er und wies auf die Pelzstola, die ihr von den Armen in den Ellbogen gerutscht war. Der Pelz war synthetisch, aber trotzdem teuer, und sie hatte ihn erst an diesem Nachmittag gekauft. Ein echter Pelz hätte ein ganzes Jahresgehalt verschlungen.

Sie wandte sich ihm zu und lächelte: »Für die Mode muss man halt Opfer bringen, weißt du. Ihr Männer habt es gut. Du solltest dich bei dem auch ›Beau‹ genannten George Bryan Brummell bedanken.«

»Bei wem?«

»Ein aristokratischer Dandy des 19. Jahrhunderts und ein Landsmann von mir. Er hat den Stil verbreitet, aus dem schließlich der moderne Männeranzug hervorging. Und seitdem hat sich in dieser Beziehung auch nicht mehr viel getan. Du bist gut eingepackt, während bei mir überall nackte Haut zu sehen ist.«

»Das ist aber ein sehr bezaubernder Anblick, wie ich hinzufügen möchte.«

Sie nickte mit dem Kopf, sodass die Ohrringe im Licht glitzerten.

»Ich danke Euch, mein Kavalier. Vermag ich mich denn auf irgendeine Art und Weise für dieses Kompliment zu revanchieren?«

»Ich werde mir etwas einfallen lassen.«

Sie lachte. »Da bin ich mir sicher.«

Das Abrollgeräusch der Räder des Taxis auf der Fahrbahn änderte sich, als sie die Brücke erreichten. Der funkelnde Turm des Naturwissenschaftlichen Museums fiel links hinter ihnen zurück. Wenig später befuhren sie die nostalgischen Straßen von Cambridge, und nach noch einmal fünf Minuten erreichten sie den Eingang des Harvard-Campus.

Während das Tor nach oben wegschwenkte, legte Lisa sich die Stola wieder um die Schultern. Mark hielt ihre Hand, als sie auf die Fahrbahn trat. Sie achtete darauf, nicht in eine Pfütze zu treten, um sich die neuen Schuhe nicht zu ruinieren. Die Sensoren des Taxis registrierten, dass die Passagiere ausgestiegen waren. Das Fahrzeug tauchte lautlos im sich verdichtenden Nebel unter. Sie schauten ihm nach, bis es außer Sicht war und legten dann die kurze Strecke zum Broanischen Institut zu Fuß zurück. Lisa zitterte, als sie ihr Ziel erreichten – obwohl Mark sie an sich gedrückt hatte, um sie zu wärmen.

Im Innern des Gebäudes befreite ein Besuch in der Garderobe sie von der Stola und brachte Lisas Schönheit voll zur Geltung. Mark registrierte mehr als einen bewundernden Blick auf dem Weg zum Ballsaal, wo der Empfang stattfand.

Zu seiner Zufriedenheit war die Tür gut bewacht, und nachdem sie für ungefähr eine Minute durch verschiedene Detektoren gegangen und von finster blickenden Sicherheitsleuten gemustert worden waren, betraten sie schließlich den von Kronleuchtern erhellten Ballsaal.

»Showtime!«, murmelte Mark, als sie ins Licht traten.

Lisas Antwort war ein beruhigender Händedruck.