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Überwachungsgeräte im Weltraum und anderswo beobachteten das Ereignis, rekonstruierten anschließend seine Folgen und meldeten den Überlebenden ihre Schlussfolgerungen. Oder versuchten es.
Der Nagel schlug mit einem Prozent der Lichtgeschwindigkeit auf der Oberfläche des Merkurs ein, genau am Zielpunkt, bei der kernelphysikalischen Anlage in Caloris.
Er übertrug die kinetische Energie eines Asteroiden mit einem Durchmesser von dreihundert Metern, der sich mit interplanetarischer Geschwindigkeit bewegte. Eine Energiefracht, die sämtlichen Nukleararsenalen der Erde im gefährlichsten Moment des Kalten Krieges im zwanzigsten Jahrhundert entsprach. Eine Energiefracht, die dem gesamten monatlichen Output des Planeten in den verschwenderischsten Tagen des einundzwanzigsten Jahrhunderts entsprach. Diese ganze Energie wurde in weniger als einer Millisekunde in die obere Kruste des Merkurs und in die Kernel-Flöze darunter gepumpt.
Die Kernel-Anlage wurde zusammen mit einem breiten Streifen der Kruste vollständig zerstört, Gestein verdampfte zu Gas. Die geschmolzenen Wände eines riesigen neuen Kraters rollten über die zerbeulte Oberfläche dieser Welt.
Aber der Einschlag des Nagels war nur der Auslöser. In Reaktion auf den gewaltigen Schock öffneten sich Kernels in Schichten tief unter der Oberfläche gähnend weit, wie die Schnäbel von Vogelküken. Und ein Energieimpuls von einer Intensität, wie ihn das Sonnensystem noch nie zuvor erlebt hatte, wurde freigesetzt, getragen von einer Flut von Photonen mit kurzer Wellenlänge sowie Röntgen- und Gammastrahlen, die mit Lichtgeschwindigkeit vom Einschlagsort davonrasten, und anschließend von einer Wellenfront massereicher Teilchen, die sich etwas langsamer bewegten, aber selbst hochenergetisch waren.
Nach einer Fünfzigstelsekunde war der Strahlungsimpuls durch den Körper des Merkurs gewandert. Auf der anderen Seite des Planeten wurde die Gesteinskruste verflüssigt. Alle menschlichen Einrichtungen auf dem Merkurboden waren im Nu verschwunden. Selbst der Eisenkern brodelte.
Nach einer weiteren Fünfzigstelsekunde brach die Photonenwelle über den flüchtenden Bodenhüpfer-Floh und den Rest der Armada zerbrechlicher Flüchtlingsschiffe herein, die von der Oberfläche emporstiegen. Für Mardina war es, als ginge ein Licht in ihrem Kopf aus, im Innern ihres Schädels.
Nach acht Minuten erreichte die Photonen-Stoßwelle die Erde.