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Nicht weit von Ceres entfernt wurde der modulare Rumpf der Dschunke sanft von seinen Segeln getrennt und von einem kleinen automatischen Schlepper die letzten paar Hundert Kilometer zum Asteroiden gezogen. Peggy verstand, warum, als sie das große Segel am Himmel wehen sah; die größten Segel hatten einen Durchmesser von ein paar Tausend Kilometern oder mehr und waren damit größer als Ceres selbst – groß genug, um den Zwergplaneten wie ein Weihnachtsgeschenk einzupacken, und man wollte nicht, dass sie sich versehentlich ineinander verhedderten.
Bei Ceres geleitete man die Passagiere, darunter Penny, Jiang und ein paar Besatzungsmitglieder, die hier turnusgemäß wechselten, höflich in ein kleines, stumpfnasiges Shuttle mit Sitzreihen in einer engen Kabine. Als sie ihre Plätze einnahmen, schien einigen Passagieren ein wenig übel zu sein; andere rieben sich die Arme. Sie hatten alle eine schnelle Dekontamination und Impfungsauffrischung über sich ergehen lassen müssen. Die weiträumig auf isolierten Kolonien verstreuten menschlichen Gemeinschaften entwickelten eifrig ihre eigenen, einzigartigen Virenkulturen, und jede Gruppe musste vor einer Infektion durch alle anderen geschützt werden.
Als Penny sich auf ihrer Beschleunigungsliege anschnallte, hievten ein paar Besatzungsmitglieder ein Objekt in die Passagierkabine, das wie ein Stück Frachtgut aussah. Es hatte in etwa die Form eines Kegels und starrte von Objektiven, Grills und anderen Sensoren, zahlreichen einfahrbaren Antennen und einem kleinen Wald von Manipulatorarmen, die sich teilweise zu feinen Werkzeugaufnahmen verzweigten. Das Ganze war mit UEI-Logos und diversen Instruktionstafeln in vielen Sprachen gepflastert. Die Besatzungsmitglieder schoben das Ding vorsichtig an seinen Platz in einer Lücke zwischen den Reihen von Liegen, drehten es, sodass die Objektive aus den Fenstern schauen konnten, stöpselten es in die Bordstromversorgung des Shuttles ein und zogen sich zurück.
Die Türen des Shuttles schlossen sich, ein Glockenton erfüllte die Kabine, und aufgezeichnete Durchsagen verkündeten in chinesischer, englischer und spanischer Sprache, der letzte Transit nach Ceres habe soeben begonnen. Während Penny von der Beschleunigung sanft in ihre Liege gedrückt wurde, ruhte ihr Blick auf dem Kegel. »Und was, zum Teufel, ist das?«
Jiang Youwei lächelte. »Was glauben Sie?«
»Sieht aus wie ein Mars-Lander, circa 2050. Ein Museumsstück?«
Zu ihrer Überraschung leuchtete an der Flanke der Maschine ein Feld auf, und ein kultiviertes Gesicht schaute lächelnd zu ihr heraus. »Guten Morgen, Colonel Kalinski.«
»Erdschein. Du!«
»Ja, ich. Oder zumindest ein Partial von mir, ein Download meines Primärs auf der Erde. Lichtgeschwindigkeitsverzögerungen sind furchtbar langweilig, nicht wahr? Und bleiben uns anscheinend bis in alle Ewigkeit erhalten, wenn man bedenkt, dass sogar die Luken-Brücken auf Lichtgeschwindigkeits-Transits beschränkt sind. Ich frage mich, wie sehr das die Evolution von Leben und Intelligenz in der Galaxis behindert hat …« Er lächelte fast bescheiden; das Gesicht wurde authentisch reproduziert, sodass Penny den deutlichen Eindruck hatte, mit einem Menschen im Innern dieses schachtelartigen Gehäuses zu sprechen. »Es ist schön, Sie wiederzusehen.«
»Du meinst, du bist so was wie eine Teil-KI?«
»Natürlich. Im Vergleich zu meinem Primär bin ich stark eingeschränkt. Trotzdem lade ich meinen Speicher regelmäßig herunter, und nach meiner Rückkehr zur Erde erfolgt eine vollständige Synchronisierung.«
»Das klingt schizophren«, bemerkte Jiang.
»Ja, wahrscheinlich«, erwiderte Erdschein leichthin. »Aber Sie dürfen nicht vergessen, dass ich ohnehin schon eine Fusion von neun Menschen bin. Oder vielmehr, mein Primär ist es. In meinem Kopf singt sozusagen auch jetzt schon ein Chor von Stimmen.«
Diese Ablenkung von ihrer Mission, von dem herannahenden Asteroiden irritierte Penny. »Ich wusste nicht mal, dass du an Bord der Dschunke warst.«
»Ich habe erwogen, unsere Bekanntschaft zu erneuern. Aber Ihr junger Wächter hier meinte, es wäre vielleicht am besten, Sie während des Fluges nicht zu stören.«
»So, meinte er das?« Sie funkelte Jiang an, der nicht zum ersten Mal in ihrer Bekanntschaft errötete. »Bin ich etwa Ihre Großmutter?«
»Aber es gab nichts Dringendes zu bereden«, beschwichtigte Erdschein. »Obwohl wir schon so lange wegen Ihrer Beziehung zu Ihrer Schwester in Verbindung stehen. Natürlich sind Sie beide nun durch Lichtjahre getrennt – vermutlich für immer.«
Sie warf Jiang einen Blick zu. Offiziell wusste er nichts von ihrer komplizierten Vergangenheit. Sein Gesicht war ausdruckslos; sie konnte nicht erkennen, was er wusste oder nicht.
Sie wandte sich wieder Erdschein zu. »Also, warum bist du hier?«
»Aus zwei Gründen. Erstens …«
»Die Konferenz?«
»Ja. Sie ist zwar bei Weitem noch kein Gipfeltreffen, aber immerhin einer der wichtigsten Kontakte zwischen den Vereinten Nationen und den Chinesen, die es gegenwärtig gibt. Ihre Anwesenheit, Colonel, ist ein Anzeichen dafür. Und wir – meine Gefährten im Kern – glauben, wir sollten solche Initiativen sichtbar und öffentlich unterstützen, weil dort die kooperative Entwicklung der Ressourcen im äußeren Sonnensystem erörtert wird. Also, hier bin ich.«
»Und der zweite Grund?«
»Ich wollte den Asteroidengürtel sehen. Ganz einfach. Ich habe so etwas wie eine Obsession in Bezug auf die gewaltsamen Ursprünge unserer gegenwärtig friedlichen Welten entwickelt … Sagen wir, ich bin süchtig nach kosmischen Katastrophen. Ceres ist der einzige wirklich kugelförmige Asteroid, wissen Sie. Er ist als Einziger differenziert, das heißt, er besitzt eine innere Struktur: einen Gesteinskern, einen Mantel aus Wassereis und eine geborstene Kruste aus Mineralien. Eigentlich ist er ein Zwergplanet, kein Asteroid. Und er vereinigt ungefähr ein Drittel der Masse des gesamten Gürtels in sich. Früher gab es hier im Gürtel allerdings Tausende solcher Objekte, alles Relikte aus jenen uralten Zeiten, in denen das Sonnensystem entstand.«
»Alle verschwunden, außer Ceres«, sagte Penny.
»Ja.« Zwei Manipulatorarme schwangen herum; zwei kleine Metallfäuste kollidierten mit blechernem Scheppern. »Alle bei Kollisionen in tausend Stücke zersprungen. Deshalb gibt es so viele metallreiche Asteroiden dort draußen. Sie sind Überreste der Kerne von Welten wie Ceres, ganzer Welten, die zertrümmert wurden. Gewalt, wohin man auch schaut! Wir krabbeln in unserem Sonnensystem herum wie verwirrte Kinder in einer zerbombten Kathedrale.«
Jiang runzelte die Stirn. »Das ist nichts Neues. So ist das Universum, das wir bewohnen, nun einmal beschaffen.«
»Stimmt. Aber mich quält nicht die Gewalt der Vergangenheit, sondern die spiegelbildliche Gewalt, die möglicherweise in unserer Zukunft liegt …«
Penny versuchte, aus seinen Worten schlau zu werden. Ihr fiel ein, dass Erdschein schon vor all diesen Jahren, am Grab ihres Vaters, von seiner Angst gesprochen hatte. Jetzt schien er noch irrationaler, noch obsessiver zu werden. Quälten ihn Visionen von der uranfänglichen kosmischen Gewalt? Konnte eine Kern-KI geisteskrank werden? Falls ja, was wären die Folgen? Aber vielleicht wurde er auch vernünftiger – konfrontiert mit Realitäten, die von der Menschheit noch nicht wahrgenommen wurden. Sie war nicht sicher, welche Alternative beunruhigender war.
Ein weiterer Glockenton informierte sie, dass der Transfer sich dem Ende näherte. Penny spürte, wie eine leichte Abbremsung sie gegen die Gurte drückte, und bemühte sich, durch den blasenförmigen Panzer des Shuttles nach vorn zu schauen. Endlich sah sie Ceres selbst, eine kleine Welt, die rasch näher kam. Im gedämpften Sonnenlicht sah der Asteroid auf den ersten Blick wie die dunkle Seite des Mondes aus, zernarbt von Kratern. Über große Teile der Landschaft spannten sich jedoch transparente Dächer, unter denen das Grün des Lebens zu sehen war. Es gab auch Bohrtürme irgendwelcher Art, so hoch, dass sie sich am scharfrandigen Horizont wie Stoppeln abzeichneten, und ein Gürtel aus glänzendem Metall zog sich um diese Welt, vermutlich am Äquator.
»Dieser Gürtel ist der Massebeschleuniger«, sagte Jiang Youwei neben Penny leise. »Oder einer davon. Eine riesige elektromagnetische Schleuder, die Säcke voller Wassereis und anderer flüchtiger Stoffe von Ceres durch den ganzen Asteroidengürtel und sogar bis zum Mars schießt. Manche Asteroiden bestehen praktisch aus reinem Metall oder Metallerz, wissen Sie, ohne eine Spur von Wasser oder anderen flüchtigen Stoffen, und sind darum für menschliches Leben an sich ungeeignet. Wegen des Wassers, das Ceres exportiert, hat sich der Asteroid als Schlüssel zur Nutzung des gesamten Gürtels erwiesen.«
Ein weiterer Warnton erklang. Das Shuttle kippte und sank erschreckenderweise mit der Nase voran nach unten, auf die Betonfläche eines mit Erkennungszeichen deutlich markierten und von riesigen Bauwerken umgebenen Landeplatzes zu. Die Schwerkraft von Ceres musste so gering sein, dachte Penny, dass der Abstieg eher einem Andockmanöver an einer riesigen Raumstation ähnelte als der Landung auf einem respektablen Planeten, auf dem Mars, dem Merkur oder der Erde.
In den letzten Sekunden kippte das Raumfahrzeug mit ratternden Korrekturtriebwerken in die Waagerechte zurück und sank nur noch im Schneckentempo. Sie landeten federweich.
Das Shuttle rollte auf ein enorm hohes, weitläufiges Bauwerk zu und schmiegte sich mit der Nase an eine Mauer. Ein Glockenton, und die Passagiere begannen, ihre Gurte zu lösen. Penny erhob sich von ihrer Liege und taumelte ein wenig in der kaum vorhandenen Schwerkraft.
Man hörte Verriegelungen klicken, dann schwang die Nase des Shuttles beiseite und gab ein rundes Portal frei, durch das sie hinausgehen konnten. Jenseits des Portals warteten eine Handvoll offiziell aussehender Gestalten in nüchternen Geschäftsanzügen und ein paar bewaffnete Soldaten. Über ihre Schultern hinweg erhaschte Penny einen Blick in einen riesigen, offenen Raum mit dünnen Säulen und einer hohen Decke, durch die glitzerndes Sonnenlicht fiel und unter der riesige Vögel herumflatterten – nein, erkannte sie, das waren Menschen, Menschen, die mithilfe skelettartiger Fledermausflügel durch die Luft flogen. Das Sonnenlicht wurde vom Licht riesiger Neonpaneele ergänzt, die von der Decke zu hängen schienen. In diesem riesigen, höhlenartigen Raum drängten sich kleinere Gebäude auf einem glatten Boden, vollständig umschlossen von dem riesigen Dach. Das Bauwerk war so hoch, dass Penny eine leichte Krümmung des Bodens wahrzunehmen glaubte, als würde es sich über den Horizont hinaus erstrecken. Nun, vielleicht war es ja so.
Zwei Frauen warteten auf Penny, Jiang und Erdschein. Die ältere, klein, nüchtern, vielleicht vierzig Jahre alt und in ein düsteres schwarzes Kostüm gekleidet, stellte sich als Shen Xuelin vor. »Willkommen in den Hallen von Ceres. Ich bin die stellvertretende Leiterin der hiesigen Kolonie und Vorsitzende der Konferenz zur künftigen Ressourcennutzung, an der Sie freundlicherweise teilnehmen werden.« Ihr Englisch war gut, vielleicht sogar übermäßig präzise, mit einem neutralen amerikanischen Ostküsten-Akzent. Sie stellte die jüngere, uniformierte Frau neben ihr vor: Wei Ling, Hauptmann einer Spezialabteilung des chinesischen Nationalheeres. »Ich entschuldige mich für die Anwesenheit einer bewaffneten Offizierin an meiner Seite«, sagte Shen. »Und für unsere Unfähigkeit, Ihnen die vollständige Freiheit zu gewähren, die Sie erbeten haben, Sir«, sagte sie zu Erdschein.
Penny drehte sich um und sah, dass der kegelförmige Wirtskörper der KI von ein paar Besatzungsmitgliedern des Shuttles auf eine Art Schwebeplattform gehievt wurde. Sie musste lachen. »Du wirst durch die Gegend gerollt wie ein ferngesteuertes Kinderspielzeug, Erdschein.«
»Es ist eine rein routinemäßige Vorsichtsmaßnahme …«
»Bitte entschuldigen Sie sich nicht, Madam Shen.« Erdscheins Stimme war kräftig und selbstsicher. Es klang, als stünde ein Mensch hier bei ihnen. »In Anbetracht der gegenwärtigen politischen Lage ist das absolut verständlich. Ich hatte halbwegs damit gerechnet, dass Sie mich gänzlich abweisen würden.«
Shen schaute auf eine Armbanduhr. »Die Vormittagssitzung der Konferenz dauert noch eine Stunde. Würden Sie sich uns anschließen?« Shen führte sie zu einem Steg, der sich über den Boden des gewaltigen Gebäudes erstreckte. »Ich würde Ihnen raten, sich am Handlauf festzuhalten …«
Der Steg war ein Laufband aus einem nachgiebigen Material, das rasch auf Touren kam. Penny merkte, dass sich ihr Körper auf beunruhigende Weise nach vorn neigte, obwohl sie nicht das Gefühl hatte umzukippen. Mit einem Blick nach unten sah sie, dass sich die Oberfläche des Laufbands hochgekrempelt hatte und sie in einem bestimmten Winkel festhielt, um die Beschleunigung zu kompensieren. Ein hübscher Niedrigschwerkrafttrick. »Raffiniert«, sagte sie.
»Ein ausgeklügeltes Konzept«, erwiderte Shen mit einigem Stolz, »aber nicht jeder findet es angenehm. Die Vermischung von Vertikale und Horizontale …«
Penny bemerkte, dass Jiang sehr bleich geworden war. Sie musste grinsen. »Halten Sie durch, Marsmann? Wenn Sie sich übergeben müssen, besorge ich Ihnen eine Spucktüte.«
»Das wird nicht nötig sein«, sagte Jiang in etwas gepresstem Ton. »Madam Shen, ich fand die Tagesordnung der Konferenz faszinierend.«
»Ganz meiner Meinung«, sagte Shen. »Es gab bereits produktive Sitzungen über ehrgeizige Pläne zur Nutzung solcher Ressourcen wie der Atmosphäre der Gasriesen, ferner Monde wie Titan und Triton, ja sogar von Objekten im Kuiper-Gürtel und in der Oortschen Wolke. Mit unserer Erfahrung von Ceres und den Asteroiden trauen wir uns durchaus zu, uns die Eismonde und Zwergplaneten des äußeren Systems vorzunehmen, obwohl wir dazu Alternativen zum Sonnenlicht als Energiequelle finden müssten.«
»Sie meinen«, sagte Erdschein provokativ, »Sie brauchen die Kernels.«
»Das wäre eine Möglichkeit«, sagte Shen ein wenig steif. »Es gibt aber auch noch andere Energiequellen. So kann man beispielsweise Fusionstreibstoff aus der Atmosphäre der Gasriesen gewinnen. Das wird um Größenordnungen ehrgeizigere industrielle Anstrengungen erfordern als alles, was es heutzutage gibt – sicher eine Herausforderung für die nächste Generation, und selbst dann werden wir wohl die gemeinsamen Ressourcen all unserer Gesellschaften brauchen, also des Großen Wirtschaftsverbunds und der von der UN-Quasiregierung dominierten Staaten, um eine solche Aufgabe zu bewältigen.«
»Aber diese Zusammenarbeit scheint jetzt weitaus weniger wahrscheinlich zu sein als noch vor ein paar Wochen«, sagte Erdschein traurig.
»Ja, in der Tat …«
Penny hörte nur mit halbem Ohr zu. Je tiefer sie in dieses Gebäude hineinfuhr, desto mehr wurden ihr dessen ungeheure Ausmaße bewusst. Das Dach hoch über ihr war wie der Himmel eines Planetariums, getragen von nadeldünnen Säulen; die Ansammlungen von Gebäuden auf dem Boden glichen ganzen Dörfern, die von dem größeren Bauwerk umschlossen wurden. Sie erkannte Verwaltungsgebäude, gedrungene, militärisch anmutende Bunker, Speisesäle, Wohnheime und Krankenhäuser – aber es gab auch Schulen, in deren Umgebung sie Kinder spielen sah; sie sprangen hoch und versuchten sich mit flatternden Armbewegungen in der Luft zu halten. Außerdem Bars, Spielsalons, Hotels und eine riesige Sportarena, in der gerade eine Niedrigschwerkraftversion von Basketball gespielt zu werden schien, wie sie durch die filigrane Gerüstkonstruktion sah. In dem gewaltigen Raum herrschte ein beständiger Lärm, der von dem harten gemeinsamen Fußboden und dem Dach hoch oben widerhallte, ein Durcheinander von menschlichen Stimmen, Musikfetzen, dem gelegentlichen Surren von Luftpumpen und Ventilatoren. Und um die dünnen, kaum sichtbaren Säulen herum flogen Menschen, viele von ihnen jung, wie Penny es wohl auch kaum anders erwartet hätte; mühelos glitten sie mit ausgebreiteten Fledermausflügeln dahin, die an ihre Arme geschnallt waren.
»Sie brauchen keine Angst zu haben.«
Englische Worte, mit starkem Akzent. Penny drehte sich um und sah, dass die junge Soldatin mit ihr gesprochen hatte, Hauptmann Wei Ling. Wei hielt ihre Fernbedienungstafel in der Hand; sie lächelte.
»Ich habe keine … Angst wovor?«
Wei zeigte nach oben; sie trug einen weißen Handschuh. »Dass uns das Dach auf den Kopf fällt. Selbst Kinder, die hier geboren sind, befürchten das. Unsere Architekten nutzen die geringe Schwerkraft dieser kleinen Welt, um Bauwerke wie dieses zu erschaffen, die auf keiner anderen von Menschen bewohnten Welt möglich sind. Aber der Anblick eines künstlichen Himmels verletzt offenbar einen Urinstinkt.«
»Es klingt, als wären Sie stolz auf all das. Sind Sie hier geboren?«
»Nein. Ich stamme von der Erde. Aber als Chinesin bin ich stolz darauf, das erleben zu dürfen, ja. Der Zugang zum Weltraum hat bei meinem Volk eine ureigene Genialität freigesetzt, denke ich. Wir erreichen gleich das Ende des Laufbands; bitte bereiten Sie sich darauf vor.«