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Die Krähen, diese gottverdammten Krähen vor dem Fenster! Ja, es waren Richter, die ihr Urteil über ihn sprachen.
Schuldig.
Schuldig, den Teufel unterschätzt zu haben.
Am liebsten wäre Jan zum Fenster am Ende des Ganges gelaufen und hätte sie verscheucht, doch ihm fehlte die Kraft. Selbst die Wolldecke um seine Schultern schien Tonnen zu wiegen.
»Ich möchte nach Hause, Rudi.«
Marenburg reichte ihm einen Plastikbecher, den er aus dem Automaten geholt hatte. »Hier, trink erst mal. Dann sehen wir weiter.«
Jan schüttelte den Kopf. Wenn er den Becher nehmen würde, benötigte er beide Hände. Doch damit hielt er weiterhin den Zettel. Er würde und konnte ihn nicht weglegen, auch wenn sich Janas letzte Worte bereits für alle Zeit in seinen Verstand eingebrannt hatten. Dies war ihr Vermächtnis und seine Strafe, sie nicht geliebt zu haben.
»Dr. Forstner, glauben Sie mir, noch ist es nicht zu spät. Wir werden Frau Weller finden.«
Stark hatte ihm noch immer die Hand auf die Schulter gelegt. Auch er rang um Selbstbeherrschung, und Jan wusste nicht, wen er in diesem Moment mehr zu trösten versuchte – Jan oder sich selbst. Doch als Jan den Kopf hob, konnte der Hauptkommissar ihm nicht in die Augen sehen. Das war ihm Antwort genug.
»Nein«, hörte er sich murmeln. »Nein, Sie werden sie nicht finden. Denn das ist der letzte Teil des Plans, verstehen Sie? Niemand wird Carla je wieder finden.«
Er hob den Zettel und drehte ihn so, dass Stark Janas Nachricht lesen konnte.
JE LÄNGER DU LEIDEST, DESTO LÄNGER WIRST DU AN MICH DENKEN