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Anfangs war da nur dunkle Leere. Dann kehrten erste Erinnerungen zurück. Gedankenfetzen, die wie Betrunkene durch ihren Kopf wankten. Sie klangen wie das Echo ihrer eigenen Stimme.
Keine Kratzer.
Warten Sie kurz, ich komme runter.
Wer ist da?
Der dunkle Kombi.
Der Schatten.
Vor allem die Erinnerung an diesen Schatten beunruhigte sie, auch wenn sie nicht mehr wusste, warum. Irgendetwas war mit ihr geschehen, aber was?
Das Denken fiel ihr unendlich schwer. Jeder Gedanke kostete Kraft, die sie nicht hatte. Sie konnte nicht einmal ihre Augen öffnen. Ihre Lider gehorchten nicht. Sie waren schwer wie Blei.
Ich bin so müde.
Am liebsten wäre sie wieder davongedämmert, doch etwas hielt sie zurück. Ein warnender Instinkt, der ihr signalisierte, sie dürfe jetzt auf gar keinen Fall wieder einschlafen.
Etwas ist passiert, sagte dieser Instinkt. Ich kann mich nicht erinnern, aber etwas muss mit mir passiert sein. Es muss mit diesem trockenen Geschmack in meinem Mund zu tun haben. Der Geschmack ist widerlich. Wie … wie … Leder.
Sie wollte schlucken und stellte dabei fest, dass etwas in ihrem Mund steckte. Als sie es mit der Zunge betastete, fühlte es sich rund und hart an. Dann wurde ihr bewusst, dass dieses Ding nicht nur ihren Mund ausfüllte, vielmehr spannte es über ihr ganzes Gesicht und riss in ihren Mundwinkeln.
Irgendwo, ganz in ihrer Nähe, hörte sie das Summen einer Fliege. Und dann dämmerte sie doch wieder in das Dunkel zurück.