EIN LETZTER BRIEF

Vier Wochen später erhielt Edith Badtke einen Brief vom Reisebüro Ockermann World Travels, der an eine Frau Jana Harder mit Zustellanweisung an das Fahlenberger Pfarramt adressiert war. Den Brief bekam die Sekretärin zu sich nach Hause geschickt, wo sie sich in ihrem Gästezimmer ein provisorisches Büro eingerichtet hatte, bis ein neues Gebäude für die Pfarrei gefunden war. Verwundert öffnete sie den Umschlag und las das Schreiben.

Sehr geehrte Frau Harder,

 

der Erfolg eines Unternehmens beruht auf der Zufriedenheit seiner Kunden. Deshalb interessiert uns Ihre Meinung. Hat unser Reiseangebot Ihren Erwartungen entsprochen? Haben Sie Wünsche oder Kritik, die Sie uns mitteilen möchten? Dann verwenden Sie nach Ihrer Rückkehr bitte den beiliegenden Fragebogen.

 

Ich freue mich auf Ihre Antwort
und verbleibe mit besten Grüßen

 

Ihr Herbert Ockermann

Im Anhang des Schreibens befanden sich neben dem genannten Fragebogen auch zwei Faltprospekte mit Angeboten für Individualreisen nach Asien und Australien sowie eine Einladung zu einer Multimediapräsentation über die Schönheit der kanadischen Wildnis.

Edith Badtke runzelte die Stirn und las nochmals die Adresse. »Frau Harder?«, murmelte sie, dann schüttelte sie ärgerlich den Kopf. »So ein Blödsinn. Die werden mit ihrer Werbung immer dreister, dabei können sie nicht einmal meinen Namen richtig recherchieren.«

Sie warf den Brief in den Papierkorb und widmete sich wieder ihrem Tagesgeschäft. Keine halbe Stunde später hatte sie den Brief auch schon vergessen.

Kein Wunder, im Moment hatte sie wirklich andere Sorgen.

Dunkler Wahn
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