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»Nun geben Sie schon Gas, Mann!«, fuhr Stark seinen jungen Kollegen an, woraufhin der Streifenpolizist zu einem waghalsigen Überholmanöver ansetzte.
Der Hauptkommissar hielt sich am Armaturenbrett fest und warf einen Blick zur Uhr, während der Streifenwagen mit heulender Sirene an einem Kleinlaster vorbeischoss. Seit Forstners Anruf waren bereits sechs Minuten vergangen. Der Psychiater hatte panisch geklungen. Stark konnte nur vermuten, dass es etwas mit dem zu tun hatte, was Forstner ihm nach der Beerdigung hatte erzählen wollen.
Die Frau, hatte Forstner ihm durch das Telefon zugerufen, ich weiß, was sie als Nächstes vorhat.
Stark hatte sich also nicht getäuscht, als er vermutete, dass der Psychiater in Eigenregie eine Spur verfolgte. Nun hoffte er, dass sie sich wenigstens als die richtige erwies. Alle Ermittlungen der letzten Tage hatten Stark und sein Team nur in Sackgassen geführt. Weder ein DNS-Abgleich am Tatort hinter Nowaks Haus noch die zweifelhaften Aussagen der Zeugen – von denen sich die meisten als Wichtigtuer, Belohnungsjäger oder ganz einfach als Spinner erwiesen – hatten sie weitergebracht.
Sie jagten ein Phantom, das ihnen keinerlei Rückschluss auf ein Tatmotiv bot – außer der Tatsache, dass diese Frau wahnsinnig war. Stark hoffte inständig, dass Forstner tatsächlich etwas herausgefunden hatte, das sie weiterbringen würde.
Und dennoch war dem Hauptkommissar nicht wohl in seiner Haut. Am Telefon hatte Forstner nicht so geklungen, als wollte er ihm nur eine neue Tatverdächtige präsentieren. Es hatte eher so geklungen, als würden sie zu einem neuen Tatort gerufen.