Kapitel 5
»Ich ersuche Sie hiermit, mir heute abend die Ehre Ihrer Gesellschaft zu erweisen«, sagte Sten förmlich.
»Die Ehre ist ganz meinerseits, Sir. Wie viele Truppen soll ich zur Verstärkung mitbringen?«
»Zum letzten Mal: Darf ich Sie zum Essen einladen, meine Dame?«
»Oh. Einen Moment, ich muß erst einmal meine Termine überprüfen ... jawohl. Es wäre mir eine große Freude, Sten.
Wie offiziell geht es dabei zu?«
»Pistolen dürften nichts schaden, aber bitte farblich abgestimmt. Um... neunzehndreißig?«
»Also um halb acht«, sagte Cind und unterbrach die Verbindung.
»Heute abend sehen wir aber blendend aus, alter Knabe.
Willst du Eindruck schinden oder abschrecken?«
»Ein bißchen von beidem.«
»Ach so.« Alex bürstete unsichtbare Fussel von Stens Anzugjacke aus Rohseide. »Jedenfalls hast du, glaube ich, deinen Anzug falsch herum an. Soll ich einen chirurgischen Eingriff einleiten, oder möchtest du lieber so bleiben?«
»Meine Güte«, sagte Sten. »Mir ist noch nie bewußt geworden, welche Vorteile es doch hat, ein Waisenkind zu sein. Mutter Kilgour, ich habe nicht die leiseste Ahnung, ob ich irgendwo über Nacht bleibe, ob ich überhaupt geküßt werde, und außerdem: Was geht dich das überhaupt an?«
»Ich erinnere dich nur daran, daß du morgen um elffünfzehn mit dem Imp verabredet bist, um dir die letzten Anweisungen abzuholen.«
»Ich werde dort sein. Sonst noch etwas?«
»Nein ... ja. Dein Schal ist völlig zerknittert.« Kilgour rückte ihn zurecht. »Und wie meine Mama mir immer sagte: Tu nichts, was du nicht in der Kirche dem Dekan erzählen kannst.«
»Das hat sie wirklich gesagt?«
»Jawohl; Und jetzt weißt du auch, warum wir Kilgours noch nie die eifrigsten Kirchgänger gewesen sind.«
Kilgour verschwand nach draußen. Sten warf noch einen letzten Blick auf seine Erscheinung - >verdammt, in letzter Zeit verbringe ich ziemlich viel Zeit vor dem Spiegel< -, dann war er soweit. Er schob eine Willygun in ein hirschledernes Knöchelholster, krümmte zweimal die Finger - das Messer rutschte problemlos aus der Armscheide -, und jetzt war er wirklich ausgehbereit.
Es klopfte an der Tür.
»Ist offen.« Er fragte sich, mit welcher neuen Nerverei Kilgour wohl jetzt in letzter Minute noch ankam. Es trat jedoch niemand ein. Statt dessen klopfte es erneut.
Sten verzog mürrisch das Gesicht, ging zur Tür hinüber und öffnete sie.
Drei kleine muskulöse junge Männer standen davor. Sie trugen Zivilkleidung, doch ihre Anzüge sahen so aus, als wären sie ihnen von einer Zentralbehörde ausgegeben worden.
Es waren Gurkhas. Sie standen stramm und salutierten. Sten wollte den Gruß schon erwidern, riß sich aber doch zusammen.
»Verzeihung, ehrenwerte Soldaten, aber ich bin kein Soldat mehr.«
»Sie sind immer noch Soldat. Sie sind Sten. Sie sind immer noch Subadar.«
»Ich danke Ihnen noch einmal«, sagte Sten. »Möchten Sie hereinkommen? Ich brauche noch einen Moment.«
Sten winkte sie herein. Die drei stellten sich neben die Tür und scherten sich nicht um das peinliche Schweigen.
»Soll ich Tee bringen lassen?« erkundigte sich Sten. »Oder Whiskey, wenn Sie außer Dienst sind? Ich muß mich für mein schlechtes Ghurkali entschuldigen, aber meine Zunge ist leicht eingerostet.«
»Danke. Wir möchten nichts«, sagte einer von ihnen. Die beiden anderen sahen ihn an und nickten. Er war jetzt ihr Sprecher.
»Ich bin Lalbahadur Thapa«, sagte er. »Dieser Mann ist Chittahang Limbu. Und der dort drüben ist Mahkhajiri Gurung.
Er glaubt, er sei aus einer höheren Kaste, aber seine Arroganz muß Sie nicht weiter stören. Er ist trotzdem ein guter Soldat.
Jeder von uns bekleidet den Rang eines Naik.«
»Lalbahadur... Chittahang... Sie tragen ehrenvolle Namen.«
»Sie sind - sie waren unsere Väter. Der Vater dieses Mahkhajiri führt das Rekrutierungsbüro auf der Erde. In Pokhara.«
Havildar-Major Lalbahadur Thapa war vor einigen Jahren gefallen, als er dem Imperator das Leben rettete. Schon vor langer Zeit hatte Subadar-Major Chittahang Limbu Sten als Kommandeur der Gurkhas abgelöst - auf Stens Empfehlung hin. Chittahang war der erste Gurkha gewesen, der eine Einheit kommandierte; er legte damit den Grundstein für eine neue Tradition.
Abgesehen von ihren anderen Tugenden verfügten die Gurkhas über eine weit zurückreichende Erinnerung, zumindest was ihre Freunde und ihre Feinde betraf.
»Was kann ich für Sie tun?« erkundigte sich Sten.
»Im Verwaltungsbüro hing ein Anschlag, der besagte, daß Sie Freiwillige für einen Spezialauftrag suchten und daß sich jeder aus der Imperialen Hofhaltung melden könne.«
»Sie?«
»Wir sind noch vierundzwanzig mehr.«
»Aber ...« Sten setzte sich. Er kam sich vor, als hätte ihm jemand einen unvorhergesehenen Schlag ins seelische Zwerchfell verpaßt. Langsam fand er sein Gleichgewicht wieder. »Gurkhas dienen nur dem Imperator.«
»Das war richtig.«
»War?«
»Nur Kühe und Berge ändern sich nie. Wir haben die Angelegenheit mit unserem Captain besprochen. Er fand ebenfalls, wenn wir dem Imperator dienen, indem wir Ihnen bei Ihrem Auftrag helfen, egal, worum es sich handelt, dann ist das sabash - in Ordnung.«
»Und diese Meldung als Freiwillige? Geschieht das mit Imperialer Einwilligung?« erkundigte sich Sten vorsichtig.
»Wie sonst? Der Anschlag endete mit: >Im Namen des Imperators.<«
Gurkhas konnten in mancher Hinsicht ziemlich naiv sein. Es gab Leute, die behaupteten, sie seien absichtlich so und setzten ihre Unwissenheit dergestalt ein, daß sie am Ende genau das tun konnten, was sie von Anfang an vorgehabt hatten.
Falls der Imperator nichts davon wußte und ihrer Bewerbung auch nicht zustimmte, konnte ziemlich bald die Hölle los sein. Schließlich rühmte sich der Imperator nicht zuletzt damit, daß die Gurkhas nach dem Attentat eine Zusammenarbeit mit dem Privatkabinett abgelehnt hatten, zur Erde zurückgekehrt waren und auf die Rückkehr des Imperators gewartet hatten.
Sten ließ sich dieses eventuelle Egoproblem weder im Gesicht noch in seinen Worten anmerken. Statt dessen strahlte er: »Ich fühle mich sehr geehrt, meine Herren. Ich werde mich mit Ihrem Befehlshabenden Offizier und Ihrem Bahun in Verbindung setzen und entsprechende Schritte einleiten.«
Glücklicherweise waren die Gurkhas nicht sehr an langen Zeremonien interessiert, und so sah sich Sten in der Lage, die drei Männer schon einige Augenblicke später
hinauszukomplimentieren, ohne ihre Würde zu verletzen. Dann gönnte er sich ein paar Minuten Ruhe und einen Stregg.
>Verdammt<, dachte er. >Warum ich? Warum so etwas?
Ich glaube, ich muß sehr vorsichtig sein, wenn ich das dem Imperator vorbringen Dann machten seine Gedanken einen Sprung:
>Wenn es aber dennoch klappt und ich einige Gurkhas mitnehmen darf, kann der Imperator sicher sein, daß er auf den Welten des Altai-Clusters den erwünschten Eindruck macht.
Außerdem<, frohlockte es aus seinem Hinterkopf, >habe ich auf diese Weise keine Probleme, mir den Rücken freizuhalten.<
Cind hatte keine Vorstellung davon, was überhaupt vor sich ging. Zuerst hatte Sten sie zu einem offiziellen Dinner eingeladen.
Dann hatte er die eigenartige Bemerkung über die farblich abgestimmten Pistolen gemacht.
Also rief sie zuallererst Kilgour an, den Mann, von dem sie glaubte, er sei auf »ihrer« Seite. Wahrscheinlich. Allerdings konnte sie selbst nicht genau sagen, welche eigentlich »ihre«
Seite war.
Natürlich war ihr der Schotte keine besonders große Hilfe.
»Vielleicht erinnern Sie sich noch an unser Gespräch vor nicht allzu langer Zeit, Mr. Kilgour«, fing Cind an. »Als Sie sagten, ich sei zu jung und zu, äh, atemberaubend, um die Spionin zu spielen.«
Alex dachte nach. »Ich erinnere mich.« Sehr vage.
»Sten hat mich für heute abend zum Essen eingeladen. Mir kommt es vor, als würde es sich dabei... mindestens zur Hälfte um eine professionelle Angelegenheit handeln.«
»Das ist schon mal ein guter Ausgangspunkt, Mädel. Der arme Heimatlose tut nämlich nix, was überhaupt nix mit der Arbeit zu tun hat. Das bringt ihn noch mal in ein frühes Grab, fürchte ich.«
»Wohin geht die Reise?«
»Meinst du moralisch, gesellschaftlich oder historisch?«
»Ich meine, wohin führt mich Sten zum Abendessen aus?
Und was soll ich anziehen?«
»Ach so. Kleines Mißverständnis. Der Ort ist geheim, und du solltest dich lässig kleiden. Bequeme Kleidung. Waffen nach Belieben. Ich würde welche mitnehmen. Du bist dort aber sicher.«
»Mehr kriege ich wohl nicht zu hören.«
»Natürlich nicht, Cind. Es kommt mir ganz so vor - ich sage ehrlich die Wahrheit -, als hättest du heute abend noch so einiges vor, abgesehen davon, daß du gewachsen bist, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Glaubst du denn, ich würde dich nicht selbst mit nach Hause nehmen, um dich meiner Mama vorzustellen, wenn du nicht so jung wärst und du und Sten nicht so ineinander verliebt? Warum sollte ich dich anschwärzen und dir irgend etwas erzählen, wo du doch selber weißt, tief in deinem Innersten, was hier vor sich geht?«
Ohne eine Entgegnung abzuwarten, unterbrach Kilgour die Verbindung.
>Verdammte Männer<, dachte Cind.
>Verdammt ...<, doch dann dechiffrierte sie Kilgours schottischen Redefluß. Liebe? Sie und Sten, mit Betonung auf Sten? Selbstverständlich war sie wahrscheinlich in ihn verliebt, wenn man davon ausging, daß Liebe etwas war, das einen nachts nicht schlafen ließ, einen ganze Komplexe aus Luftschlössern bauen und sofort dort einziehen ließ und einen ganz allgemein zu einem Benehmen verleitete, als stünde man unter schweren Opiaten.
Aber...
Aber Sten? Liebe?
Dann beschloß sie, daß »Verdammte Männer« ein weitaus ungefährlicherer und produktiverer Gedankengang war.
Wenigstens wußte sie jetzt, was sie anziehen mußte.
Cinds Garderobe war ein Hauch von Sinnlichkeit, ein einfaches kragenloses Gewand mit einem tief ausgeschnittenen V im Nacken, das in der Taille eng anlag und kurz über dem Knie ein wenig aufgebauscht war. Es hatte weder Knöpfe noch Reißverschlüsse noch Klettverschlüsse, an denen man ablesen konnte, wie es zusammengehalten wurde. Um die Hüfte war ein einfaches Gürteltuch geschlungen. Natürlich hatte sie das Ding, wie jedes andere »einfache, schnörkellose und gutgeschnittene« Etwas ein Viertel ihres letzten Leistungsbonus gekostet.
Was es, abgesehen vom Schnitt, zu etwas Besonderem machte, war der Stoff selbst. Sektion Mantis - die operationale Abteilung der Superelite des Imperialen Geheimdienstes - war mit dem Nonplusultra von Tarnuniformen ausgestattet: Sie waren phototropisch, das hieß, sie wechselten die Farbe entsprechend dem Hintergrund, vor dem sich der Soldat bewegte.
Ein Zivilist hatte sich die Vermarktungsrechte an diesem Stoff gesichert und ihn dann etwas abgewandelt. Das Material blieb zwar phototropisch, doch jetzt reflektierte es den Hintergrund, vor dem man vor fünf Minuten gestanden hatte.
Farbdecoder und Zeitverzögerung gehörten zu dem Kleidungsstück dazu - beispielsweise der Gürtel an Cinds Kleid. Er enthielt außerdem einen Streifencompüter mit einem simplen Farbrad, mit dem man die phototropischen Vorgaben übergehen konnte, damit man nicht plötzlich in einem rosafarbenen Kleid vor einem orangefarbenen Hintergrund stand. Ebenfalls im Gürtel enthalten waren Sensoren, die die Farbintensität entsprechend der aktuellen Lichtintensität regulierten. Auf einer Zufallsbasis sandte der Computer stroboskopische Bilder an bestimmte Bereiche aus, und um sicherzugehen, daß das Publikum des Kleidungsstücks nicht das Interesse verlor, gelegentliche Echtzeit-Blitze dessen, was sich darunter befand. Diese Transparenzphasen dauerten jeweils nur einen Sekundenbruchteil, konnten aber auch ganz nach den Bedürfnissen des Trägers oder der Trägerin programmiert werden. Oder, wie in Cinds Fall, so, daß sie nie das Messer zeigten, das in einer Scheide an ihrem Rückgrat steckte, und auch nicht die über dem Gesäß verborgene Willygun.
Als Sten Cind abholte, war sie in mehrfacher Hinsicht mörderisch gut angezogen.
Und wenigstens diesmal versaute das Männchen den Auftritt nicht. Nicht nur, daß Sten das neue Kleid auffiel und er ihr deswegen ein Kompliment machte, er stellte ihr sogar intelligente Fragen über die Funktionsweise des Kleidungsstücks, gerade so, als würde es ihn wirklich interessieren.
Besser noch: Er brachte sogar eine passende Blume mit.
Blume war nicht ganz der treffende Ausdruck. Vor vielen Zeitaltern hatte ein Orchideenzüchter von der Erde, weit weg vom Tropengebiet ihres Ursprungs, die ultimative Oncidium Orchidee entwickelt - viele, viele winzige kleine Blüten auf einem einzelnen Stengel, und das Ganze mit einer einheimischen chamäleonartigen und höchst
anpassungsfähigen Pflanzenform gekreuzt. Das Resultat war ein lebendes Bukett - eine Halskette, die sich exakt der Kleidung ihres Trägers anpaßte.
Cind gab Sten einen angemessenen Kuß und dankte ihm mit einer Umarmung. Und als sie sich von ihm löste, ließ sie den Nagel ihres kleinen Fingers von seinem Hals bis zu seiner Brust hinabfahren.
Schließlich wollte sie nicht, daß er sie für eine absolute Jungfrau hielt ...
Das Bar-Restaurant lag in einer Sackgasse des Industrieviertels versteckt, nicht weit vom Botschaftsgelände der Erstwelt entfernt. Sten verpaßte die Einfahrt, wendete seinen gemieteten A-Grav-Gleiter und näherte sich der Straße jetzt von der anderen Seite. Den prunkvollen offiziellen Gleiter des Abholdienstes hatte er höflich abgelehnt.
Das Gebäude stand ganz frei und war in der Dunkelheit kaum zu sehen. Doch als der A-Grav-Gleiter sich senkte, gingen helle Lichter an.
Cind blinzelte in den grellen Schein. Die Lampen schienen weniger dafür da zu sein, den Weg zu beleuchten, als denjenigen drinnen zu zeigen, wer gerade angekommen war.
Auf halber Höhe des gewölbten Bürgersteigs stand ein sehr kleines Schild:
The Western Eating Parlor. Number Two.
»Kein besonders ausgefallener Name«, fand Cind.
Sten grinste. »Das ist ziemlich verzwickt.
Höchstwahrscheinlich gab es diese Bude hier bereits auf der Erde, vor langer, langer Zeit. Ich meine, sogar noch vor der Zeit des Imperiums. Außerhalb einer Stadt namens Langley.
Man erzählt sich, daß das Restaurant eine exklusive Klientel belieferte. Daran hat sich also in all den Jahrhunderten nicht viel geändert.«
»Na schön, ich kaufe dir die Geschichte ab. Aber wer sind die Kunden hier?« Sie hob die Hand, bevor Sten antworten konnte. »Sag's mir nicht, aber gib mir einen kleinen Hinweis.«
»Von mir aus. Nimm den ersten Buchstaben jedes Wortes in dem Namen: T-W-E-P«
»Twep«, sagte Cind.
»Kurzes E«, sagte Sten.
Ach so. Wie in dem uralten Ausdruck »Töten wie echte Profis«. Cind hatte den Ausdruck schon bei älteren Geheimdiensttypen gehört. Offiziell sanktionierter Mord.
Drinnen präsentierte sich das Restaurant als die Ruhe echten Leders, gedämpfter Unterhaltung und umsichtiger Bedienung.
Der Oberkellner war der reinste Horror.
Die Hälfte seines Gesichtes fehlte und war durch eine Synthoplastmaske ersetzt. Cind fragte sich, wie lange er wohl ohne medizinische Hilfe zugebracht hatte; zumindest in den Regionen, die sich als Zivilisation bezeichneten, begegnete man nur höchst selten jemandem, bei dem rekonstruktive Chirurgie nicht anschlug. Zunächst reagierte er nicht einmal auf Sten und Cind. Er beaufsichtigte zwei Kellnerlehrlinge, die gerade dabei waren, ein großes Explosionsloch in der Wandverkleidung abzudecken. Dann begrüßte er die Neuankömmlinge, als handelte es sich um Fremde. »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
»Sie ist sauber, Delaney.«
Delaney grinste mit der Hälfte, die ihm von seinem Gesicht geblieben war. »Allerdings, das ist sie wirklich. Ich habe oben ein kleines Separee vorbereitet, Captain. Ihr Freund befindet sich an der Bar dort drüben. Ich bringe Sie hinauf.«
»Du bist schon mal hier gewesen?« flüsterte Cind, als Delaney sie durch den stillen Luxus führte.
»Nein. Delaney und ich hatten früher miteinander zu tun.«
Delaneys Ohren waren sehr scharf. Er blieb stehen. »Zu Ihrer Information: Der Captain hat mich mal von einem Berg heruntergeschleppt; von einem ziemlich hohen Berg. Unter ziemlich miesen Umständen, als ich nicht mehr ganz richtig tickte.« Seine Finger berührten den Rest seines Gesichts.
»Ich mußte ja«, erwiderte Sten. »Du hast mir noch Geld geschuldet.« Ein wenig beschämt wechselte er das Thema.
»Was ist denn mit der Wand passiert?«
»Haben Sie schon jemals mit einem Kraken mit dem Decknamen Quebec Niner Three Mike zusammengearbeitet?
Sie selbst nannte sich Crazy Daisy Ziemlich hübsch, wenn man auf Kopffüßler steht.«
Sten überlegte kurz und schüttelte den Kopf.
»Sie verließ Mantis 365 im Rang eines leitenden Offiziers«, half ihm Delaney auf die Sprünge. »War die meiste Zeit über in NGC 1300 Central.«
»Das muß vor meiner Zeit gewesen sein - Augenblick mal.
War drei-sechs-fünf nicht die Truppe, die den Sportplatz geklaut hat?«
»Genau die.«
»Alles klar. Die Leutchen kenne ich. Sie habe ich jedoch nie kennengelernt. Aber steht sie denn nicht auf der Verräterliste?«
Delaney hob die Schultern. »Sie müssen sie mit jemandem verwechseln. Hier ist sie jedenfalls mit allen im reinen.«
»Entschuldigung. Ich wollte dich nicht unterbrechen.«
»Jedenfalls war sie heute nachmittag hier, hat irgend etwas gefeiert. Dabei ist sie immer wieder aus ihrem Tank herausgeklettert und hat sich an der Bar herumgetrieben. Ist ausfällig geworden. Hat ein Glas Genever mit Trockeneis nach dem anderen in sich reingekippt. Außerdem hatte sie sich gerade ein neues Spielzeug zugelegt, eine alte Projektilwaffe.
Sie meinte, das Ding hieße Gänseflinte. Jedenfalls wollte sie es überall herumzeigen. Vielleicht hätte ich ja etwas sagen sollen, aber ...
Wie auch immer, sie hat auch gleich gezeigt, wie man das Ding lädt und hatte ein paar eigens dafür angefertigte Patronen dabei, und dann sagte sie, damit ließe sich ein Loch in die Wand pusten, durch das man einen ausgewachsenen Menschen werfen könnte.
Ein Typ von dort hinten, ein Ex-Mercury—
Schreibstubenhengst - er hätte besser die Klappe gehalten -, wollte es nicht glauben. Also schoß Daisy ein Loch in die Wand und machte sich daran, den Typen durch das Loch zu schmeißen. Er hatte recht, das Loch war nicht groß genug.
Aber Daisy probierte es immer wieder. Nach drei oder vier Versuchen mußte ich ihr sagen, sie soll es mal gut sein lassen und nach Hause gehen.«
Cind verbiß sich ein Kichern. Delaney führte sie in einen kleinen Raum und wies ihnen ihre Plätze.
»Was darf ich Ihnen bringen, Skipper? Scotch? Oder wird heute abend gestreggt?«
Sten beschloß, vernünftig zu bleiben. »Scotch. Es ist ja noch früh.«
»Schenken Sie Black Velvet aus?« erkundigte sich Cind.
»Wir schenken alles aus. Und wenn es sich nicht ausschenken läßt, stellen wir Ihnen Spritzen, Inhalierer oder Zäpfchen zur Verfügung. Ich sage Aretha - den Namen benutzt sie am liebsten -, daß sie heraufkommen soll.« Dann verließ er sie.
»Das hier ist eine Kneipe für Geheimagenten, stimmt's?«
fragte Cind.
»Stimmt. Hauptsächlich Mantis.«
Jeder Berufszweig hat seine eigenen Tränken, von Politikern bis zu Päderasten. Und jede Tränke erfüllt die speziellen Ansprüche ihrer Klientel. Das Western Eating Parlor war eine fast perfekte Bar für Geheimagenten. Mitten in einer Hauptstadt gelegen, der Hauptstadt sogar, dabei völlig unauffällig. Sie versorgte ihre Kunden, ob aktive Agenten oder solche, die sich bereits zur Ruhe gesetzt hatten, mit sämtlichen Exotika, die sie auf Abertausenden von Welten schätzen gelernt hatten. Sämtliche Angestellten kamen aus der gleichen Branche, angefangen von Delaney, dem Oberkellner, über den Barkeeper, der der Sohn eines kürzlich verstorbenen Planungstypen war und auf seinen Ruf an die richtige Universität wartete, bis hin zu den Pikkolos, die vielleicht in ihrer Vergangenheit einfach nur ein paar blutige Handlangerdienste verrichtet hatten. Das Parlor war absolut wanzenfrei und wurde ständig mit den allerneuesten Geräten überprüft. Die Presse traute sich nicht herein, bis auf diejenigen Journalisten, die echt an Hintergrundinformation interessiert waren und niemals eine derartige Quelle preisgeben würden.
Wie Dutzende anderer Agentenbars verschaffte das Parlor seinen Kunden die Gelegenheit, sich richtig gehenzulassen, aber auch die Möglichkeit, die letzten Neuigkeiten darüber zu erfahren, welche Aufträge demjenigen elenden Agenten drohten, der . nicht in jeder Situation sorgfältig mit den Tatsachen umging.
Genau aus diesem Grund hatte Sten Alex gebeten, Plätze im Parlor zu reservieren. Der Imperator zeigte sich viel zu großzügig, als daß es sich bei diesem Auftrag um etwas anderes als um den absoluten Alptraum handeln könnte.
Aretha tänzelte herein und ringelte sich auf einer überdimensionalen Ottomane zusammen; die Hufe legte sie unter sich. Man hätte sie (sie?) angesichts der nach hinten weisenden, nadelspitzen Hörner, des braunweiß gestreiften Fells und der Hufe an den vorderen und den beiden hinteren Beinen für einen sechsfüßigen Pflanzenfresser halten können.
Doch wenn sie den Kopf nach hinten riß und vor Vergnügen wieherte, sprachen ihre vorstehenden Reißzähne und die kräftigen Backenzähne eine andere Sprache. Sie bestellte Mineralwasser - Sten und Cind stellten ihren Alkoholkonsum sofort auf »nippen« um - und eine Scheibe Tiergewebe, geklopft, aber roh. Sten wählte geräucherten Lachs von der Erde, ein relativ neues Gericht, mit Butter und Dillsoße. Auch Cind nahm Lachs. Roh.
Aretha faßte ihnen die Sachlage zusammen, wie es nur ein Mantis-Außendienstler konnte. Sten war dankbar dafür, daß sie nach den ersten Begrüßungsfloskeln durch eine Synthbox sprach. Eine fremde Sprache zu übersetzen, selbst wenn es in die eigene ist, konnte recht mühsam sein, besonders dann, wenn der Sprecher ein doppeltes Zwerchfell besaß und sich einer Sprache mit unüberhörbar vielen Knack-und Zischlauten bediente.
Sie hatte von Sten und seinem Ruf gehört und wollte ihn so gut sie konnte unterstützen. Sie ging davon aus, daß auch seine Begleiterin eingeweiht war. Den besten Dienst würde sie ihm jedoch dadurch erweisen, fuhr sie fort, wenn sie Sten in die Genitalien trat und ihn damit davon abhielt, diesen Job überhaupt anzunehmen.
Aretha war vor drei Jahren stellvertretender Militärattache der Imperialen Botschaft auf Jochi gewesen, sagte sie.
Momentan erholte sie sich noch von einem kleineren Fall von Hü, weil nämlich damals Hott angesagt war. Sten schätzte ihren Rang auf Lieutenant Colonel.
»Ein Alptraum«, fuhr sie fort. »Der reinste Alptraum. Ich erzähle Ihnen zunächst etwas über die menschliche Lebensform, mein lieber zukünftiger Botschafter. Entsetzlich.
Entsetzlich. Entsetzlich. Ehemalige Minenarbeiter, die sämtliche Vorurteile bestätigen, die mit dieser Vorstellung verbunden sind. Sie versuchen alles, um eine Reglementierung von vornherein zu verhindern, aber wenn ihnen das Material in ihren Minen ausgeht, jaulen sie auf wie kranke Hunde.
Als Kulturnation verfügen die Tork über genug Vorstellungskraft, alles zu wollen, aber nicht über annähernd genug Grips, das auch zu erreichen. Das wiederum bedeutet, daß sie nach Kräften verhindern, daß jemand anderes diese hauptsächlich in der Phantasie existierenden Schätze bekommt.
Dabei kann der Altai-Cluster eigentlich nur dem als Schatztruhe erscheinen, der eine Möglichkeit findet, Haß und Ethnozentrismus abzupacken und zu exportieren.
Die Jochianer. Vielleicht wußten Sie nicht, daß sie einst eine selbsternannte Gesellschaft von Abenteurern waren, mit einem Freibrief von unserem Ewigen Imperator, lange möge er uns erhalten bleiben, der ihnen erlaubte, alles auszuplündern, was ihnen in die Finger kam.«
»Doch, das ist mir bekannt.« Sten hielt es nicht für notwendig, Aretha darüber aufzukären, daß seine Information vom Imperator persönlich kam.
»Abenteurer, früher einmal sogar Piraten. Dann schafften sie es, ihre Kultur in die Anarchie hinabzuwirtschaften, in Sonnensysteme mit Stadtstaaten; bis zur Ankunft des Khaqans.
Des ersten. Bisher hat es nur zwei gegeben.
Der Khaqan war auch ein Lügner und Dieb und
hinterhältiger Messerstecher, aber er war schneller und besser als alle anderen Jochianer. Also stieg er rasch nach oben. Wie Abschaum in einem Teich.
Er ist entweder einfach so gestorben oder von seinem Sohn ermordet worden, dem gegenwärtigen Khaqan. Der hat seines Vaters Talent für Schikanen geerbt und zusätzlich eine Vorliebe dafür entwickelt, sich selbst Monumente errichten zu lassen. Dabei schert er sich weder um Logik noch um den Bedarf an öffentlichen Aufträgen oder um soziale Belange.
Und solange ich dort war, unternahm das Imperium nicht das geringste gegen seine Exzesse. Wahrscheinlich hatte der Imperator andere Probleme. Ganz bestimmt ist ihm nicht zu Ohren gekommen, wie ernsthaft sich die Lage dort zugespitzt hat.
Unglücklicherweise hat unser geliebter Imperator einen Botschafter bestellt, dessen Talente ... Ich darf eigentlich nur das Beste von ihm berichten, doch es sei mir erlaubt zu sagen, daß ich nach zwei E-Jahren intensivster Beobachtung zu dem Schluß gekommen bin, daß Botschafter Nallas größtes Talent im Essen bestand.«
»Was ist mit den anderen Lebensformen des Clusters?«
hakte Sten nach.
»Gnädige Wolken, eigentlich schaffen sie es, sich recht gut mit den Menschen zu arrangieren. Da haben wir zunächst die Bogazi. Haben Sie jemals ein Livie über den Planeten Erde gesehen?«
»Ich bin selbst dort gewesen.«
»Richtig. Habe ich vergessen. Denken Sie an Hühner.«
»Was?«
»Bösartige Hühner.«
Sten prustete los und hätte dabei fast Cind mit Scotch vollgesprüht.
»Ich habe noch nicht einmal angefangen, Späßchen zu machen. Vogelähnlich. Groß. Zweieinhalb Meter groß. Zwei Füße. Hammerschnabel. Innen mit Zähnen versehen. Zwei Arme, deren Hände durchaus dazu in der Lage sind, Waffen zu führen oder jemanden zu erwürgen. Ausfahrbare Sporen.
Trotzdem kein Hühnertemperament. Außer zu Zeiten extremer Anspannung, wenn Panik die richtige Maßnahme zu sein scheint, dann springen sie hin und her und auf und ab und schlagen mit diesen wunderbaren Waffen um sich, die ihnen die Evolution zur Verfügung gestellt hat.
Sie scheinen sich aus einer Wasservogelart entwickelt zu haben. Soweit ich weiß, haben sie mit Hühnern noch gemein, daß ihre Schlegel sehr lecker schmecken. Leider erlaubten unsere Umstände damals keinen netten kleinen Hühnerschmaus.
Sie leben wie katzenartige Raubtiere zusammen: ein Männchen mit fünf oder sechs Weibchen. Diese Gruppen nennen sie - und das habe ich mir auch nicht ausgedacht - einen Brutkorb.
Das Männchen ist kleiner und schwächer und einem Beuteltier ähnlich; die Jungen kommen, nebenbei bemerkt, lebend zur Welt. Sie sind extrem farbenprächtig. Die Weibchen jagen, deshalb sind sie unauffälliger gefärbt - nicht gerade phototropisch, wie Ihre schweigsame Begleiterin, aber beinahe ebenso wirkungsvoll. Sie sind sehr demokratisch organisiert, aber Sie sollten einmal einer Diskussion lauschen, bis endlich eine Entscheidung gefallen ist. Der reinste Hühnerstall. Die werden Ihnen bestimmt viel Freude bereiten.«
Sten hatte bereits viel Freude an Arethas Gesellschaft und ihren Beschreibungen. Dann kam das Essen. Sie machten sich darüber her.
»Sten hat mir alle Fiches gegeben«, sagte Cind, als sie halbwegs durch ihr Sushi hindurch war. »Was ist mit der vierten Sorte von Bewohnern, den Suzdal?«
»Man könnte sich - jedenfalls ich könnte mich - fast an sie gewöhnen. Stellen Sie sich ein entwickeltes Ursäugetier vor.
Ursprünglich ein in Rudeln lebendes Raubtier. Klein.
Anderthalb bis zwei Meter. Sechs Wesen in einer Gruppe. Sehr hübsch anzusehende Geschöpf, fast goldfarben.«
»Welche Probleme haben Sie mit ihnen gehabt?«
»Wenn ich an kollektive Erinnerung glauben würde, was ich nicht tue, und wenn es auf meinem Heimatplaneten kleine, in Meuten jagende Aasfresser gegeben hätte, was nicht der Fall war, dann würde ich mit dieser Erklärung aufwarten.
Das kann ich jedoch nicht. Vielleicht liegt es an ihrer Sprache, einem unaufhörlichen Japsen und Kläffen, daß sie mir so auf die Nerven gehen. Ganz sicher wirkt ihre Gewalttätigkeit erschreckend. Die Suzdal töten gern. Ein besonders beliebter gesellschaftlicher Zeitvertreib besteht darin, ein Tier im Freien loszulassen und es zu erjagen. In Rudeln. Fast erscheint es so, als verfügten sie über eine Urerinnerung.
Wie auch immer, die Suzdal passen jedenfalls hervorragend zu den anderen im Altai-Cluster: Lebewesen, die einander hassen und sich schon so lange hassen, daß sie den Grund dafür längst vergessen haben, was sie jedoch nicht davon abhält, bei jeder sich bietenden Gelegenheit einen kleinen Völkermord auszuhecken.«
»Na prima«, sagte Sten. Seine nächste Frage formulierte er überaus vorsichtig: »Mir sind Berichte zu Ohren gekommen, die die Vermutung nahelegen, daß die Imperialen Energielieferungen ... umgelenkt werden.«
»Sie meinen, jemand klaut das AM2«, konterte Aretha.
»Allerdings, das tun sie. Besser gesagt, der Khaqan tut es.«
»Wohin verschiebt er es?«
»Ist nicht ganz sicher. Ich wollte es herausfinden, bis sich unser geschätzter Botschafter selbst als größtes Hindernis erwies. Ein Teil davon, glaube ich wenigstens, fließt zu guten alten Freunden des Khaqans innerhalb des Clusters. Ein anderer Teil jedoch wird weitertransportiert, und mit den Profiten finanziert er seine Monumente. Noch mehr verschwindet einfach.«
Aretha beendete ihre Mahlzeit und nahm einen letzten Schluck Mineralwasser. »Man hat Ihnen zweifellos von der Begeisterung des Khaqans für riesige Ornamente berichtet.
Man kann sich aber erst dann richtig vorstellen, wie gigantisch sein Strukturkomplex sein muß, wenn man es mit eigenen Augen gesehen hat.«
»Ich danke Ihnen, Aretha. Mir scheint es ganz so, das muß allerdings unter uns bleiben, daß die logischste Art, den Deckel auf dem Altai-Cluster zu halten, diejenige ist, jede der vier Lebensformen 'in ihrem eigenen Sektor unter Quarantäne zu stellen. Wenn sie weit genug voneinander entfernt sind, kommen sie wenigstens nicht mehr in Versuchung, einmal pro Woche ein Pogrom zu veranstalten.«
Aretha wieherte vor Lachen. »Man hat es Ihnen nicht gesagt.«
»Offensichtlich hat man mir so einiges nicht gesagt«, erwiderte Sten.
»Vor vielen vielen Jahren beschloß der Khaqan, dieses Problem ein für allemal zu lösen. Also vermischte er diese Lebewesen miteinander.«
»Wie bitte?«
»Er befahl ganz willkürliche Umsiedlungen. Eine Nation von Suzdal beispielsweise, die sich gegen ihn erhob, wurde nach Niederschlagung der Rebellion umgesiedelt. Oft befand sich ihre neue Heimat inmitten der Welten der Bogazi.«
»Ach du Schande!« entfuhr es Sten. Er goß sich einen Drink ein - unverdünnt. Er wollte ihn schon herunterstürzen, bot dann jedoch Cind die Karaffe an. Sie schüttelte den Kopf.
»Noch lustiger ist die Tatsache«, fuhr Aretha fort, »daß der Khaqan unterschiedliche Milizen ins Leben rief, die jeweils aus nur einer Gruppe von Lebewesen bestehen.«
»Das ergibt überhaupt keinen Sinn«, sagte Cind.
»Doch, doch. Wenn man jeweils die Miliz gegen ihre traditionellen Feinde einsetzt, konzentriert sich die Wut auf alles und jeden - nur nicht auf einen selbst, in diesem Fall auf den Khaqan. Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß diese Milizen, die Lichtjahre und viele Welten von ihren Ursprungssektoren entfernt stationiert sind, nicht nur potentielle Geiseln ergeben, sondern auch ihre Heimatplaneten davon abhalten, eine Revolution oder einen Bürgerkrieg vom Zaun zu brechen.«
Plötzlich ertönte von unten ein lautes Krachen, das sich wie Gewehrschüsse anhörte, gefolgt von grölendem Gelächter.
Aretha warf einen sehnsüchtigen Blick zur Tür des Separees.
Sten lächelte. »Vielen Dank, Colonel. Ich stehe in Ihrer Schuld. Würden Sie jetzt Delaney bitten, die Rechnung heraufzubringen?«
»Erlauben Sie, daß ich Sie unten zu einem Drink einlade?«
»Ich glaube, das geht nicht«, erwiderte Sten. »Ich muß morgen früh raus, und der ... Gentleman, mit dem ich mich treffe, ist bestimmt nicht begeistert davon, wenn sein Lieblingsbotschafter ein paar rosa Elefanten mitbringt.«
Mit einem fröhlichen Wiehern verließ Aretha den Raum und machte sich auf den Weg nach unten. Eine Sekunde später vernahmen Sten und Cind ein sogar noch lauteres Krachen.
»Ich hoffe, daß diese Bude einen Hinterausgang hat«, sagte Cind.
»Hat sie«, beruhigte sie Sten. »Hast du schon jemals von einer Geheimagentenspelunke ohne Hinterausgang gehört?«
Stens Zunge fuhr zärtlich über Cinds Nacken hinab und folgte dem Ausschnitt ihres Kleides. Cind seufzte kehlig...
beinahe hätte sie geschnurrt. Seine Hand streichelte die Innenseite ihres Oberschenkels.
Der gemietete A-Grav-Gleiter war auf Autopilot gestellt und hielt eine Geschwindigkeit von fünfzig km/h Richtung Westen und eine Höhe von fast sechstausend Metern, außerhalb jeglicher Verkehrsrouten.
Stens Hand fand ihre Gürtelschnalle und nestelte daran herum. Nichts passierte. »Ich komme mir vor wie ein Teenager«, sagte er.
»Das solltest du auch«, murmelte Cind. »Erst erzählst du mir alles über dieses gewaltige Imperiale Bett, und dann schmeißt du mich auf den Rücksitz dieser Mietschüssel, als wären wir überschäumende Halbwüchsige. Würde dir ganz recht geschehen, wenn ein Streifengleiter vorbeikäme. Ich sehe es direkt vor mir«, murmelte sie ihm ins Ohr. »Heldenhafter Botschafter mit nackter Leibwächterin erwischt.«
»Aber du bist nicht...«
Seine Finger wurden endlich fündig.
»Doch, das bin ich«, sagte sie mit vor Erregung heiserer Stimme, als ihr Kleid von ihr abfiel und ihre Brustwarzen dunkel im Mondlicht schimmerten.
Ihre Lippen fanden sich, ihre Zungen spielten miteinander, als wäre es nicht zum ersten Mal, sondern lange vorher geprobt, und dann umschlang ihn ihre Wärme und zog ihn zu sich hinab und hinein für die Ewigkeit.