10. KAPITEL

Jacqueline Donovan

In der Hoffnung, ihre Nervosität in den Griff zu bekommen, schenkte Jacqueline sich ein zweites Glas Chardonnay ein. Sie nahm einen Schluck, ging in die Küche und holte die Platte mit den Horsd’œuvres für die Gäste. Martha hatte Cracker mit Kräuterfrischkäse und kleinen Shrimps garniert. Paul und Tammie Lee wollten heute Abend vorbeikommen.

Sie hatten den Muttertag in Louisiana verbracht, wo sie Tammie Lees Mutter besuchten. Ihr ging es offenbar gesundheitlich nicht gut. Jacqueline war jedoch fest entschlossen, das Fernbleiben ihres Sohnes nicht als Affront gegen sich zu empfinden.

Es war das erste Mal, dass Paul einen Besuch bei seinen Eltern so offiziell angekündigt hatte, und Jacquelines Nerven waren seit seinem Anruf zum Zerreißen gespannt.

“Beruhige dich”, sagte Reese und folgte ihr in die Küche.

“Ich habe kein gutes Gefühl, wenn ich an heute Abend denke”, murmelte sie. Sie warf einen Blick auf die Uhr an der Mikrowelle und sah, dass es nur noch zehn Minuten bis zum Eintreffen der beiden waren. Unwillkürlich erschauderte sie, als sie daran dachte, mit Tammie Lee Small Talk machen zu müssen. Und sie fürchtete, Paul würde ihnen heute verkünden, dass er in die Nähe von New Orleans ziehen würde, damit Tammie Lee bei ihrer Familie sein konnte.

“Einen Termin zu vereinbaren, wann er herkommen darf … Das sieht Paul so gar nicht ähnlich.”

“Er wollte nur höflich sein und hat sich Gedanken gemacht.” Reese ging um den Tresen herum und setzte sich auf einen Barhocker. “Sollte das Stricken nicht deine Nerven beruhigen?”

“Das ist auch so eine Sache”, erwiderte Jacqueline. “Ich werde diesen lächerlichen Kurs nicht länger besuchen.”

Überrascht von ihren deutlichen Worten blickte er seine Frau an. “Was ist passiert?”

“Ich habe meine Gründe.” Ihr missfiel der Ausdruck in seinen Augen – es schien, als sei er enttäuscht von ihr. Aber er musste sich ja auch nicht mit dieser ungezogenen Punkrockerin auseinandersetzen, oder wie auch immer sich diese Leute heutzutage nannten. Alix glich dem Mitglied einer Straßengang. Das Mädchen machte ihr Angst. “Warum interessiert dich überhaupt, was ich tue?”, fragte sie und lehnte sich an den Küchentresen.

“Letzte Woche hast du noch den Eindruck gemacht, aufgeregt und neugierig zu sein”, sagte er beiläufig und zuckte die Schultern. “Ich dachte, es sollte eine versöhnliche Geste deinerseits sein. Du wolltest den Strickkurs doch belegen, um Paul etwas zu zeigen. Nämlich dass du dir ehrlich Mühe gibst, eine gute Großmutter zu werden.”

“Ich werde eine wunderbare Großmutter sein. Was für Möglichkeiten hat Tammie Lees Kind denn sonst schon? Wahrscheinlich ist das Wertvollste, das ihre Mutter es lehren kann, wie man Schweinefüße einlegt.” Der bloße Gedanke daran ließ sie erschaudern.

“Jacqueline …”

“Eigentlich ist es deine Schuld.”

“Meine Schuld?” Reese straffte die Schultern, blickte seine Frau an und schien einen Moment lang gegen einen Heiterkeitsausbruch kämpfen zu müssen. “Für was trage ich die Schuld?”

“Dafür, dass ich diesen Strickkurs so unmöglich finde.”

Er runzelte die Stirn. “Erzählst du mir bitte, was eigentlich los ist?”

“In dem Kurs ist eine junge Frau. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum sie überhaupt stricken lernen will, aber das tut im Augenblick nichts zur Sache. Sie ist abscheulich, Reese. Das ist das einzige Wort, was mir zu ihr einfällt. Ihr Haar ist in einem lächerlichen Lila gefärbt. Und sie scheint mich zu hassen, seit sie erfahren hat, dass du für die Sanierungs- und Umbauarbeiten in der Gegend der Blossom Street verantwortlich bist.”

Er nahm sein Weinglas. “Die meisten Leute begrüßen die Umbauarbeiten.”

“Alix lebt in dem Wohnhaus am Ende der Straße.” In Jacquelines Augen war das Haus ein rattenverseuchtes Loch. Wenn es abgerissen werden sollte, umso besser. Alix und ihresgleichen würden sich eben woanders günstige Wohnungen suchen müssen. Sie würden ohnehin nicht mehr in die vornehme Gegend passen, die die Blossom Street bald sein würde.

“Ah”, murmelte er und nahm einen Schluck von seinem Wein. “Ich verstehe.”

“Was soll mit dem Haus passieren?”, fragte sie.

“Das ist noch nicht entschieden worden.” Er ließ behutsam den Wein im Glas kreisen. “Die Stadt verhandelt gerade mit dem Besitzer. Mein Vorschlag war es, das gesamte Haus umzubauen und Eigentumswohnungen daraus zu machen. Aber es scheint, als seien einige Vertreter einkommensschwächerer Mieter an den Bürgermeister herangetreten.”

“Das ist bedauerlich. Diese Leute werden die Nachbarschaft negativ beeinflussen – und deine ganze Arbeit wäre dann für die Katz!” Eigentlich wollte sie nicht so pessimistisch klingen. Doch wenn alle Bewohner des heruntergekommenen Apartmenthauses so waren wie Alix, war der Ruf der gesamten Gegend in Gefahr.

“Vielleicht solltest du es doch noch einmal probieren und dem Kurs eine Chance geben”, schlug er vor, ohne auf ihren Ausbruch einzugehen.

Die Wahrheit war, dass sie weitermachen wollte. Sie empfand den Kurs nicht als “unmöglich” oder furchtbar. Das war übertrieben. Mit Ausnahme der Auseinandersetzung mit Alix hatte sie den Unterricht durchaus genossen. Irgendwann hatte Lydia ihre Schülerinnen gebeten, durch den Laden zu gehen und sich drei Knäuel Wolle in ihren Lieblingsfarben auszusuchen. Im ersten Moment erschien dies Jacqueline unnötig, geradezu sinnlos. Dennoch entschied sie sich für ein silbern schimmerndes Garn, ein Knäuel Wolle in tiefem Violett und eines in lebhaftem Rot. Als Nächstes forderte Lydia sie auf, sich drei Knäuel in den Farben zu nehmen, die sie am wenigsten mochten. Jacqueline war geradewegs auf einen Strang hellgelber Wolle zugegangen. Anschließend erklärte Lydia ihnen, wie die Farben sich kontrastierten und was es mit Komplementärfarben auf sich hatte. Gegen das tiefe Violett gehalten, wirkte das Gelb mit einem Mal völlig anders. Und wie Lydia gesagt hatte, war dieser Kontrast besonders reizvoll.

Jacqueline entdeckte, dass zum Stricken vor allem gehörte, Strukturen und Farben zu wählen. Das hatte sie zuvor überhaupt nicht bedacht. Nach dem Ende der Stunde ging sie in dem Bewusstsein aus dem Wollladen, viel mehr als nur die grundlegenden Stricktechniken erlernt zu haben. Doch auch das konnte ihr Unbehagen gegenüber Alix nicht gänzlich ausräumen.

“Ich könnte einen anderen Anfängerkurs besuchen, der später im Sommer beginnt”, sagte Jacqueline, die sich immer noch nicht sicher war, was sie tun sollte. Schließlich hatte sie für den gesamten sechswöchigen Kurs bezahlt … und sie hasste den Gedanken, dass irgendeine dahergelaufene Göre sie mit ihrem unmöglichen Benehmen einschüchterte und vertrieb.

Die Türklingel schrillte. Jacqueline merkte, wie sich eine unangenehme Anspannung in ihr breitmachte. Während Reese ging, um die Tür zu öffnen, zauberte sie ein Lächeln auf ihre Lippen, faltete die Hände und ging ins Wohnzimmer. Sie wartete, bis ihr Mann Paul und Tammie Lee im Flur begrüßt hatte.

“Wie wundervoll, euch beide zu sehen”, flötete Jacqueline und breitete die Arme aus, als Tammie Lee und ihr Sohn das Zimmer betraten. Sie umarmte ihre Schwiegertochter kurz und hauchte Paul einen Kuss auf die Wange. Jetzt, da sie wusste, dass Tammie Lee schwanger war, fragte sie sich, warum ihr die Veränderung nicht schon viel früher aufgefallen war. Ihre Schwiegertochter zeigte ihre Schwangerschaft deutlich – sie trug sogar ein Umstandstop.

Paul und Tammie Lee nahmen auf dem Sofa Platz. Sie saßen so nah beieinander, dass sich ihre Schultern berührten, und hielten Händchen. Es schien, als ob sie zeigen wollten, dass nichts und niemand sie auseinanderbringen konnte.

Während Reese seinem Sohn ein Glas Wein einschenkte, brachte Jacqueline die Platte mit den Horsd’œuvres herein. Tammie Lee lächelte ihre Schwiegermutter an.

“Ich liebe Shrimps! Und seit ich schwanger bin, verspüre ich ein ständiges Verlangen danach”, sagte sie mit ihrer leicht nasalen Stimme. “Frag ruhig Paul. Ich glaube, er hat Shrimps schon total satt, doch trotzdem beklagt er sich nie.” Sie warf ihrem Mann einen verliebten Blick zu, als sie nach einer kleinen Serviette und zwei Crackern griff.

Paul schenkte seiner Frau einen Blick, der voller Liebe und Stolz war. Und Jacqueline musste sich zusammenreißen, um Haltung zu bewahren. Sie würde niemals verstehen, was ihr Sohn in diesem Mädchen sah.

“Was kann ich dir zu trinken bringen?”, fragte Reese Tammie Lee, als er Paul das Weinglas reichte.

“Wie lieb, dass du fragst. Aber im Moment habe ich alles, was ich brauche. Danke.”

Wenn es irgendetwas Positives an der ganzen Sache gab, war es, dass Tammie Lee in der Schwangerschaft offenbar auf sich achtgab. Wenigstens schien sie ein Fünkchen gesunden Menschenverstand zu besitzen.

Reese und Jacqueline setzten sich den beiden gegenüber. Ein polierter Mahagonitisch stand zwischen ihnen. Sie nutzten das Wohnzimmer nur selten. Selbst jetzt, fünf Jahre nachdem sie die Sitzgarnitur gekauft hatten, rochen die Sessel immer noch nach neuem Leder.

“Ich denke, wir sollten es ihnen sagen”, flüsterte Tammie Lee Paul ins Ohr.

Paul nickte und drückte ihre Hand. “Tammie Lee hatte heute Nachmittag einen Ultraschalltermin. Es sieht so aus, als würden wir ein Mädchen bekommen.” Er lächelte. “Manchmal sind sie sich nicht sicher, aber der Arzt hat uns bestätigt, dass es mit allergrößter Wahrscheinlichkeit ein Mädchen wird.”

“Ein Mädchen”, wiederholte Reese, und die Freude, die in seiner Stimme mitschwang, war nicht zu überhören. Er stand auf und klopfte Paul anerkennend auf die Schultern. “Hast du das gehört, Jacquie? Nun bekommen wir doch noch ein Mädchen!”

Jacqueline hatte das Gefühl, ihre Hände nicht mehr spüren zu können. “Eine Enkeltochter”, murmelte sie und fühlte, wie ihr eine Gänsehaut über die Arme lief. Oh, wie sie sich nach einer Tochter gesehnt hatte!

“Wir haben bisher noch nicht über Namen nachgedacht”, fügte Tammie Lee hinzu. “Erst heute Nachmittag haben wir uns überhaupt dazu entschieden, dass wir das Geschlecht des Babys wissen wollen. Ihr seid die Ersten, denen wir davon erzählen.”

“Wir haben uns immer eine Tochter gewünscht”, erzählte Reese und sprach Jacqueline damit aus dem Herzen.

“Das ist doch einfach … wundervoll”, brachte Jacqueline schließlich hervor.

“Wir wollten es dir sagen, Mom”, sagte Paul und wandte sich zum ersten Mal seit ihrer Ankunft seiner Mutter zu, “damit du die Wolle für die Babydecke auswählen kannst.”

“Mrs. Donovan, als Paul mir erzählte, dass Sie eine Decke für das Baby stricken, ist mir ganz warm ums Herz geworden. Sie alle sind so nett zu mir.” Sie legte ihre Hände auf ihren Bauch und seufzte.

Tammie Lees Akzent, ihre ganze Art zu sprechen gingen Jacqueline durch Mark und Bein. Einige Menschen mochten diesen Singsang vielleicht, aber in ihren Ohren klang er einfach nur ungebildet. Unkultiviert.

“Es gibt noch mehr Neuigkeiten”, sagte Paul und rückte auf dem Sofa nach vorn.

“Noch mehr?”, erwiderte Reese. “Erzähl mir nicht, dass ihr Zwillinge bekommt.”

“Nein, das nicht”, entgegnete Paul und lachte.

Tammie Lee lächelte ihrem Ehemann zu. “Zwillinge. Mich macht schon der Gedanke an ein Kind nervös – was wäre dann erst los, wenn wir zwei Babys erwarten würden?”

Paul wandte sich seiner Frau zu und schenkte ihr einen so liebevollen Blick, dass Jacqueline nicht länger hinsehen konnte. Sie senkte den Kopf. Ihre Hoffnung, dass ihr Sohn seine Hochzeit mit diesem Mädchen eines Tages bereuen würde, erstarb augenblicklich.

“Was sind das also für Neuigkeiten, die ihr habt?”, fragte Reese.

Pauls Miene hellte sich auf. “Letzte Woche habe ich erfahren, dass Tammie Lee und ich in den Seattle Country Club aufgenommen werden.” Der Club, in dem auch Jacqueline und Reese Mitglieder waren, war der einflussreichste in der Gegend. Neuaufnahmen waren begrenzt, und nur wenige Menschen hatten jedes Jahr das Glück, zugelassen zu werden. Jaqueline hatte angenommen, dass Paul durch Tammie Lee keine Chance hätte, jemals in seinem Leben Clubmitglied zu werden.

“Das freut mich”, erklärte Jacqueline säuerlich und tat ihr Bestes, um zu lächeln. Offensichtlich hatten die langatmigen und unpassenden Ausführungen Tammie Lees über die Südstaatenküche nicht so viel Schaden angerichtet, wie Jacqueline befürchtet hatte.

“Man hat mich gefragt, ob ich im Kochbuch-Komitee mitarbeiten möchte”, erzählte Tammie Lee und wirkte so aufgeregt, als sei ihr nie etwas Schöneres widerfahren. “Ich kann gar nicht mehr sagen, wie oft ich gebeten wurde, Mamas, Tante Thelmas oder Tante Friedas Rezepte zu verraten.”

“Rezepte für was?”, platzte Jacqueline heraus.

“Meistens wollen die Leute das Rezept für Hush Puppies, also Maisklößchen. Vier oder fünf Damen haben sich bereits danach erkundigt.”

Hush Puppies?”

“Das ist so etwas wie Maisbrot, Mutter”, erklärte Paul.

“Ich weiß, was das ist”, presste Jacqueline zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

“Paul liebt meine Hush Puppies“, fuhr Tammie Lee eifrig fort. “Meine Mama hat mir erzählt, der Name würde daher stammen, dass Jäger früher die Reste ihres Maisbrotes an ihre Hunde verfüttert haben. So blieben sie in der Nacht ruhig.”

Das ist das Rezept, das du für das Seattle-Country-Club-Kochbuch einreichen willst?”, fragte Jacqueline und war sich sicher, dass sie sich vor lauter Scham nie wieder in der Öffentlichkeit würde blicken lassen können.

“Oh, außerdem habe ich meine Mama noch um Großmutters Rezept für Braunschweiger Eintopf gebeten – das ist übrigens das Lieblingsgericht meines Vaters. Meine Großmutter ist in Georgia aufgewachsen, bevor sie meinen Großvater kennengelernt hat und nach Tennessee gezogen ist. Ich war fast achtzehn, als wir nach Louisiana gezogen sind. Ich bin also ein echtes Südstaatenmädchen.”

Braunschweiger Eintopf“, sagte Jacqueline. Das klang doch wenigstens ein wenig vorzeigbar.

“Das ist die Südstaatenvariante des Chilis. Mama hat es immer gemacht, wenn wir gegrillt haben. Sie hat noch das Originalrezept meiner Großmutter. Das muss ich natürlich ein bisschen abwandeln, denn heutzutage nimmt man Schweinefleisch oder Hühnchen statt Beutelratte oder Eichhörnchen.”

Noch ein Wort von dieser Frau und Jacqueline war sich sicher, in eine tiefe Ohnmacht zu fallen.

“Ich hoffe, du hast ihnen dein Rezept für frittierte Okraschoten gegeben”, sagte Paul und klang, als hätte er nie zuvor in seinem Leben etwas derart Köstliches gegessen. “Du wirst nicht glauben, was Tammie Lee alles aus Okra zaubern kann. Ich schwöre dir, es schmeckt himmlisch.”

Nur ein einziges Mal hatte Jacqueline das schleimige grüne Gemüse gekostet. Die Okraschoten waren in einer Suppe verwendet worden. Jacqueline hatte sie noch nie vorher gesehen oder gegessen und war im ersten Moment von der dickflüssigen Konsistenz der Suppe abgeschreckt. Sie hätte schon beim Anblick beinahe angefangen zu würgen. Und jetzt erzählte ihr Sohn, dass er dieses furchtbare Gemüse liebte.

“Ich habe ein Rezept für Kuchen mit Pekannüssen. Der Kuchen ist in unserer Familie sehr beliebt, und ich werde das Rezept wohl auch vorschlagen.”

“Ich glaube, wir haben es Tammie Lees Kochkünsten zu verdanken, dass wir in den Countryclub aufgenommen worden sind.”

Jacqueline biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte nicht damit herausplatzen, dass sie seit Jahren ehrenamtlich für den Club tätig war. Ihre Wohltätigkeitsprojekte waren die einträglichsten Spendenaktionen des Clubs. Reeses Name zählte natürlich auch eine ganze Menge – aber offensichtlich hatte ihr Sohn vergessen, die langjährige Mitwirkung seiner Eltern als Grund für seine Mitgliedschaft in Betracht zu ziehen. Stattdessen nahm er an, Tammie Lees Angewohnheit, von Autos überfahrene Tiere zu kochen – Eichhörnchen, um Himmels willen! –, hätte ihnen die Türen geöffnet.

“Ihr scheint jede Menge gute Neuigkeiten zu haben”, sagte Reese und lächelte zufrieden.

“Ja”, stimmte Jacqueline zu und strengte sich an, glücklich auszusehen. Sie gab sich wirklich Mühe, doch es fiel ihr nicht leicht.

“Ich denke, es gibt kein Paar, das glücklicher sein könnte”, flötete Tammie Lee. “Ich kann nicht glauben, dass irgendein anderer Mann so viel Liebe für eine Frau empfindet wie Paul für mich – besonders, seit wir wissen, dass wir ein Kind erwarten.”

“Wir sind froh, dass du nun zu unserer Familie gehörst”, entgegnete Reese.

“Ich kann eure Freude und eure Liebe spüren”, erwiderte Tammie Lee und sah Reese an. “Und ich kann euch nicht genug danken, dass ihr mich so freundlich aufgenommen habt.”

Paul sah seine Mutter an. Er kannte ihre wahren Gefühle. Sie konnte vielleicht Tammie Lee hinters Licht führen, aber ihr Sohn kannte sie einfach zu gut. Er tat alles, um seine junge Frau vor Jacquelines Unmut zu bewahren. Früher hatten Mutter und Sohn sich sehr nahegestanden, doch seit Tammie Lee in sein Leben getreten war, war diese Nähe verschwunden.

In diesem Moment konnte Jacqueline die leidenschaftliche Kampfbereitschaft in den Augen ihres Sohnes lesen. Sie wusste: Wenn sie auch nur ein Wort sagte, das Tammie Lee verletzte, würde ihr Sohn ihr das nie verzeihen.