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Das letzte Mal hatte Logan den Schlund am Tag des Tauchunfalls gesehen. Der große, widerhallende Saal war damals voller Leute gewesen. Diesmal war er noch voller – mindestens ein Dutzend Personen saßen vor der Wand aus Monitoren und Instrumenten, dazu hatte sich eine kleine Armee von Technikern und Assistenten um den Schlund herum eingefunden. Alle redeten aufgeregt durcheinander.
Langsam trat Logan näher. Der riesige Flachbildschirm, auf dem das schachbrettartige Muster vom Grund des Sudd zu sehen gewesen war, hatte seine Schuldigkeit getan und war abgeschaltet worden. Starke Scheinwerfer auf massiven Gestellen leuchteten in den Schlund hinein.
Als Logan näher kam, bemerkte er Christina Romero in der Menge. Sie erblickte ihn, löste sich aus der Gruppe und kam herbei.
«Wie ich höre, haben Sie sich selbst eingeladen», begrüßte sie ihn. «Stone muss Sie wirklich mögen.»
Logan zuckte die Schultern. «Was gibt es an mir nicht zu mögen?»
«Wollen Sie eine Liste?»
Es war ein leichter Plauderton, doch Logan entdeckte eine gewisse Schärfe in ihrer Stimme. Er wusste, was sie fühlte, weil er das Gleiche spürte. Einerseits große Aufregung, weil sie hier waren, es bis hierher geschafft hatten und vor der vielleicht größten Entdeckung in der Geschichte der Archäologie seit Schliemann und Troja standen – und auf der anderen Seite eine tiefe und alles durchdringende Beklommenheit wegen dem, was König Narmer möglicherweise für sie auf Lager hatte.
Porter Stone stand zusammen mit Frank Valentino etwas abseits. Die beiden Männer unterhielten sich leise, dann sah Stone auf seine Uhr, nickte, und Valentino hob ein Megaphon an den Mund. «Alles herhören!», bellte der Chef vom Dienst. «Bitte gehen Sie zurück an Ihre Stationen und stellen Sie die Unterhaltungen ein.»
Langsam und in Zweier- und Dreiergruppen entfernten sich die Leute vom Schlund. Dann kamen Stone und Valentino zusammen mit zwei stämmigen Arbeitern auf Logan und Christina zu. Stone nickte ihnen zu. «Alles bereit?», fragte er.
«Ja», antworteten sie gleichzeitig.
«Wir werden es folgendermaßen anstellen. Valentinos Männer werden zuerst nach unten gehen, dann ich, Dr. Romero, Dr. March, Dr. Rush, und schließlich unser Dr. Logan hier. Wir haben bereits den größten Teil der Ausrüstung nach unten zur Luftschleuse gebracht. Sobald wir uns überzeugt haben, dass alles in Ordnung ist, werden wir das Tor selbst genauer in Augenschein nehmen und dann eine Testbohrung durchführen. Erst dann werden wir das Siegel brechen und das Grab betreten. Diese erste Begehung wird eine rein visuelle Bestandsaufnahme werden – alles wird aufgezeichnet, und nichts wird angerührt mit Ausnahme der Proben, die Christina Romero und Ethan Rush zur Analyse benötigen. Ist das so weit klar?»
Während er geredet hatte, waren Ethan Rush und Fenwick March zur Gruppe gestoßen. Jetzt nickten alle.
«Gut. Dann ziehen Sie jetzt Ihre Handschuhe an und setzen Sie die Respiratoren auf. Von jetzt an läuft unsere Kommunikation über Funk.»
Logan folgte Christina Romeros Beispiel und trat zu einem rollenden Labortisch, wo er sich ein paar Latexhandschuhe nahm und überstreifte. Anschließend suchte er sich ein passendes Beatmungsgerät aus und zog es über Mund und Nase. Er befestigte das Funkgerät am Gürtel und schaltete es ein.
Alle anderen taten es ihm gleich. Valentinos Männer trugen kleine Rucksäcke, ebenso Ethan Rush. Christina Romero hatte eine kompakte Videokamera dabei.
Und dann waren sie bereit. Stone sah einen nach dem anderen an, warf einen letzten Blick auf Valentinos Männer und gab ihnen mit erhobenem Daumen grünes Licht.
Die beiden traten an den Schlund, begleitet von einer spontanen Applauswelle, die Logan überraschte – die Techniker und Assistenten hatten sich, anstatt wie befohlen an ihre Plätze zurückzukehren, neben der Industrieleiter versammelt und beobachteten die Gruppe von sieben Personen bei ihren letzten Vorbereitungen zum Abstieg in den Schlund.
Logan hielt sich im Hintergrund und beobachtete, wie die beiden Männer von Valentino nacheinander zum Geländer traten, die Beine hinüberschwangen und langsam nach unten stiegen, bis sie außer Sicht verschwunden waren. Als Nächster kam Stone, dann Christina Romero, gefolgt von March und Rush.
Schließlich war Logan an der Reihe. Er atmete ein letztes Mal tief durch, trat an den Rand des Schlunds, packte das Geländer und spähte über den Rand.
Beim letzten Mal, als er das getan hatte, war der Schlund lediglich ein Portal in den Sudd darunter gewesen. Eine schwarze, stinkende, viskose Brühe hatte den Ausschnitt bis zum Rand gefüllt. Diesmal hingegen sah er in einen langen, sanft abfallenden gelben Tunnel aus einem schweren, flexiblen Material. Mindestens ein Dutzend Kabel verschiedener Dicken und Farben verliefen wie Adern entlang der Flanken nach unten. Der Tunnel – der Umbilicus, wie er genannt wurde – besaß einen etwas geringeren Durchmesser als der Schlund selbst. Er war gegen den äußeren Druck des Sudd versteift durch eine Holzkonstruktion, ein sich überlappendes sechseckiges Gitterwerk aus waagerechten Segmenten in Abständen von etwas mehr als einem halben Meter. An der linken Flanke gab es eine Art Flaschenzug, offensichtlich, um schwerere Gegenstände nach unten oder aus dem Grab nach oben zu befördern. Ringe von LEDs tauchten den Umbilicus in gleichmäßiges, kühl-weißes Licht. An einer Seite verliefen massive Rungen. Logan blickte nach unten und sah die anderen, wie sie vorsichtig nach unten in Richtung der Schleuse kletterten.
Er atmete ein weiteres Mal tief durch, packte das Geländer, schwang sich darüber, überzeugte sich, dass er sicheren Halt hatte, und begann nach unten zu klettern.
«Stone hier», meldete sich eine Stimme in Logans Funkgerät. «Ich habe die äußere Luftschleusenplattform erreicht.»
Logan stieg vorsichtig nach unten, während er auf seinen Atem achtete. Der Umbilicus war makellos – keine Spur von Schmutz oder Schlick entlang der inneren Wände. Die Luft, die durch den Respirator kam, roch nur entfernt nach verrottender Vegetation, und doch war er außerstande, auch nur für einen kurzen Moment den ekelhaften Schlamm zu vergessen, der von allen Seiten auf den Umbilicus drückte.
Der Abstieg gestaltete sich unkompliziert. Logan hatte angenommen, dass die Station direkt über dem Grab verankert worden war und dass sie senkrecht nach unten klettern mussten, wie an einer Leiter. Doch Porter Stone in seiner Voraussicht hatte die Station in einiger Entfernung vom Grab positionieren lassen, sodass der Umbilicus in einem Winkel von fünfundvierzig Grad nach unten verlief, was relativ einfache Wege hinunter oder hinauf ermöglichte. Beim Abstieg bemerkte Logan, dass die Balken der Verstrebung nach und nach dicker wurden, zweifellos, um den zunehmenden Druck von außen zu kompensieren.
Drei Minuten später war er bei der Gruppe auf der Schleusenplattform angekommen. Er sah sich neugierig um. Die Plattform war im Grunde genommen die Basis des Schlauchs, ein Metallgitter von drei Metern Durchmesser, mit vier massiven Stahlträgern, die das gelbe Material der Außenwand nach unten durchdrangen und vermutlich im Bett des Sudd verankert waren. Die Stellen, wo die Träger die Basis der Röhre verließen, waren mit Latex und metallenen Manschetten gesichert.
In einer Ecke hatte man sorgfältig mehrere große Kisten für die Fundstücke aufgestapelt, daneben archäologische Werkzeuge und Ausrüstung für die Untersuchung, Stabilisierung und – falls erforderlich – sogar Konservierung antiker Artefakte.
Drei Wände sahen aus wie schon zuvor die Röhre des Umbilicus, gelb, mit hexagonalen Verstärkungen und dicken Kabeln. An der vierten Wand hingegen war eine schwere Luke aus einem milchigen Material angebracht, rund wie die Tür eines Banktresors und anscheinend genauso undurchdringlich.
Mit sieben Personen auf der Plattform blieb wenig Bewegungsfreiheit. Einen Moment lang sagte keiner ein Wort. Alle blickten sich schweigend an. In der Luft lag eine Spannung, die niemand brechen wollte. Schließlich drückte Stone den Sprechknopf seines Funkgeräts.
«Stone hier», meldete er sich. «Wir gehen vor wie abgesprochen.»
«Roger», kam die Stimme von der Kontrollstation fünfzehn Meter über ihnen. Stone trat vor die schwere runde Tür, während Christina filmte. «Ich öffne jetzt die Schleuse», sagte Stone. Vorsichtig löste er vier große Bolzen an den Rändern des runden Paneels, dann packte er den schweren Griff in der Mitte und zog. Langsam und lautlos öffnete sich die Luke.
Dahinter erblickte Logan die Wand aus behauenem Granit, die den Eingang von Narmers Grab versiegelte. Die Felsbrocken und der Schlick, die fünf Jahrtausende lang als Schutz vor den Elementen gedient hatten, waren vollständig weggeräumt worden, und nichts war übrig geblieben außer den Granitsteinen und der umgebenden vulkanischen Matrix, die den Eingang der Lavaröhre bildete. Die gesäuberte Granitmauer strahlte förmlich im reflektierten Licht, das aus dem Umbilicus darauffiel. Abgesehen von den beiden Siegeln waren keine Markierungen im Gestein erkennbar. Was im Videosignal der Taucher noch unendlich weit weg und wie nicht von dieser Welt ausgesehen hatte, erhob sich nun direkt vor ihnen, nur ein paar Meter entfernt.
Logan spürte, wie sein Herz beinahe schmerzhaft schneller schlug. Die Luftschleuse war durch dicke Gummiwülste mit dem vulkanischen Felsgestein verbunden, an Ort und Stelle gehalten von Metallträgern der gleichen Art, die auch die Plattform des Umbilicus im Bett des Sudd verankerte.
Stone und March traten vor, jeder ausgestattet mit einem Vergrößerungsglas und einer starken Taschenlampe. Die anderen beobachteten, wie sie die Granitfläche Zentimeter für Zentimeter absuchten und mit behandschuhten Händen abtasteten. Der Vorgang dauerte nahezu fünfzehn Minuten. Endlich fertig, kamen sie wieder nach draußen auf die Plattform.
«Tina?», sagte Stone über das Funkgerät. «Würden Sie jetzt bitte die Siegel untersuchen?»
Christina Romero nahm Vergrößerungsglas sowie Taschenlampe von March entgegen und trat vor. Sie untersuchte zuerst das obere Siegel, die Nekropolenplombe, bevor sie sich auf die Knie niederließ und das königliche Siegel am Fuß der Wand in Augenschein nahm. Jedes der beiden Siegel wurde von zwei bronzenen Nägeln gehalten, einer an jedem Ende, mit dünnen Bronzedrähten dazwischen, deren Schlaufen Logan an eine Henkersschlinge erinnerten. Auf der rechten Seite jedes dieser Siegel war eine faustgroße Plombe aus rötlichem Ton, die sowohl den Draht als auch den Nagel umhüllte. In diese Plombe waren die eigentlichen Hieroglyphen eingezeichnet worden.
«Nun?», fragte Stone.
«Sie sind vollkommen intakt», stellte Christina fest. Logan bemerkte ein leichtes Zittern in ihrer Stimme. «Aber dieses Serech hier … es ist ungewöhnlich. Die Form ist mir völlig unbekannt.»
«Aber es handelt sich definitiv um Narmers Siegel?»
«Die Hieroglyphen zeigen einen Wels und einen Meißel – der Rebus für den Namen Narmer.»
«Sehr gut. Machen Sie sich bitte bereit.»
Christina Romero erhob sich wieder. Während sie die Videokamera hielt, traten Stone und March an ihre Seite. Stone hatte einen kleinen Container bei sich, der mit Baumwolle ausgepolstert war. March hielt ein Skalpell und eine Pinzette. Während die anderen in nervösem Schweigen warteten, setzte March das Skalpell sehr behutsam an der Nekropolenplombe an, um sodann die Klinge mit einer langsamen, methodischen Bewegung nach unten zu ziehen und das Siegel in zwei Teile zu zerschneiden. Dann benutzte er Skalpell und Pinzette mit der gleichen Vorsicht, um das Siegel vom Granit abzuziehen und die Stücke in den bereitgehaltenen kleinen Container zu legen.
Logan merkte, dass er die ganze Zeit den Atem angehalten hatte. Bedächtig atmete er aus und holte tief Luft. Trotz der immensen Anspannung des Augenblicks war er beeindruckt, wie vorsichtig Stone und sein Team zu Werke gingen und nicht nur darauf achteten, alles zu filmen, sondern auch die Elemente des Grabes zu sichern und behutsam aufzubewahren. Stone war kein abenteuersüchtiger Schatzjäger, ganz und gar nicht – er war ein gewissenhafter Archäologe, der die Vergangenheit bewahren und nicht zerstören wollte.
Jetzt wandten sich die drei dem größeren der beiden Siegel zu, dem königlichen am Fuß der Wand. March setzte das Skalpell an. Dann zögerte er. Eine Minute verging, dann noch eine. Die Spannung in der Schleuse wurde geradezu unerträglich. Das war der entscheidende Moment. Sobald das königliche Siegel geöffnet war, war das Grab entweiht. Logan schluckte. ‹Ein jeder Mann, der es wagt, mein Grab zu betreten oder Frevel zu begehen am Ruheplatz meiner irdischen Gestalt, wird von einem schnellen und sicheren Ende ereilt … Und ich, Narmer der Unsterbliche, werde ihn und die Seinen foltern, bei Tag und bei Nacht, im Wachen und im Schlaf, bis Wahnsinn und Tod zu seinem ewigen Tempel geworden sind.›
«Fenwick?», erklang Stones ungeduldige Stimme im Funkgerät.
Der Archäologe zuckte zusammen. Dann beugte er sich noch weiter vor, und mit einer langsamen, schneidenden Bewegung zog er das Skalpell durch das Siegel und teilte es entzwei.
Ein allgemeines Aufatmen ging durch die Gruppe, und kein Funkgerät war nötig, um es zu hören. «Wir haben es getan», sagte Christina Romero leise.
March nahm die beiden Stücke des Siegels und legte sie in Stones Behälter. Dann traten alle drei zurück. Jede Bewegung schien so sorgfältig einstudiert wie bei einem Ballett.
Stone drehte sich zu Rush um. «Fangen Sie an, Doktor.»
Rush griff in seinen Rucksack und brachte eine Akkubohrmaschine sowie einen gut dreißig Zentimeter langen Bohrer zum Vorschein. Er spannte den Bohrer in das Bohrfutter, suchte eine Stelle nahe dem Zentrum der Mauer und schaltete die Maschine ein.
Stone ermahnte die anderen, sich im Hintergrund zu halten, während die Bohrmaschine arbeitete. Sechzig Sekunden später verstummte das Geräusch abrupt – Rush war durch. Ein leises Zischen zeigte an, dass Luft aus dem Bohrloch entwich.
Rush drückte einen Plastikstopfen in das Loch und legte den Bohrer beiseite. «Die Mauer ist nicht besonders dick», berichtete er über Funk. «Vielleicht zehn Zentimeter.» Er kramte erneut in seinem Rucksack und brachte ein merkwürdiges Instrument zum Vorschein; ein langer klarer Schlauch, der in einem Plastikgehäuse mit einem LED-Display endete. An einer Seite des Gehäuses hing eine Gummiblase. Rush zog den Plastikstopfen aus dem Bohrloch und schob den klaren Schlauch hindurch, dann drückte er auf einen Knopf im Gehäuse. Es gab ein surrendes Geräusch, und die Gummiblase füllte sich. Rush drückte weitere Knöpfe, und schließlich las er das Display ab.
«Staub», sagte er über Funk. «Feinstaub. Eine hohe Konzentration an Kohlendioxid, jedoch keine pathogenen Bakterien.»
Jetzt begriff Logan den Zweck des Instruments. Es war das Hightech-Äquivalent von Howard Carters hochgehaltener Kerze im Luftstrom, der aus dem Grab von Tutanchamun entwichen war.
«Pilzsporen oder Pilztoxine?», fragte Stone.
«Eine komplette biologische Analyse kann ich erst abliefern, wenn ich zurück auf der Krankenstation bin», antwortete Rush. «Bis jetzt ist nichts erkennbar. Tatsächlich gibt es überhaupt keine Hinweise auf Pilze gleich welcher Art. Das Mikroklima zeigt keine anaeroben Bakterien und ein erträgliches Maß an aeroben Keimen.»
«In diesem Fall machen wir weiter. Allerdings werden wir, um absolut sicher zu sein, oben in der Tauchzentrale Dekontaminationsduschen aufstellen und benutzen, sobald wir den Umbilicus verlassen.»
Während Rush seine Ausrüstung wieder im Rucksack verstaute, näherte sich Stone dem Bohrloch. Er hatte eine fiberoptische Kamera aus einer der Kisten im hinteren Bereich der Luftschleuse genommen. Das Gerät hatte ein Licht an der Spitze, und am Ende des flexiblen Schlauchs saß eine Brille. Stone setzte die Brille auf, zielte mit der Spitze auf das Loch und schob sie hindurch. Für einen langen Moment stand er reglos und schweigend da, während er ins Innere der Grabkammer blickte. Dann versteifte er sich abrupt und stieß ein Keuchen aus.
«Gütiger», sagte er in rauem Flüsterton. «Gütiger Himmel.»
Er zog die Kamera aus dem Bohrloch zurück und setzte behutsam die Brille ab. Dann wandte er sich zu den anderen um. Logan war schockiert, als er Porter Stones Gesicht sah. Die sorgfältig einstudierte Nonchalance, das unerschütterliche Selbstvertrauen – alles war wie weggewischt. Obwohl sein Gesicht halb von dem Respirator bedeckt war, sah er aus wie jemand, der … Logan hatte Mühe, den Gesichtsausdruck Stones zu beschreiben. Wie jemand, der soeben einen Blick in den Himmel geworfen hatte. Oder vielleicht in die Hölle.
Wortlos winkte Stone den beiden Arbeitern. Sie traten vor. Einer war ausgerüstet mit einem kleinen elektrischen Bohrmeißel, der andere mit einem Industriestaubsauger mit langem Schlauch. Sie nummerierten jeden Granitblock mit einem Wachsstift, dann machte sich der erste Arbeiter daran, den Mörtel zwischen den Steinen herauszustemmen, während der zweite den Staubsauber benutzte, um Staub und Dreck aufzusaugen. Logan vermutete, dass dies eine Vorsichtsmaßnahme war für den Fall, dass der Mörtel mit Gift versetzt war.
Nachdem der erste Block herausgelöst war, ging die Arbeit rasch voran. Keine zwanzig Minuten später lagen mehrere Granitblöcke an der Seite aufgestapelt, und in der Mauer klaffte ein Loch, das groß genug war, um eine Person hindurchzulassen.
Logan starrte auf das Loch und die undurchdringliche Dunkelheit dahinter. Wie durch eine stillschweigende Vereinbarung hatte noch keiner seine Taschenlampe auf den Durchbruch gerichtet. Alle warteten stattdessen angespannt, bis es weiterging.
Stone blickte sich in der versammelten Gesellschaft um. Er hatte seine Stimme wiedergefunden und zumindest einen Teil seiner früheren Selbstbeherrschung. Sein Blick fand Christina Romero, dann deutete Stone mit der Hand auf die dunkle Öffnung in der Wand.
«Tina?», sagte er über Funk. «Ladies first.»