„Da, seht mal!“ Mian zeigte auf eine Stelle zwischen den Bäumen.
Im Dickicht befand sich ein großes von Sträuchern und Rankenflanzen verdecktes Steintor. Denny hielt beide Leuchtsteine in die Richtung und trat näher heran. Moana überholte ihn und stand als Erste davor. Plötzlich zuckte sie zurück. „Iiiihh, die bewegen sich!“, schrie sie. „Die Pflanzen leben!“
Rüstem war ebenfalls am Tor angekommen, hielt jedoch Abstand, um nicht damit in Berührung zu kommen.
„Wahnsinn, Alter! Die sehen ja übelst aus. Ey, schau dir mal die großen Dornen an. Da sind sogar Widerhaken dran. Ob die schreien, wenn ich da was abschneide?“
„Lasst uns hier erstmal für genügend Licht sorgen“, schlug Denny vor.
Gesagt, getan. Sämtliche Rosenquarzsteine wurden in einem Halbkreis rund um das Steintor gelegt, sodass ein Radius von ungefähr fünf Metern ausgeleuchtet wurde. Alles andere um sie herum blieb weiter im Dunklen verborgen.
Ohne mit den Dornen in Berührung zu kommen, versuchte Denny vergebens, das Gestrüpp beiseite zu schieben. Die Zweige und dünnen Äste gaben seinem Druck kaum nach. Ganz im Gegenteil: Je mehr Kraft er einsetzte, umso stärker drückten die Pflanzen dagegen. Denny trat einen Schritt zurück und konzentrierte sich … <Roter Aventurin>! Die Zweige bogen sich nach hinten zur Seite. Doch sofort wuchsen andere in sekundenschnelle in die geschaffenen Zwischenräume und es sah wieder aus wie vorher.
Rüstem stellte sich neben ihn und versuchte mit dem Thulitstein die Gewächse herunterzubrennen, was anfangs zwar gelang, doch auch nur für einen kurzen Augenblick.
Erst als Mian und Moana ihn unterstützten, gab das dornige Grün nach, und das steinerne Tor kam vollständig zum Vorschein. Denny entdeckte in den Bruchsteinen, aus denen das Tor bestand, Prasensteine. Sie waren von gleicher Größe und gaben ein dunkelgrünes Funkeln ab. Problemlos löste Denny einen von ihnen heraus und steckte ihn ein, wobei sein Blick nach unten glitt. Er sank auf die Knie und fuhr mit den Händen über die Torschwelle.
„Moment mal! Ich glaube, hier unten ist was … eine Steinplatte! Sie scheint die Sockel zu verbinden.“
Alle, bis auf Willi, der weiterhin das dunkle Nichts im Auge behielt, versammelten sich um Denny, der damit begann, mit den Händen kleine Rasenstücke vor dem Tor abzutragen. „Sie scheint größer zu sein, als wir denken“, vermutete Denny, während er die Grasnarben zur Seite warf. „Also ein wenig mithelfen könntet ihr schon.“ Denny erhob sich.
Wie auf Kommando richteten sie gemeinsam ihre Hände auf die Stelle und wirkten mit wechselnd aufleuchtenden Hämatitquarz-Steinen. Sofort entfernte sich Moos, Gras und sämtlicher Schmutz.
„Ja, was haben wir denn hier?“, staunte Rüstem. „Ein Steinbock!“
„Genau!“ Moana runzelte die Stirn. „Seht doch mal, die vielen Löcher in dem Zeichen.“
Denny beugte sich hinunter und sah dann wieder hoch zum Tor. „Ich glaube, dass die nicht zufällig da sind.“ Eine Idee keimte auf. Denny zog den Prasenstein aus der Tasche und setzte ihn in eins der Löcher.
„Ey, der passt ja wie angegossen“, stellte Rüstem erstaunt fest.
„Ach so!“, stieß Mian aus.
Rüstem verzog sein Gesicht. „Was heißt hier denn <ach so>?“
Sie fing an zu lächeln, fasste sich an die Stirn und sah einen nach dem anderen an. „Dass ich nicht drauf gekommen bin!“
„Worauf gekommen bist?“, Moana begriff überhaupt nichts.
„Na, diese Löcher hier! Fällt euch denn gar nichts auf?“
Denny starrte auf den Steinbock und zuckte ratlos mit den Schultern. „Nun sag schon. Wir haben nicht ewig Zeit.“
„Einige dieser Löcher bilden vermutlich das Sternbild des Steinbockes“, platzte sie begeistert heraus.
Rüstems Gesichtszüge veränderten sich nochmals, als sei ihm eine Erleuchtung gekommen. „Und das heißt ganz einfach, dass …“, begann er langsam.
„… dass die anderen Prasensteine ebenfalls hier reingehören!“, schloss Denny ab.
„Nicht in alle Löcher“, erklärte Mian.
„Und wieso nicht?“ Rüstem traute dem Gedankengang noch nicht.
„Pieremettre!“
„Tja“, meinte Denny und trat
zurück.