Sommer 1894

Eines Tages werd ich mich erheben und verlassen meine
Freunde und Dich suchen an den fernen Enden der Welt.
Dich – Dich fand ich so schön
(die Berührung Deiner Hand, der Geruch Deines Haares!),
mein einzig Gott in den Tagen, die vorüber sind.
Meine wandernd’ Füße sollen Dich finden,
obgleich die schleppend vergangenen Jahre,
die Zeichen des Schmerzes
Dich gänzlich verändert; denn ich werd erkennen
(wie könnt meine Liebe zu Dir ich je vergessen?)
im traurigen Halblicht des Abends das Gesicht, das war all
mein Sonnenaufgang. Dann werd ich steh’n am Ende der Welt
und halten Dich grimmig an jeder Hand und sehen
Dein Alter und Dein aschenes Haar. Was Du einst warst,
werd ich verfluchen, weil Du so verändert und blass und alt
(Lippen, die einst Scharlach, Haar, das war Gold!),
und ich liebt’ Dich, bevor Du warst weise und alt,
als in Deinen Augen die Flamme der Jugend noch stark
– und mein Herz, es krankt an der Erinnerung.

RUPERT BROOKE