36

»Soll ich nicht lieber auf Sie warten, Miss?«, erkundigte sich der Kutscher der Mietdroschke, als Becky ihm das Geld in die Hand drückte.

»Nein, nicht nötig, ich werde später nach Hause gebracht«, erwiderte Becky hastig. Sie log nicht gern, einmal, weil es eine Sünde war, und zum andern, weil sie Lügen einfach nicht mochte, und zwar nicht, weil sie eine so überaus aufrichtige Seele war, sondern weil sie es zu anstrengend fand, Lügen bis zum Ende durchzuhalten und vor allem deren Feinheiten im Gedächtnis zu behalten. Es ist eine List, sagte sie sich selbst vor, eine List für einen guten Zweck.

Während die Droschke, die sie aus Guildford herübergebracht hatte, davonratterte, hüpfte sie die Stufen hinauf und schlug den Bronzeklopfer gegen das Holz.

»Guten Tag, Lizzie«, begrüßte sie das Hausmädchen mit einem strahlenden Lächeln, das diese mit einem Knicks und leicht ratloser Miene beantwortete.

»Guten Tag, Miss Peckham. Miss Grace ist leider nicht zu Hause.«

»Oh, ich weiß – ich bin auch mit Master Stephen verabredet«, log Becky wieder.

Lizzies Ratlosigkeit wuchs. Der junge Herr hatte der Pflegerin den halben Nachmittag freigegeben, obwohl sonst niemand im Haus war außer Miss Ada, doch die hatte sich hingelegt; der Colonel ging mit Henry spazieren, Lady Norbury weilte auf Givons Grove zum Tee, und Miss Grace war über das Wochenende verreist. Und Master Stephen hatte ausdrücklich verfügt, dass er nicht gestört werden wollte.

»Wirklich!«, setzte Becky selbstsicher hinzu, und Lizzie ließ sie schließlich ein, nahm ihr Hut und Handschuhe ab.

»Ich werde ihm gleich Bescheid –«

»Ach, das ist nicht nötig«, flötete Becky. »Ich werde ihn schon finden. Weit kann er ja nicht ...« Sie biss sich auf die Lippen und verfluchte ihre übersprudelnde Art, die allzu oft in Taktlosigkeit mündete. »Ich seh selber nach«, fügte sie leiser hinzu.

»Sehr wohl, Miss Peckham. Klingeln Sie einfach, wenn Sie etwas wünschen.«

Stephen rollte den Korridor entlang zum Arbeitszimmer des Colonels, drehte den Knauf und versetzte der Tür einen kräftigen Stoß, sodass sie aufflog, rumpelte mit Schwung über die Schwelle und fuhr dann in einem Bogen rückwärts, um die Tür so leise wie möglich hinter sich zu schließen. Er wollte keine kostbare Zeit verlieren, es war ohnehin nicht ganz leicht gewesen, den richtigen Tag abzuwarten und dafür zu sorgen, dass er ungestört war, zumindest so lange, wie er für sein Vorhaben brauchen würde. Die Schlachtenszenen an den Wänden streifte er mit verächtlichen Blicken, lenkte den Rollstuhl um den Schreibtisch herum und zog die oberste Schublade auf, suchte den kleinen Schlüssel hervor und klemmte ihn sich zwischen die Zähne. Dann steuerte er die Kommode mit dem Globus darauf an, nahm den Schlüssel aus dem Mund und schloss das mittlere Fach auf, musterte die darin aufgestapelten Kassetten und begann, dazwischen herumzusuchen.

»Was haben wir da denn Schönes«, murmelte er vor sich hin. »Ah, eine Webley, wie nett! Da werden alte Erinnerungen wach.«

Angst stieg auf in Becky, nackte Angst, als sie Stephen nirgendwo fand. Mittlerweile hatte sie alle Zimmer im unteren Stockwerk nach ihm durchsucht, war sogar durch die Glastür des Salons hinausgegangen und hatte im Garten nach ihm Ausschau gehalten. Es war sein Blick gewesen, sein Blick, in dem sich eine unendliche Erschöpfung und eine wilde Entschlossenheit mischten, der ihr die letzten Male, die sie hier auf Shamley Green zu Besuch gewesen war, Beklommenheit verursacht und sich schließlich zu einer düsteren Ahnung verdichtet hatte. Und heute, da sie wusste, dass er so gut wie allein im Haus sein würde, wollte sie dem auf den Grund gehen, ihm vielleicht auch gut zureden.

Einen Raum des Hauses hatte sie bei ihrer Suche ausgespart: das Arbeitszimmer des Colonels. Für Besucher war es ohnehin tabu, aber auch Grace, Ada und Stephen durften für gewöhnlich nur mit Erlaubnis des Vaters hinein, das wusste Becky seit Kindertagen. Dieses Zimmer blieb dennoch ihre letzte Hoffnung und die einzige Möglichkeit, wo Stephen noch sein könnte. Sie legte das Ohr an die Tür und lauschte. Sie glaubte, ein leises Rascheln, ein Klicken gehört zu haben, und klopfte an das Holz. »Stevie?« Wie abgeschnitten waren die Geräusche von jenseits der Tür. »Stevie? Ich bin’s, Becky! Ich weiß, dass du da drin bist!«

»Hau ab!«

Becky atmete erleichtert auf, nahm ihren ganzen Mut zusammen und öffnete schnell die Tür, bevor er sie von innen absperren konnte.

»Hau ab, hab ich gesagt! Siehst du nicht, dass du störst?!«

Becky erschrak zutiefst. Nicht über seinen Tonfall. Sondern über die Waffe in seiner Hand, die ein Stück vor seiner Schläfe innegehalten hatte. »Nicht, Stevie. Leg das Ding weg!«

Ihre Augen weiteten sich, als sie in die Mündung des Revolverlaufs blickte, den er nun auf sie gerichtet hielt. »Hau. Jetzt. Ab.«

»Nein, Stevie.« Sie schüttelte den Kopf und machte einen Schritt auf ihn zu, sah ihm unverwandt in die Augen. »Du willst das doch nicht. Du willst dir nicht wehtun. Und mir genauso wenig.«

»Bist du so blöd, oder tust du nur so? Geh weg, hab ich gesagt!« Der Hass in seiner Stimme wurde von Verzweiflung überlagert. »Geh weg und lass mich allein!«

Sie machte noch einen Schritt, hielt seinen Blick weiter fest. »Leg das Ding hin.«

Seine Hand zitterte kurz, und Becky ging ermutigt einen weiteren Schritt auf ihn zu.

»Du sollst weggehen!«

Stephen konnte es nicht spüren, aber er roch es, dass sich der Inhalt seiner Blase unwillkürlich in die Windel ergossen hatte, die er unter den Hosen trug. Dieser stechend scharfe Geruch, den er so hasste. Und Scham und Ekel überrollten ihn, zogen ihn hinein in ihren flammenden Schlund, als er gleich darauf auch noch den dumpfen, stickigen Geruch wahrnahm, der ihm verriet, dass sich sein Darm ebenfalls entleert hatte. Seine Hand zitterte wie ein Blatt im Wind. »Geh weg, Becky! Bitte! Tu mir den Gefallen!«

»Erst gibst du mir dieses Ding.« Noch ein Schritt. Becky wusste nicht, wie man eine solche Waffe am besten anfasste und wie sich das mit der Sicherung verhielt oder wie das hieß. Grace, ja, Grace hätte es gewusst, aber Grace war nicht hier.

Stephens Stimme verzerrte sich, wurde zu einer Klage, die hoch und dünn aus seiner Kehle kippte. »Gehwweeeegg.« Sein Unterkiefer bebte, die Mundwinkel zogen sich nach unten, und er schluchzte auf. »Gehwweeeegg.«

Becky streckte beide Hände nach dem Revolver aus; vorsichtig packte sie ihn von oben mit beiden Händen und zog ihn Stephen aus den unsicheren Fingern, erschrak darüber, wie unvermutet schwer die Waffe war. Die Mündung von ihnen beiden abgewandt, legte sie den Revolver auf den Schreibtisch, so weit weg von Stephen wie nur möglich.

Stephen schlug die Hände vors Gesicht, die überlang und knotig wirkten in ihrer Magerkeit, und weinte, wie Becky noch nie jemanden hatte weinen sehen. Und Becky hatte in ihrem Leben als Pfarrerstochter viele Menschen weinen sehen: Menschen, die einen Angehörigen oder ein Kind verloren hatten. Menschen, die sich schwer versündigt hatten oder denen Leid angetan worden war. Menschen, die nicht wussten, wo morgen ihr täglich Brot herkommen sollte, und solche, die nicht mehr lange zu leben hatten.

Stephen heulte wie ein verwundetes Tier, schlotternd und von Schluchzern durchgeschüttelt, und Tränen rannen zwischen seinen Finger hindurch und über die Handgelenke.

Becky trat näher, blieb schließlich neben dem Rollstuhl stehen. Sie streckte die Hand aus, hielt über Stephens Kopf inne, zögerte, ließ sie schließlich auf sein Haar sinken, das so fein und weich war wie Daunenfedern, und ihre Finger kämmten sich behutsam hinein. Sie zuckte zusammen, als er herumfuhr, die Arme um ihre Hüften warf, ließ es aber zu, dass er sie zu sich heranzog und sein Gesicht in ihrem Schoß vergrub, hineinschluchzte und ihren Rock mit seinen Tränen durchnässte. Unablässig streichelte sie durch sein Haar, und ihr Herz quoll über vor Liebe für Stephen.

Die Augen fest zusammengekniffen, starb Stephen, starb vor Scham, die ihn innerlich verbrannte, während er auf seinem Bett lag. Nackt, denn das in die Hose gesteckte Hemd hatte den Urin der nassen, beschmutzten Windel aufgesaugt. Den Rand der Gummimatte unter seinem bloßen Rücken konnte er noch fühlen, darunter fühlte er nichts mehr. Der Mann ohne Unterleib, ging es ihm durch den Kopf, und nicht zum ersten Mal wünschte er sich, es wäre wirklich so, denn ohne Unterleib bliebe ihm all der Ekel, all die Scham erspart, die die gefühllose untere Hälfte seines Leibes ihm verursachte.

Sich zu wehren, sei es auch nur mit einem bissigen Wort, dafür hatte er nicht mehr die Kraft gehabt, als Becky ihn in sein Zimmer geschoben und aus dem Rollstuhl auf sein Bett gehievt hatte. Nachdem er unter ihrem strengen Blick den Revolver wieder entladen und sie ihm dabei geholfen hatte, ihn wieder zurückzulegen, kurz bevor Lizzie, von fürsorglicher Neugierde getrieben, um die Ecke kam.

Er wusste, was Becky tat. Da war das Geräusch von Wasser in einer Schüssel, von einem ausgewrungenen Waschtuch, das Geraschel von Handtuch und Windel und von Kleidungsstücken, wie er es von den Pflegerinnen kannte. Die gleichen rüttelnden Bewegungen an seinem Oberkörper, seinen Armen und Schultern, während sie ihn auszogen und wuschen und wieder ankleideten und ihn umlagerten, die Gummimatte zusammenlegten und wegpackten. Doch es war tausendmal entsetzlicher, dass es Becky war, die diese Tätigkeiten ausführte, die ihn so sah, nackt und hilflos, seine dürren und nutzlosen Beinchen, den gefühllosen, spärlich behaarten Unterleib, sein schlaffes Glied. Becky mit ihrer aufdringlichen Art. Mit ihrer einfältigen, engstirnigen Sturheit, mit der sie seit Monaten seinem Rollstuhl folgte, wo immer er damit hinfuhr, die ihn mit Blicken anbettelte wie Henry, wenn er einen Leckerbissen erspähte, und die sich auch nicht abschütteln ließ, wenn er sie eine dumme Gans schalt oder sie anbrüllte, sie solle ihn endlich in Ruhe lassen.

Immerhin ersparte sie ihm das ständige Gegurre und Geglucke, diese hätschelnden Sätze wie »Ei, wo isser denn?« und »Brraaav waren wir heute!«. Becky summte einfach nur in unaufdringlicher Weise vor sich hin.

»Jetzt musst du mir ein bisschen helfen«, hörte er sie flüstern, und er versuchte, sich leicht zu machen, während sie ihm die Arme unter die Achseln schob, über der Brust verschränkte und ihn hochzog, in eine sitzende Stellung. Er fuhr zusammen, als ihn ein Stoffbündel an seiner nackten, knochigen Brust traf, unterhalb der wulstigen Narbe, die sich quer über seine Schulter zog, und er blinzelte auf ein zusammengefaltetes Unterhemd und ein Oberhemd hinunter.

»Das kannst du dir allein anziehen«, kam es vergnügt von ihr. »Ich bin gleich wieder da.« Die Schüssel in der Hand, ging sie hinaus und rumorte gleich darauf im Badezimmer nebenan.

Hastig schlüpfte er in die Kleidungsstücke, schloss die letzten Knöpfe und ließ sich zurücksinken. Er drehte den Kopf zur Seite, vergrub seine brennende Wange im Kissen und wünschte, er wäre tot. Und hätte Becky ihn nicht im Arbeitszimmer des Colonels überrascht, dann wäre er jetzt auch tot. Tot und endlich erlöst von seinem elenden Dasein.

Lange hatten er und Royston im Lazarett von Korti, später in Cairo und während der Überfahrt nach England über den Freitod des Earls gesprochen, nach dem langen und für Stephen nicht nur demütigenden, sondern auch quälenden Rücktransport auf einer Trage von Abu Klea nach Korti und von dort den Nil hinauf nach Cairo. Oh, wie gut konnte er den alten Earl verstehen! Selbstmord war eine Todsünde, das wusste er, zumal er allen Grund gehabt hätte, dankbar zu sein, dass er mit dem Leben davongekommen war. Anders als Simon. Anders als Jeremy. Und dennoch erschien ihm die Entscheidung, Hand an sich zu legen, als der einzige, der rettende Ausweg aus einem Leben, das für ihn kein Leben mehr war.

Es ist nur der Schock, nur der Schock, hatte er sich selbst versichert, auf dem Schlachtfeld von Abu Klea, als alles vorüber war und Royston ihm die Pranke entgegenstreckte, um ihm aufzuhelfen, und er die Beine nicht bewegen konnte. Nur der Schock, der Schock, eine vorübergehende Lähmung, hatte er sich all die Wochen vorgesagt, in diversen Lazaretten und während man ihn auf einer Trage über Stock und Stein durchgeschüttelt und zu Wasser wieder in die Zivilisation zurückgebracht hatte. Dass er nie wieder kühles Gras unter seinen bloßen Füßen spüren würde, sonnenwarme Erde oder den Sand der Küste, wie zuletzt in Trinkitat, damit hätte Stephen sich vielleicht abfinden können. Damit, dass er für den Rest seiner Tage keinen Schritt mehr gehen konnte, dass er auf den Rollstuhl angewiesen sein würde. Doch als erwachsener Mann von einem Moment zum anderen in ein Stadium kindlicher Hilflosigkeit zurückgeschleudert worden zu sein, das war nicht zu ertragen. Der Gestank war nicht zu ertragen, der ihn ständig begleitete, selbst wenn er gerade frisch gemacht worden war und der sich auch mit keinem noch so starken Duftwasser übertünchen ließ, und das Gefühl, fortwährend schmutzig zu sein, selbst wenn man ihn gerade gebadet hatte.

Dabei war es nicht einmal eine Kugel des Feindes gewesen, eine Speerspitze oder eine Schwertklinge, die ihm das Rückgrat zerschmettert hatte, sondern ein Stein. Ein dummer, scharfkantiger Stein, irgendwo auf dem Schlachtfeld, ein dummer, unglücklicher Zufall, der ihn noch nicht einmal zu einem Helden machte. Das Schlachtfeld von Abu Klea, das ihn mit Blut und zerfetztem Fleisch und Todesangst verfolgte bis in den Schlaf, so wie das Schlachtfeld von el-Teb und das von Tamai. Ein Schlaf, der nur noch leicht und kurz und bruchstückhaft war und aus dem ihn ständig seine eigenen gellenden Schreie rissen.

Sosehr Stephen auch trauerte um Simon und um Jeremy – je mehr er sich dessen bewusst wurde, was es hieß, für den Rest seines Lebens in diesem Zustand gefangen zu sein, desto größer wurde seine Sehnsucht, diesem Zustand ein Ende zu bereiten. Ein für alle Mal. Und vielleicht, vielleicht ließe ein gnädiger Gott Milde walten und schickte seine unsterbliche Seele dorthin, wo er Simon und vor allem Jeremy wiedersah, die er so schmerzlich vermisste.

Er konnte Becky nicht einmal böse sein, dass sie seinen Plan vereitelt hatte. An ihrer Stelle hätte er vermutlich das Gleiche getan, und der gewaltige Zorn, der sich über Monate hinweg in Stephen aufgestaut hatte, schien mit all den Tränen fürs Erste fortgespült zu sein.

»Nicht erschrecken«, hörte er Becky über sich wispern. »Ich dreh dich nur eben auf die Seite.«

Stephen nickte und hielt die Augen geschlossen. Er blinzelte erst, als die Matratze unter ihm wippte, und kniff die Augen gleich wieder zu, als er sah, wie Becky sich die Schuhe auszog und sich neben ihm ausstreckte. Irgendwann war die Neugierde größer als die Scham, und er öffnete langsam die Lider. Becky lag einfach nur da und sah ihn an, ein stilles, glückliches Lächeln auf ihren Zügen. Eine Zeit lang lagen sie so nebeneinander, regungslos, und sahen sich an. Und Stephen wartete darauf, dass seine Brust sich verkrampfte, dass er nach Atem rang, weil Becky so nah bei ihm war. Stattdessen spürte er, wie sein Atem gleichmäßiger und tiefer ging, wie sein Herz ruhiger schlug.

»Woher wusstest du, was du machen musst – mit mir?«, fragte er dann leise, seine Worte halb vernuschelt hinter einem Zipfel des Kissens. »Gerade eben?«

Becky wurde rot. »Ich hab mir Bücher über Krankenpflege besorgt. Und die Pflegerinnen ausgefragt, wenn du gerade nicht in der Nähe warst.«

Stephen nickte verstehend, und obwohl er nicht ganz verstand, was Becky dazu bewogen haben könnte, rührte es ihn an.

»Da wir gerade bei Büchern sind«, sagte sie leise und zupfte an einem losen Faden des Kissensaums. »Dieser Manfred von Byron ... Das ist ein seltsames Buch!«

Um Stephens Mund zuckte es, und er drückte den Kissenzipfel davor herunter. »Es ist so lange seltsam, bis man es verstanden hat.«

Becky reckte sich und sah ihn von unten herauf an. »Erklärst du’s mir?«

Stephen nickte. »Aber heute nicht mehr. Ich bin zu müde.«

»Morgen?«

Er nickte wieder, und das Strahlen auf Beckys Gesicht traf ihn irgendwo tief, tief unten in seiner Magengegend. Wie von selbst streckte sich seine Hand aus. Sanft berührten seine Fingerspitzen Beckys runde Wange, und er war erstaunt, wie weich ihre Haut war. Ohne ihre Augen von den seinen zu lösen, rutschte Becky näher, bis er ihre Wärme auf seinem Gesicht, an seiner Brust spürte, bis er ganz eingehüllt war in ihren Duft, der ihn an frisch gebackenes Brot erinnerte und an saftige Birnen, frisch vom Baum. Seine Lider schlossen sich, als er Beckys Hand auf seiner Wange fühlte, die noch kühl war vom Wasser und die angenehm nach Lavendelseife roch. Ihre Lippen berührten seine Stirn, seine Nase, seine Wange, lösten ein angenehmes Kitzeln in Stephens Magen aus, vor allem, als sie sich auf seinen Mund legten und dort verweilten. Seine Lider flatterten, als ihre Lippen sich wieder von seinem Mund lösten. Er schlug die Augen auf und sah Becky verwundert an. Sie lächelte nur, und zaghaft stahl sich auch ein kleines, kaum sichtbares Lächeln auf Stephens Gesicht.