Titus Labienus mußte bis zum nächsten Tag warten. Dann erst durfte er Caesar in dessen Wohnung besuchen.
»Zwei Sachen«, sagte Caesar und lehnte sich in seinen Sessel zurück.
Labienus hörte aufmerksam zu.
»Die erste wird dir viel Anerkennung von Seiten der Ritter einbringen, und auch Magnus wird sie gefallen.«
»Und das wäre?«
»Ein Gesetz, das die Auswahl der Priester und Auguren wieder in die Hände der Tribus in den Komitien legt.«
»Einschließlich der Wahl des Pontifex Maximus, nehme ich an«, fügte Labienus glattzüngig hinzu.
»Bei Pollux, du begreifst schnell!«
»Man erzählt sich, Metellus Pius könne sich jetzt jeden Tag für ein Staatsbegräbnis qualifizieren.«
»So ist es. Und es stimmt, daß ich große Lust habe, Pontifex Maximus zu werden. Ich fürchte nur, daß meine Priesterkollegen mich nicht gern an der Spitze ihres Kollegiums sehen. Könnte sein, daß die Wähler anderer Meinung sind. Also, warum sollen die Wähler nicht entscheiden können, wer der nächste Pontifex Maximus wird?«
»Ja, warum eigentlich nicht?« Labienus sah Caesar aufmerksam an. Vieles an ihm fand er äußerst anziehend, aber ein gewisser Unernst, der beim geringsten Anlaß an die Oberfläche kam, stieß Labienus ab. Man wußte nie, wie aufrichtig Caesar es meinte. Sicher, er war von grenzenlosem Ehrgeiz, doch ähnlich wie bei Cicero hatte man oft das Gefühl, schon im nächsten Moment könnte sein Sinn für das Lächerliche dazwischenkommen. Im Augenblick jedoch schien Caesar mit Ernst bei der Sache zu sein, und Labienus wußte nur zu gut, welch ungeheure Schuldenlast den Mann drückte. Eine Wahl zum Pontifex Maximus wäre Balsam für seine Kreditwürdigkeit bei den Gläubigern. Labienus sagte: »Ich nehme an, du wünschst, daß die lex Labiena de sacerdotiis so schnell wie möglich erlassen wird.«
»In der Tat. Sollte Metellus Pius vor der Gesetzesänderung sterben, könnte das Volk sich dagegen entscheiden. Wir müssen uns beeilen, Labienus.«
»Ampius wird uns mit Freuden zu Diensten sein. Und auch die anderen Mitglieder des Kollegiums der Tribune. Das Gesetz steht in völligem Einklang mit dem mos maiorum, das ist ein großer Vorteil.« Die dunklen Augen blitzten auf. »Was ist dir sonst noch eingefallen?«
Caesar runzelte die Stirn. »Nichts Weltbewegendes, leider. Wenn Magnus nach Hause kommen würde, wäre es einfacher. Das einzige, was für Unruhe im Senat sorgen könnte, wäre eine Gesetzesvorlage, die alle Söhne und Enkelsöhne der Männer wieder in ihre Rechte einsetzt, die von Sulla zu Vogelfreien erklärt wurden. Du wirst damit nicht durchkommen, aber für laute und gut besuchte Debatten ist damit gesorgt.«
Der Vorschlag war offensichtlich angekommen; Labienus erhob sich mit einem breiten Grinsen. »Das gefällt mir, Caesar. Eine wunderbare Gelegenheit, Cicero an seinem fröhlich wedelnden Schwanz zu ziehen.«
»Der Schwanz macht mir bei Ciceros Anatomie die wenigsten Sorgen«, erwiderte Caesar. »Die Zunge ist das Anhängsel, das der Amputation bedürfte. Sei gewarnt, er wird dich nicht schonen. Aber wenn du beide Gesetze gleichzeitig einbringst, kannst du vielleicht die Aufmerksamkeit ein wenig von dem einen ablenken, das du wirklich durchbringen willst. Und wenn du dich sehr sorgfältig vorbereitest, schaffst du es vielleicht sogar, aus Ciceros Zunge ein bißchen politisches Kapital zu schlagen.«
Das Ferkel war tot. Quintus Caecilius Metellus Pius Pontifex Maximus, ergebener Sohn des Metellus Schweinebacke und des Diktators Sulla loyaler Freund, verstarb friedlich im Schlaf an einer zerstörerischen Krankheit, die sich jedem Versuch der Diagnose entzogen hatte. Die anerkannteste Kapazität unter den römischen Medizinern, Sullas Leibarzt Lucius Tuccius, bat den adoptierten Sohn des Ferkels um die Erlaubnis zur Autopsie.
Aber dieser adoptierte Sohn namens Metellus Scipio war weder so intelligent noch so vernünftig wie sein Vater; der leibliche Sohn des Scipio Nasica und der älteren von Crassus Orators beiden Licinias (die jüngere war seine Adoptivmutter, Frau des Ferkels) war eher für seine Hochnäsigkeit und sein aristokratisches Gehabe berühmt.
»Niemand schneidet am Leib meines Vaters herum!« sagte er unter Tränen, während er krampfhaft die Hand seiner Frau umklammerte. »Er wird unversehrt den Flammen übergeben!«
Das Begräbnis wurde natürlich auf Staatskosten durchgeführt und war nicht minder vornehm als die Person, die man beerdigte. Die Grabrede wurde von der Rostra herunter von Quintus Hortensius gehalten, nachdem Mamercus, der Vater von Metellus Scipios Frau Aemilia Lepida, diese Ehre zurückgewiesen hatte. Alle waren sie gekommen, von Catulus bis Caesar, von Caepio Brutus bis Cato; es war jedoch kein Begräbnis, das die großen Massen anzog.
Am Tag nachdem das Ferkel den Flammen übergeben worden war, hielt Metellus Scipio ein Treffen mit Catulus, Hortensius, Vatia Isauricus, Cato, Caepio Brutus und dem Ersten Konsul Cicero ab.
»Mir ist zu Ohren gekommen«, sagte der hinterbliebene Sohn, in dessen rotgeränderten Augen nun keine Tränen mehr standen, »daß Caesar für das Amt des Pontifex Maximus kandidieren will.«
»Das ist nun wirklich keine Überraschung«, erwiderte Cicero. »Wir alle wissen doch, wer Labienus während Magnus’ Abwesenheit am Gängelband hat, auch wenn ich im Moment nicht einmal sagen könnte, ob es Magnus überhaupt interessiert, wer Labienus am Gängelband hat. Die Wahl der Priester und Auguren durch das Volk kann nicht in Magnus’ Sinn sein, während sie Caesar eine Möglichkeit bieten würde, die er niemals bekäme, wenn das Kollegium seinen Pontifex Maximus selber auswählen würde.«
»Das Kollegium hat seinen Pontifex Maximus noch nie selbst ausgewählt«, sagte Cato zu Metellus Scipio. »Der einzige ungewählte Pontifex Maximus in der Geschichte, dein Vater, war von Sulla persönlich bestimmt worden, nicht vom Kollegium.«
Catulus hatte einen anderen Einwand gegen das, was Cicero gesagt hatte: »Wie kannst du so blind gegen unseren geliebten, heldenhaften Freund Pompeius Magnus sein?« fuhr er Cicero an. »Nicht in Magnus’ Sinne? Magnus wünscht sich doch nichts sehnlicher, als selber ein Priester oder Augur zu sein! Das Volk würde ihm diesen Wunsch erfüllen, aber niemals eine Abstimmung in einem der Kollegien.«
»Mein Schwager hat recht, Cicero«, sagte Hortensius. »Die lex Labiena de sacerdotiis käme Pompeius Magnus sehr zupaß.«
»Ein Unsinn ist diese lex Labiena!« rief Metellus Scipio.
»Spar dir deine Emotionen, Quintus Scipio«, sagte Cato mit seiner harten, tonlosen Stimme. »Wir sind hier, um zu entscheiden, wie wir Caesar an einer Kandidatur hindern wollen.«
Brutus’ Blick wanderte von einem wütenden Gesicht zum nächsten; er wunderte sich darüber, daß man ihn zu dieser Versammlung erwachsener Männer geladen hatte. Zunächst hatte er vermutet, dies gehöre zu Onkel Catos rastlosem Kampf gegen Servilia und die Macht, die sie über ihren Sohn ausübte, ein Kampf, der ihn ängstigte und doch faszinierte, und das um so mehr, je älter er wurde. Natürlich war ihm auch der Gedanke gekommen, sie könnten ihn vielleicht dazugeholt haben, um ihn über Caesar auszufragen; schließlich war er mit Caesars Tochter verlobt. Aber die Diskussion nahm ihren Fortlauf, und niemand wollte etwas von ihm wissen, also mußte er schließlich annehmen, daß seine Anwesenheit nur den Zweck hatte, Servilia zu ärgern.
»Es dürfte nicht schwer sein, dich als gewöhnlichen Pontifex in das Kollegium wählen zu lassen«, sagte Catulus zu Metellus Scipio. »Wir müssen alle, die kandidieren wollen, dazu überreden, ihre Kandidatur zurückzuziehen.«
»Keine leichte Aufgabe, nehme ich an«, sagte Metellus Scipio.
»Wer will gegen Caesar antreten?« fragte Cicero, auch einer in dieser Runde, der nicht so recht wußte, warum man ihn eingeladen hatte. Er vermutete, daß Hortensius dahintersteckte, und daß er die Gesetzeslücke finden sollte, mit der man Caesar an einer Kandidatur zu hindern hoffte. Leider wußte er, daß es diese Lücke nicht gab. Die lex Labiena de sacerdotiis war nicht von Labienus entworfen worden, soviel stand fest. Zu deutlich trug sie Caesars Stempel. Sie war wasserdicht.
»Ich kandidiere«, antwortete Catulus.
»Und ich auch«, sagte Vatia Isauricus, der bis dahin geschwiegen hatte.
»Da nur siebzehn der fünfunddreißig Tribus bei religiösen Wahlen zugelassen sind«, sagte Cicero, »müssen wir alles in Bewegung setzen, damit eure beiden Tribus gewählt werden, und Caesars Tribus nicht. Das würde eure Chancen erhöhen.«
»Ihr wißt, daß ich nichts von Bestechung halte«, sagte Cato, »aber diesmal werden wir nicht darauf verzichten können.« Er wandte sich an seinen Neffen. »Quintus Servilius, du bist bei weitestem der reichste Mann von uns. Wärst du bereit, etwas Geld in eine gute Sache zu investieren?«
Brutus brach der kalte Schweiß aus. Also deshalb! Er befeuchtete seine Lippen und blickte ängstlich um sich. »Onkel, ich würde dir liebend gern helfen«, sagte er mit zitternder Stimme, »aber ich traue mich nicht. Meine Mutter verwaltet mein Geld, nicht ich.«
Catos imposante Nase wurde noch schmaler, die Nasenlöcher blähten sich. »Mit deinen zwanzig Jahren, Quintus Servilius?« rief er.
Alle Augen waren auf ihn gerichtet; Verwunderung spiegelte sich darin. Brutus sank tiefer in seinen Sessel. »Onkel, bitte versuch doch, mich zu verstehen«, winselte er.
»O ja, ich verstehe«, sagte Cato verächtlich und wandte sich demonstrativ ab. »Es sieht demnach so aus«, wandte er sich an die anderen, »als müßten wir das Bestechungsgeld in unseren eigenen Geldbeuteln suchen.« Er zuckte die Achseln. »Ihr wißt, daß der meine nicht gerade prall gefüllt ist. Trotzdem gebe ich zwanzig Talente dazu.«
»Ich selber kann wirklich nichts entbehren«, sagte Catulus mit unglücklichem Gesicht. »Jupiter Optimus Maximus frißt jede Sesterze, die ich erübrigen kann. Aber irgendwo werde ich schon fünfzig Talente auftreiben.«
»Fünfzig von mir«, sagte Vatia Isauricus knapp.
»Und fünfzig von mir«, fügte Metellus Scipio hinzu.
»Von mir ebenfalls fünfzig«, sagte Hortensius.
Jetzt hatte auch Cicero begriffen, warum er hier war, und sagte mit wunderbar modulierter Stimme: »Der armselige Zustand meiner Finanzen ist euch allen viel zu gut bekannt, als daß ihr mehr von mir erwarten könntet als einen rednerischen Generalangriff auf die Wähler. Und den will ich mit größtem Vergnügen führen.«
»Dann bleibt uns nur noch zu entscheiden«, sagte Hortensius, dessen Stimme kaum weniger melodiös als Ciceros war, »welcher von euch beiden zu guter Letzt gegen Caesar antreten wird.«
Überraschend war die Versammlung nun doch noch in eine Sackgasse geraten — weder Catulus noch Vatia Isauricus erklärte sich bereit zugunsten des anderen von der Kandidatur zurückzutreten. Beide wollten um jeden Preis der nächste Pontifex Maximus werden.
»So eine bodenlose Dummheit!« erzürnte sich Cato. »Damit halbiert ihr unsere Stimmenzahl und erhöht Caesars Chancen. Wenn einer von euch kandidiert, ist es eine offene Schlacht; wenn ihr beide kandidiert, sind wir im Nachteil.«
»Ich kandidiere«, sagte Catulus störrisch.
»Ich auch«, erwiderte Vatia Isauricus kampfeslustig.
Mit diesem traurigen Ergebnis wurde die Konferenz beendet. Verletzt und beschämt machte sich Brutus auf den Weg von Metellus Scipios luxuriösem Domizil zur bescheidenen Wohnung seiner Verlobten in der Subura. Es gab für ihn kein anderes Ziel, denn Onkel Cato war davongeeilt, ohne seinen Neffen noch eines Blickes zu würdigen, und der Gedanke, zu seiner Mutter und dem armen Silanus zu gehen, erschien ihm alles andere als verlockend. Servilia würde in allen Einzelheiten von ihm wissen wollen, wo er gewesen war, mit wem er zusammen war und was Onkel Cato vorhatte; und sein Stiefvater würde dabeisitzen wie eine zerdrückte Stoffpuppe.
Seine Liebe zu Julia war im Lauf der Jahre nur noch größer geworden. Er hörte nicht auf, ihre Schönheit zu bewundern, ihre zärtliche Aufmerksamkeit für seine Gefühle, ihre Freundlichkeit und ihr Temperament. Vor allem aber ihr Einfühlungsvermögen. Oh, wie dankbar er für ihr Einfühlungsvermögen war!
Und deshalb erzählte er ihr von dem Treffen bei Metellus Scipio, und sie, sein kleiner, süßer Liebling, hörte ihm mit Tränen in den Augen zu.
»Sogar Metellus Scipio hat wenig unter elterlicher Überwachung gelitten«, sagte sie, als er mit seiner Geschichte fertig war, »und die anderen sind zu alt, um sich daran zu erinnern, wie das ist, mit dem pater familias unter einem Dach zu leben.«
»Ach, Silanus ist ganz in Ordnung«, sagte Brutus schroff, weil er gegen die Tränen ankämpfen mußte, »aber ich habe so schreckliche Angst vor meiner Mutter! Onkel Cato hat vor niemandem Angst, das ist das Problem.«
Sie ahnten beide nichts von der Beziehung zwischen ihrem Vater und seiner Mutter — ebensowenig wie Onkel Cato. Deshalb sah Julia keinen Grund, Brutus gegenüber einen Hehl aus ihrer Abneigung gegen Servilia zu machen, und sagte: »Ich kann dich verstehen, Brutus, mein Lieber. Sie kennt kein Mitgefühl, wahrscheinlich weiß sie nicht einmal, wie mächtig und herrisch sie ist.
Ich glaube, sie wäre sogar stark genug, um die Schere der Atropos stumpf zu machen.«
»Das glaube ich auch«, seufzte Brutus.
Julia tat alles, um ihn ein wenig aufzuheitern und wieder mit sich selber zu versöhnen. Sie lächelte, streichelte ihm die schulterlangen, schwarzen Locken und sagte: »Ich glaube, du behandelst sie genau richtig, Brutus. Du gehst ihr aus dem Weg und tust nichts, um sie zu verärgern. Wenn dein Onkel Cato mit ihr zusammenleben müßte, würde er dich besser verstehen.«
»Onkel Cato hat mit ihr zusammengelebt«, erwiderte Brutus traurig.
»Ja, aber da war sie noch ein kleines Mädchen«, sagte Julia und streichelte ihn.
Ihre Berührung weckte in ihm den impulsiven Wunsch, sie zu küssen, aber er gab ihm nicht nach; er gab sich damit zufrieden, ihr den Handrücken zu liebkosen, und sie nahm die Hand von seinem Haar. Sie war gerade erst dreizehn geworden, und auch wenn ihre Weiblichkeit inzwischen durch zwei bezaubernde, spitze Hügel unter dem Oberteil ihres Kleides sichtbar wurde, wußte Brutus, daß sie noch nicht bereit für seine Küsse war. Außerdem hatte er durch seine Lektüre konservativer lateinischer Autoren — wie Cato dem Zensor — ein Ehrgefühl erworben, das es ihm nicht erlaubte, in ihr eine körperliche Reaktion hervorzurufen, die ihnen beiden das Leben nur erschweren konnte. Aurelia vertraute ihnen und überraschte sie niemals, wenn sie zusammen waren. Er durfte dieses Vertrauen nicht mißbrauchen.
Natürlich wäre es besser gewesen, wenn er es doch getan hätte, denn Julias zunehmende körperliche Abneigung gegen ihn wäre dann früh genug zutage getreten, um die Auflösung ihrer Verlobung für sie beide erträglicher zu machen. Aber er küßte sie nicht und rührte sie nicht an, und so gab es für Julia keinen vernünftigen Grund, zu ihrem Vater zu gehen und ihn zu bitten, sie von einem Versprechen zu entbinden, von dem sie wußte, daß es sie in eine schreckliche Ehe führte, auch wenn sie sich dazu zwingen würde, ihm eine gehorsame Ehefrau zu sein.
Das Problem war, daß Brutus soviel Geld hatte! Es war schon zur Zeit der Verlobung genug gewesen, aber jetzt, wo er auch noch das Vermögen der Familie seiner Mutter geerbt hatte, war es noch hundertmal mehr. Wie alle Römer kannte auch Julia die Geschichte des Goldes von Tolosa und wußte, was es den Servilii Caepiones gebracht hatte. Brutus’ Geld würde eine große Hilfe für ihren Vater sein, daran konnte kein Zweifel bestehen. Ihre Großmutter sagte, als einziges Kind ihres Vaters sei es ihre Pflicht, ihm dabei zu helfen, mehr Ansehen auf dem Forum zu gewinnen, seine dignitas zu erhöhen. Und für ein Mädchen gab es nur einen Weg, das zu tun: Sie mußte so viel Geld und Einfluß heiraten, wie es ihr möglich war. Brutus war sicher nicht der Traum aller Mädchen von ehelicher Glückseligkeit, aber was Geld und Einfluß betraf, konnte niemand mit ihm rivalisieren. Deshalb würde sie ihre Pflicht tun und jemanden heiraten, mit dem sie um nichts in der Welt schlafen mochte. Tatas Interessen gingen vor.
Und als Caesar später am Nachmittag zu ihr kam, tat Julia so, als wäre Brutus der Verlobte ihrer Träume.
»Du wirst langsam erwachsen«, sagte Caesar, der zu jener Zeit so selten nach Hause kam, daß ihm die Entwicklung ihres Körpers nicht entging.
»Nur noch fünf Jahre«, erwiderte sie feierlich.
»Länger nicht?«
»Nein«, seufzte sie. »Länger nicht, tata.«
Er bettete ihren Kopf in seine Armbeuge und küßte ihn. Woher sollte er wissen, daß Julia sich nichts Wunderbareres vorstellen konnten, als einen Ehemann, der genauso war wie ihr Vater: lebenserfahren, berühmt, gutaussehend — ein Mann, der die Dinge nach seiner Fasson gestaltete.
»Gibt’s etwas Neues?« fragte er.
»Brutus war hier.«
Er lachte. »Das ist doch nichts Neues, Julia!«
»Vielleicht doch«, sagte sie leise und erzählte, was Brutus ihr von dem Treffen bei Metellus Scipio berichtet hatte.
»Dieser unverschämte Cato!« rief er aus, als sie geendet hatte. »Will einem Zwanzigjährigen große Geldbeträge abschwatzen!«
»Dank seiner Mutter haben sie es ja nicht bekommen.« »Du magst Servilia nicht besonders, oder?«
»Ich sehe das von Brutus’ Standpunkt aus, tata. Ich fürchte mich vor ihr.«
»Und warum?«
Es war nicht leicht, es jemandem zu erklären, der für seine Liebe zu eindeutigen Fakten bekannt war. »Es ist nur so ein Gefühl. Immer, wenn ich sie sehe, muß ich an eine böse schwarze Schlange denken.«
Er mußte laut lachen. »Hast du schon einmal eine böse schwarze Schlange gesehen, Julia?«
»Nein, aber ich habe Bilder davon gesehen. Und von Medusa.« Sie schloß die Augen und vergrub ihr Gesicht in seinen Achselhöhlen. »Magst du sie, tata?«
Darauf konnte er ehrlich antworten: »Nein.«
»Na also, da hast du’s«, sagte seine Tochter.
»Stimmt«, erwiderte Caesar. »Da hab ich’s.«
Natürlich war Aurelia begeistert, als Caesar ihr die Geschichte ein paar Minuten später erzählte.
»Ist das nicht ein schöner Gedanke? Nicht einmal ihr gemeinsamer Haß auf dich läßt Catulus und Vatia Isauricus ihren eigenen Ehrgeiz vergessen.« Sie lächelte leise.
»Cato hat recht. Wenn sie beide kandidieren, teilen sich ihre Stimmen. Zumindest weiß ich jetzt, daß sie die Wahl manipulieren wollen. Die Fabier werden bei dieser Wahl nicht mit abstimmen!«
»Aber ihre beiden Tribus werden wählen.«
»Damit werde ich fertig, sofern sie beide kandidieren. Ein paar ihrer angestammten Wähler werde ich schon davon überzeugen, daß sie sich ihre Unparteilichkeit bewahren müssen, indem sie für keinen von beiden stimmen.«
»Wie klug!«
»Wahlkampf«, sagte Caesar nachdenklich, »besteht eben nicht nur aus Bestechung, aber das will keiner von diesen engstirnigen Dummköpfen einsehen. Ich würde es gar nicht riskieren, zu diesem Mittel zu greifen, selbst wenn ich es wollte und das Geld dazu hätte. Wenn ich mich zu einer Wahl stelle, dann steht da eine halbe Hundertschaft von Senatoren, die wie Wölfe nach meinem Blut lechzen — da wird jeder Wähler, jeder Bericht, jeder Offizielle genauestens untersucht. Aber neben der Bestechung gibt es viele andere Taktiken.«
»Schade, daß die siebzehn wahlberechtigten Tribus erst kurz vor der Wahl bestimmt werden«, meinte Aurelia. »Wenn man sie schon ein Paar Tage vorher auswählen würde, könntest du ein paar ländliche Wähler in die Stadt holen. Der Name Julius Caesar bedeutet jedem Bauern mehr als Lutatius Catulus oder Servilius Vatia.«
»Trotzdem, Mutter, in dieser Richtung läßt sich etwas machen. Es muß mindestens ein urbaner Tribus dabeisein — Lucius Decumius wird mich da tatkräftig unterstützen. Crassus wird seinen Tribus für uns gewinnen, falls er ausgewählt wird. Magnus ebenfalls. Und mein Einfluß beschränkt sich nicht auf den Tribus der Fabier.«
Caesars Gesicht wurde grimmiger. Aurelia wollte etwas sagen, ließ sich aber durch diese Veränderung in seinem Ausdruck davon abhalten. Er kämpfte mit sich, ob er ein weniger angenehmes Thema zur Sprache bringen sollte, und die Chance, daß er sich dazu durchringen würde, wurde um so größer, je mehr sie sich zurückhielt. Und was konnte schon unangenehmer sein als das Thema Geld? Also schwieg Aurelia.
»Heute morgen war Crassus bei mir«, sagte Caesar schließlich.
Sie sagte immer noch nichts.
»Meine Gläubiger werden unruhig.«
Kein Wort von Aurelia.
»Es gehen noch immer Rechnungen aus meiner Zeit als kurulischer Ädil ein. Deshalb konnte ich noch keinen einzigen von den Krediten zurückzahlen.«
Sie senkte den Blick und starrte ihre Schreibtischplatte an.
»Das heißt, daß Zinseszins fällig ist. Einige von den Kerlen werden mich bei den Zensoren anzeigen wollen. Und selbst wenn mein Onkel einer von ihnen ist — ihm bleibt auch nichts anderes übrig, als nach den Buchstaben des Gesetzes zu entscheiden. Ich würde meinen Sitz im Senat verlieren und müßte meinen ganzen Besitz verkaufen.«
»Hat Crassus einen Vorschlag?« wagte sie zu fragen.
»Ich soll mich zum Pontifex Maximus wählen lassen.«
»Er würde dir kein Geld leihen?«
»Das wäre der allerletzte Ausweg«, sagte Caesar. »Crassus ist ein großartiger Freund, aber er ist nicht umsonst so reich. Er verleiht, ohne Zinsen zu verlangen, erwartet aber Rückzahlung, sobald er einen Kredit kündigt. Pompeius Magnus wird zurück sein, bevor ich Konsul bin. Und ich brauche Magnus auf meiner Seite. Aber seit ihrem gemeinsamen Konsulat hat Crassus eine große Abneigung gegen Magnus. Ich muß zwischen den beiden vermitteln. Und deshalb darf ich keinem von beiden Geld schuldig sein.«
»Das verstehe ich. Wird der Pontifex Maximus ausreichen?«
»Ganz sicher, bei so illustren Gegenkandidaten wie Catulus und Vatia Isauricus. Wenn ich gewinne, wissen meine Gläubiger, daß ich Prätor und später Erster Konsul werde und daß ich spätestens dann meine Verluste wieder ausgleichen kann, wenn ich erst meine konsularische Provinz übernehme, vielleicht sogar schon früher. Es würde sich für sie auszahlen, wenn nicht gleich, dann später. Zinseszinsen sind eine furchtbare Geißel und sollten verboten werden, aber einen Vorteil haben sie: Geldgeber, die Zinseszinsen erheben, können mit riesigen Profiten rechnen, wenn die Schuld zurückgezahlt wird, und wenn auch nur teilweise.«
»Dann solltest du dich zum Pontifex Maximus wählen lassen.«
»Das meine ich auch.«
Die Wahl eines neuen Pontifex Maximus und eines neuen Gesichts für das Kollegium der Pontifices sollte in vierundzwanzig Tagen stattfinden. Wem das neue Gesicht gehören würde, war kein Geheimnis: Der einzige Kandidat war Metellus Scipio. Sowohl Catulus als auch Vatia Isauricus stellten sich für die Wahl zum Pontifex Maximus zur Verfügung.
Caesar stürzte sich mit Begeisterung und Energie in den Wahlkampf. Sein Name und seine Herkunft waren ihm von großem Nutzen, auch wenn keiner der beiden Gegenkandidaten ein neuer Mann oder einer der weniger prominenten boni war. Normalerweise ging der Posten an einen Mann, der schon einmal Konsul gewesen war, aber dieser Vorteil, den sowohl Catulus als auch Vatia Isauricus hatte, wurde durch ihr Alter zumindest teilweise wieder zunichte gemacht: Catulus war einundsechzig, Vatia Isauricus gar achtundsechzig Jahre alt. In Rom ging man davon aus, daß ein Mann den Gipfel seiner Leistungsfähigkeit und Kraft im dreiundvierzigsten Lebensjahr erreicht hatte, jenem Jahr, in dem er Konsul werden sollte. Danach degenerierte er unweigerlich zu einer vergessenen Größe, ganz egal, wie beeindruckend seine auctoritas oder dignitas auch sein mochten. Er konnte noch Zensor oder Princeps Senatus und nach Ablauf von zehn Jahren sogar ein zweites Mal Konsul werden, aber wenn er dann sechzig war, hatte er seinen Höhepunkt endgültig überschritten. Obwohl Caesar noch nicht Prätor gewesen war, gehörte er dem Senat schon seit vielen Jahren an; seit über einem Jahrzehnt war er Pontifex, er hatte ein glanzvolles Jahr als kurulischer Ädil absolviert, bei allen öffentlichen Anlässen trug er die Bürgerkrone, und bei den Wählern war er nicht nur als einer von Roms höchsten Aristokraten, sondern auch als ein Mann von außergewöhnlichen Fähigkeiten und Talenten bekannt. Seine Arbeit am Mordgericht und als Advokat war ebenso im Gedächtnis geblieben wie die gewissenhafte Fürsorge für seine Klienten. Kurzum: Caesar verkörperte die Zukunft. Catulus und Vatia Isauricus standen zweifellos für die Vergangenheit — und beiden hing außerdem der üble Geruch an, Günstlinge Sullas gewesen zu sein. Die Mehrzahl der Wähler gehörte dem Ritterstand an, und der war von Sulla gnadenlos verfolgt worden. Um der unbestreitbaren Tatsache entgegenzuwirken, daß Caesar durch Heirat Sullas Neffe war, wurde Lucius Decumius damit beauftragt, die alten Geschichten von Caesars Widerstand gegen Sulla wieder aufzuwärmen. Damals hatte Caesar sich geweigert, sich von Cinnas Tochter scheiden zu lassen, und als er sich vor Sullas Häschern verstecken mußte, wäre er beinahe verhungert.
Drei Tage vor der Wahl rief Cato Catulus, Vatia Isauricus und Hortensius zu einem Treffen in sein Haus. Diesmal waren keine Emporkömmlinge wie Cicero oder Halbwüchsige wie Brutus geladen. Selbst ein Mann wie Metellus Scipio wäre eine Belastung gewesen.
»Ich habe euch doch gesagt«, sagte Cato in seiner unverblümten Art, »daß ihr einen Fehler macht, wenn ihr beide kandidiert. Ich verlange, daß einer von euch verzichtet und sich mit seiner ganzen Kraft hinter den anderen stellt.«
»Nein«, sagte Catulus.
»Nein«, sagte Vatia Isauricus.
»Warum begreift ihr nicht, daß ihr zu zweit nur die Stimmenanzahl teilt?« schrie Cato und schlug mit der Faust auf den schäbigen Tisch, der ihm als Schreibtisch diente. Er sah verhärmt und krank aus; er hatte eine lange Nacht mit der Weinflasche hinter sich. Seit Caepios Tod tröstete er sich immer häufiger mit Wein, wenn man es Trost nennen konnte, was er dabei fand. Es fehlte ihm an Schlaf, Caepios Schatten verfolgte ihn, die gelegentlichen Sklavinnen, mit denen er sein sexuelles Verlangen zu stillen versuchte, ekelten ihn an, und selbst die Gespräche mit Athenodorus Cordylion, Munatius Rufus und Marcus Favonius sorgten nur noch selten für geistige Zerstreuung. Er las sehr viel, doch zwischen ihn und die Worte von Platon, Aristoteles und die seines Urgroßvaters Cato des Zensors schoben sich immer wieder Bekümmerung und Einsamkeit. Daher der viele Wein, daher seine schlechte Laune, jetzt, als er den Blick auf die beiden starrköpfigen alten Aristokraten richtete, die nicht daran dachten, ihren Fehler einzusehen.
»Cato hat recht«, schnaufte Hortensius. Auch er war nicht mehr der Jüngste, und als Augur konnte er sich nicht zum Pontifex Maximus wählen lassen. Der Ehrgeiz hatte ihm den Geist noch nicht umnebelt, aber das Wohlleben begann sich ähnlich auszuwirken. »Einer allein könnte Caesar schlagen, aber zu zweit halbiert ihr die Stimmen, die sonst auf einen entfallen würden.«
»Dann müssen wir eben zur Bestechung greifen«, sagte Catulus.
»Bestechung?« brüllte Cato und hämmerte mit der Faust auf den Tisch, daß er erzitterte. »Damit müssen wir gar nicht erst anfangen! Auch mit zweihundertzwanzig Talenten könnten wir nicht genug Stimmen kaufen, um Caesar zu schlagen!«
»Warum bestechen wir nicht einfach Caesar selber?« fragte Catulus.
Die anderen starrten ihn entgeistert an.
»Caesar steht mit fast zweitausend Talenten in der Kreide, und die Schulden werden jeden Tag größer, weil er noch keine Sesterze davon zurückgezahlt hat. Ihr könnt mir glauben, daß meine Zahlen stimmen.«
»Dann schlage ich vor«, sagte Cato, »daß wir den Zensoren über seine Situation Bericht erstatten und seine sofortige Entfernung aus dem Senat fordern. Damit hätten wir uns seiner ein für allemal entledigt!«
Die anderen hielten erschrocken den Atem an.
»Mein lieber Cato, das können wir nicht tun«, blökte Hortensius. »Er mag eine Landplage sein, aber er ist einer von uns!«
»Nein, nein, nein! Er ist keiner von uns!« rief Cato. »Wenn wir ihn nicht aufhalten, reißt er uns alle in den Abgrund, das kann ich euch versprechen!« Wieder schmetterte er die Faust auf den Tisch. »Liefert ihn aus! Liefert ihn den Zensoren aus!«
»Kommt nicht in Frage«, sagte Catulus.
»Kommt nicht in Frage«, sagte Vatia Isauricus.
»Kommt überhaupt nicht in Frage«, sagte Hortensius.
»Dann müßt ihr eben jemanden, der nicht im Senat sitzt, dazu überreden, ihn anzuzeigen«, erwiderte Cato und machte ein schlaues Besicht. »Einen seiner Gläubiger.«
Hortensius schloß die Augen. Die Sache der boni hatte keinen standfesteren Verfechter als Cato, aber manchmal gewann eben doch der tusculanische Bauer, der keltiberische Sklave in ihm die Oberhand über wahre römische Denkweise. Caesar war mit ihnen allen verwandt, selbst mit Cato, egal, wie entfernt die Blutsverwandtschaft auch sein mochte — und bei Catulus war sie gar nicht einmal so sehr entfernt.
»Vergiß das alles, Cato«, sagte Hortensius und schlug die müden Augen auf. »Das wäre eine unrömische Handlungsweise.
Mehr ist dazu nicht zu sagen.«
»Wir werden uns auf römische Weise mit Caesar befassen«, fügte Catulus hinzu. »Wenn du bereit bist, das Geld, mit dem du die Wählerschaft bestechen wolltest, dazu zu verwenden, Caesar selber zu bestechen, dann werde ich persönlich ihm das Angebot unterbreiten. Zweihundertzwanzig Talente wären eine ansehnliche erste Rate für seine Gläubiger. Sicher ist auch Metellus Scipio damit einverstanden.«
»Davon bin ich überzeugt«, knurrte Cato. »Aber auf mich dürft ihr dabei nicht zählen, ihr kleinmütigen Narren! Nicht einmal einen rostigen Nagel würde ich für Caesars Geldbeutel opfern.«
Und so kam es, daß Quintus Lutatius Catulus um ein Gespräch mit Caesar in dessen Arbeitswohnung am Vicus Patricii nachsuchte. Das Gespräch fand frühmorgens am Tag vor der Wahl statt. Die unaufdringliche Schönheit der Räumlichkeiten verblüffte den Besucher; er hatte nicht geahnt, geschweige denn gewußt, welch erlesenen Geschmack, welch gutes Auge für Einrichtung sein Vetter ersten Grades besaß. Gibt es denn gar nichts, für das dieser Mann nicht begabt ist? fragte er sich und nahm auf einem Sofa Platz, bevor man ihm den Stuhl für die Klienten anbieten konnte. Aber damit tat er seinem Gastgeber unrecht. Niemals wäre es Caesar eingefallen, einem Mann von Catulus’ Rang den Klientenstuhl zuzumuten.
»Morgen ist also der große Tag«, sagte Caesar lächelnd, als er seinem Gast einen kristallenen Becher mit verdünntem Wein reichte.
»Deshalb bin ich hier«, erwiderte Catulus, nahm einen Schluck und war erstaunt, wie gut der Wein war. »Ein guter Tropfen, aber ich kenne ihn nicht«, bemerkte er, um das Thema zu wechseln.
»Ich baue ihn selber an«, antwortete Caesar.
»Bei Bovillae?«
»Nein, ich habe einen kleinen Weinberg in der Campania.«
»Ach, wie interessant.«
»Was hast du mit mir zu besprechen, Vetter?« fragte Caesar, der sich nicht über Weinbau unterhalten wollte.
Catulus holte tief Luft. »Mir ist zu Ohren gekommen, Caesar, daß es mit deinen Finanzen nicht zum besten steht. Ich bin gekommen, um dich zu bitten, nicht für das Amt des Pontifex Maximus zu kandidieren. Als Gegenleistung für diesen Gefallen würde ich dir zweihundert Talente zahlen.« Er langte unter seine Toga und zog eine kleine Papierrolle heraus, die er Caesar entgegenhielt.
Caesar würdigte sie keines Blickes und machte auch keinerlei Anstalten, danach zu greifen. Statt dessen stieß er einen Seufzer aus.
»Mit dem Geld hättest du lieber die Wähler bestechen sollen, Catulus«, sagte er. »Mit zweihundert Talenten wärst du ein Stück weiter gekommen.«
»So habe ich mir mehr davon versprochen.«
»Das war ein Fehler, lieber Vetter. Ich will dein Geld nicht.«
»Du kannst es dir nicht leisten, es auszuschlagen.«
»Das ist wahr. Aber ich nehme es trotzdem nicht.«
Die kleine Rolle steckte noch immer in Catulus’ ausgestreckter Hand. »Überleg es dir noch einmal«, sagte er. Auf seinen Wangen bildeten sich zwei rote Flecken.
»Steck dein Geld wieder weg, Quintus Lutatius. Wenn es morgen zur Wahl kommt, werde ich in meiner gestreiften Toga zur Stelle sein und die Wähler bitten, mich zum nächsten Pontifex Maxiinus zu machen. Egal, was passiert.«
»Gaius Julius, ich bitte dich ein letztes Mal. Nimm das Geld!«
»Quintus Lutatius, ich bitte dich ein letztes Mal. Gib es auf!«
Daraufhin schleuderte Catulus den Becher aus Bergkristall auf den Boden und ging hinaus.
Caesar saß einen Moment lang unbeweglich da und starrte auf die hellrote Pfütze, die sich auf dem Schachbrettmuster aus Mosaikfliesen ausbreitete, dann erhob er sich, holte sich aus dem Geräteraum einen Lappen und wischte die Bescherung auf. Als er den Becher berührte, zerfiel er in lauter kleine Stücke. Sorgfältig sammelte er sie zusammen, legte sie in den Lappen und warf ihn in den Abfallbehälter im Geräteraum. Bewaffnet mit einem frischen Lappen, machte er sich daran, den Rest aufzuwischen.
»Ich bin froh, daß er den Becher mit soviel Wucht auf den Boden geschleudert hat«, sagte Caesar am frühen Morgen des nächsten Tages zu seiner Mutter, die er aufgesucht hatte, um sich von ihr noch einmal Glück wünschen zu lassen.
»Ach, Caesar, wie kannst du froh darüber sein? Ich kenne das Ding und weiß, wieviel du dafür bezahlt hast.«
»Ich habe es als fehlerloses Stück gekauft, und dabei war es schadhaft.«
»Dann geh hin und verlange dein Geld zurück.«
Diese Bemerkung löste eine Äußerung des Unwillens aus. »Ach, Mater, wann begreifst du das endlich? Das hat doch nichts mit dem Preis für das Ding zu tun! Es hatte einen Fehler. Ich will nicht, daß defekte Sachen bei mir herumstehen.«
Weil sie ihn nicht so recht verstand, wechselte Aurelia das Thema. »Ich wünsche dir Erfolg, liebster Sohn«, sagte sie und küßte ihn auf die Stirn. »Ich werde hier auf dich warten.«
»Sollte ich verlieren, Mater«, sagte er mit seinem strahlendsten Lächeln, »dann wirst du eine ganze Weile auf mich warten müssen! Wenn ich verliere, werde ich nicht mehr nach Hause zurückkehren können.«
Und so machte er sich auf den Weg, gekleidet in die priesterliche Toga mit den hell- und dunkelroten Streifen; Hunderte von Klienten und alle männlichen Bewohner der Subura schlossen sich ihm an, als er den Vicus Patricii hinunterging, und aus jedem Fenster schaute ein weiblicher Kopf, um ihm Glück zu wünschen.
Noch ganz leise konnte Aurelia hören, wie er den Glückwünschern an den Fenstern zurief: »Caesars Glück wird eines Tages sprichwörtlich sein!«
Danach saß sie an ihrem Schreibtisch und addierte stundenlang Zahlen auf ihrem elfenbeinernen Abakus, aber sie schrieb nicht eine einzige Summe auf, und hinterher konnte sie sich nicht mehr daran erinnern, was sie eigentlich zusammengezählt hatte.
Er schien ihr gar nicht lange fortgewesen zu sein; später erfuhr sie, daß es insgesamt sechs Frühlingsstunden waren. Als sie seine triumphierende Stimme bereits vom Empfangszimmer her hörte, fehlte ihr die Kraft, sich aus dem Sessel zu erheben. Er mußte sie suchen.
»Vor dir steht der neue Pontifex Maximus!« rief er schon auf der Türschwelle, die Hände über dem Kopf verschränkt.
»Ach, Caesar«, sagte sie und brach in Tränen aus.
Nichts hätte ihn mehr erschrecken können, denn er konnte sich nicht erinnern, sie jemals mit Tränen in den Augen gesehen zu haben. Er schluckte, die Freude auf seinem Gesicht wich Bestürzung; er kam ins Zimmer gestolpert, hob sie aus dem Sessel, und dann lagen sie sich in den Armen und weinten beide.
»Nicht einmal für Cinnilla hast du geweint«, sagte er, als er sich wieder gefaßt hatte.
»Doch, aber nicht in deiner Gegenwart.«
Mit einem Taschentuch wischte er zuerst sein Gesicht und dann das seiner Mutter trocken. »Wir haben gesiegt, Mater, wir haben gesiegt! Ich stehe noch in der Arena und halte das Schwert in beiden Fäusten.«
Ihr Lächeln war zittrig, aber es war ein Lächeln. »Wie viele Leute sind draußen im Empfangsraum?« fragte sie.
»Es herrscht ein schauderhaftes Gedränge, mehr weiß ich nicht.«
»Hast du deutlich gewonnen?«
»In allen siebzehn Tribus.«
»Auch in Catulus’? Und Vatias?«
»Ich habe in ihren Tribus mehr Stimmen auf mich versammelt als die beiden zusammen, stell dir das vor!«
»Das ist ein schöner Sieg«, flüsterte sie. »Aber wie kam er zustande?«
»Einer der beiden hätte verzichten müssen«, sagte Caesar. »Zusammen haben sie ihre Stimmen halbiert.« Er fühlte sich jetzt bereit, einem Saal voller Menschen gegenüberzutreten. »Außerdem war ich als junger Mann Jupiter Optimus Maximus’ höchsteigener Priester, und Sulla hat mich dieses Postens beraubt. Auch der Pontifex Maximus gehört dem Großen Gott. Meine Klienten haben im Komitium viel Überzeugungsarbeit geleistet, und sie haben damit erst aufgehört, als auch die Stimmen des letzten Tribus eingesammelt waren.« Er grinste. »Ich habe dir doch gesagt, Mater, zu einem Wahlkampf gehört mehr als nur Bestechung. Kaum ein Wähler, der nicht davon überzeugt war, daß ich eine glückliche Lösung für Rom bin. Schließlich war ich immer ein Mann des Jupiter Optimus Maximus.«
»Es hätte auch gegen dich gewendet werden können. Sie hätten sich sagen können, daß ein Mann, der einmal Hamen Dialis war, ein Unglück für Rom ist.«
»Nein! Die Menschen warten immer auf jemanden, der ihnen sagt, wie sie sich den Göttern gegenüber zu verhalten haben. Ich war rechtzeitig zur Stelle, bevor meine Gegner auf diesen Gedanken kommen konnten. Natürlich sind sie nicht darauf gekommen.«
Seit Metellus Scipio vor ein paar Jahren Aemilia Lepida geheiratet hatte, lebte er nicht mehr im Domus Publica des Pompeius, und Licinia, die kinderlose Ehefrau des Ferkels, war vor ihrem Mann gestorben. Das staatliche Domizil des Pompeius stand also leer.
Natürlich hatte beim Begräbnis des Ferkels aus Gründen des Taktes niemand daran erinnert, was für ein schlechter Scherz Sullas es gewesen war, den Römern diesen ungewählten Pontifex Maximus aufzuzwingen, denn Metellus Pius hatte immer, wenn er aufgeregt war, entsetzlich zu stottern angefangen. Diese Angewohnheit hatte jeder Zeremonie zusätzliche Spannung verliehen, denn jeder hatte sich gefragt, ob der Pontifex Maximus wohl alle Worte ordentlich herausbringen würde. Eine Zeremonie mußte ohne Störungen vonstatten gehen — in Wort wie in Handlung; geschah dies nicht, mußte man noch einmal von vorn beginnen.
Der neue Pontifex Maximus würde wohl kaum über seine Worte stolpern, um so weniger, als er keinen Wein trank, wie allgemein bekannt war. Das war auch eines von Caesars kleinen Wahlkampfmanövern gewesen — er hatte diese Information während der pontifikalen Wahlen wohldosiert unter die Leute bringen lassen. Und als Beigabe ein paar Bemerkungen darüber, daß Catulus und Vatia Isauricus doch schon recht alte Männer waren. Nach fast zwei Jahrzehnten der Angst vor höchstpriesterlichem Gestammel war Rom geradezu entzückt von der Aussicht auf einen Pontifex Maximus, der Zeremonien fehlerlos durchführen konnte.
Scharen von Klienten und begeisterten Anhängern strömten herbei, um Caesar und seiner Familie beim Umzug ins Domus Publica auf dem Forum Romanum zu helfen, auch wenn die Subura traurig darüber war, einen so prominenten Mitbewohner zu verlieren. Besonders Lucius Decumius, der rastlos für die Sache gearbeitet hatte, war untröstlich darüber, daß sein Leben nie mehr so sein würde wie zuvor.
»Du bist immer willkommen, Lucius Decumius«, sagte Aurelia.
»Aber es ist nicht dasselbe«, erwiderte der alte Mann düster. »Ich wußte immer, daß ihr hier neben mir wohnt, daß es euch gutgeht. Aber da unten im Forum, zwischen all den Tempeln und Schreinen. Bah!«
»Kopf hoch, alter Freund«, sagte die über sechzig Jahre alte Dame, in die Lucius Decumius sich verliebt hatte, als sie neunzehn war. »Er hat nicht die Absicht, diese Wohnung hier zu vermieten oder seine Räume im Vicus Patricii aufzugeben. Er braucht seine Rückzugsmöglichkeiten.«
Das war für Lucius Decumius die beste Neuigkeit seit Tagen! Er hüpfte davon wie ein kleiner Junge, um seinen Brüdern bei den Kreuzweglern zu berichten, daß Caesar ein Teil der Subura bleiben würde.
Es beunruhigte Caesar nicht im geringsten, daß er jetzt an der Spitze eines Kollegiums stand, dessen Mitglieder ihn in ihrer Mehrheit verachteten. Nach dem Ende seiner Investitur im Tempel des Jupiter Optimus Maximus rief er seine Kollegen an Ort und Stelle zu einer Besprechung zusammen. Er leitete diese Konferenz so souverän und unvoreingenommen, daß Priester wie Sextus Sulpicius Galba und Publius Mucius Scaevola Seufzer der Erleichterung ausstießen und die Vermutung äußerten, die Staatsreligion könnte womöglich von einem Pontifex Maximus wie Caesar profitieren, so zuwider ihnen seine politischen Ansichten auch sein mochten. Onkel Mamercus, der alt und immer kurzatmiger wurde, lächelte nur; niemand wußte besser als er, wie effektiv Caesar die Dinge anzupacken wußte.
Jedes zweite Jahr mußten zwanzig zusätzliche Tage in den Kalender eingefügt werden, damit er im Gleichschritt mit den Jahreszeiten blieb, aber eine Reihe von Pontifices Maximi wie Ahenobarbus und Metellus Pius hatten diese Pflicht vernachlässigt. In Zukunft würden diese zwanzig Tage ohne Versäumnis eingefügt werden, verkündete Caesar mit fester Stimme. Er würde keine Ausreden oder religiösen Spitzfindigkeiten dulden. Dann kündigte er an, daß er in den Komitien ein Gesetz einbringen werde, nach dem noch einmal hundert Tage eingefügt würden, um den Kalender endgültig wieder an die Jahreszeiten anzupassen. Zur Zeit war es so, daß gerade der Sommer begann, wenn der Kalender das nahe Ende des Herbstes verkündete. Dieser Plan rief bei einigen unzufriedenes Murren, aber keinen allgemeinen Protest hervor; alle Anwesenden (einschließlich Caesar) wußten, daß er ohnehin warten mußte, bis er Konsul war, um ein solches Gesetz durchbringen zu können.
Während einer Konferenzpause sah Caesar sich stirnrunzelnd im Innern des Jupiter Optimus Maximus um. Catulus mühte sich noch immer mit dem Neubau des Tempels ab, aber nachdem das eigentliche Gebäude stand, waren die Arbeiten weit hinter dem Zeitplan zurückgeblieben. Der Tempel war bewohnbar, aber schmucklos; ihm fehlte der Glanz des alten Baus. Viele Wände waren verputzt und gestrichen, aber es mangelte an Fresken und schmückenden Zierleisten, und Catulus hatte natürlich weder den Unternehmungsgeist noch das Bedürfnis, ausländische Staaten und ihre gekrönten Häupter dazu zu überreden, als Zeichen ihrer Hochachtung für Rom den Jupiter Optimus Maximus mit herrlichen Kunstgegenständen zu verschönern. Keine goldenen oder wenigstens vergoldeten Statuen, keine prächtigen Standbilder der Victoria auf ihrem vierspännigen Wagen, keine Malereien des Zeuxis — noch nicht einmal ein Abbild des Großen Gottes, das den uralten Terrakottariesen hätte ersetzen können, den Vulca zu einer Zeit erschaffen hatte, als Rom noch ein kleiner Knabe war, der sich eben anschickte, auf die Bühne der Welt zu krabbeln.
Aber für den Augenblick wollte Caesar sich zurückhalten. Das Amt des Pontifex Maximus bekleidete man ein Leben lang, und er war noch keine siebenunddreißig Jahre alt.
Nachdem er die Konferenz mit der Ankündigung geschlossen hatte, daß er in acht Tagen im Tempel des Domus Publica sein Antrittsfest abhalten würde, machte er sich auf den kurzen Weg vom Tempel des Jupiter Optimus Maximus zum Domus Publica. An den unvermeidlichen Schwarm von Klienten, die ihn überallhin begleiteten, hatte er sich gewöhnt; er ging langsamer als üblich, tief in Gedanken versunken. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, daß er in Wahrheit dem Großen Gott gehörte und diese Wahl auf sein Geheiß gewonnen hatte. Ja, er würde Catulus vor aller Augen zu Vorschlägen zwingen und auch seinen eigenen Geist ein wenig anstrengen müssen, um das dringende Problem zu lösen, wie man den Tempel des Jupiter Optimus Maximus mit schönen Dingen und Kunstschätzen füllen konnte, zu einer Zeit, wo in den privaten Haushalten nur das Beste gut genug war, wo man sich prachtvolle Gärten anlegte, wo Künstler und Kunsthandwerker in privatem Auftrag wesentlich mehr Geld verdienen konnten, als der Staat ihnen dafür zahlte, daß sie öffentliche Gebäude ausschmückten.
Das wichtigste Gespräch hatte er sich bis zum Schluß aufgespart, weil er es für besser gehalten hatte, zunächst dem Priesterkollegium seine Autorität zu demonstrieren, bevor er den vestalischen Jungfrauen seine Aufwartung machte. Alle priesterlichen und auguralen Kollegien gehörten in seinen Verantwortungsbereich als nominelles und tatsächliches Oberhaupt der römischen Staatsreligion, aber mit dem Kollegium der vestalischen Jungfrauen verband den Pontifex Maximus eine besondere Beziehung. Er war nicht nur ihr pater familias, er wohnte auch mit ihnen unter einem Dach.
Das Domus Publica war sehr alt und von allen Bränden verschont worden. Generationen wohlhabender Pontifices Maximi hatten Geld und Arbeit hineingesteckt, obwohl sie wußten, daß alle beweglichen Gegenstände, von Tischen, die mit Gold und Elfenbein verziert waren, bis hin zu ägyptischen, mit Intarsien versehenen Liegesofas, später von den Erben nicht wieder herausgenommen werden durften.
Wie alle sehr frühen republikanischen Gebäude auf dem Forum lag auch das Domus Publica in einem merkwürdigen Winkel zur vertikalen Achse des Forums selber, denn in der Zeit seiner Entstehung waren alle sakralen und öffentlichen Gebäude auf einer Nord-Süd-Achse erbaut worden, während das Forum aufgrund einer natürlichen Neigung von Nordosten nach Südwesten ausgerichtet war. Spätere Gebäude waren dann auf dieser Linie erstellt worden, was für ein ordentlicheres, attraktiveres Gesamtbild gesorgt hatte. Als eines der größten Bauwerke des Forums war das Domus Publica ein Blickfang, wenn auch ein wenig erfreulicher. Es stand teilweise im Schatten der Regia und der Amtsräume des Pontifex Maximus; die hohe Fassade auf ihrem Fundament war aus unverputzten Tuffblöcken und hatte rechteckige Fenster; das oberste Stockwerk, das der schrullige Pontifex Maximus Ahenobarbus später hatte draufsetzen lassen, war ein Gemäuer undefinierbaren Stils mit Bogenfenstern. Eine unglückliche Kombination, die — wenigstens in der Frontalansicht von der Via Sacra her — durch den Bau eines ordentlichen und eindrucksvollen Portikus mit Giebeldreieck entscheidend verbessert werden könnte. Das dachte sich jedenfalls Caesar, und in dieser Sekunde wußte er, wie sein Beitrag zum Domus Publica aussehen würde. Es war ein geweihter Tempel, also konnte kein weltliches Gesetz ihn daran hindern.
Im Umriß war das Gebäude mehr oder weniger kastenförmig, auch wenn ein Vorsprung auf beiden Seiten es ein wenig öffnete. Hinter dem Haus bildete ein kleiner, zehn Meter hoher Felsen die letzte Stufe des Palatin. Oben auf diesem Felsen verlief die Via Nova, eine belebte Straße mit Tavernen, Läden und Mietshäusern; auf der Rückseite des Domus Publica stellte eine schmale Gasse die Verbindung zu den Untergeschossen der Häuser auf der Via Nova her. Alle diese Anwesen erhoben sich weit über die Felskante, so daß man von ihren Rückfenstern aus einen herrlichen Blick auf alles hatte, was in den Innenhöfen des Domus Publica passierte. Außerdem standen sie der Nachmittagssonne im Weg, hinderten sie daran, das Domizil des Pontifex Maximus und der Vestalinnen zu bescheinen, und sorgten auf diese Weise dafür, daß das Domus Publica, das bereits durch seine tiefe Lage benachteiligt war, ein kühler Aufenthaltsort war. Der Porticus Margaritaria, eine gigantische rechteckige Einkaufsarkade, die direkt oberhalb des Hauses verlief und an der Achse des Forums ausgerichtet war, stieß an seine Rückseite und schnitt buchstäblich einen Teil von ihm ab.
Allerdings störte sich kein Römer — nicht einmal ein logisch denkender wie Caesar — an sonderbar geformten Gebäuden, denen hier und da eine Ecke fehlte und aus denen dafür an anderer Stelle ein Erker hervorragte. Wenn man entlang einer geraden Linie bauen konnte, dann tat man das; wenn man jedoch um eine Ecke herumbauen mußte oder entlang einer Grenze, die so krumm war, daß man glauben konnte, die Priester, die sie gezogen hatten, seien einem hüpfenden Vogel gefolgt, dann tat man eben auch das. Wenn man das Domus Publica unter diesem Aspekt betrachtete, dann war es gar nicht einmal so schief und krumm. Aber es war klobig und häßlich, und außerdem kalt und feucht.
Die Eskorte seiner Klienten blieb ehrfürchtig zurück, als Caesar auf das Haupttor zuschritt, zwei gewaltige Türflügel mit Bronzereliefs, auf denen die Geschichte der Cloelia erzählt wurde. Unter normalen Umständen benutzte man dieses Tor gar nicht, denn es gab Eingänge auf beiden Seiten des Gebäudes. Aber heute war kein normaler Tag. Heute nahm der neue Pontifex Maximus sein Domizil in Besitz, und das war ein formaler Akt. Caesar schlug dreimal mit der flachen Hand gegen den rechten Türflügel, der sich unverzüglich öffnete. Die Vorsteherin der Vestalinnen ließ ihn mit einer tiefen Verbeugung ein, dann schloß sie die Tür vor der Horde seufzender, traurig dreinblickender Klienten, die sich auf eine lange Wartezeit einrichten mußten und bereits jetzt über Erfrischungen und Zeitvertreib nachzudenken begannen.
Perpennia und Fonteia waren schon vor ein paar Jahren zurückgetreten; die Vorsteherin der Vestalinnen war jetzt Licinia, eine Base ersten Grades von Murena und eine entfernte Base von Crassus.
»Aber ich möchte mich so bald wie möglich zurückziehen«, sagte sie, als sie Caesar über die geschwungene Rampe im Vestibül zu einer weiteren prächtigen Bronzetür führte. »Mein Vetter Murena kandidiert dieses Jahr als Konsul, und er hat mich gebeten, so lange Vorsteherin der Vestalinnen zu bleiben, wie es seinem Wahlkampf dienlich ist.«
Eine schlichte, angenehme Frau, diese Licinia, aber — wie Caesar wußte — bei weitem nicht stark genug, um ihr Amt angemessen versehen zu können. Als Pontifex hatte er im Lauf der Jahre immer wieder mit den erwachsenen Vestalinnen zu tun gehabt, und seit dem Tag, an dem Metellus Pius das Ferkel ihr pater familias geworden war, hatte er ihr Schicksal bedauert. Zuerst hatte Metellus Pius zehn Jahre in Spanien gegen Sertorius gekämpft, dann war er zurückgekehrt, frühzeitig gealtert und keineswegs in der Laune, sich um sechs weibliche Geschöpfe zu kümmern, die er eigentlich überwachen und anleiten sollte. Seine trübsinnige, farblose Frau war ihm auch keine große Hilfe dabei gewesen. Und so kam es, wie es kommen mußte — ohne eine feste Hand im Hintergrund war keine der drei Frauen, die nacheinander Vorsteherinnen wurden, in der Lage geewsen, mit ihrer Aufgabe fertig zu werden. Mit dem Kollegium der vestalischen Jungfrauen war es immer weiter bergab gegangen. Sicher, das heilige Feuer wurde sorgsam gehütet, und die verschiedenen Feierlichkeiten wurden organisiert, wie es sich gehörte. Aber der Skandal um die Anschuldigungen des Publius Clodius lag noch immer wie ein dunkler Schatten über den sechs Frauen, die das Glück der Stadt Rom verkörperten, und keine von denen, die zu jener Zeit bereits dem Kollegium angehörten, war ohne ein paar schlimme Narben aus dieser Affäre hervorgegangen.
Licinia schlug mit der flachen rechten Hand dreimal gegen den rechten Türflügel, und Fabia ließ sie mit einer tiefen Verbeugung in den Fempel ein. Hinter diesen geheiligten Portalen hatten die Vestalinnen sich versammelt, um ihren neuen pater familias zu begrüßen; es war der einzige Raum des Domus Publica, in dem der Pontifex Maximus und die Vestalinnen sich begegnen durften.
Und was tat der neue pater familias? Er schenkte ihnen ein fröhliches, ganz und gar nicht priesterliches Lächeln und ging forschen Schrittes auf eine dritte Doppeltür zu, die sich am hinteren Ende des düsteren Saales befand.
»Wir gehen an die frische Luft, Mädchen«, rief er ihnen über die Schulter zu.
Im kühlen Areal des Innenhofs fand er eine geschützte Ecke, wo unter dem Säulengang drei schwere Holzbänke nebeneinander aufgereiht standen. Scheinbar mühelos hob er eine von ihnen hoch und stellte sie gegenüber den beiden anderen auf. Dann nahm er darauf Platz in seiner farbenprächtigen, hell- und dunkelrot gestreiften Toga, unter der er inzwischen die hell- und dunkelrot gestreifte Tunika des Pontifex Maximus trug. Mit einer lässigen Handbewegung lud er die sechs Frauen ein, sich ebenfalls zu setzen. Es herrschte ein ängstliches Schweigen, während Caesar seine neuen Schutzbefohlenen in Augenschein nahm.
Fabia — das Objekt der amourösen Bemühungen von Catilina und Publius Clodius — galt als die hübscheste Vestalin seit Generationen. Als Zweitälteste würde sie Licinia demnächst als Vorsteherin nachfolgen, womit der Posten der Vestalis Maxima alles andere als ideal besetzt war; wäre das Kollegium zur Zeit ihres Eintritts von Bewerberinnen überschwemmt worden, hätte man sie gar nicht erst zugelassen. Aber dem damaligen Pontifex Maximus Scaevola war gar nichts anderes übriggeblieben, als seinen Wunsch nach einem schlichten Mädchen zu unterdrücken und diesen bildschönen Sprößling der uralten römischen Sippe der Fabier aufzunehmen. Seltsam. Sie und Ciceros Frau Terentia hatten dieselbe Mutter, aber Terentia besaß nichts von Fabias Schönheit und Liebenswürdigkeit, dafür war sie die weitaus Intelligentere von den beiden. Fabia war achtundzwanzig, sie würde dem Kollegium also noch für acht bis zehn Jahre angehören.
Zwei der Vestalinnen — Popillia und Arruntia — hatten das gleiche Alter. Auch sie waren von Clodius damals der Unzucht mit Catilina beschuldigt worden. Doch war die Sachlage hier weit eindeutiger gewesen als bei Fabia. Sie hatten die Geschworenen sehr schnell von ihrer völligen Unschuld überzeugen können, obwohl sie damals erst siebzehn waren. Ein Problem gab es:
Innerhalb eines Zeitraums von zwei Jahren würden drei der sechs Frauen aus dem Kollegium ausscheiden. Der Pontifex Maximus würde also drei Novizinnen finden müssen, die einmal ihren Platz einnehmen könnten. Aber bis dahin waren noch zehn Jahre Zeit. Popillia war eine nahe Cousine Caesars, während Arruntia so gut wie gar nicht blutsverwandt mit ihm war. Keine der drei hatte sich vom Makel des Vorwurfs der Unkeuschheit jemals so richtig erholt, deshalb klammerten sie sich eng aneinander und führten ein sehr abgeschiedenes Leben.
Die beiden Nachfolgerinnen für Perpennia und Fonteia waren noch Kinder, auch sie mit ihren elf Jahren fast gleich alt. Die eine war Junia, die Schwester von Decimus Brutus, Tochter der Sempronia Tuditani. Warum man sie mit nur sechs Jahren ins Kollegium gegeben hatte, war kein Geheimnis: Zum einen hatte Sempronia Tuditani keine potentielle Rivalin neben sich dulden wollen, zum anderen hatte Decimus Brutus sich als katastrophal kostspielig erwiesen. Die meisten Novizinnen wurden von ihren Familien ausreichend versorgt, aber Junia kam ohne eine Mitgift. Kein unüberwindliches Problem, war der Staat doch durchaus bereit, die Versorgung zu übernehmen, wenn die Familie es nicht vermochte. Sie würde eine attraktive junge Frau werden, wenn sie die Unsicherheiten der Pubertät überwunden hatte — falls ihr das in dieser engen Umgebung und ohne mütterlichen Beistand überhaupt gelang.
Das andere Kind war eine Patrizierin aus alter, wenn auch etwas verarmter Familie, eine Quinctilia von außergewöhnlicher Körperfülle. Auch sie hatte keine Mitgift bekommen. Ein Hinweis auf den momentanen Ruf des Kollegiums, dachte Caesar verbittert. Niemand würde seine Tochter zu den Vestalinnen geben, wenn er sie mit genügend Mitgift ausstatten konnte, um einen Mann für sie zu finden. Ein Mißstand, der den Staat teuer zu stehen kam. Natürlich waren dem Kollegium eine Pompeia, eine Lucceia, sogar eine Afrania, eine Lollia und eine Petreia angeboten worden; Pompeius der Große hatte verzweifelt versucht, sich und seine picentischen Anhänger in den angesehensten Institutionen Roms zu etablieren. Aber mochte das Ferkel auch noch so alt und krank gewesen sein — aus diesem Stall hatte es niemanden haben wollen! Da sollte der Staat doch lieber die Abkömmlinge angesehener Familien mit eigenen Mitteln finanzieren oder wenigstens Mädchen wie Fonteia, deren Vater die Krone aus Gras verliehen worden war.
Die erwachsenen Vestalinnen kannten Caesar ungefähr so gut, wie er sie kannte, eine Bekanntschaft, die sich durch seine Teilnahme an offiziellen Banketten und Veranstaltungen innerhalb der Priesterkollegien ergeben hatte und daher eher oberflächlich war. Es gab in Rom durchaus Festlichkeiten, die zu Trinkgelagen und allzu intimen Vertraulichkeiten zwischen den Teilnehmern ausarten konnten — aber die religiösen gehörten nicht dazu. Was mochte hinter den sechs Gesichtern vorgehen, die Caesar jetzt zugewandt waren? Er würde Zeit brauchen, um es herauszufinden. Aber sein unbekümmertes, heiteres Auftreten hatte sie wenigstens ein bißchen aus der Reserve gelockt, und genau das hatte auch in seiner Absicht gelegen; er wollte nicht, daß sie ihn ausschlossen oder irgendwelche Dinge vor ihm verbargen. Keine dieser Vestalinnen war bereits auf der Welt gewesen, als Rom in der Person des berühmten Ahenobarbus zum letztenmal einen so jungen Pontifex Maximus gehabt hatte. Deshalb war es ihm wichtig, ihnen das Gefühl zu geben, daß das neue Oberhaupt ihnen ein pater familias war, an den sie sich ohne jeden Vorbehalt wenden konnten. Er durfte sich zu keinem begehrlichen Blick, keiner zu vertraulichen Berührung, keiner Anspielung hinreißen lassen. Andererseits durfte er nicht kühl, unnahbar, förmlich und uneinfühlsam erscheinen.
Licinia hüstelte nervös, bevor sie es wagte, das Wort an ihn zu richten: »Wann wirst du hier einziehen, domine?«
In der Tat war er ihr Herr, und er hatte bereits beschlossen, sich auch als solcher von ihnen anreden zu lassen. Sie mochten seine Mädchen sein, aber es mußte ausgeschlossen werden, daß sie ihren Mann in ihm sahen.
»Vielleicht übermorgen«, sagte er lächelnd, streckte die Beine von sich und seufzte.
»Du willst sicher, daß dir jemand das Haus zeigt.«
»Ja. Und morgen, wenn ich meine Mutter mitbringe, noch einmal.«
Sie hatten nicht vergessen, daß er eine hochangesehene Mutter hatte, und wußten auch über seine sonstigen Familienverhältnisse Bescheid — über die Verlobung seiner Tochter mit Caepio Brutus und über die zweifelhafte Gesellschaft, in der seine geistig wenig anspruchsvolle Frau verkehrte. Seine Antwort hatte ihnen klargemacht, wie die Hierarchie aussah: Zuerst kam die Mutter. Was für eine Erleichterung!
»Und deine Frau?« fragte Fabia, die Pompeia persönlich für eine sehr schöne und verführerische Frau hielt.
»Meine Frau ist nicht so wichtig«, erwiderte Caesar kühl. »Ich bezweifle, daß sie sich hier blicken lassen wird. Ihr gesellschaftliches Leben nimmt sie sehr in Anspruch. Aber meine Mutter interessiert sich für alles.« Diese letzte Bemerkung hatte er wieder mit seinem unwiderstehlichen Lächeln begleitet, und er fügte hinzu: »Mater ist eine wunderbare Frau. Ihr müßt keine Angst vor ihr haben. Fürchtet euch nicht, mit ihr zu reden. Auch wenn ich euer pater familias bin, es gibt sicher Dinge in eurem Leben, die ihr lieber mit einer Frau besprechen wollt. Bis heute hättet ihr dazu entweder dieses Haus verlassen oder die Dinge unter euch besprechen müssen. Mater verfügt über einen großen Schatz an Erfahrung und sehr viel gesunden Menschenverstand. Bedient euch des einen wie des anderen. Sie erzählt eure Geheimnisse nicht weiter, nicht einmal mir.«
»Wir freuen uns auf ihre Ankunft«, erwiderte Licinia förmlich.
»Und was euch betrifft«, wandte Caesar sich an die beiden Kinder, »meine Tochter ist nicht viel älter als ihr, und auch sie ist ein wunderbarer Mensch. Ihr werdet in ihr eine Freundin finden.«
Er entlockte ihnen damit ein schüchternes Lächeln, aber keinerlei Versuch, sich am Gespräch zu beteiligen. Er und seine Familie — das erkannte er mit einem heimlichen Stoßseufzer — würden viel Geduld aufbringen müssen, um diese unglückseligen Opfer des mos maiorum an sich und die neue Ordnung im Hause zu gewöhnen.
Ein paar Augenblick lang harrte er noch ganz entspannt dasitzend aus, dann erhob er sich: »Also gut, Mädchen, das soll für den ersten Tag reichen. Licinia, wenn du mir bitte jetzt das Domus Publica zeigen würdest.«
Er ging in die Mitte des von der Sonne verschmähten Peristyliums und sah sich um.
»Dies ist der öffentliche Innenhof«, sagte Licinia. »Du kennst ihn ja von den Veranstaltungen, an denen du hier teilgenommen hast.«
»Aber bei keiner von ihnen hatte ich Muße, um ihn mir genau anzusehen«, erwiderte Caesar. »Wenn einem etwas gehört, betrachtet man es mit ganz anderen Augen.«
Nirgends war die Höhe des Domus Publica augenfälliger als von der Mitte des größten Innenhofs aus. Auf allen vier Seiten war er von einer Mauer umgeben, die bis zu den Spitzen der Dächer reichte. Eine überdachte Kolonnade aus tiefroten dorischen Säulen lief ganz um den gesamten Hof herum; die mit Läden verschlossenen Bogenfenster des obersten Stockwerks ragten über ihre wundervoll bemalten Rückwände hinaus, auf deren rotem Untergrund sich Darstellungen von einigen der berühmtesten Vestalinnen und ihren Taten fanden. Besondere Sorgfalt hatte man auf die Gesichter verwendet, denn gerade die Vorsteherinnen hatten seit jeher sehr strenge Maßstäbe an ihre eigenen imagines gelegt — wächserne, besonders lebensecht kolorierte Masken, die von naturgetreuen Perücken gekrönt waren.
»Die Marmorstatuen sind alle von Leucippus und die bronzenen von Strongylion«, erklärte Licinia. »Es sind Geschenke eines meiner Vorfahren, Crassus Pontifex Maximus.«
»Und der Teich? Er ist hübsch.«
»Gespendet von Scaevola Pontifex Maximus, domine.«
Offensichtlich kümmerte sich schon jemand um den Garten, aber Caesar wußte bereits, wie der neue Gärtner heißen würde: Gaius Matius. Er drehte sich um und betrachtete die Rückseite. Hunderte von Fenstern schienen von der Via Sacra auf sie herunterzublicken, und in den meisten von ihnen waren Gesichter zu sehen; jeder wußte, daß heute der neue Pontifex Maximus ins Amt eingeführt worden war und daß er anschließend seinem Domizil und seinen Schutzbefohlenen, den Vestalinnen, einen Besuch abstatten würde.
»Ihr seid hier keinen Moment unbeobachtet«, sagte er.
»Nein, domine, nicht im größten Innenhof. Unseren eigenen Innenhof hat Ahenobarbus Pontifex Maximus hinzugefügt, und er hat so hohe Mauern errichten lassen, daß uns dort niemand sehen kann.« Sie seufzte und fügte hinzu: »Die Sonne leider auch nicht.«
Sie gingen weiter in den einzigen öffentlichen Raum, die cella zwischen den beiden Seiten des Gebäudes, die den Tempel bildeten. Es standen zwar keine Statuen darin, aber die Wände waren bemalt und großzügig vergoldet; leider fiel so wenig Licht in den Raum, daß man die Malereien nicht gebührend würdigen konnte. Auf jeder Seite stand eine lange Reihe von Miniaturtempeln, jenen Schreinen, in denen seit den Anfangstagen des Ordens, der Zeit der ersten römischen Könige, die imagines der Vestalis Maxima eine Heimstatt hatten. Es hatte keinen Zweck, einen von ihnen zu öffnen, um einen Blick auf die Farbe von Claudias Haar oder ihre Frisur zu werfen — dazu war es viel zu dunkel.
»Wir müssen sehen, was sich da machen läßt«, sagte Caesar und ging zurück in die Vorhalle, den Raum, den er als ersten betreten hatte.
Hier zeigte sich das Alter des Gebäudes am deutlichsten; die Vorhalle war so alt, daß Licinia ihm nicht erklären konnte, warum sie so aussah, wie sie aussah, oder was man mit den einzelnen Bauelementen bezweckt hatte. Zehn Fuß hinter der äußeren Tür stieg der Boden an und führte in drei getrennten Rampen, die mit einem wahrhaft meisterlichen Mosaik aus Glas oder Fayence ausgelegt waren, zum Eingang des Tempels. Getrennt waren die Rampen durch zwei amygdala, mandelkernförmige Brunnen, die mit von der Zeit geschwärzten Tuffblöcken gepflastert waren und in deren Mitte je ein Sockel aus poliertem schwarzen Stein stand; die Sockel dienten als Podeste für die beiden Hälften eines ausgehöhlten, kugelförmigen Felsblocks, die mit granatfarbenen, wie Blutstropfen glitzernden Kristallen ausgelegt waren. Auf jeder Seite der äußeren Tür stand ebenfalls je ein mit Tuffsteinen gepflasterter Brunnen mit geschwungenen Innenkanten. Die Wände und die Decke waren wesentlich jüngeren Datums, eine Pracht aus Gipsblumen und Flechtwerk, in Grüntönen getüncht und teilweise sogar vergoldet.
»Der geweihte Wagen, auf dem wir unsere Toten befördern, läßt sich leichter über die Rampe rollen — die Vestalinnen benutzen die eine, der Pontifex Maximus die andere, aber wir wissen nicht, wem die mittlere Rampe diente und zu welchem Zweck. Vielleicht war sie für den Totenwagen des Königs bestimmt, ich weiß es nicht. Es ist ein Geheimnis«, sagte Licinia.
»Irgendwo muß es einen Schlüssel dafür geben«, meinte Caesar. Er sah die Vestalis Maxima fragend an. »Wohin jetzt?«
»Das kommt darauf an, welche Seite du zuerst sehen willst, domine.«
»Nehmen wir deine Seite.«
In der Gebäudehälfte des Domus Publica, in der die Vestalinnen untergebracht waren, gab es auch einen Arbeitsraum, einen wie ein L geformten Raum von etwa fünfzehn Meter Länge. Was in einem gewöhnlichen Haus das Atrium oder der Empfangsraum gewesen wäre, diente den Vestalinnen — den offiziellen Hüterinnen aller römischen Testamente — als Arbeitsplatz. Der Raum war zu diesem Zweck sehr geschickt umgebaut worden: Regale bis unter die hohe Decke, in denen Buchbehälter oder ungeschützte Papierrollen aufbewahrt wurden, Schreibtische mit Stühlen, Leitern und Hocker, eine Reihe von Ständern, von denen große Pergamentbögen hingen, zusammengesetzt aus kleineren Rechtecken, die man sorgfältig miteinander vernäht hatte.
»Hier nehmen wir die Testamente in Verwahrung«, sagte die Vorsteherin der Vestalinnen und deutete auf den Teil des Raumes, in dem sich die Tür befand, durch die diejenigen den Raum betraten, die ihren letzten Willen im Atrium Vestae zu hinterlegen wünschten. »Wie du sehen kannst, ist er durch eine Wand vom größeren Teil des Raumes abgetrennt. Möchtest du einen Blick hineinwerfen, domine?«
»Danke, ich kenne den Ort«, sagte Caesar, der schon so manches Testament vollstreckt hatte.
»Heute, am Feiertag, sind die Türen natürlich verschlossen, und niemand tut hier Dienst. Aber morgen arbeiten wir wieder.«
»Und in diesem Teil des Raumes werden die Testamente aufbewahrt?«
»O nein!« stieß Licinia entsetzt hervor. »Das ist nur unser Archiv.«
»Archiv?«
»Ja, zu jedem Testament, das bei uns hinterlegt wird, legen wir ein Karteiblatt an — Name, Tribus, Adresse, Alter, Datum der Hinterlegung und so weiter. Wenn das Testament vollstreckt wird, verläßt es diese Räume. Aber nicht das Karteiblatt. Das wird für immer hier aufbewahrt.«
»Deshalb alle diese Schachteln und Fächer. Sie sind mit lauter Karteiblättern vollgestopft?«
»Ja.«
»Und diese hier?« fragte er und ging zu einem der Ständer hinüber, um die Pergamentblätter zu zählen, die von ihm herunterhingen.
»Das sind unsere Übersichtspläne, die Handbücher, nach denen wir alles finden, von den Namen und den dazugehörigen Tribus bis hin zu Listen von municipia, Städten in der ganzen Welt, und den Plänen unseres Lagersystems. Einige von ihnen enthalten das Gesamtverzeichnis der römischen Bürger.«
An dem Ständer hingen sechs Pergamentbögen, jeder von ihnen einen halben Meter breit, anderthalb Meter lang und auf beiden Seiten mit einer klaren, feinen, schwarz abgehobenen Schrift bedeckt, die jedem geübten griechischen Schreiber alle Ehre gemacht hätte. Caesar ließ den Blick durch den Raum schweifen und zählte insgesamt dreißig Ständer. »Da ist ja noch mehr aufgelistet, als du mir erzählt hast.«
»Ja, domine. Wir archivieren alles, was wir bekommen, weil es uns interessiert. Die erste Aemilia, die Vestalin wurde, war klug und wußte, daß die alltäglichen Aufgaben, das Hüten des heiligen Feuers und das Heranschaffen des Wassers aus dem Brunnen — damals noch aus dem Brunnen von Egeria, ein viel weiterer Weg als nach Juturna — bei weitem nicht ausreichten, um unseren Geist zu beschäftigen und unsere Gedanken und Gelöbnisse rein zu halten. Als Töchter des Königs waren wir Vestalinnen die Hüterinnen der Testamente, aber unter Aemilia begannen wir zusätzlich damit, Archive anzulegen.«
»Demnach ist das hier ein wahrer Schatz an Informationen.«
»Ja, domine.«
»Wie viele Testamente habt ihr in eurer Obhut?«
»Etwa eine Million.«
»Alle hier aufgelistet«, sagte er und schloß in seine Handbewegung sämtliche vier hohen, mit Regalen versehenen Wände ein.
»Ja und nein. Die gegenwärtigen Testamente beschränken sich auf die Wandfächer; wir finden es einfacher, auf einer nackten Rolle nachzusehen, als sie jedesmal aus einer Buchschachtel holen zu müssen. Wir halten das alles staubfrei. Die Schachteln enthalten die Karteiblätter der Testamente, die nicht mehr in unserer Obhut sind.«
»Wie weit reichen eure Karteien zurück, Licinia?«
»Bis zu den beiden jüngsten Töchtern des Königs Ancus Marcius, allerdings nicht in der Abteilung, die Aemilia eingerichtet hat.«
»Ich beginne zu verstehen, warum Ahenobarbus euch eine Wasserleitung legen ließ und das Wasserholen aus dem Brunnen von Juturna auf einen rituellen Eimer täglich reduzierte. Ihr habt Wichtigeres zu tun, auch wenn Ahenobarbus damals einen großen Skandal ausgelöst hat.«
»Wir werden Ahenobarbus Pontifex Maximus ewig dankbar dafür sein«, sagte Licinia und ging voraus zu einer Treppe. »Mit dem zweiten Stockwerk hat er uns das Leben nicht nur leichter und gesünder gemacht, er hat uns auch den Raum gegeben, um die Testamente selber zu lagern. Sie waren im Keller aufbewahrt, wir hatten keinen anderen Platz. Aber auch so ist die Lagerung wieder ein Problem. Früher waren die Testamente auf die römischen Bürger beschränkt, hauptsächlich auf Römer, die hier in Rom wohnten. Heutzutage nehmen wir beinahe alle Testamente von Bürgern und Nichtbürgern aus aller Welt an.« Sie hustete und mußte niesen, als sie den oberen Treppenabsatz erreicht hatte und eine Tür zu einer großen Höhle öffnete, die nur von einer Seite — einer Reihe von Fenstern, die auf den Vesta-Tempel blickten — Licht bekam.
Caesar verstand ihre plöfzliche Atemnot; der Raum sonderte ein Miasma aus Papierpartikeln und knochentrockenem Staub ab.
»Hier lagern die Testamente der römischen Bürger, ungefähr eine dreiviertel Million«, sagte Licinia. »Dort drüben Rom, hier Italien. Da die verschiedenen Provinzen. Und hier hinten andere Länder. Und dort die neue Abteilung für das italische Gallien. Sie wurde nach dem Italischen Krieg nötig, als alle Gemeinwesen südlich des Padus eingebürgert wurden. Wir mußten auch unsere italische Abteilung erweitern.«
Alles war in Regalen untergebracht — lange Reihen gestapelter Holzkästen, jedes Testament genau beschriftet, bis zu fünfzig in einem Kasten. Caesar zog aus einem Kasten der Abteilung für das italische Gallien eines heraus, dann noch zwei weitere. Sie unterschieden sich in der Dicke und in der Art des Papiers, jedes von ihnen war mit Wachs und persönlichen Insignien versiegelt. Das eine dick und schwer — ein umfangreiches Vermögen! Ein anderes schmal und bescheiden — da hatte jemand vielleicht nur eine kleine Hütte und ein Schwein hinterlassen.
»Und wo sind die Testamente der Nichtbürger gelagert?« fragte er, als Licinia vor ihm die Treppe hinunterstieg.
»Im Keller, domine, zusammen mit dem Archiv aller Armeetestamente und Todesfälle im Militärdienst. Natürlich lagern hier nicht die Testamente der Soldaten — sie bleiben in der Obhut der Legion. Sie werden vernichtet, wenn der Soldat aus dem Dienst ausscheidet. Er fertigt dann ein neues an und gibt es uns zur Verwahrung.« Sie seufzte sorgenvoll. »Da unten ist noch freier Platz, aber ich fürchte, über kurz oder lang werden wir einen Teil der Testamente von den Bürgern aus der Provinz in den Keller bringen müssen; außerdem lagert da unten noch eine Menge sakrales Gerät, das wir für die Zeremonien brauchen. Was machen wir, wenn der ganze Keller so voll ist wie zu Ahenobarbus’ Zeit?« fragte sie mit klagender Stimme.
»Das wird nicht mehr deine Sorge sein, Licinia«, sagte Caesar, »aber zweifellos meine. Was für ein außerordentlicher Gedanke, daß die Tüchtigkeit römischer Frauen und der weibliche Sinn für Ordnung und Genauigkeit hier ein Depot geschaffen haben, wie es auf der ganzen Welt nicht seinesgleichen findet! Wer möchte nicht gern, daß sein Testament vor neugierigen Blicken und betrügerischen Federstrichen sicher ist? Nirgends ist so gut dafür gesorgt wie im Atrium Vestae.«
Die Tragweite dieser Feststellung entging ihr, weil sie zu sehr vom Schrecken über ein Versäumnis in Anspruch genommen wurde. »Domine, ich habe ganz vergessen, dir die Abteilung für die Testamente der Frauen zu zeigen«, rief sie.
»Ja, auch Frauen machen Testamente«, sagte er und blieb dabei ernst. »Tröstlich zu wissen, daß ihr die Geschlechter trennt, sogar im Tod.« Während die Bemerkung irgendwo über ihren Kopf hinwegschwebte, dachte er bereits an etwas anderes. »Es erstaunt mich, daß so viele Menschen ihre Testamente hier in Rom lagern, selbst wenn sie ganz woanders, nicht selten viele Reisemonate weit entfernt leben. Man sollte denken, daß alle beweglichen Dinge und das Münzgeld längst verschwunden sind, bis so ein Testament vollstreckt werden kann.«
»Das weiß ich nicht, domine, denn von solchen Dingen erfahren wir nichts. Aber wenn die Menschen es tun, dann müssen sie sich eigentlich sicher genug fühlen. Ich könnte mir vorstellen«, lautete ihr einfacher Schluß, »daß sich ein jeder vor Rom und Roms Vergeltung fürchtet. Denk doch nur an das Testament von König Ptolemaios Alexander! Der jetzige König von Ägypten hat Angst vor Rom, weil er genau weiß, daß Ägypten nach diesem Testamanet längst ein Teil Roms ist.«
»Das ist wahr«, sagte Caesar feierlich.
Aus dem Arbeitsraum (wo trotz des Feiertags sogar die beiden kindlichen Vestalinnen inzwischen mit einer Arbeit beschäftigt waren) wurde er in die Wohnquartiere geführt. Caesar fand, daß sie eine hinreichende Entschädigung für die klösterliche Existenz waren. Der Speisesaal war jedoch sehr rustikal — einfache Stühle standen um einen Holztisch herum.
»Essen hier denn keine Männer?« fragte er.
Licinia erschrak. »Doch nicht in unserem Wohnbereich, domine! Du bist der einzige Mann, der hier Zutritt hat.«
»Und was ist mit Ärzten und Tischlern?«
»Es gibt gute weibliche Ärzte und auch Handwerkerinnen aller Art. Rom hegt keine Vorurteile gegen arbeitende Frauen.«
»Das habe ich nicht gewußt, und dabei bin ich seit über zehn Jahren Pontifex«, bemerkte Caesar kopfschüttelnd.
»Na ja, während unseres Prozesses warst du nicht in Rom«, sagte Licinia, und dabei zitterte ihr die Stimme. »Damals sind unser privater Zeitvertreib und unsere Lebensumstände öffentlich breitgewalzt worden. Aber gewöhnlich kümmert sich von den Priestern nur der Pontifex Maximus darum, wie wir hier leben — abgesehen von unseren Verwandten und Freunden natürlich.«
»Stimmt. Die letzte Julierin im Kollegium war Julia Strabo, und sie ist sehr früh gestorben. Sterben viele von euch vor ihrer Zeit, Licinia?«
»Heute nur noch sehr wenige, aber ich glaube, vor Einführung der Wasserleitung und der Kanalisation war es an der Tagesordnung. Möchtest du die Waschräume und die Latrinen sehen? Ahenobarbus glaubte an Hygiene für jedermann. Sogar seine Diener hatten Bäder und Latrinen.«
»Ein bemerkenswerter Mann«, sagte Caesar. »Und wie haben sie ihn geschmäht, als er das Gesetz änderte und sich gleich selber zum Pontifex Maximus wählen ließ! Ich kann mich erinnern, daß eine wahre Epidemie an Latrinenwitzen ausbrach, als Ahenobarbus mit dem Domus Publica fertig war.«
Caesar wollte nicht, aber Licinia bestand darauf, daß er sich auch die Schlafgemächer der Vestalinnen ansah.
»Metellus Pius Pontifex Maximus hat es sich so ausgedacht, als er aus Spanien zurückgekehrt war. Siehst du?« fragte sie und führte ihn durch eine Reihe von mit Tüchern verhängten Torbögen, die von ihrem Schlafgemach ausging. »Der einzige Weg nach draußen führt durch mein Zimmer. Früher hatte jede von uns eine eigene Tür zum Korridor, aber Metellus Pius hat sie zumauern lassen. Er wollte uns vor allen Versuchungen bewahren.«
Caesar sagte nichts dazu; sie gingen den Weg, den sie gekommen waren, zurück zum Arbeitsraum der Vestalinnen. Er kam wieder auf das Thema zu sprechen, das ihn wirklich interessierte.
»Deine Zahlen haben mich erschreckt«, sagte er, »aber das ist Unsinn. Ich habe fast mein ganzes Leben in der Subura verbracht, und wie viele Male habe ich mit eigenen Augen gesehen, wie so ein armer Mann zusammen mit seinem einzigen Sklaven zum Atrium Vestae aufgebrochen ist, um sein Testament zu hinterlegen! Er hat oft nichts vererbt als eine Brosche, ein paar Stühle, einen Tisch und seinen Sklaven. Angetan mit seiner Bürgertoga, trägt er die Getreidekarte in der Hand, als Beweis dafür, daß er ein Römer ist, und hat einen Stolz wie Tarquinius Superbus. Er hat keine Stimme in den Zenturien, und sein urbaner Tribus macht seine Stimme in den Komitien wertlos, aber er darf in einer unserer Legionen dienen und sein Testament hinterlegen.«
»Du hast vergessen zu erwähnen, domine, wie oft so ein Mann mit dir als seinem Patron hier erschienen ist«, fügte Licinia hinzu. »Unserer Aufmerksamkeit entgeht es nicht, welche Herren die Zeit finden, dies persönlich zu tun, und welche einfach nur einen Freigelassenen mitschicken.«
»Und wer kommt persönlich?« erkundigte sich Caesar neugierig.
»Du und Marcus Crassus. Und auch Cato und die Domitii Ahenobarbi. Sonst allerdings kaum jemand.«
»Die Namen überraschen mich nicht.«
Es war Zeit, das Thema zu wechseln, denn die weißgekleideten Gestalten, die dort unten beschäftigt waren, konnten seine laute Stimme gut verstehen. »Ihr arbeitet sehr hart«, sagte er. »Ich habe viele Testamente hinterlegt und für viele davon beglaubigte Abschriften beantragt, aber ich habe noch nie darüber nachgedacht, was es eigentlich für eine ungeheure Aufgabe ist, für die römischen Testamente Sorge zu tragen. Ihr verdient dafür höchstes Lob.«
Und so führte ihn eine höchst zufriedene und glückliche Vestalis Maxima zurück in den Vorraum und überreichte ihm die Schlüssel für sein Domizil.
Wie herrlich!
Das L-förmige Empfangszimmer war ein Spiegelbild des Arbeitsraums der Vestalinnen — die längste Wand war etwa fünfzehn Meter lang. Es war sehr luxuriös ausgestattet, angefangen von prächtigen Wandmalereien, vergoldetem Mobiliar und unzähligen herumstehenden Kunstgegenständen bis hin zu dem Mosaikfußboden, den herrlichen Decken mit Gipsrosen und goldenem Wabenmuster, den Pilastern aus buntem Marmor entlang der Wände und einem bunten Marmorsockel für die einzige freistehende Säule.
Ein Arbeits- und ein Schlafzimmer für den Pontifex Maximus, eine kleinere Suite für seine Frau. Ein Eßzimmer mit — sechs Liegesofas! Das Peristylium auf der einen Seite grenzte an den Porticus Margaritaria und bot einen Ausblick auf die Mietshäuser der Via Nova. In der Küche konnte man dreißig Speisende beköstigen; obwohl sie sich mitten im Gebäude befand, fehlte eine der Außenmauern, und die gefährlichen Kochstellen waren im Freien untergebracht. Die Zisterne war groß genug, um als Waschstelle für die Wäsche und, im Falle eines Brandes, als Wasserreservoir zu dienen.
»Ahenobarbus Pontifex Maximus hat die Cloaca Maxima angezapft. Damit hat er sich auch bei den Anwohnern der Via Nova sehr beliebt gemacht«, sagte Licinia und lächelte, wie sie es immer tat, wenn sie von ihrem großen Idol sprach. »Weil er den Abfluß an der kleinen Gasse hinter unserem Haus entlanglegen ließ, konnte er auch von den Mietshäusern und sogar vom Porticus Margaritaria mitbenutzt werden.«
»Und das Wasser?« fragte Caesar.
»Auf dieser Seite des Forum Romanum gibt es sehr viele Quellen, domine. Eine davon speist unsere Zisterne, eine andere die Zisterne im Hof.«
Sowohl im ersten Stock als auch im Erdgeschoß gab es Räume für das Personal und sogar eine ganze Wohnung, in der Burgundus, Cardixa und ihre unverheirateten Söhne wohnen konnten. Und wie begeistert würde Eutychus von seinem eigenen kleinen Nest sein!
Es war jedoch der vordere Teil des ersten Stockwerks, der Caesars Dankbarkeit für eine Mitgift wie das Domus Publica die Krone aufsetzte. Die Vordertreppe führte zwischen dem Empfangszimmer und seinem Arbeitszimmer nach oben und unterteilte das Areal geschickt in zwei Bereiche. Die Zimmer vor der Treppe würde er Pompeia zur Verfügung stellen. Auf diese Weise würde er von einem Markttag bis zum nächsten nichts von ihr hören noch sehen! Julia konnte die geräumige Wohnung hinter der Vordertreppe beziehen, denn die beiden Gästewohnungen konnten über die Hintertreppe erreicht werden.
Und wer sollte die Wohnung im Erdgeschoß beziehen, die für die Frau des Pontifex Maximus vorgesehen war? Seine Mutter natürlich. Wer sonst?